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thirteen – dreizehn

Samstag, 23. September, 2006

Vor kurzem habe ich die deutsche DVD von „thirteen“ („dreizehn“) irgendwo zum Sonderpreis im Regal stehen sehen und da musste ich wieder an diesen unvollendeten Blog-Eintrag denken. Bei so vielen Reviews schaffe ich es zwar oft, schnell ein paar Stichworte hinzuschreiben, aber für ausführlichere Reviews fehlt die Zeit. Aber nun will ich doch zumindest mal eine Empfehlung für den Film loswerden. Mittlerweile ist es schon wieder so lange her seit ich den Film gesehen habe, dass die Erinnerung allmählich zu verblassen zu beginnt. Doch der generelle Eindruck wird wohl noch eine Zeit lang hängen bleiben, denn das ist schon ziemlich starker Tobak, der dem Zuschauer da präsentiert wird.

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Denn „thirteen“ ist nicht ganz so leicht verdaulich wie andere „Coming of age“-Teenage-Filmchen. Das hier ist keine süße Komödie mit Lindsay Lohan, die sich zu irgendeinem Konzert davonstiehlt. In gewisser Weise ähnlich zu Eminems „8 Mile“ ist „thirteen“ vor allem ein verstörendes Bild einer perspektivlosen Jugend in diversen sozialen Brennpunkten (nicht nur) in den USA. Frühreife Kids und deren drogenabhängigen Eltern, die längst jede Kontrolle über ihren rebellierenden Nachwuchs verloren haben — wie man sie öfters auch bei solchen fragwürdigen Reality-Shows wie „die Nanny“ sieht.

Der Film basiert auf den semi-autobiographischen Notizen der jungen Autorin und Schauspielerin Nikki Reed, die in „thirteen“ auch die zweite Hauptrolle spielt. Als Nikki im Alter von 13 Jahren einige familiäre Probleme hatte, riet ihr Regisseurin Catherine Hardwicke (die mit ihrem Vater befreundet ist), ein Tagebuch zu schrieben. Doch Nikki schrieb gleich einen Drehbuchentwurf – der nach einigen Modifikationen in Zusammenarbeit mit Catherine Hardwicke bereits kurze Zeit später verfilmt wurde. Die Produktion ist eine typische kleine Independent-Produktion, die oft trotz (oder gerade wegen) der knappen Finanzmittel auf realistische und ergreifende Art die Lebenskrisen der Protagonisten porträtieren.

thirteen_02.jpgDie aus einem kaputten Elternhaus stammende Tracy (Evan Rachel Wood) steht mitten in der Pubertät und sieht ihre Mutter (Holly Hunter) schon lange nicht mehr als authoritäres Vorbild, sondern eher als Schlampe auf Alkohol-Entzug, die sich von Männern für Sex ausnutzen lässt. Tracy ist zunächst ein zurückhaltendes, fleissiges Mädchen, das jedoch stark unter den Verhältnissen in ihrer Familie leidet. Mutter und Tochter leben in armen, aber durchaus noch erträglichen Umständen. Doch Tracy ist das nicht genug. Ihre wohlbehüteten Freundinnen aus der Kindheit sind ihr mittlerweile langweilig. Sie will ihre Grenzen austesten, Risiken eingehen, das Leben „spüren“ und gegen ihre Eltern rebellieren. Genau richtig kommt da die schulweit als Draufgängerin bekannte Evie (Nikki Reed), die Tracy auch prompt unter ihre Fittiche nimmt, und sie zu Diebstählen, Abenteuern mit Jungs und Drogen anstiftet. Doch schon recht schnell wird die Schülerin zur Meisterin und alles gerät massiv ausser Kontrolle.

Man erlebt quasi hautnah in der ersten Reihe, wie das Leben der gerade mal dreizehnjährigen(!) Tracy rasch entgleist und durch den Einfluss von Evie in eine Katastrophe nach der anderen gerät. Dazu die ohnmächtigen Eltern, die überhaupt nicht wissen, was sich im Leben ihrer Töchter abspielt und kaum noch in der Lage sind, ihrer Rolle als verantwortliche Erwachsenen gerecht zu werden — sondern selbst von der eigenen Tochter manipuliert werden.

thirteen_03.jpgDie Schauspielerleistungen sind exzellent, besonders erwähnenswert ist die junge Schauspielhoffnung Evan Rachel Wood („Once and Again“), die in der Hauptrolle brilliert. Die schrittweise unheilvolle Transformation des „braven“ Mädchens zu einem drogenkonsumierenden School-Dropout ist erschütternd glaubhaft. Aber vor allem Holly Hunter in der Rolle der überforderten aber doch liebenden Mutter ist beklemmend echt und das Highlight des Films. Sie kotzt sich regelrecht die Seele aus dem Leib in diesem Streifen. Beängstigend, bedrückend — und doch ist da irgendwo noch ein Funken Hoffnung.

Gegenwärtig ist Co-Autorin Nikki Reed eine einigermassen erfolgreiche Jungschauspielerin, unter anderem hatte sie eine wiederkehrende Rolle in „the OC“ und spielte gerade in die Hauprolle in „Mini’s First Time“. In „thirteen“ kann sie nicht so recht überzeugen, aber sie spielt auch „nur“ die Rolle der „Verführerin“ und steht nicht so im emotionalen Mittelpunkt wie Holly Hunter und Evan Rachel Wood.

dreizehn_dvd.jpgHighly Recommended, aber sicherlich ist das kein „feel good movie“ für einen gemütlichen Filmabend. Die FSK hat den Film ab 12 freigegeben und vielleicht kann man ihn so gut als eine Art „abschreckendes Beispiel“ und Lehrstück für junge Teenager einsetzen. Gleiches gilt im Grunde für (zukünftige) Eltern … allerdings kann man nach dem Film auch erstmal die Lust aufs Kinderkriegen verlieren 😉

Die Extras der DVD runden das Filmerlebnis sinnvoll ab: Es gibt einige entfallene Szenen sowie ein interessanter Audiokommentar mit der Regisseurin und den Hauptdarstellerinnen sowie ein paar kurze Featurettes. „dreizehn“-DVD bei amazon.de.

 

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