Bartlet for America!
Mittwoch, 21. Januar, 2009Ich stecke immer noch mitten im „The West Wing“-Marathon, mittlerweile bin ich am Anfang der vierten Staffel angekommen. Bartlets Wiederwahl steht an, Rob Lowe bereitet seinen Ausstieg vor und Danica „Winnie“ McKellar hat ihren ersten großen post-„Wonder Years“-TV-Auftritt.
Ob Rob Lowes Entscheidung, die Serie zu verlassen, richtig war, ist wohl selbst im Nachhinein nicht klar zu beantworten. Seine anschließenden Projekte wie das recht vernünftige „Lyon’s Den“ und das unsägliche „Dr. Vegas“ waren Flops. Aber er ist der einzige, der zur Zeit in einer halbwegs erfolgreichen PrimeTime-Serie zu sehen ist („Brothers & Sisters“). Vielleicht kann man auch noch Dulé Hill („Psych“) hinzuzählen, aber der Rest des Cast konnte an den „West Wing“-Erfolg nicht anschließen.
Zugleich wird aber auch zu diesem Zeitpunkt in der Serie das Ende der Sorkin-Ära eingeleitet: Skripte lieferte er nur noch mit großer Verspätung ab und oftmals in buchstäblich letzter Minute. Schon komisch, wenn man diese Episoden zum ersten Mal schaut und dennoch schon grob weiß, was in den nächsten drei Staffeln auf einen zukommt. Wenn man schon weiß, dass es langsam bergab gehen wird und man dennoch versucht, unvoreingenommen an die Serie heranzugehen und sich den Spaß nicht verderben zu lassen. Vielleicht hatte Richard Schiff recht, als er sagte, dass Bartlett diese Wieder-Wahl eigentlich hätte verlieren und die Serie an dieser Stelle enden müssen. Aber dann würde „The West Wing“ sicherlich heute noch auf jeder „cancelled too early“-Liste auftauchen.
Einen besseren Zeitpunkt für diese „West Wing“-Sitzungen hätte ich mir wohl auch zeitgeschichtlich gar nicht aussuchen können. Meine gestrige „West Wing“-Episode („Election Night“) war eingerahmt von sehr realen Übertragungen aus Washington — erst das Vereidigungs-Spektakel via CNN-Webstreams (inklusive sinnlosem und gleichzeitig dennoch faszinierendem Facebook-Kommentar-Widget) und abends dann noch die Parade. Irgendwann beim Warten auf interessante Ereignisse im Webstream beginnen dann Realität und Fiktion miteinander zu verschmelzen. Dann frägt man sich plötzlich, wer wohl die Aufgabe eines „Toby Ziegler“ in der Obama-Administration macht, wie ähnlich sich Rahm Emanuel und „Leo McGarry“ sind und wieviel von „C.J. Cregg“ im „echten“ Pressesprecher Robert Gibbs steckt. Und wo ist Donna? 😉