Archiv der Kategorie 'Entertainment'


Happy-Go-Lucky (2008)

Freitag, 30. Januar, 2009

Ich glaube „Happy-Go-Lucky“ ist einer der Filme, die polarisieren. Entweder man liebt den (fürs Drehbuch Oscar-nominierten) Streifen oder man findet keinen Zugang. Ich gehöre zu den Letzteren.

happy-go-luckyPoppy (Sally Hawkins) ist ein Wirbelsturm guter Laune. Durch fast nichts lässt sie sich unterkriegen, selbst bei den heftigsten Schicksalsschlägen findet die fröhliche Kindergärtnerin nach kurzer Zeit wieder zu ihrer quietschfidelen Lebenseinstellung zurück. Sie ist einfach ein grundgütiger Mensch und ist im Umgang mit den Kindern nicht nur eine phantasievolle und von ihrer Aufgabe begeisterte Erzieherin, sondern auch eine einfühlsame Bezugsperson. Das lässt ihre Umwelt zuweilen nicht nur irritiert (oder ebenfalls fröhlich) zurück, sondern ruft — vielleicht auch aus Neid — desöfteren auch genervte Reaktionen hervor. Als sie sich dazu entschließt, endlich mal den Führerschein zu machen, gerät sie an einen depressiven Lehrer, der an diverse Weltverschwörungen glaubt und leicht zu aggressiven Ausbrüchen neigt. Die beiden könnten also nicht gegensätzlicher sein. Dennoch entwickelt sich eine seltsame zwischenmenschliche Beziehung, beide wollen nicht einfach aufgeben.

Ich muss zugeben, dass auch ich wohl zu den Leuten gehöre, denen Poppy in „Real Life“ recht schnell auf den Zeiger gegangen wäre. Nicht unbedingt wegen ihrer positiven Lebenseinstellung, sondern eher wegen ihres zuweilen anstrengenden und naiven „Draufgänger-Stils“. Das hat natürlich auch eine Auswirkung darauf, wie man die Charaktere und damit den Film beurteilt. Aber eines will ich dennoch nicht unerwähnt lassen: Auch wenn die Porduktion nicht auf meinen zukünftigen Bestenlisten auftauchen wird, so kann ich dennoch die beeindruckende schauspielerische Leistung von Sally Hawkins anerkennen. Die spielt sich wahrhaftig die Seele aus dem Leib und es ist ohne Frage eine Oscar-würdige Leistung, solch eine überdrehte Persönlichkeit glaubhaft und mit der nötigen ernsthaften Tiefe zu spielen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Aber darüber hinaus war der Film einfach nicht mein Ding oder vielleicht hatte ich auch einfach ’nen schlechten Abend :-).

The Princess Bride (1987)

Donnerstag, 29. Januar, 2009

Regisseur Rob Reiner dürfte wohl vielen Kinogängern dank „Spinal Tap“ und „Harry & Sally“ ein Begriff sein — „The Princess Bride“ („Die Braut des Prinzen“) gehört zumindest in Deutschland hingegen zu seinen unbekannteren Werken.

Allerdings ist „The Princess Bride“ auch ein kurioses Stückchen Film. Er ist ein nettes und harmloses Fantasy-Märchen (nicht nur für die Kleinen), aber gleichzeitig auch eine ironische Überspitzung und Verballhornung des Genres.

princessbrideEin kleiner Junge (Fred Savage in einer seiner ersten Rollen) liegt krank daheim im Bett. Sein Großvater (Peter Falk) kommt zu Besuch und erzählt ihm eine kleine Märchengeschichte: „Die Prinzenbraut“. Diese erzählt die Liebesgeschichte der schönen Buttercup, die glaubt, dass ihre einzig wahre Liebe Westley von einem Pirat getötet wurde. So erklärt sie sich bereit, den bösen Thronerbe Prinz Humperdinck zu heiraten. Doch dann wird sie von drei seltsamen Gestalten entführt und es stellt sich heraus, dass sie vielleicht doch nicht auf ihre „wahre Liebe“ verzichten muss. Natürlich hat der hinterhältige Humperdinck andere Pläne mit ihr und will von „wahrer Liebe“ nichts wissen.

Der Film ist durch und durch erstmal eine klassische romantische Fantasy-Erzählung. Doch sie hebt sich durch viele ironische Anspielungen auf das Genre von anderen Produktionen ab und nimmt sich eigentlich nie so richtig ernst. Billy Crystal als bizarrer Quacksalber oder Mandy Patinkin als ambitionierter Degenkämpfer sind nur zwei der sympathisch-abstrusen Leckereien des Films. Es ist aber auch offensichtlich, dass der Film nicht gut gealtert ist. Für einen Fantasy-Film hatte der Film bereits in den 80ern mit den Beschränkungen eines kleinen Budgets zu kämpfen — über 20 Jahre später stechen der Mangel an Special Effects und die gemächlichen Schnitte richtig ins Auge. Insofern ist der Film wohl am ehesten den etwas älteren Zuschauern zu empfehlen, die mit den Filmen der 80er aufgewachsen sind und an diesen „einfachen“ Filmstil (oder mit „The Princess Bride“ selbst) noch sentimentale Kindheits-Erinnerungen verbinden und über solche „Unmodernität“ hinwegsehen können. Kleine Kinder werden wohl durchaus an der Story Gefallen finden, auch wenn sie die in die Handlung eingestreuten Seitenhiebe nicht verstehen.

In den USA genießt der Film auch nach all den Jahren eine hohe Popularität und wurde inzwischen in mehreren „Special Editons“ als DVD auf den Markt gebracht. Am besten ausgestattet sind aber die 2006er „Buttercup / Dread Pirate“-Special Editions aus den USA, die aber inzwischen ausverkauft sind und unerklärlicherweise nur ein Jahr später durch eine magere „20th Anniversary Edition“ abgelöst wurde. Ende 2008 gab es endlich auch eine PAL-Version in Großbritannien, die neben den zwei Audiokommentaren auch einige der (aber leider nicht alle) Featurettes der „Buttercup/Dread Pirate“-Edition übernommen haben („As You Wish“, „Cary Elwes“-Videos und die 1987er Dokus sind vorhanden). Aber da der Euro/Pfund-Kurs zum Jahreswechsel so günstig war, habe ich bei der britischen Fassung zugegriffen und somit auf ein paar Extras verzichtet.

Ich habe keinen besseren Trailer als dieses verrauschte Ding mit Werbung am Schluss (ab 1:40) gefunden, aber er gibt einen guten Eindruck des gewollten und nicht ganz ernst gemeinten „cheesy“-Faktors des Films:

"The Middleman" erscheint auf DVD

Donnerstag, 29. Januar, 2009

Zwar wird es wohl leider keine neuen Episoden der letztjährigen Sommer-Serie „The Middleman“ mehr geben, aber wie Javier Grillo-Marxuach gestern in seinem Blog schrieb, ist eine DVD-Veröffentlichung nun endlich in trockenen Tüchern. Und wieder einmal ist es Shout!Factory, die Mut zur Nische beweisen und die kleine, aber bunte Show auf den Markt bringen werden.

my friends, i couldn’t be more delighted to be finally letting the cat out of the bag…the middleman dvd is now officially in production for a summer 2009 release!

produced by the good folk of shout! factory (the incredible episode-box artisans who created amazing sets for „freaks and geeks,“ „my so-called life“ and MST3K) – the DVDs will be out in time for the san diego comic-con and will be chock-full of the kind of extra goodness you have come to expect from the middleteam…

Trust Me

Mittwoch, 28. Januar, 2009

Ich trauere eigentlich immer noch ein wenig „Love Monkey“ hinterher. Das war eine höchst charmante Serie mit einem exzellenten Tom Cavanagh („Ed“). Aber niedrige Quoten bereiteten der CBS-Produktion schnell den Garaus. Toms anschließende Auftritte in „Eli Stone“ waren dann kurz und selten, trugen aber dennoch deutlich zur Qualität der Episoden bei.

trustmeGemeinsam mit Eric McCormack („Will & Grace“) ist er nun endlich mal wieder in einer Hauptrolle in einer PrimeTime-Serie zu sehen, wenn auch „nur“ auf dem Kabel-Kanal TNT. In „Trust Me“ geht es um zwei enge Arbeitskollegen und Freunde, die in einer großen Werbeagentur in Chicago arbeiten. Ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt, als nur einer der beiden eine Beförderung erhält.

Eigentlich ist die Serie recht simpel gestrickt. Zwei jahrelange Kumpels, die durch eine Belastungsprobe ihrer Freundschaft gehen müssen. Ferner eine „Neue“ im Büro, die sich ihre Lorbeeren erst verdienen muss, ein stressiger Chef und der böse, hinterhältige Kollege aus der konkurrierenden Abteilung. Dazu ein hippes, aktualisiertes „thirtysomething“-Umfeld in der Werbeindustrie inklusive der typischen „Pitch of the week“-Story und mit einem Touch „What about Brian“ und das Serienprodukt von der Stange ist fertig.

Aber die Exekution dieses Konzepts ist hervorragend. Es macht richtig viel Spaß, Cavanagh und McCormack bei der Arbeit zuzuschauen, vor allem Cavanagh trägt die Show und brilliert in dem diffizilen Spagat zwischen lockerer Comedy und leichtem Drama. Dazu werden die beiden von einem klasse Team von Nebendarstellern unterstützt (Monica Potter („Boston Legal“), Tim Russ („Samantha Who“) sowie Jason O’Mara („Life on Mars“) in einem kurzen, aber energiegeladenen Kurzauftritt). Das Storytelling wird ergänzt durch ein paar gewitzte Comedy-Elemente, seien es die unterhaltsamen Dialoge oder die etwas auf die Spitze getriebene positive „Verrücktheit“ der Kreativen in der Werbeagentur. Oder die pointierten OnScreen-Charakter-Vorstellungen, die unter anderem den fiesen (und ganz in schwarz gekleideten) Konkurrenten mit einer knappen „The Enemy“-Einblendung überbetonen und so das Prinzip des vorhersehbaren „Bad Guys“ von einem billigen Story-Klischee in eine humorvolle Karikatur transformieren.

„Trust Me“ erfindet sicherlich nicht das Rad neu und ist auch eigentlich recht vorhersehbar, was die wesentlichen „Happy End“-Entwicklungen in der Pilotepisode angeht. Aber ich kann mich nur wiederholen, die Ausführung macht richtig großen Spaß, vor allem wegen Tom Cavanaghs locker-flippigen Schauspiel-Stil. Klasse Popcorn-TV, das hoffentlich in den weiteren Episoden den Standard der Pilotepisode halten kann.

Ob dieser Serie allerdings das Schicksal von „Love Monkey“ erstmal erspart bleiben wird, ist leider nicht sonderlich sicher. Auch wenn TNT andere Maßstäbe als die Broadcast-Networks ansetzt — drei Millionen Zuschauer sind wenig (wenn das Lead-In „The Closer“ heißt und sechs Millionen Zuschauer hatte).

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Better Off Dead… (1985)

Mittwoch, 28. Januar, 2009

John Cusack hat in seiner Karriere eine Menge seltsamer Filme gemacht, aber „Better Off Dead“ gehört wohl zu seinen kuriosesten (Früh-)Werken.

betteroffdeadDer Teenager Lane Meyer (Cusack) hat gerade erfahren, dass seine große Liebe Beth mit ihm Schluss gemacht hat, weil er nicht populär genug ist. Der arme Lane versucht sich zunächst auf bizarre Art und Weise das Leben zu nehmen, doch dann besinnt er sich eines besseren Plans und will Beth zurückzugewinnen, in dem er den Kapitän des Schul-Ski-Teams(!) auf der Piste besiegt. Dabei verliebt er sich in die hübsche Austauschstudentin Monique, wird von einem unermüdlichen Zeitungsjunge verfolgt, muss den unangenehmen Nachbarsjungen Ricky ertragen und das alltägliche Leben mit seinen surrealen Eltern meistern.

Der Film ist von Anfang bis Ende einfach nur bizarr, irgendwo darin ist sicherlich eine Teenage-Romanze versteckt, aber insgesamt ist der Streifen derart seltsam und übertrieben, dass man nicht wegschauen kann. Alleine der Running-Gag mit dem „I want my two dollars!“-Zeitungsjunge ist so herrlich skurril, dass man gleichzeitig kopfschüttelnd und lachend auf dem Sofa sitzt. Insgesamt wirkt der Film wie eine bunte Zusammenstellung möglichst abstruser und unrealer Situationen, die alle irgendwie das typische Teenager-Leben (und deren Klischees) aufs Korn nehmen. Nüchtern ist der echt nicht zu empfehlen…

V

Dienstag, 27. Januar, 2009

Eine der ersten Videokassetten, die ich mir selbst in der Videothek ausgeliehen habe und auf meinem ersten eigenen VCR so um 1986 zum Laufen brachte, war eine VHS-Episode oder ein Movie aus der „V“-SciFi-Reihe („Die außerirdischen Besucher kommen“), die ursprünglich mal auf NBC gelaufen war. In Deutschland kamen soweit ich mich erinnere (und Wikipedia stimmt mir zu) die VHS-Kassetten seinerzeit zwei Jahre vor der TV-Ausstrahlung stückchenweise auf den Markt und waren ein großes Thema auf dem Schulhof. Der Kanal, der schließlich die TV-Premiere übernahm, war eine kleine Station namens „Sat.1“ Ende der 80er. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich „V“ damals fand (Offenbar war’s aber kein prägendes Erlebnis ;-). Und ich glaube seither habe ich sie auch nicht mehr komplett gesehen, daher habe ich eigentlich kaum präzise Erinnerungen an die Serie. Es ging um eine düstere Alien-Invasion auf der Erde, aber damit endet auch schon mein Halbwissen, bis auf eine legendäre Szene (die Bildqualität ist auch mal richtig schön 1980er VHS-authentisch):

Nun hat ABC jedoch ein Remake der Produktion in Auftrag gegeben, Showrunner wird wohl Scott Peters von „The 4400“-Ehren. Schon im Oktober hatte ABC Interesse an dem Material signalisiert, das zuvor von anderen Networks abgelehnt wurde. Bin mal gespannt, ob es eher ein Format von „Battlestar Galactica“-Kaliber wird oder doch eher wieder die zahnlose „Bionic Woman“-Variante dabei herauskommt. Vermutlich eher letzteres, aber offenbar ist der Sci-Fi- und 80er-Remake-Hype auf den großen Networks doch noch nicht vorbei. Als nächstes wünsche ich mir ein „Alien Nation“-Remake. Das wäre ja sogar ein Krimi-Prozedural und somit eigentlich zur Zeit sicherlich ein Lieblingskandidat der TV-Powers-That-Be. Noch besser würde denen gegenwärtig sicherlich nur „Alien Nation“ mit Vampiren gefallen.

Mamma Mia?!

Dienstag, 27. Januar, 2009

Es gibt Filme, für die habe ich einfach das falsche Chromosomen-Set. Dazu gehört definitiv die Verfilmung des ABBA-Musicals „Mamma Mia!“. Dabei mag ich eigentlich ABBA-Songs. Aber diese aufgedrehte Hyperaktivität und das hysterische Rumgehüpfe mit irritierendem „Greek Chorus“, nee, das geht gar nicht. Und Pierce Brosnan als Sänger? Uh. Dass dieser Streifen ein riesiger Kinoerfolg wurde und „Across the Universe“ floppte, will ich gar nicht erst wahrhaben. Aber gut zu wissen, dass Lilly Kane wohl doch putzmunter ist.

"Being Human" (2009)

Montag, 26. Januar, 2009

Fast ein Jahr ist es her, als BBC Three mal einen anderen Weg ging, um neue Serien an der Zielgruppe zu testen: Sie pilotierte sechs unterschiedliche neue Full-Hour-Serien und wartete die Zuschauer-Resonanz auf diese einstündigen Versuchsballons ab. Zwei dieser Pilotepisoden sollten dann im Laufe des Jahres zu regulären Serien ausgebaut werden, aber bisher schaffte es meines Wissens nur eine: „Being Human“.

being_human“Being Human” ist eine etwas andere Sicht auf das “ganz normale Leben” aus der Feder von Toby Whithouse, der auch schon für einzelne Episoden von “Doctor Who” und “Torchwood” verantwortlich zeichnete. Im März 2008 hatte ich über diese Pilotepisode hier im Blog schon berichtet, was die Sache jetzt etwas einfacher macht, denn ich kann weite Teile meines damaligen Eintrags wiederverwenden ;-). Allerdings hat die sechsteilige Serie, die gestern auf BBC Three startete, abgesehen von der groben Inhaltsbeschreibung und dem Titel nicht mehr viel mit dem in meinen Augen sehr vielversprechenden „Testballon“ aus dem letzten Frühjahr gemein. Fast der komplette Cast wurde ausgetauscht und der Ton der Serie spürbar verändert. Leider nicht zum Guten.

BBC Three, vor allem durch die Ausstrahlung von “Torchwood” populär, will die Zielgruppe der 25-35jährigen verstärkt von der Konkurrenz ITV2 und E4 abwerben. Daher sprechen auch die Pilotprojekte genau diese Altersschicht der twenty- und thirtysomethings an.

Im Wesentlichen geht es in „Being Human“ um eine besondere, übernatürliche WG: Ein Vampir, ein Werwolf und ein Geist teilen sich nicht ganz freiwillig gemeinsam eine Wohnung.

Mitchel ist auf den ersten Blick nur ein kleines Rädchen, das im Krankenhaus die Böden schruppt. Aber er ist auch ein “guter” Vampir, dem es aber zunehmend schwerer fällt, seinen instinktiven Drang nach frischem Blut zu unterdrücken und in der Normalität der Masse unterzutauchen.

Sein bester Freund George (Russell Tovey) ist ebenfalls eher ein unauffälliger Geek — allerdings mit einem fundamentalen Problem: Nachts bei Vollmond wird er zur Killermaschine in Form eines Werwolfes. Er musste vor zwei Jahren seine große Liebe verlassen, als er entdeckte, dass er diese unglückliche Veranlagung hatte.

In der ursprünglichen Pilot-Episode wird einiges an Handlung ausgeführt, auf welche die neue Episode nur am Rande eingeht. Als sich George und Mitchell entschließen, gemeinsam ein Haus zu mieten, um der vermeintlichen “Normalität” ein Schritt näher zu kommen, können sie sich nur eine verdächtig günstige Behausung leisten. Prompt finden die beiden dort den Geist Annie, die früher mal das Haus mit ihrem Freund bewohnte. Bei einem mysteriösen Unfall ist sie ums Leben gekommen und macht nun als Untote mit einem Selbstwerthandicap und einem Drang zum Teekochen das Gebäude unsicher.

In der ersten Folge der Serie leben die drei nun bereits ihren Alltag in der gemeinsamen Wohnung. Die BBC hat sich offensichtlich dazu entschlossen, die ursprüngliche Pilot-Episode nicht neu zu drehen, wollte sie aber auch (wegen der Änderungen im Cast) nicht erneut ausstrahlen. Stattdessen gibt es in den ersten Minuten eine kurze Vorstellung der Charaktere für die (überwiegend) neuen Zuschauer.

Die Handlung dieser ersten regulären Serienepisode wird dann vorwiegend von recht düsteren Selbstfindungsfragen bestimmt. Wie können der Vampir und der Werwolf ihre mörderischen Instinkte mit ihrem „menschlichen“ Gewissen vereinbaren? Macht es überhaupt Sinn, sich gegen ihre Wurzeln zu wehren? Außerdem versuchen Mitchells Vampir-Freunde (leider kein Adrian Lester mehr in einer Nebenrolle) ihn wieder zur „dunklen Seite der Macht“ hinüberzuziehen.

Auch Geist Annie kämpft derweil mit dem Schatten ihrer Vergangenheit: Sie vermisst das „Mensch-Sein“ und insbesondere ihren ehemaligen Verlobten. Schmerzhaft muss sie erkennen, dass sie alle Brücken zu ihrem früheren Leben abbrechen muss.

Bei all diesen Existenzfragen der zentralen Charaktere ist es unvermeidlich, dass die Grundstimmung dieser „neuen“ Serie deutlich düsterer und melancholischer ist als der Ton der ursprünglichen Pilot-Episode. Die Folge lässt eigentlich über weite Strecken den zuvor immer mal wieder eingestreuten trockenen Humor vermissen, der die alte Pilotfolge in meinen Augen so attraktiv gemacht hatte. Stattdessen wird ein dunkles Vampir-/Werwolf-Drama gezeichnet, das zwar durchaus gut umgesetzt ist, aber sich leider kaum noch von der jüngsten „Unterwelt“-Popkultur-Flut in Film und TV abheben kann.

Da hatte ich mir von „Being Human“ mehr versprochen und auch die Trailer der BBC ließen da etwas anderes erwarten. Die Serienfolge wirkt auch zudem um einiges „billiger“ produziert als die Pilotfolge. Special Effects finden abgesehen von etwas Kunstblut und ein paar unscharfen Szeneneinstellungen gar nicht statt. Und auch das Drehbuch wirkt „plumper“. Sehnsüchte der Charaktere, die in der Pilotfolge noch unausgesprochen in den Handlungen der Charaktere erahnt werden konnten, werden diesmal groß und breit ausformuliert, so dass auch wirklich der letzte Zuschauer kapiert, dass Annie ein Bedürfnis nach menschlichem Kontakt hat und George mit seiner Identität als Werwolf nicht zurechtkommt.

Schade eigentlich, „Being Human“ hätte das Potential zu einer grandiosen und typisch britischen Mystery-Serie mit einem Zwinkern im Auge gehabt, doch stattdessen ist es nur die UK-Version von Shows à la „Blood Ties“, „New Amsterdam“ und „Moonlight“. Ein Teil meiner Enttäuschung mag auch daher kommen, dass diese Folge zwangsläufig viele Konzepte des Original-Piloten wiederholt und somit repetitiv wirken. Auch viele der neuen Darsteller (insbesondere die neue „Annie“ sowie die „bösen“ Vampir-Bosse) können mich nicht so recht überzeugen. Bleibt die Hoffnung, dass die Serie in den verbleibenden fünf Folgen aus der Prämisse der Show und den Charakteren mehr herausholen kann.

Heathers (1988)

Montag, 26. Januar, 2009

Bei dem Thema „Teen-Film-Klassiker der 1980er Jahre“ denkt man vermutlich automatisch zuerst an die John-Hughes-Legenden wie „Pretty in Pink“ und „Breakfast Club“. Doch einer der besten Teenage-Angst-Produktionen aus den 80er nahm all diese Hughes-Filme auf die Schippe und machte mit bitterschwarzem Humor einen weiten Bogen um „politische Korrektheit“.

Interessanterweise kennt man „Heathers“ in Deutschland so gut wie gar nicht. Er lief und läuft zwar des öfteren im TV unter dem seltsamen Titel „Lethal Attraction“, aber vom Kult-Status, den der Streifen in den letzten 20 Jahren in den USA erreicht hat, ist in Deutschland nicht viel zu spüren. Man muss nach einer deutschen DVD-Fassung schon ’ne Weile suchen während der Film in den USA in diversen Special-Fassungen und sogar auf Bluray erhältlich ist. Mag auch an der FSK18-Einordnung liegen.

heathersIm Mittelpunkt von „Heathers“ stehen titelgebend drei Freundinnen (u.a. Shannen Doherty), die allesamt Heather heißen und in der Popularitäts-Hierachie an der Westerberg Highschool ganz oben stehen. Sie geben an, wer In und Out ist. Wer sich nicht dem berüchtigten Willen der Heathers fügt, kann sich als geächtet betrachten. Nicht damit zurecht kommt Veronica (Winona Ryder), die eigentlich kurz davor steht, ebenfalls in den erlauchten Kreis der „Heathers“ aufgenommen zu werden. Doch sie distanziert sich von den Unterdrücker-Methoden der Clique und macht sich somit drei neue Feindinnen. Nebenbei verliebt sie sich in den jungen Rebellen J.D. ( Christian Slater), der neu an der High-School ist. Ihm klagt sie ihr Leid mit den Heathers und wieviel besser die Welt doch ohne diese Zicken wäre. In einer Verkettung sehr bizarrer Umstände ermorden J.D. und Veronica eine der Heathers — nicht ganz unabsichtlich. Sie tarnen den Mord als Selbstmord und setzen damit eine noch unheilvollere Kette von Ereignissen in Bewegung. Rasch wird das Verhalten von J.D. unkontrollierbar, gleichzeitig wird die Schule von bizarren Anti-Selbstmord-Kampagnen überflutet.

Ein Film wie „Heathers“ im Jahre 2009 zu produzieren wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Kein Studio würde das Material in dieser Form auch nur mit einem Stock berühren, spätestens nach „Columbine“ sind (selbst-)mordlustige Schüler ein absolutes Tabu-Thema in der amerikanischen Popkultur, selbst unter dem schützenden Schirm der Satire ist da kaum noch Bewegungsspielraum. Schon 1988 verursachte „Heathers“ einen Sturm im Wasserglas wegen des satirischen Umgangs mit dem Thema Teenager-Selbstmord. Dazu kettenrauchende Teenager, surreal-psychedelische Traumszenen und reichlich makabere Real-Satire machen den Film zum Alptraum für jede Standards-and-Practices-Abteilung eines Filmstudios. Dabei zeigt kaum ein anderer Film wie „Heathers“ in amüsanter Weise, welch höllisches Erlebnis die Phase der Adoleszenz in amerikanischen High-Schools sein können und macht sich gleichzeitig genüsslich über vermeintlich „erzieherisch wertvollen“ Aufklärungs-Kampagnen lustig.

„Heathers“ hat die zwanzig Jahre zumindest an der Oberfläche nicht gut überstanden. Der Film ist auf den ersten Blick unglaublich „dated“, seien es die Klamotten oder die Ausdrucksweise (die allerdings teilweise sogar ausgehend von dem Film in den Alltagssprachgebrauch überging — „what’s your damage“?). Aber auch der Filmstil, das gemächliche „Tempo“ der Inszenierung ist heute nicht mehr vorstellbar. Heute müssten solche Filme viel flotter sein, viel hektischer geschnitten sein und vor allem die Scherzrate pro Minute extrem hinaufschrauben. Aber unter der Oberfläche ist „Heathers“ bis heute eine wunderbare Satire auf den zuweilen übersteigerten Wahn nach „political correctness“.

heathers2Auch jenseits von diesen „gesellschaftskritischen“ Punkten ist „Heathers“ ein großer Filmgenuss für Freunde der 80er-Kultur. Besonders fällt eine erschreckend junge Winona Ryder ins Auge (gerade mal 17 Lenze, kurz nach ihrem Durchbruch mit „Beetlejuice“, und noch Jahre entfernt von ihrem „Generation X“-Kultstatus mit „Reality Bites“). Schon damals beeindruckt ihre unverkrampfte und muntere Schauspielerei. Ich musste nun erstmal wieder ihren IMDb-Eintrag studieren, um rauszukriegen, was die Frau in den letzten 10 Jahren eigentlich so gemacht hat. Nach ihrem „Konflikt“ mit einem Kaufhaus-Detektiv so um 2001 war sie komplett von der Bildfläche verschwunden, inzwischen hat sie aber wieder den Weg zurück nach Hollywood gefunden. Der nicht minder junge Christian Slater zeigt in seiner Rolle als grenzgängerischer Rebell eine verblüffende Ähnlichkeit zu Jack Nicholson.

Fazit: „Heathers“ ist auch nach zwanzig Jahren ein kleines, bitterschwarzes Juwel der Teenage-Angst-Filmgeschichte. Die Mutter aller „Mean/Gossip Girls“ und „Junos“. Zu empfehlen ist die 20th Anniversary Reunion DVD, da sie neben einem Audiokommentar auch zwei Featurettes aus den Jahren 2001 und 2008 enthält. Die Geschichte der Entstehung des Films und sein holpriger Weg zum Kultstatus, die in den Featurettes erzählt werden, sind mindestens so interessant wie der Film selbst.

Weil alle Trailer mehr oder weniger Schrott sind, hier ein Ausschnitt.

Das Video zum Sonntag

Sonntag, 25. Januar, 2009

Da ich neulich mal wieder bei einer frühen „Gilmore Girls“-Episode hängen geblieben bin, gibt’s heute meine zwei favorisierten Tracks vom exzellenten (und leider einzigen) Soundtrack der Serie. Bis heute assoziere ich diese Songs automatisch mit den „early years“ der „Gilmore Girls“.

Erstmal das grandiose und nicht wenig umstrittene „Child Psychology“ von Black Box Recorder. Der Song war aufgrund seiner missverstandenen Aufforderung zum Selbstmord in Großbritannien zeitweise von den Radiosendern verbannt.

Ich möchte keines der BBR-Alben in meiner Sammlung missen. Eigentlich dachte ich, dass sich Black Box Recorder mittlerweile aufgelöst hätten, aber dem ist wohl nicht so, sogar ein neues Album ist für 2009 geplant.

Und dann noch etwas aus Schweden: Komeda mit „It’s Alright, Baby“. Deren Songs sind immer ein wenig „anders“ (aber nicht weniger „catchy“) und dieser Titel ist ein schönes Beispiel für den besonderen Offbeat-Charakter des „Gilmore Girls“-Soundtracks, der es irgendwie schafft, von Yoko Ono bis Björk und The Shins sowie Joey Ramone eine herrlich bunte Auswahl an Musik-Stilen zusammenzustellen. Wirklich einer der besten TV-Soundtracks, den ich jahrelang(!) im CD-Wechsler in meinem Auto hatte (und heute auf’m MP3-Stick).

So, und Hausaufgabe für den Rest des Sonntags: „Gilmore Girls“-DVDs ‚rauskramen und nach den Szenen mit den beiden Songs suchen!

(Auflösung hier)

 

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