Archiv des Jahres 2009


(500) Days of Summer

Sonntag, 25. Oktober, 2009

„This is a story of boy meets girl.“

Das Drehbuch eines Films vor dessen Kinostart zu lesen, ist oftmals nicht gerade die beste Idee. Man gönnt sich zwar beim Lesen ein kleines „Kino im Kopf“-Erlebnis, aber gleichzeitig beraubt man sich all der Überraschungselemente des Films und kann ihn später eigentlich gar nicht mehr unvoreingenommen genießen — kurz: Die typische Spoiler-Erfahrung eben. Dennoch war meine Neugier im Januar zu groß, als mir das Script zu „(500) Days of Summer“ von den beiden Jungautoren Scott Neustadter und Michael M. Weber in die Hände fiel. Damals war ich sehr begeistert von dem Script, welches dank einer originellen Story und einer ebenso ungewöhnlichen Erzählweise das typische und in den letzten Jahren schwer missbrauchte „Romantic Comedy“-Format ein wenig auf den Kopf stellte.

500-daysAber nachdem ich den Film nun endlich gesehen habe, bereue ich diesen Ausflug in die Spoiler-Welt eigentlich kaum noch, denn Regisseur Marc Webb hat die Seiten des Scripts in exzellenter Weise auf die Leinwand gebracht. „(500) Days of Summer“ ist eine wunderbare kleine Geschichte einer Beziehung zwischen zwei Menschen — keine Liebesgeschichte. Eine „RomCom“ auch für Männer, denn das ist keine Schokolade- und Klischee-triefende 08/15-Massenproduktion, sondern ein sorgsam erzählter und ehrlicher Film, der zeigt, dass es eben manchmal auch nicht klappt in einer Beziehung. Ein Film mit hohem Wiederseh-Potential — zumindest in meinen Augen eines der wertvollsten Prädikate für einen Film.

Tom (Joseph Gordon-Levitt) ist Grußkartendesigner, ein durchschnittlicher Mitt-Zwanziger in Los Angeles und glaubt fest daran, dass es sowas wie Schicksal gibt, dass man eines Tages die Richtige, die „große Liebe“ trifft. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass er diese Person in Summer (Zooey Deschanel) gefunden hat, die gerade erst nach Los Angeles umgezogen ist. Obwohl Summer keine seiner Hoffnungen über Schicksal und Liebe zu teilen scheint, entwickelt sich rasch eine kleine, aber intensive Romanze zwischen den beiden. Sie finden einige Gemeinsamkeiten (unter anderem ihre Verehrung der „The Smiths“) und zunächst scheint ihre Beziehung auch ganz nach Plan für richtig schöne romantische Love-Stories zu laufen. Doch schließlich wird Tom schmerzhaft klar, dass Summer nicht die gleichen Gefühle für ihn hat, wie er für sie.

500days_train
Zooey Deschanel kann eh nicht viel falsch machen, aber immerhin bietet „500 days“ ihr mal etwas mehr Spielraum für mehr als immer nur den gleichen emotionalen (wenn auch natürlich immer bezaubernden ;-)) Ausdruck. Doch Joseph Gordon-Levitt ist derjenige, der hier auf ganzer Linie überzeugt und den Charakter des hilflos über beide Ohren verliebten Romantikers mit einer faszinierenden Intensität und Glaubhaftigkeit spielt. Sein überragendes Zusammenspiel mit Zooey bringt erst richtiges Leben in diesen Film, umrahmt von den prächtigen Bildern von Los Angeles und einem überaus geschickt gewählten Soundtrack — möglicherweise der beste seit „Garden State“ hinsichtlich seiner Bedeutung für die Vermittlung der Emotionen im Film. Regisseur Marc Webb und Kameramann Eric Steelberg haben dazu viele visuell inspirierende Einstellungen gefunden, die eine Anschaffung des Films auf hochauflösender BluRay eine lohnenswerte Option erscheinen lassen, auch wenn „RomComs“ normalerweise nicht die Sorte Filme sind, bei denen ich für die Bildqualität tiefer in den Geldbeutel greife. Für eine Oscar-Nominierung für Cinematography dürfte es nicht reichen (aber vielleicht für „Original Screenplay“?).

500-days-of-summer-benchDie Parkbank bei „Angels Knoll“ in Los Angeles (W 4th St / Olive St) dürfte zukünftig ein beliebtes Foto-Motiv für L.A.-Touristen werden (jau, das hab ich hier nur ‚reingeschrieben, um mir irgendwo die Adresse zu merken ;-)).

Kurz: In jeglicher Hinsicht sehr zu empfehlen. Der Film läuft zur Zeit in den deutschen Kinos (mit den üblichen gewöhnungsbedürftigen Synchron-Stimmen, seufz). Die DVD/Blu-Ray erscheint am 22. Dezember in den USA, den Soundtrack gibt’s bereits im Laden (und auf Spotify mit drei Karaoke-Bonus-Tracks).

HIMYM: Lose the effing laugh track!

Mittwoch, 21. Oktober, 2009

Geht es nur mir so, oder hat CBS bei „How I Met Your Mother“ dieses Jahr die Lautstärke des Laugh Tracks um ein paar Punkte hochgedreht? Mit ist früher das dämliche Gelächter in dieser Show jedenfalls nicht so stark aufgefallen, ich hab ihn teilweise nicht mal wahrgenommen. Oder vielleicht stammt das Gelächter nun wirklich aus der Dose, während es früher zumindest noch bei einer Video-Vorführung der Show von einem echten Publikum aufgezeichnet wurde. Anyway, ich wünschte, die würden sich das „Sports Night“-Modell zum Vorbild nehmen und endlich auf den Mist verzichten. (Nein, die Erklärung, dass die Gags schlechter wurden, will ich nicht wahrhaben… )

Bei dieser Gelegenheit: Wurde nicht schon vor einigen Jahren ein Abgesang auf die Half-Hour-Comedy aufgeführt? Zumindest dieses Jahr ist die Qualität der neuen Comedies in meinen Augen recht gut (oder zumindest „relativ gut“ im Vergleich zu den fast durchweg enttäuschenden Dramen). Mit Modern Family, Cougar Town, Community, The Middle (und der Full-Hour-Comedy „Glee“) ist die Erfolgsausbeute zumindest bisher mal recht hoch.

Erste Eindrücke VIII: Stargate Universe, Defying Gravity

Mittwoch, 21. Oktober, 2009

SGU

Stargate Universe

Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich jemals ein großer Freund der „Stargate“-Serien war. Sicherlich, der Spielfilm war seinerzeit ein Must-See und die ersten Staffeln der darauf folgenden Serie habe ich noch mehr oder weniger regelmäßig gesehen, aber irgendwie konnte sie mich nie richtig begeistern. Trotz des angenehmen subtilen Humors in so mancher Folge war zu der Zeit des Serienstarts von „Stargate: SG-1“ die „Raumschiff-Serien“-Schublade mit „Deep Space Nine“, „Babylon 5“ und „Voyager“ in den späten 1990er Jahren auch einfach schon voll belegt. Von „Stargate: Atlantis“ habe ich nur die Pilotfolge gesehen und danach auch nicht weiter beachtet — ich weiß nur noch, dass ich den Beginn als extrem „cheesy“ empfand.

So hatte ich auch keinerlei Erwartungen an die neue Spin-Off-Produktion namens „Stargate Universe“, zudem die Prämisse (Raumschiff-Besatzung landet Millionen Lichtjahre entfernt in einem fremden Universum) unangenehme Erinnerungen an das „Voyager“-Abenteuer weckte. Ich bin eher aus einer Art „Chronisten-Pflicht“ an die Sache herangegangen. Aber nach den ersten paar Episoden bin ich durchaus positiv überrascht. „Stargate Universe“ ist ein deutlich erwachsenere Produktion als die ersten „Stargate: SG1“-Staffeln, die ich noch schwach in Erinnerung habe. Auch wenn vereinzelt eine humorige Note eingebaut wird (meist in Form von saloppen Sprüchen des nerdy Normalos und „Planet of the Apes“-Fans Eli Wallace (David Blue)), so ist der generelle Ton der Serie doch deutlich düsterer und nachdenklicher. Die Charaktere sehen sich gleich von Beginn mit dem Tod konfrontiert, ihre Situation auf dem fremden Raumschiff ist bedrückend und nicht so „kuschelig“ wie das der „Voyager“-Besatzung seinerzeit. Dadurch ergeben sich auch deutlich aggressivere Konflikte zwischen den Figuren, insbesondere im Zusammenspiel mit dem genialen, aber scheinbar verrückten Wissenschaftler Dr. Rush. Der Schotte Robert Carlyle überzeugt in dieser Rolle des aggressiven Eigenbrötlers, der sich unverstanden und von Idioten umgeben fühlt. Zumindest in den ersten Folgen gelingt der Show auch ein guter Mix zwischen „Überlebens-Problem / Planet der Woche“ und übergreifender Mystery-Rahmenhandlung. Unter anderem finde ich den Aspekt, dass die Serie in unserer Gegenwart und auch zuweilen auf der Erde spielt, einen recht interessanten Aspekt. Gelungen fand ich auch die gelegentlich kunstvoll gestaltete Inszenierung und Kameraführung, die der Serie in den Raumschiff-Szenen einen reizvollen visuellen Touch gibt. „Stargate Universe“ ist zwar kein neues „Firefly“, „Battlestar Galactica“ oder „Babylon 5“, aber ganz sicher auch kein neues „Voyager“. Bisher scheint es, als hätte sich die Show aus diesen Vorgängern und dem „Stargate“-Franchise ein paar gute Elemente herausgepickt und zu einer durchaus sehenswerten Show zusammengebaut — ohne allerdings das „Raumschiff-SciFi-Genre“ zu revolutionieren. Mal sehen, wie es sich weiterentwickelt.

Defying Gravity

Die Erwähnung der bereits abgesetzten Sommer-Serie „Defying Gravity“ passt hier eigentlich auch gut ‚rein. Die multinationale Co-Produktion (u.a. Fox, BBC, ProSieben) lief zwar nur acht Wochen in den USA, aber sie wird ihren kompletten 13-Episoden-Lauf zumindest in Kanada vollenden können und wird wohl auch in Großbritannien demnächst ausgestrahlt. Auch wenn Gerüchte bereits darüber berichten, dass die Sets teilweise abgerissen oder in „Stargate Universe“ weiterverwendet wurden, ist es zumindest derzeit nach meinem Wissen noch nicht sicher, ob die Serie nicht doch noch für eine zweite Staffel zurückkehren könnte (es ist nach dem Quoten-Flop in den USA aber recht unwahrscheinlich).

„Defying Gravity“ spielt im Jahre 2052, als eine achtköpfige Raumschiffbesatzung eine mehrjährige Reise durch unser Sonnensystem antritt und ihre Erlebnisse dabei wie in einer Reality-Show für die Erdbevölkerung dokumentiert werden. Romantische Verwicklungen der Besatzung untereinander und ein mysteriöses Element, das die Raumfahrer beeinflusst, sorgen für die notwendige Spannung. „Defying Gravity“ hat einen sehr betonten „mystischen“ Touch, der vor allem leichte Anleihen am Stil und Konzept von Kubrick/Clarkes „2001“ nimmt, kombiniert mit Elementen einer Beziehungs-Soap (ist nicht so schlimm wie es sich vielleicht anhört ;-)). Die Serie hat eine spannende und ansprechende „Mystery in Space“-Atmosphäre, die zwar nicht unbedingt radikales Neuland beschreitet, aber ähnlich wie „Stargate Universe“ im Gesamtpaket überzeugen kann. Ich habe bisher erst ein paar Folgen gesehen, aber die weckten durchaus mein Interesse und ich werde sicherlich noch weiterschauen — nicht nur wegen Laura Harris („Dead Like Me“).

Erste Eindrücke VII: Hank, Trauma, Three Rivers

Dienstag, 6. Oktober, 2009

Hank
Achje, was ist denn nur aus der guten alten Sitcom geworden? Und warum wartet Kelsey Grammer nicht auf eine vernünftige neue Rolle und spielt stattdessen immer wieder eine „Frasier“-Variation? Finanziell dürfte es ihm wohl kaum schlecht gehen nachdem er mal über 1.1 Millionen Dollar pro „Fraiser“-Episode kassierte und mit seiner Grammnet Produktionsfirma einige Langläufer-Serien wie „Medium“ und „The Game“ auf die Beine gestellt hat. Aber offensichtlich wollte er auch nach dem letzten Flop „Back to You“ den Tod der klassischen Sitcom nicht einsehen und konnte eine neue Show mit sich selbst als Hauptdarsteller (und Produzent) bei ABC unterbringen. Dort spielt er einen ehemals gut verdienenden Business-Typ, der durch die Finanzkrise seinen Job verloren hat und nun mit seiner Familie zurück aufs Land ziehen muss. „Hank“ ist wie Sitcom-Malen-nach-Zahlen, vorhersehbar und mit einschläfernden Punchlines. Ich erwische mich bei dem Wunsch, dass diese Show hoffentlich möglichst schnell abgesetzt sei, damit Jordan Hinson wieder zurück nach „Eureka“ kann.

Three Rivers
Der Name „Three Rivers“ weckt immer Erinnerungen an den fiktiven Wohnort der Familie Chase aus „My So-Called Life“, die eben in diesem vermeintlichen Vorort von Pittsburgh lebte (in Wirklichkeit stand das Haus in Pasadena), an dem die Allegheny- und Monongahela-Flüsse zusammentreffen, um den Ohio River zu bilden. Die neue CBS-Serie „Three Rivers“ soll auch in Pittsburgh spielen, wird mittlerweile ebenfalls in Los Angeles produziert, hat aber sonst keinerlei Gemeinsamkeiten mit einer sehenswerten Serie. „Three Rivers“ ist eine regelrecht „klassische“ Krankenhaus-Serie aus dem modernen CSI- und House-inspirierten Lehrbuch, perfekt zugeschnitten für das Prozedural-verwöhnte CBS-Publikum. Im Mittelpunkt steht ein hochmodernes Transplantations-Forschungs-Krankenhaus mit vielen herzergreifenden und/oder dramatisch-komplizierten Fällen und SciFi-inspirierten Bildschirmen an jeder Ecke — beleuchtet werden in der Serie jeweils die Blickwinkel von Organspender, -Empfänger und Ärzten. Dazu noch ein paar allgemeine rätselhafte Krankheitsfälle und fertig ist das wenig überzeugende 08/15-Krankenhausdrama.

Trauma
Und noch eine Ärzte-Serie mit dynamischen Figuren, die unbedingt das „emergency room“ des nächsten Jahrzehnts sein wollen, aber sich am Ende doch meist nur durch Szenen voller Pathos schleppen. Viel, viel Action, reichlich Drama, aber auch unzählige vorhersehbare Krankenhaus-Plattitüden. Ich hatte mich anfangs schon etwas über den netten Zeitsprung gefreut, der zumindest mal mal etwas Variation in den üblichen „Dies ist der ganz normale Notarzt-Alltag“-Rituals versprach. Aber das entpuppte sich dann nur wieder als ein weiteres lahmes Vehikel, um noch mehr Melodrama und übertrieben emotionale Charaktere auf den Schirm zu bringen. Vielleicht ganz nett für Fans von „Alarm für Cobra 11“-Action-Crashes, aber der Rest grenzt schon ans Unerträgliche. Immerhin noch einen viertel Fleißpunkt für die Tatsache, dass die Show in San Francisco spielt und nicht mit sehenswerten Establishing Shots geizte.

Den Eintrag könnte man auch „letzte Eindrücke“ nennen, denn keine dieser Shows wird von mir eine zweite Chance bekommen. Insofern passen die drei Serien wirklich gut zusammen, sie sind traurige Beispiele, wie viele heutige amerikanische TV-Produkte oftmals zu formelhaften und „strömungslinien-optimierten“ Baukasten-Produktionen mutiert sind. Das ist alles nur beliebiges Nebenbei-TV für die unreflektierte Berieselung am Abend — so prickelnd wie die Modellierung von Geschäftsprozessen. Da werden bewährte Erfolgsrezepte der Vergangenheit leicht modifiziert und mit ein paar Millionen Dollar aufgehübscht, aber am Ende ist es dann wieder „same old, same old“. Bloß kein Risiko eingehen — aus unternehmerischer Sicht sicherlich verständlich. Aus der Perspektive des Zuschauers aber enttäuschend.

Update: Kurzes Statement zu „The Middle“ in den Kommentaren.

Erste Eindrücke VI: Bored, Cleveland, Dollhouse, Erica

Dienstag, 29. September, 2009

Dollhouse, S2 – „Vows“
Zwischen dem Beginn dieser Staffel und der Pilot-Episode der letzten TV-Season liegen gefühlte Galaxien (leider aber auch große Quotenunterschiede: Gerade mal ein fürchterliches 1.0 Share und 2,8 Mio Zuschauer, die im Laufe der Folge auch noch deutlich weniger wurden. Uh-oh.). Der Gesamteindruck des Staffelauftakts war sehr positiv, auch wenn es einige Abzüge in der B-Note gibt. Oder vielmehr müsste das die „A-Note“ sein, denn das wenige Negative, das mir zu „Vows“ einfällt, hat mit der Hauptfigur Caroline/Eliza Dushku zu tun. Einerseits war ihr Einsatz-of-the-week mal wieder seltsam unerklärt motiviert (warum will ihr neuer „Handler“ Ballard nun ausgerechnet diesen Bösewicht zur Strecke bringen? Und überhaupt: Hä?!) und war dann auch trotz kleiner „Battlestar Galactica“-Reunion lediglich mäßig interessant. Zwar wurde nicht mehr so eklatant deutlich wie in Season 1, dass Dushku mit dieser Multiple-Persönlichkeit-Rolle überfordert ist, aber sie und ihr Charakter „Echo“ ist immer noch das schwächste Glied in „Dollhouse“. Die stärksten Momente ihrer Story waren dann auch die Szenen, in denen sie nicht im Vordergrund stand: Beispielsweise der großartige Zusammenschnitt von Ballards „Lockerungsübungen“ während Echos Mission.

Man kann es nicht anders sagen: Die Nebendarsteller (und -figuren) retten dieser Show den Hintern. Und zwar mit Sternchen. Dichen Lachman ließ Eliza Dushku nur deshalb nicht schlecht aussehen, weil sie nur am Rande erschien. Amy Acker bekam exzellentes dramatisches Material für ihren Charakter und spielte in einer anderen Liga als ihre Mitstreiter (es schadete natürlich auch nicht, dass sie nur dürftig bekleidet in einer Szene agierte). In der Auseinandersetzung mit Topher stellte „Whiskey“ genau die richtigen Fragen, die das Konzept von dem neuen „Dollhouse“ so verstörend und faszinierend machen können: Wenn meine ganze Identität nur erfunden ist, was bin ich dann noch wert? Erfreulich auch die deutlichere Betonung von Tophers Charakter, der nicht mehr nur als Gadget-Freak ohne Moral dargestellt wurde, sondern endlich mal begann, seine Rolle in diesem makabren Unternehmen zu hinterfragen. Sehr schönes Whedon-typisches „Foreshadowing“ (oder Backshadowing? ;-)) auf die Ereignisse von „Epitaph One“.

Schade, dass Amy Acker nur in drei von dreizehn Episoden dieser (letzten?) Staffel zu sehen sein wird, da sie bereits für die Midseason-Show „Happy Town“ verpflichtet wurde. Ihre verwirrende und komplexe Beziehung zu dem Schöpfer ihrer Persönlichkeit, Topher, wäre sonst sicherlich zu einem Highlight der Serie geworden. Aber stattdessen darf man sich auf einen verlängerten Gastauftritt von Summer Glau freuen, deren Zwei-Episoden-Rolle gerade auf weitere Folgen verlängert wurde.

Mist, zuviel Zeit für Dollhouse verbraucht. Der Rest in Kurzform:

The Cleveland Show
Uh. In Teilen amüsant, aber mehr auch nicht. Nicht mein Geschmack.

Bored to Death
Sieht ganz gut aus, aber der richtige Funken ist noch nicht übergesprungen.

Being Erica, S2
Als gäbe es nicht schon genug neue und alte Shows, stopfen die Kanadier nun auch noch den letztjährigen charmanten Überraschungshit in das überfüllte Line-up. Recht netter Beginn (endlich auch mit runderneuerten Opening Credits), auch wenn natürlich die zentrale Frage der Show wieder nicht beantwortet wurde (Wer oder was ist Dr. Tom?).

Mad Men, S3
Wow. Die Serie ist immer noch wie exzellenter Wein, den man nicht nur genießt, sondern jeden Augenblick zelebriert. Und dann kommt jemand mit einem Rasenmäher. Oder einer Chaise Lounge.

10 Jahre "Freaks and Geeks"

Samstag, 26. September, 2009

Am 25. September 1999 startete „Freaks and Geeks“ auf NBC, nur um wenige Wochen später wegen schwacher Quoten abgesetzt zu werden. Matt Zoller Seitz von „The L Magazine“ hat für dieses Jubiläum eine wunderbare Video-Hommage an diese großartige und viel zu kurzlebige Serie produziert.

It’s a love letter to the species, catching people in the act of becoming.

Awww, jetzt würde ich am liebsten sofort wieder meine „Freaks and Geeks“-DVDs hervorkramen.

Apropos Absetzung: The CW hat gestern bei „The Beautiful Life“ den Stecker gezogen, nach sieben produzierten und zwei ausgestrahlten Episoden. Damit dürfte das Überleben von „Melrose Place“ erstmal gesichert sein, denn sonst müsste CW wirklich ein Testbild senden.

Erste Eindrücke V: Flash Forward

Samstag, 26. September, 2009

Flash Forward
Mit dem Hype im Vorfeld des Starts einer Serie ist es ja so eine Sache: Gibt es zuviel davon, dann gerät die neue Show unter enormen Erfolgsdruck und nur in seltenen Fällen kann sie dann den extrem hohen Erwartungen standhalten (Ich erinnere nur an „Studio 60“). Auch das Mystery-Drama „Flash Forward“ wurde in den letzten Monaten massiv beworben, insbesondere an die „Lost“-Zielgruppe. Im Dezember war ich ja noch vorsichtig optimistisch, was man aus diesem Serienkonzept herausholen könnte.

An diesem vorsichtigen Optimismus hat sich auch nach der Pilot-Episode nichts geändert. Den hohen Erwartungen konnte die Show aber schon mal nicht entsprechen. Trotz eines ordentlichen Beginns lief die Folge in der zweiten Hälfte etwas „unrund“, weil die Charaktere nach dem kollektiven Blackout dann erstmal damit beschäftigt waren, sich gegenseitig bei dramatischer Background-Musik ihre „Erinnerungen an die Zukunft“ zu erzählen — jedoch wollte sich bei all den „Flashbacks“ zu den „Flashforwards“ kein so rechter Wow-Effekt einstellen. Und just als man schon allmählich die Spannung endgültig dahinschwinden sah, rettete der Cliffhanger in einem Handstreich die Show. Zumindest für diese Woche.

Die Show erinnert mich ein wenig an die letztjährige Serienhoffnung „Fringe“. Die begann auch recht uneinheitlich, plätscherte dann lange Zeit mit uninteressanten Charakteren in einem „Mystery-of-the-Week“-Limbo dahin, bevor sie die Staffel immerhin mit einem furiosen Cliffhanger-Finale abschloss. „Flash Forward“ könnte sich in eine ähnliche Richtung entwickeln, hat allerdings noch ein potentielles Logik-Pulverfass unter dem Hintern (Kausalitätsproblem), das die Show einerseits zu einem Diskussions- und Interpretationshit in Webforen wachsen lassen dürfte und andererseits auch gigantisches Frustrationspotential bei den Zuschauern hat (Sind die Figuren wirklich wehrlos gegen ihre Zukunft? Warum hat er das Freundschaftsarmband nicht einfach an das andere Handgelenk gemacht? etc.). Ich bin mal noch gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Ein zwingender „Must-See“-Effekt hat sich aber nicht eingestellt, die Show hat nur ganz knapp den Sprung in die „Keeper“-Kategorie geschafft. Vielleicht war es doch zu viel Hype im Vorfeld.

Erste Eindrücke IV: Cougar Town, Eastwick, Mercy, Modern Family

Freitag, 25. September, 2009

Cougar Town
Bei der Besprechung von „Accidentally on Purpose“ hatten ja einige angedeutet, dass sie noch Potential in der Show sehen, wenn es um die Thematisierung des Altersunterschieds zwischen den Hauptfiguren geht. „Cougar Town“ wiederum ist trotz des behämmerten Titels aus meiner Sicht ein 22-minütiges Parade-Beispiel, wie man diesen „Konflikt“ wirklich in höchst unterhaltsamer Form in einem Half-Hour-Format unterbringen kann. Dagegen wirkt „Accidentally on Purpose“ endgültig nur noch wie ein lauer Abklatsch — auch wenn ich immer wieder betonen muss, dass wir hier nur über die Pilot-Episoden und „erste Eindrücke“ reden.

Courtney Cox spielt in „Cougar Town“ die vierzigjährige Jules, die nach ihrer Scheidung nun endlich wieder einen Anschluss an den Dating-Pool sucht. Doch natürlich gestaltet sich das alles nicht so einfach, wenn man jahrelang in einer festen Beziehung lebte, aus der Übung ist und einen 17jährigen Sohn hat.

Die Show hat dermaßen viele positive Aspekte, dass ich sie lieber gleich in Stichpunkten abarbeite:
++ Hauptdarstellerin Courtney Cox: Sie wirkt gerade im Zusammenspiel mit ihren Schauspieler-Kolleginnen viel besser integriert und nicht so gekünstelt wie Jenna Elfman in „Accidentally on Purpose“.
++ Das Script: Ohne umständliche und langwieriges Set-Up kommt die Show sofort zur Sache. Bill Lawrences Stil ist deutlich erkennbar und dürfte auch bei anderen „Scrubs“-Fans auf Gegenliebe stoßen.
++ Das Setting: Keine Multikamera-Sitcom, kein Laughtrack, sondern eine offene Single-Camera-Comedy macht auch von der Produktionsqualität einen vernünftigen Eindruck.
++ Perfekt besetzte Nebendarsteller: Christa Miller („Scrubs“) und Busy Philipps („Freaks & Geeks“) als sehr unterschiedliche Freundinnen von Jules bilden mit Courtney Cox ein harmonisches Comedy-Dreigestirn. Dan Byrd als gequälter Teenage-Sohn Travis, der sich vor den vermeintlichen Peinlichkeiten seiner Mutter kaum noch retten kann, ist ein weiteres Casting-Goldstück. Er spielt eine eigentlich ähnliche Rolle wie in „Aliens in America“, aber schon in der Show war er einer der wenigen Highlights. Dazu vervollständigen Brian Van Holt („John from Cincinnati“) als Ex-Ehemann Bobby und Ian Gomez („Felicity“) das runde Bild.

Ihr merkt schon, diese Episode hat mir großen Spaß gemacht: Gelungene Lacher und ein von Anfang an sympathischer Cast machen Lust auf mehr. Hoffentlich kann die Show den Unterhaltungsfaktor aus der Pilot-Folge auch in den kommenden Episoden halten. Ich weiß, der Vergleich zu der neuen Elfman-Sitcom wird langsam nervend, aber es würde mich interessieren, ob es Leute gibt, denen die Pilot-Episode von „Accidentally on Purpose“ besser als die „Cougar Town“-Folge gefallen hat.

Eastwick
Meh. Das ist ‚was für die Fans von „Charmed“, „Ghost Whisperer“ und vielleicht auch „Sex and the City“. Der Trailer sah seinerzeit fürchterlich aus, aber David Nutter hat mal wieder mit seinem talentierten Händchen insgesamt eine handwerklich solide Pilot-Folge gezimmert. Da viele Szenen auf dem „Warner Brothers“-Lot gedreht wurden, war ich jedoch oftmals mehr damit beschäftigt, diverse „Stars Hollow“-Locations in Eastwick-Dekoration wiederzufinden. Ich denke, die Zielgruppe dürfte mit dieser romantischen Märchen-Soap um drei moderne Hexen gut unterhalten sein und ich kann mir auch gut vorstellen, dass man mit dem Material und den Darstellerinnen mehrere Staffeln füllen kann — mein Ding ist es aber nicht.

Mercy
Bei diesem Krankenhaus-Drama wird sich die Jury noch einmal vertagen müssen, da bin ich noch sehr unentschieden. Gute Hauptdarstellerinnen, aber ein maues Drehbuch, das auf den ersten Blick wie eine entschärfte Kopie von Showtimes „Nurse Jackie“ erschien und vor allem in der zweiten Hälfte plötzlich ein akutes Tempo-Problem hatte. Viele Elemente wirken zu sehr formelhaft (die ungeschätzte Schwester, die hochnäsigen Ärzte, der Heiratsantrag kurz bevor der Liebhaber zurückkehrt, etc) und man hat den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. Ursprünglich sollte „Mercy“ erst zur Midseason starten und die Pilot-Episode bis dahin noch mal überarbeitet werden, aber der kurzfristige Ausfall von „Parenthood“ (wegen Maura Tierneys Krankheit) sorgte für einen Schnellstart von „Mercy“. Mal abwarten, was daraus wird. Ich denke aber nicht, dass ich noch ein großer Fan werden könnte, dazu ist die Konkurrenz einfach zu stark.

Modern Family
Die erste große Überraschung in meinen Augen. Die halbe Show war zwar schon aus Trailern und Ausschnitten bekannt, aber im Gesamtzusammenhang machte diese Mockumentary über drei vollkommen unterschiedliche Familien (mit einer großen Gemeinsamkeit) erst richtig Spaß. Ich warte mal noch bis zur zweiten Folge (die man dann auch nicht schon zur Hälfte im Voraus kennt), bevor ich das hier als einen Hit deklariere, aber die Autoren müssten sich schon reichlich blöd anstellen, um „Modern Family“ noch an die Wand zu fahren. Da gibt es soviele potentielle Stories zu erzählen, dass sich locker zwei Staffeln damit füllen lassen sollten. Ähnlich wie bei „Cougar Town“ bekommt diese Show auch Bonus-Punkte für die Abkehr vom Sitcom-typischen Produktionsstil und den Verzicht auf einen Laugh Track.

No Signal

Donnerstag, 24. September, 2009

Wie oft hat man das schon in Filmen (vornehmlich aus dem Horror-Genre) gesehen: Die verzweifelte Protagonistin will in höchster Not jemanden mit dem Handy anrufen … aber natürlich hat sie keinen Netz-Empfang. Oder der Akku ist leer. Oder es fällt ihr aus den zitternden Händen ins Wasser. Aber der Drehbuchautor brauchte verständlicherweise irgendeine Begründung dafür, warum die Hilfesuchende nicht einfach 911 wählt und dem Treiben (und der Story) schon nach wenigen Minuten ein Ende setzt. Wie allgegenwärtig das „No Signal!“-Konstrukt aber mittlerweile in Filmen (und Serien) ist, zeigt diese herrliche Zusammenstellung von Rich Juzwiak:

(via John August)

Als nächstes sollte man mal ein ähnliches Video zusammenstellen mit Szenen, in welchen der jeweilige Kriminalfall-Ermittler in ein popeliges VHS-Video zwanzigfach hineinzoomt und dadurch das Nummernschild des Mörders findet. Oder mal all die wundersamen Passwort-Cracker im Film-Universum sammeln … oder die sensationellen Power-Internet-Suchmaschinen, die gleich bei der ersten Suchanfrage genau die gesuchte Information anbieten … oder die spektakulären Computer-Viren, die sofort Totenköpfe auf Bildschirme zeichnen …

Erste Eindrücke III: The Forgotten & The Good Wife

Donnerstag, 24. September, 2009

The Forgotten
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Crime-Show-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Crime-Procedural-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Krimiserie. Die Vorfahren von „The Forgotten“ waren wohl Serien wie „Cold Case“ und „Without a Trace“, nur dass diesmal eine Truppe von Freizeit-Ermittlern versucht, die Herkunft von unidentifizierten Mordopfern aufzuspüren. Jepp, Hobby-Detektive wie du und ich, die nach einem uninspirierenden Tagesjob abends beim Studium von Tatortfotos und Leichenbildern im geselligen Kreis gemeinsam entspannen. Kennen wir ja alle aus unserem Alltag. Christian Slater scheint sich sehr schnell von seiner letztjährigen High-Tech-Identitätskrise erholt zu haben und kämpft nun als Ex-Cop mit einer tragischen Vergangenheit für die vergessenen Opfer aus den Polizeiberichten. Dabei wird er von einer mehr oder weniger freiwilligen Truppe von Idealisten unterstützt, die verblüffend viel Freizeit und kollektive psychedelische Wahrnehmungsstörungen mit gefühlsduselig daherbrabbelnden Geistern haben und in ihrem Wahn sogar den netten Brian Krakow als Mörder verdächtigen.

Ganz klar muss ich eines ernsthaft anerkennen: Die Pilot-Episode überzeugt mit feinster Kamerarbeit, Schnitt- und Szeneneinstellungen. Auch wenn mir das nicht enden wollende kitschige Melodrama gehörig auf den Zeiger ging, so hat mich die stimmige und handwerklich exzellente Atmosphäre der Produktion mehrmals vom Abschalten abgehalten. Jerry Bruckheimer weiß, wie man melodramatische Crime-Shows auch auf ABC dick ins Szene setzt. Zu dumm, dass die Story so fürchterlich öde ist und sich bei dem Versuch, den Zuschauer mit möglichst vielen aufgeblasenen „Whodunit“-Finten in die Irre zu führen dann schließlich selbst ins Bein schießt, weil der wahre Tathergang eine einzige Lachnummer ist.

Auch wenn dieses Wortspiel dieser Tage sicherlich überall zu lesen ist (man möge mir verzeihen, ich bin nur ein Amateur): „The Forgotten“ ist zum Vergessen. *rimshot*

The Good Wife
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Legal-Drama-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Anwaltsdrama-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Gerichtsserie. Bei „The Good Wife“ wurde aber diesmal definitiv an den richtigen Rädchen gedreht und ein sehenswerter Cast zusammengestellt. „The Good Wife“ zeigt Julianna Margulies als Ehefrau eines ehemaligen Staatsanwaltes, der durch einen möglicherweise fingierten Skandal zu Fall gebracht wurde. Da er nun im Knast sitzt, muss die Frau des Hauses wieder die Brötchen verdienen gehen und daher sie nimmt ihren alten Job als Anwältin wieder auf, den sie vor 15 Jahren wegen ihrer Familie an den Nagel gehängt hatte. Sie muss ganz unten in der Firmenhierarchie anfangen und wird prompt von ihren neuen Kollegen, Konkurrenten und Vorgesetzten (teilweise in Personalunion) kritisch beäugt und geschnitten: Kann sie wirklich ‚was oder wurde ihr der Job nur zugeschustert? Hatte ihr Mann wirklich eine Affäre und warum hat sie sich nicht scheiden lassen? All dies nagt sichtlich an ihr und es kostet sie einige Anstrengung, die Fassade(?) als „The Good Wife“ aufrechtzuerhalten. Dadurch sympathisiert man als Zuschauer eigentlich automatisch mit ihr und ist relativ schnell in die Story und die Charaktere investiert.

„The Good Wife“ ist hervorragend inszeniert, zehrt von erstklassigen Darstellerinnen (Julianna Margulies, Christine Baranski) und machte in der Pilot-Episode einen rundum guten Eindruck, trotz des abgenutzten Genres. Natürlich bleibt wie üblich die Frage bei diesen „ersten Eindrücken“, wie lange sie im Laufe der Staffel bestehen bleiben, aber wenn ich noch Lust und Zeit hätte, mich dauerhaft in eine Juristenserie zu investieren, dann wäre „Good Wife“ auf CBS sicherlich momentan ein Top-Kandidat.

 

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