Serienlexika

Neulich zeigte jemand auf zwei Schwergewichter auf meinem Schreibtisch und wunderte sich wieso ich als „Internet-Spezi“ (nicht meine Worte ;-)) doch tatsächlich noch Lexika (man stelle sich das folgende mit einem spöttischen Unterton vor) „für Serien!?“ nutze. Die Rede ist von dem deutschen „Fernsehlexikon“ aus dem Hause Goldmann und dem nicht nur vom Titel her üppigen amerikanischen „Complete Directory to Prime Time Network and Cable TV Shows 1946-Present“ von Ballantine Books. Beide habe ich hier im Blog allem Anschein nach auch noch nie erwähnt — da ist es dringend an der Zeit, um das nachzuholen.

Es mag etwas ungewöhnlich erscheinen, dass man im Zeitalter von IMDb, Wikipedia und „Long Tail“-Fansites immer noch zu gedruckten Nachschlagewerken greift, aber zumindest diese beiden Werke habe ich auch heutzutage noch öfters in der Hand. Denn auch wenn es im Web mittlerweile auch zu sehr obskuren Serien fast immer irgendwo Informationen findet, so sind diese Lexika für mich immer noch eine wichtige Quelle, wenn ich mal wieder darüber grübele, wer den Themesong zu Show XY sang oder wie Serie YZ eigentlich endete.

serienlexika.jpgOb sie zur Grundausstattung eines jeden Serienjunkies gehören sollten, sei dahingestellt — man muss sich wohl schon sehr für die Materie interessieren und öfters Recherche-Bedarf haben oder gerne in der TV-Geschichte stöbern, um sich solche Brummer ins Regal zu stellen.

Zum Inhalt beider Nachschlagewerke muss man wohl nicht viel sagen. Eine gigantische Liste von TV-Produktionen, alphabetisch geordnet, duh squared. Jede Show erhält dabei eine kurze Beschreibung, vor allem im Fall des deutschen Fernsehlexikons dabei mit einem oftmals amüsanten Unterton, der die Lektüre deutlich aufheitert, ohne aber Zweifel an der Seriosität der inhaltlichen Angaben aufkommen zu lassen. Populäre Serien erhalten dabei in beiden Lexika erwartungsgemäß längere Eintrage (über mehrere Spalten) während kurze Serienflops verständlicherweise meist nur mit wenigen Sätzen abgehandelt werden. Dabei werden nicht nur reine Drama- und Comedy-Serien gelistet, sondern in beiden Werken so ziemlich alles, was jemals über die Äther ging: Von Quizsendungen über Nachrichtenjournale bis zu Clipshows.

Beide Publikationen sind echte Schwergewichte. Mit über 1500 bzw. 1800 Seiten sind das „Fernsehlexikon“ und das „Complete Directory“ recht anspruchsvoll was die Tragkraft des Postboten und die Standhaftigkeit des Buchregals angeht. Eingesetzt als Schlagwaffe dürften sie auch zur Abwehr von Einbrechern oder zur Steigerung des Denkvermögens nützliche Zwecke leisten.

Das „Fernsehlexikon“, das von Stefan Niggemeier und Michael Reufsteck herausgegeben wurde, kann laut eigenen Angaben mit Beschreibungen zu 7000 (natürlich nicht nur deutschen) Serien aufwarten, dazu gibt es auch noch viele Photos von diversen TV-Produktionen und ist dazu auch im Hardcover eingebunden, wirkt also insgesamt hochwertiger. Das „Complete Directory“ von Tim Brooks und Earle Marsh hat zwar nur 6500 Produktionen, keine Photos und nur einen Paperback-Einband mit dünnem Papier, ist dafür aber bei den Lexikaeinträgen ein wenig umfangreicher. So sind bei der Mehrzahl der Serien auch taggenaue Ausstahlungsdetails sowie tabellarische Cast-&Crew-Informationen angegeben. Oftmals gibt es auch weitere Details wie dem Titel und Interpret des Theme-Songs und Informationen zur Handlung im Serienfinale.

Einen größeren Teil des „Complete Directory“ bildet außerdem auf 170 Seiten auch der Anhang. Hier gibt es die kompletten US-PrimeTime-Sendepläne der Jahre 1946-2007, eine Liste aller Emmy-Gewinner, der Serien mit den höchsten Quoten und den meisten Episoden, Reunion-Specials, sowie Listen zu Spin-Offs, Spielfilm-Adaptionen, ein kniffeliges Trivia-Quiz und ein 80-seitiges Register.

Das „Complete Directory“ liegt mittlerweile in der neunten Auflage vor (Edition 2007, bei der Bestellung darauf achten!) und erscheint seit knapp 30 Jahren etwa im Abstand von drei Jahren. Allerdings deuten die beiden langjähigen Autoren im Vorwort bereits an, dass diese neunte Auflage eventuell die letzte Ausgabe darstellen könnte.

Aktualisierte Leseproben aus dem deutschen Fernsehlexikon finden sich mittlerweile auch auf der Website des Co-Autors Michael Reufsteck unter fernsehlexikon.de, die man als Serienjunkie hoffentlich sowieso schon in den Bookmarks hat.

Ich nutze beide Werke nicht nur zum reinen Nachschlagen zu einem bestimmten Stichwort oder einer Fernsehserie. Überhaupt kann man sich desöfteren nur schwer von beiden Lexika losreißen, wenn man beispielsweise mal wieder nur schnell „Der Nachtfalke“ nachschlagen wollte und bleibt beim Blättern bei dem lang vergessenen ZDF-Megaflop „Nase Vorn“ hängen. Oder „Nesthäkchen“ von 1983. Und um dann wieder bei „New York Life“ an ein frühes fanhost.de-Projekt erinnert zu werden.
Ich bezweifle allerdings, ob ich mir zukünftige neue Auflage dieser beiden Lexika anschaffen würde (falls es denn überhaupt noch weitere Auflagen gibt). Denn IMDb, TV.com. Wikipedia & Co. holen wie eingangs schon erwähnt in großen Schritten auf. Und meine DVD-Sammlung frisst allmählich meinen Büchern den Standplatz weg ;-). Dennoch sind beide Publikationen (auch zukünftig) nicht nur ein exzellentes Nachschlagewerk, sondern auch eine nette Möglichkeit zum Stöbern in der Vergangenheit der (eigenen) TV-Geschichte an kalten Winterabenden.

Das „Fernsehlexikon“ kostet im Buchhandel etwa 20 Euro und das „Complete Directory to Prime Time Network and Cable TV Shows 1946-Present“ so um die 22 Euro.

Love & Monsters

Hin und wieder spiele ich mit dem Gedanken, eine Episode einer guten Serie „für später“ aufzuheben. So wie einen guten Wein, den man sich für einen besonderen Anlass reserviert. Wie wäre es, wenn man beispielsweise heute noch eine „Buffy“-Episode „übrig“ hätte, die man noch nie gesehen hat? Oder eine Folge „Arrested Development“?

Aber in der Praxis macht man sowas dann doch nie — ist eh auch zu kompliziert, bestimmte Episoden aus dem Lauf einer Staffel einfach zu ignorieren. Bei „guten“ Serien gibt es außerdem meist auch in der x-ten Wiederholung immer noch neue Details zu entdecken. Und es gibt ja genügend andere Serien, die man noch sehen müsste…

Dass solch eine „left-over“ Episode aber dennoch eine nette Überraschung sein kann, habe ich diese Woche bei „Love & Monsters“ aus der zweiten Staffel des neuen „Doctor Who“ gemerkt. Warum ich diese Folge seinerzeit Mitte 2006 nicht gesehen hatte, ist mir bis heute ein Rätsel — ich hab‘ mich nur immer gewundert, warum ich mich nach „Blink“ 2007 nicht an eine ähnliche stand-alone-Episode aus der zweiten Staffel erinnern konnte. Ähnlich wie „Blink“ stand in „Love & Monsters“ mal nicht der Doctor oder seine Begleiterin (damals noch Rose) im Mittelpunkt, sondern erzählt einen eher losgelösten Handlungsbogen, der aber dennoch eng mit dem „Who“-Universum verbunden ist. Ich mag Serien/Episoden, die öfters mal den Erzählstil variieren anstatt jede Woche nach dem gleichen Rezept vorzugehen. Die Episode erzählt die Geschichte des jungen Elton Pope (Marc Warren, „Hustle“), dessen Wege sich seit seiner Kindheit immer mal wieder mit denen des Doctors kreuzen. Aus der Feder von Chefautor Russell T. Davies hat die Episode vor allem deshalb einen hohen Unterhaltungsfaktor, weil sie sich selbst und das „Who“-Franchise nicht ganz so ernst nimmt.

Anyway, „Love & Monsters“ ist sicherlich eine der besseren Episoden des „neuen“ Doctors und ich habe mich gefreut, ausgerechnet solch eine gelungene Episode als Einstimmung auf das kommende Weihnachtsspecial (mit Kylie Minogue, am 25.12.) noch im „Weinkeller“ vorzufinden.

Blood Theme

Um die Zeit bis zum Ende der Reparatur zu vertreiben, habe ich mit dem jahrelangen Running Gag gebrochen und tatsächlich mal einen sabaward vergeben — sozusagen aus aktuellem Anlass. Nachdem der sabaward’07 in der Kategorie „best adapted theme song“ neulich im Grunde schon an „Chuck“ für „Short Skirt/Long Jacket“ von Cake ging, habe ich hier noch den sabaward für „best original score“ (ja, ich erfinde die Kategorien gerade während ich schreibe) zu vergeben: [*drum roll*] — and the winner is: Daniel Licht mit „Blood Theme“ für „Dexter“. Einfach herrlich düster.

Unfreiwilliger Hiatus

Nicht nur die Autoren streiken, sondern auch die Serverhardware. Irgendwann in der Nacht von Samstag auf Sonntag begann die Festplatte des Hardware-Nodes meines Servers das Zeitliche zu segnen und war am Montag Morgen dann komplett hinüber. Nun, 48 Stunden Ausfalldauer später weiß ich, dass mein Backup-System recht gut funktioniert (rsync ist ’ne feine Sache). Sablog & Co. laufen wieder einigermaßen rund. Hie und da hakt es noch ein wenig — ich habe bei dieser Gelegenheit auch mal wieder in den Debian-Paketen aufgeräumt und Software aktualisiert und das bringt immer ein paar kleine Macken mit sich.

Verloren sind alle Änderungen seit Samstag — laut meinen Logs ist aber auch im SerienWiki seither nix geändert worden, der Schaden hält sich also wohl in Grenzen.

Nur heute: "Arrested Development – The Complete Series" für $29.99

Falls noch jemand ein kurzfristiges Weihnachtsgeschenk für sich selbst sucht: Alle drei Staffeln von „Arrested Development“ gibt es nur heute (Freitag) bei amazon.com als „Deal of the Day“ für $29.99. Nein, der Preis gilt nicht pro Staffel, sondern für die komplette Serie! Das sind gerade mal $10 pro Staffel. Hinzu kommt natürlich noch wie üblich Versand (ca $6), MwSt, Zoll, etc. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals billiger gehen wird. Und für Comedy-Fans ist diese Serie ein Must-Have.

Golden Globes 2008: Nominierungen

Sind es eigentlich die „Golden Globes 2007“ oder „Golden Globes 2008“? Der Qualifizierungszeitraum ist ja eigentlich 2007. Hm. Egal, wie-auch-immer, die Nominierten 2007 für die Preisverleihung 2008 wurden heute bekanntgegeben — die komplette Liste gibt’s auf der offiziellen Seite der HFPA.

Ich kann mit den diesjährigen Globes-Nominierungen deutlich besser „leben“ als mit allem was so in den letzten Jahren aus dem anderen Hause namens „Emmy“ vorgelegt wurde.

In der Kategorie „Best Television Show“ sind wie bei den Globes üblich auch diesmal wieder echt viele Cable-Network-Serien vertreten, aber immerhin mal keine Sopranos. Und da „Mad Men“ und „Damages“ dabei sind, verzeihe ich ihnen auch gerne den „Grey’s Anatomy“-Fehltritt. Weitere Nominierten in dieser Kategorie: Big Love, House und The Tudors.

Bei den weiblichen Hauptdarstellerinnen (Patricia Arquette, Glenn Close, Minnie Driver, Edie Falco, Sally Field, Holly Hunter, Kyra Sedgwick) habe ich soweit auch keine Einwände, vor allem da die hier fehlende Rachel Griffiths immerhin bei den besten Nebendarstellerinnen eine Nominierung erhalten hat. Michael C. Hall für „Dexter“ wiederum ist für mich unzweifelhaft die wohlverdiente Nummer 1 bei den männlichen Drama-Hauptdarstellern (sorry Jon Hamm). Beste Comedy-Serien (30 Rock, Californication, Entourage, Extras, Puhing Daisies) … an „30 Rock“ geht hier kein Weg vorbei. Selbst „Californication“ ist nicht so fehlplatziert auf dieser Liste wie ich beim Start der Serie mal dachte (die Show hat sich in der Tat im Laufe der Staffel eingespielt).

Beste weibliche Hauptdarstellerinnen in einer Comedy: Christina Applegate, America Ferrera, Tina Fey, Anna Friel, Mary-Louise Parker — kann ich eigentlich nur unterschreiben (bis auf America Ferrera, weil ich „Ugly Betty“ nicht schaue).

Und erneut Alec Baldwin für „30 Rock“ … ich kann mir nicht vorstellen, dass einer seiner nominierten Kollegen auch nur den Hauch einer Chance hat.

Doch, ist ’ne gute Liste, auch wenn die „Liebe“ für „Pushing Daisies“ in den Hauptkategorien vielleicht etwas zuviel des Guten ist. Und mir fehlt halt etwas „Chuck“.

Autorenstreik: Verhandlungen abgebrochen

Nach nunmehr gut vier Wochen Streik und acht Verhandlungstagen ist eine Einigung zwischen der Autorengewerkschaft WGA und den Studios (AMPTP) wieder in weite Ferne gerückt. Am gestrigen Abend verließ die AMPTP die Vehandlungen, da sie die Forderungen der Autoren als unakzeptabel und „unreasonable“ betrachtet und keine weitere Grundlage für Gespräche sieht. Die WGA zeigt sich überrascht.

Obwohl es vor ein oder zwei Wochen sogar einen leichten Hoffnungsschimmer gab, dass AMPTP und WGA noch vor Weihnachten zu einer Einigung kommen könnten, macht sich mittlerweile wieder Ernüchterung breit. Erneut werden Schreckensgespenster an die Wand gemalt, die von einem langen Streik bis weit in den Sommer 2008 künden.

Wie üblich schieben sich beide Seiten das Scheitern der Verhandlungen gegenseitig in die Schuhe und die Nachrichtenlage wird durch Spin Doctors und einseitiger Berichterstattung nicht sonderlich durchschaubarer. Die AMPTP reklamiert eine zähe und langatmige Verhandlungsstrategie der Autoren, die nicht der Sache diene. Die Autoren wiederum bezeichnen sich selbst als kooperativ und sind ihrerseits empört über eine Verzögerungstaktik der Studios.

Für Außenstehende ist es besonders interessant, dass dieser Ausstieg der AMPTP wohl schon seit einigen Tagen geplant war. So kündigte die LAWeekly-Kolumnistin Nikki Finke bereits 24 Stunden vor Abbruch der Verhandlungen an, dass die Studios die Gespräche verlassen wollten. Zudem hatten die Studios eine Presseerklärung zu ihrem Ausstieg aus den Gesprächen bereits verblüffend schnell innerhalb weniger Minuten auf ihrer Website online.

Die Studios haben zu Beginn der Woche ein Angebot vorgelegt, das keinen prozentualen Anteil an den Internet-Einkünften vorsieht, sondern eine Art gestaffelten Pauschalbetrag. Die WGA ist darauf auch teilweise eingegangen und hat die eigene Forderung nach einer prozentualen Beteiligung aufgegeben, aber nur wenn der Pauschalbetrag deutlich höher ausfällt als zunächst von der AMPTP vorgegeben. Doch das hat die Gespräche offensichtlich auch nicht weitergebracht. Die AMPTP listet in ihrer Presseerklärung einige Punkte auf, die sie als unerfüllbar ansieht. So verlange die WGA Gewerkschafts-Zwangsmitgliedschaften für alle Autoren, auch im Bereich Animation und Reality. Die finanziellen Forderungen der WGA seien viel zu hoch und nicht finanzierbar in dem angeblich noch jungen Internet-Geschäft. Die Studios wollen nun erst wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Autoren einen „vernünftigen Plan“ vorlegen.

Wie auch immer, die Sache scheint immer noch so verfahren wie Anfang November. Noch sind die Auswirkungen des Streiks für die Networks auch im Rahmen zu halten. Zwar haben praktisch alle Serien die Produktion eingestellt, aber noch immer haben einige Shows ein oder zwei Episoden auf Lager, zudem kommen nach der traditionellen Winterpause einige Midseason-Starts und ein großer Schwung Reality-Programme. Es scheint fast so, als wollten die Networks es wirklich einmal „ausprobieren“, einige Monate ohne „scripted shows“ auszukommen und sind dabei sogar bereit, die „Pilot-Season“ im Frühjahr 2008 zu opfern, bei der traditionell neue Serien für den kommenden Herbst gesucht werden.

Außerdem sind die Networks auch reichlich kreativ, was die Beschaffung von sendefähigem Ersatz angeht: So trage sich CBS angeblich bereits mit dem Gedanken, diverse Serien von der Tochter Showtime für eine Ausstrahlung auf CBS vorzubereiten, darunter auch „Dexter“. Die meisten PayTV-Serien landen eh früher oder später in einer „jugendfreien“ Version in Syndication, insofern wäre dies keine große Revolution. NBC hat derweil damit begonnen, „Law & Order: Criminal Intent“-Episoden vom Tochterkanal USA zu wiederholen und könnte das theoretisch auch mit den Serien anderer Töchter wie SciFi („Battlestar Galactica“) tun.

So dürfte der Streik den Networks erst im Januar und Februar ernstere Bauchschmerzen verursachen. Fraglich ist auch, ab welchem Zeitpunkt für die aktuelle Season überhaupt noch neue Serienepisoden in Angriff genommen würden. Insbesondere Drama-Serien würden gut drei bis vier Wochen benötigen, um die Produktion wieder zum Laufen zu bringen da in den meisten Fällen keine fertigen Skripte mehr vorliegen und auch das komplette Personal entlassen wurde. Dauert der Streik also bis März/April, wird es in dieser Staffel wohl keine neuen Episoden von Drama-Serien mehr geben. Richtig wehtun würde der Streik vermutlich sogar erst ab Juli/August, weil dann die neue Herbst-Season gefährdet wäre — und erst dann haben die TV-Networks wirklich kein Ersatzmaterial mehr und auch die Filmstudios ein großes Problem.

Chuck: Fun Ride

Wenn man die besten neuen Serien der Broadcast-Networks Revue passieren lässt, kommt man eigentlich an einer Show nicht vorbei: Chuck. Diese Full-Hour Comedy von Josh Schwartz („The O.C.“) und Chris Fedak zählt meines Erachtens derzeit zu den unterhaltsamsten Shows, die sich im Verlauf der Staffel auch zu einem echten Hit gemausert hat und gehört somit zum Favoritenkreis bei den sabawards’07.

chuck.jpgDas Setup von „Chuck“ ist ohne Frage arg weit hergeholt und sah zu Beginn der Staffel auch noch schwer verdaulich aus: Eine geheime und experimentelle Faktendatenbank der großen amerikanischen Geheimdienste landet ausgerechnet in dem Gehirn eines Nerds, der als kleiner Angestellter in einem Elektromarkt arbeitet. Fortan hat der arme Kerl ständig unkontrollierbare Informations-Flashbacks, sobald er Spione sieht oder Geheimdienst-Projekten begegnet. Chuck ist nun nicht nur ein wichtiges Asset von FBI, CIA und Co. sondern gerät auch zunehmend ins Kreuzfeuer böser Agenten und multinationaler Gangster — eben wie es sich für eine bunte Comic-inspirierte Actionserie „gehört“. In den A-Stories darf Chuck und seine Beschützer Sarah (die sexy Yvonne Strahovski) und John (der brillante und knochentrockene Adam Baldwin) üblicherweise irgendwelche gefährlichen Abenteuer bestehen während in den B- und C-Stories mehr oder weniger kuriose Begebenheiten im Alltag der Kollegen von Chucks Arbeitsstelle oder von Chucks Schwester (Sarah Lancaster) zum Zuge kommen. Aber natürlich ist solch ein Geek-Märchen nicht komplett ohne ein „Will-they-or-wont-they“-Knistern zwischen Chuck und Sarah, die sich zur Tarnung als seine Freundin ausgibt.

Im Prinzip weist die Show einige Ähnlichkeiten mit CWs „Reaper“ auf, da beide eine Variation des Loser-als-Held-Konzepts verfolgen. Es sind die ewigen Nebencharaktere wie Xander (aus „Buffy“) oder Seth („The O.C.“), die dieses Jahr in den Mittelpunkt zweier sehr ähnlicher Shows rückten. Doch zumindest in meinen Augen hat „Chuck“ einen wesentlichen Vorteil: Diese Serie ist höchst unterhaltsam und verdient sich sogar öfters das Prädikat „brüllend komisch“. Das sind jede Woche wunderbare 42 Minuten amüsante und sinnfreie Unterhaltung zum Relaxen. Da werden Geek- und Nerd-Klischees gleich im Zehnerpack abgearbeitet, aber man hat als Zuschauer auch das Gefühl, dass die Autoren insgeheim selber richtig große Nerds sind und mit großer Freude (und einem zwinkernden Auge) Chuck von einem kuriosen Abenteuer ins nächste schicken. Im Gegensatz zu dem „Love-Interest“ des Hauptcharakters in „Reaper“ haben Chuck und Sarah wirklich sowas wie eine gemeinsame Chemie und man interessiert sich für die Charaktere — ein Faktor, der auch in einer locker-leichten Comedy nicht zu vernachlässigen ist. Und selbst wenn die Show hie und da mal etwas arg dick aufträgt, so kann man sich ja immer noch einreden, dass das alles von den Autoren nur ironisch gemeint sei ;-). Allerdings muss ich auch sagen, dass die eigentlichen Highlights der Show in Wirklichkeit die süffisanten Kommentare und Auftritte von Adam Baldwin als kauziger Geheimagent sind, der seit „Firefly“ nicht mehr eine solch perfekte Paraderolle hatte.

Zudem wird die Serie auch von weiteren wunderbar bunten Nebencharakteren und -darstellern gestützt, sei es der korpulente (aber nicht minder bewegliche und schnelle) Chef des Elektromarktes Big Mike oder die schrille Computerexpertin Anna Wu (Julia Ling, „Studio 60“) sowie Chucks bester Freund Morgan (Joshua Gomez, „Without a Trace“), die alle immer wieder zum Zuge kommen und eigene sehenswerte Momente haben. Sie runden die Show auch in den Szenen ab, in denen Chuck nicht präsent ist.

Und dann sind da noch die Opening Credits, die eine eigene Erwähnung verdienen. Eine Show, die einen Cake-Song als Theme verwendet („Short Skirt, Long Jacket“) muss wohl zu „den Guten“ gehören. Aber es ist nicht nur der Song, auch die sanfte Parodie auf die Opening Credits der 007-Spielfilme macht bereits die 30 Sekunden der „Chuck“-Eröffnungssequenz zu den wöchentlichen TV-Highlights.

Mag sein, dass NBC auch hier vielleicht wieder nur ein One-Season-Wonder hat, dessen Stern in einer zweiten Staffel mit „Heroes“-ähnlicher Geschwindigkeit wieder verglüht und ich sitze hier in 12 Monaten und nörgele dann wieder irgendwas von „die erste Staffel war besser“ herum. Aber bisher ist es ein verdammt gutes „Wunder“ und ich genieße jede einzelne Minute dieses Fun Rides.

Kalkofe: "Wer es sich leisten kann, schaltet aus"

Kalkofes „Brandrede“ von den diesjährigen Medientagen München Anfang November kann man meines Erachtens gar nicht oft genug im Web verlinken: MP3 (ca 30 Minuten, beginnt nach 2 Minuten). Dürfte vielen Lesern hier wohl aus dem Herzen sprechen 🙂

Die anschließende einstündige Podiumsdiskussion um zukünftige Programmtrends ist ebenfalls sehr hörenswert. Auch hier kommt immer wieder das alte Thema „US-Serien vs. deutsche Serien“ auf. Beispielsweise wird die Frage gestellt, ob man auch in Deutschland eine Serie mit einem schwulen Bestattungsunternehmer hätte machen können. Wann kommt die erste deutsche Serie, welche die gegenwärtige Erfolgswelle von US-Serien wieder bricht? Ebnen Serien wie „House“ nun auch den Weg für deutsche Serien mit gebrochenen Charakteren? Sollten die Sender mehr Durchhaltewillen zeigen? Welche Relevanz hat heutzutage das „Controllerfernsehen“? War „früher“ alles besser?

In der Mediathek der Medientage München findet man noch viele weitere Audio- und Videomitschnitte, auch zu benachbarten Themen wie IPTV.

(via text&blog)

HIMYM: Ach du meine Güte!

Hat irgendjemand verstanden, was „unsre“ Heidi Klum da in der jüngsten „How I Met Your Mother“-Episode auf deutsch gebabbelt hat? Irgendwie ist mein Deutsch-Hörverstehen wohl mittlerweile schlechter als mein Englisch :). Ich hab’s mir mehrmals angehört und es klang wie „Ach du meine Güte, gar nichts geht mehr und das ist übel“ oder so. Es war ähnlich verständlich wie Conan O’Briens typische Schwarzenegger-Imitation…

Insgesamt war die Episode allerdings bestenfalls Durchschnitt. Barney in Topform ist für die Show weitaus besser (und amüsanter) als ein Barney mit Ladehemmung. Überhaupt ist die ganze Staffel von HIMYM bisher etwas unter der gewohnten Qualität, auch die letztwöchige Slapbet kam nicht so recht an die Highlights der vorherigen Staffeln heran.

 

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