Archiv der Kategorie 'Entertainment'


Es kam wie es kommen musste

Freitag, 21. November, 2008

Eine Überraschung ist es wohl nicht mehr, aber eine gewisse Enttäuschung lässt sich nicht verbergen. ABC wird keine weitere Episoden von „Dirty Sexy Money“, „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ bestellen — nach der Ausstrahlung der jeweils abgedrehten 13 Episoden ist somit für diese Serien Schluss. „Life on Mars“, von dem eigentlich auch erwartet wurde, dass es auf dieser „Opferliste“ stehen würde, hat noch einen Gnadenaufschub bekommen und darf vier weitere Episoden produzieren.

„Dirty Sexy Money“ war mir seit dem Ende der ersten Staffel eigentlich recht egal, aber „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ waren charmante Produktionen, die den Serienalltag etwas bunter machten. Ein dramatischer Verlust sind beide dennoch nicht in meinen Augen, denn so richtig konnten beide Serien ihre Potentiale auch nicht ausnutzen und waren dann doch auf Dauer etwas zu schräg oder zu „zuckersüß“. Dennoch ist es schade, dass solch ungewöhnliche Konzepte bei den TV-Zuschauern immer noch nicht richtig Fuß fassen können und oft nach einer kurzen Staffel scheitern. Bedauerlich ist ferner die Tatsache, dass die finale Episode von „Pushing Daisies“ aus einem Cliffhanger besteht und somit mal wieder eine Serie ohne vernünftigen Abschluss aus dem Diesseits scheidet. Bryan Fuller hofft auf eine Fortsetzung als Comic, aber leider liegen Hoffnung und Realität bekanntermaßen oftmals weit auseinander.

Aber immerhin gibt es heute auch noch gute Nachrichten: „Scrubs“ startet auf ABC am 6. Januar, ein „Arrested Development“-Film erscheint erneut eine winzige Nuance wahrscheinlicher und es gibt einen ersten (aber leider nicht sonderlich überzeugenden) „Cupid“-Trailer.

So ist das im „Serienland“: Shows werden abgesetzt, neue kommen nach.

The King of California (2007)

Montag, 17. November, 2008

Nach der jüngsten „Wiederentdeckung“ von Evan Rachel Wood in „Across the Universe“ bin ich bei einer IMDb-Suche noch an ein anderes Gem aus ihrer Filmographie erinnert worden: „The King of California“. Dabei handelt es sich um eine kleine Pseudo-Independent-Produktion mit einem grandiosen Michael Douglas und einer nicht minder exzellenten Evan Rachel Wood (die sich vor einigen Tagen wohl auch offiziell nach mehrjähriger Beziehung von Marilyn Manson getrennt hat. Man kann die „Free Evan!“-T-Shirts also wieder einpacken ;-)). Ich hatte zwar irgendwann mal den Kino-Trailer gesehen, aber bis zum (von mir unbemerkten) deutschen Kinostart dann doch wieder aus den Augen verloren. Das hatte auch ‚was positives, denn mittlerweile steht die DVD schon in den Läden. Im Stil von „Sideways“ und „Little Miss Sunshine“ ist auch dieser Film weit entfernt von Hollywoods Big-Budget-Action-Krachern und vielmehr eine gelungene Mischung aus vermeintlich oberflächlicher Komödie und im Kern ernsterem Familien-Drama, verpackt als charmantes Gegenwarts-Märchen.

„The King of California“ erzählt eine kleine Vater-Tocher-Geschichte: Die 16jährige Miranda (Evan Rachel Wood) muss seit Jahren alleine zurecht kommen nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hatte und ihr Vater in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Irgendwie hat Miranda es geschafft, sich an den Jugendämtern vorbeizumogeln, hat die Schule geschmissen und arbeitet in einer McDonalds-Filiale, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie hat ihr einsames Leben soweit im Griff, doch eines Tages steht ihr Vater Charlie (Michael Douglas mit „Catweazel“-Look) wieder vor der Tür: Entlassen aus der Anstalt, aber nicht unbedingt vollständig geheilt, versucht er sich wieder in das Leben seiner Tochter zu integrieren. Miranda ist davon alles andere als begeistert. Schon bald fällt Charlie scheinbar wieder in alte, anormale Verhaltensmuster zurück: Besessen von der Idee, dass in der Nähe ein 300 Jahre alter Goldschatz vergraben sei, macht sich Charlie mit Metalldetektor und schwerem Gerät auf Schatzsuche. Seiner Tochter Miranda bleibt trotz anfänglichen Widerstands nichts anderes übrig, als Babysitter für ihren Vater zu spielen. Während sich die beiden allmählich wieder besser kennen lernen und gar Gemeinsamkeiten entdecken, wird auch Miranda in den Bann der Schatzsuche gezogen, die schließlich ausgerechnet in/unter einem Supermarkt ihren Höhepunkt findet.

Michael Douglas ist brillant in seiner Rolle als liebenswürdiger, aber zerstreuter und der Realität entrückter Vater. Seit „Falling Down“ habe ich ihn nicht mehr derart in einer Rolle aufgehen sehen. Auch über seine bizarre Gesichtsbehaarung hinaus sprüht er vor einer packenden Mischung aus Wahn und Vaterliebe. Seine wortlose Reaktion auf die eigentlich rhetorisch gemeinte Frage seiner Tochter „Are you nuts!?“ ist einer der vielen kleinen Szenen-Highlights des Films. Charlie ahnt, dass er drauf und dran ist, seine Tochter für immer zu verlieren, doch gleichzeitig ist er komplett im Bann seines eigenen grenzenlosen Optimismus und Tatendrangs. Evan Rachel Wood spielt mit gewohnter Souveränität die emotional distanzierte und viel zu schnell erwachsen gewordene Tochter, die sich zwar einerseits von ihrem Vater abkoppeln möchte, aber ihn trotz allem immer noch zu sehr liebt.

Ich habe im Web zahlreiche harsche Kritiken gelesen, die teilweise sogar bis in de Kategorie „Worst Movie Ever!“ reichten. Was mir im Grunde nur deutlich machte, dass man (ich) auf Online-Kritiken wirklich rein gar nix geben sollte (und ihr auch nicht, also ignoriert meine Lobhudelei für diesen Film! ;-)). Klar hat „King of California“ hie und da ein paar kleinere Macken. Sonderlich realistisch mag er nicht unbedingt sein. Der Film fällt eher in die Rubrik „amüsantes Alltags-Märchen“, ohne allerdings eine platte Schenkelklopfer-Comedy zu sein (die viele wohl nach dem ersten Trailer erwartet hatten) und mit dementsprechend vorsichtigen Erwartungen sollte man wohl auch an den Film herangehen.

Zu den anderen „Macken“ gehört vielleicht auch der etwas zu umfangreich eingesetzte Voice-Over im Film, der vor allem aus der Sicht von Miranda erzählt wird. Bei manchen Kritikern wurde gar polemisch spekuliert, dass nur deshalb Voice-Over verwendet wurden, um das Geld für einen weiteren Darsteller einzusparen. Ganz so kritisch sehe ich das allerdings nicht — der Fokus des Films soll auf der schwierigen Beziehung zwischen Vater und Tochter liegen, ein weiterer Charakter, dem Miranda dann brav all ihre Gefühle und Gedanken erzählt, hätte nur unnötig von diesem Schwerpunkt abgelenkt. Zwar mag nicht jeder Voice-Over so brillant eingesetzt sein wie der in „Juno“ (im Sinne einer Kommunikation mit dem Zuschauer), aber ich bin ohnehin ein Freund von (moderat eingesetzten) Voice-Overs, insofern fand ich den Einsatz dieser Technik in „King of California“ nicht sonderlich störend.

„King of California“ ist in meinen Augen eine charmante, kleine Geschichte mit viel Herz, die ausgesprochen geschickt einen dünnen Pfad zwischen ernstem Drama und bizarrer Komödie beschreitet. Der Film bietet neben erstklassigen Schauspieler-Leistungen (insbesondere Michael Douglas in einer für ihn sehr ungewöhnlichen Rolle) viele kleine emotionale Momente zwischen Vater und Tochter, aber auch einige herrlich schräge und komische Momente (bspw. Miranda beim Swinger-BBQ). Auch das bezaubernde Ende, das nach Belieben interpretiert werden darf und bei weitem nicht so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, trägt zum rundum guten Eindruck bei.

Sicherlich mag „King of California“ nicht jedermanns Geschmack treffen. Man sollte wohl Gefallen an kleinen, ungewöhnlichen (wenn auch nicht ganz perfekten) Geschichten haben und sich auch an etwas weitschweifigen Voice-Overs nicht schon aus Prinzip stören. Der Trailer repräsentiert den Film etwas zu „upbeat“ und legt einen Schwerpunkt vor allem auf die Comedy-Elemente, was ein falsches Bild vermitteln kann. Wer „Sideways“ mochte, wird wohl auch an diesem Film Gefallen finden.

Mein persönliches Fazit zu „King of California“ lautet aber einfach nur: Es könnte ruhig mehr solcher Filme geben 🙂

„King of California“-DVD bei amazon.de.

Volle Kanne, Hoschi!

Montag, 17. November, 2008

Eigentlich wollte ich nur meinen VDR neu aufsetzen und bin dann beim Test-Zappen bei „Bill & Ted’s Excellent Adventure“ hängengeblieben. Erst durch einen Werbeblock konnte ich mich von dieser Reise in die Vergangenheit (im doppelten Sinne) wieder losreißen. Ein Blick in die IMDb bestätigt, dass der Film bereits satte zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. *schluck*

Kaum ein Satz ging seinerzeit über die Lippen, in dem nicht „Hoschi“ oder „Volle Kanne“ vorkam. Good Times.

Und der Rest…

Sonntag, 16. November, 2008

Einige ausgewählte Serien(-Neustarts) habe ich in den letzten Tagen abgehandelt, nun gibt es in der Schnellzusammenfassung noch ein paar Worte zu anderen Produktionen:

The Office
Immer noch exzellente Comedy-Unterhaltung mit einem formidablen Ensemble. In der fünften Staffel! Wer hätte das beim Start der Serie gedacht? Immer weider gelingt es den Autoren, die Zuschauer auf die falsche Fährte zu locken, insbesondere bei den Jim&Pam-Storylines.

Sanctuary (neu)
Es gibt Show-Konzepte, die man einfach nicht anpacken sollte, wenn man nicht das nötige Kleingeld hat, um vernünftige und HD-taugliche CGI-Effekte zu produzieren. Insbesondere dann, wenn im Grunde die komplette Serie vor Greenscreens produziert wird. Ansonsten typische Monster-Jäger-Story mit Logik-Löchern.

Merlin (neu)
Die haben doch tatsächlich aus dem jahrhundertealtem „Merlin“-Material eine Teen-Soap gebastelt. Naja, die Briten lieben nun mal ihre Kostümdramen. Da wird alles genehmigt, was auch nur im Entferntesten Burgen, Schlösser, Könige sowie reiche Prinzessinnen in Gefahr beinhaltet.

Fringe (neu)
Bin immer noch nicht überzeugt. Ähnlich wie bei „Sarah Connor Chronicles“ gibt es immer mal wieder Anzeichen, dass die Show doch noch durchstarten könnte, aber dann kommt doch wieder nur ein laues Lüftchen. Die „Fälle-der-Woche“ sind zwar hübsch bizarr und out-of-this-world, aber das reicht einfach nicht. Auch der besondere Unterhaltungswert für deutsche Zuschauer („Wissenschaft Prison“) kann nur kurzzeitig über die gestelzten Stories und uninteressanten Charaktere hinwegtäuschen. Noch habe ich aber die Hoffnung nicht aufgegeben, wenn „Fringe“ im Frühjahr den Timeslot nach „American Idol“ bekommt, dürfte die Serie eh noch mal einen kleinen „Reboot“ hinlegen.

Friday Night Lights
Beste aktuelle Drama-Serie („Mad Men“ läuft ja nicht mehr) und vielleicht die beste Teen-/Parent-Serie seit „My So-Called Life“. Ich habe es noch selten erlebt, dass eine Drama-Serie nach einer recht verbockten zweiten Staffel dann in Season 3 wieder so vehement durchstartet und sogar neue Maßstäbe setzt — trotz geringem Budget und dadurch bedingtem Aderlass bei den Darstellern. In der jüngsten Episode ging alles etwas zu glatt, aber dennoch: Hoffentlich gibt es noch eine vierte Staffel. Die Teenie-Stories interessieren mich dabei noch nicht mal so besonders — was die Show so sehenswert macht, ist das authentisch wirkende Familienleben der Taylors. Kyle Chandler, Connie Britton und Aimee Teegarden sind eine Klasse für sich.

11th Hour (neu)
Erneut eine routiniert und ohne jegliche Inspiration umgesetzte 08/15-Serie, die irgendwie auf den Mystery-Zug aufspringen will. Ich habe echt genug von diesem Einerlei-Müll, daher schreibe ich auch nicht mehr dazu. Die Serien-Neustarts dieser Season sind bisher eine einzige große Enttäuschung.

How I Met Your Mother
Endlich keine Absetzungsgefahr mehr und die Show hat nun eindeutig ihren Ton gefunden, mit dem sie wohl noch viele weitere Jahre durchlaufen könnte. A future classic in the making.

Samantha Who
Eine kleine Show, die offenbar ungerechterweise zu oft übersehen wird. Wäre nicht schon „Chuck“ die „best show you’re not watching“, dann käme wohl „Samantha Who“ als Kandidatin für diesen Titel in Frage. Marc Berman hat Hauptdarstellerin Christina Applegate jüngst als beste Comedy-Darstellerin seit Mary Tyler Moore bezeichnet und IMHO liegt er damit gar nicht so verkehrt (Tina Fey wäre auch eine starke Kandidatin). Fast nicht zu glauben, dass das mal die kleine „Dumpfbacke“ aus „Married With Children“ war.

Californication
Ich komme des öfteren nicht umhin, in Hank Moody zeitweise einen überzeichneten Don Draper der Gegenwart zu sehen. Eigentlich meint man ja, dass beide Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten, aber beide Charaktere wollen eigentlich Ihrer Familie keinen Schaden zufügen, aber dennoch fallen sie immer wieder in alte Gewohnheiten. Und offensichtlich ist das die Show, in der sich alle früheren Teen-Show-Starlets mal richtig das Teenie-Image wegvögeln lassen: Von Carly Pope („Popular“) über Meredith Monroe („Dawson’s Creek“) zu Carla Gallo („Undeclared“) darf jede mal ‚ran. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Im Gegenteil: Nach einem sehr schwachen Start zu Beginn der ersten Staffel ist die Serie mittlerweile ein kleines, unanständiges Goldstückchen.

Das Video zum Sonntag

Sonntag, 16. November, 2008

She and Him: „Why Do You Let Me Stay Here?“

Ein unfassbar kitschig-schlechtes Musikvideo zu einem passablen Song. Aber wie bei einem Autounfall kann man den Blick einfach nicht abwenden.

"Artichekt"

Samstag, 15. November, 2008

Ich habe gerade gesehen, in Deutschland ist folgendes seit Ende Oktober auf DVD zu haben: Die erste Staffel von „Hey Dad..!“, eine australische Sitcom aus den Jahren 1987-1994.

Das war seinerzeit ein Pflichttermin in der ARD um 15:03 Uhr, wenn ich mich recht erinnere (lief das nicht auch im Zweikanalton?). Nebenbei konnte man herrlich die Hausaufgaben der Kategorie „besonders lästig“ abarbeiten. Etwas verwirrend waren die zahlreichen Wechsel im Kreise der Hauptdarsteller, die schließlich auch dazu führten, dass die Serie immer uninteressanter wurde. Dennoch ein schönes Beispiel dafür, dass auch von „down under“ sehenswerte TV-Produktionen kommen können. Und die deutsche Synchro habe ich ebenfalls recht positiv in Erinnerung. Ich setzte es mal auf meine sentimentale 90er-Jahre-Shopping-Liste, vielleicht lege ich sie mir tatsächlich mal in einem „schwachen Moment“ zu 😉

Auf YouTube gibt’s übrigens einen Mitschnitt aus einer „Where Are They Now“-Reunion-Sendung.

Hier aber stattdessen lieber mal die Anfangsminuten einer „Hey Dad..!“-Episode:

Crusoe

Freitag, 14. November, 2008

Eigentlich wundert es mich ja ein wenig, dass es dann doch so lange dauerte, bis ein Network auf den „Pirates of the Caribbean“-Zug aufsprang. Jetzt ist es fast schon zu spät, denn die Film-Trilogie ist längst Kinonews von gestern — stattdessen jetzt sind wieder Super-Helden in allen Farbschattierungen gefragt.

Dennoch hat sich NBC mit „Crusoe“ seit langer Zeit mal wieder mit einer Primetime-Serie in die Zeit der Piraten und Seefahrer gewagt. Wie der Titel der Serie schon nahelegt, basiert „Crusoe“ auf dem fast 300 Jahre alten Roman von Daniel Defoe, in dem er die halb-fiktive Geschichte von „Robinson Crusoe“ erzählte. Crusoe strandete im 17. Jahrhundert auf einer einsamen Karibikinsel und schließt schließlich mit einem Ureinwohner Freundschaft, den er „Freitag“ nennt. Ich denke (und hoffe) mal, dass so ziemlich alle, die irgendwann mal im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren in einer Bibliothek waren, diese Geschichte kennen.

Viel sensationell neues wird man also als Zuschauer wohl nicht von dieser NBC-Fassung erwarten dürfen. Schließlich kennt man ja schon die Grundelemente der Story. Genau da setzen aber auch die Macher von „Crusoe“ an und setzen geschickterweise ein bestimmtes Vorwissen beim Zuschauer voraus. Sie beginnen in der Pilotepisode nicht mit Crusoes Ankunft auf der Insel, sondern starten etwa ein Jahr nach dem Untergang seines Schiffes in die Handlung der Serie. Robinson (Philip Winchester) hat sich somit längst auf der Insel arrangiert, eine gemütliche Unterkunft geschaffen, ist bereits befreundet mit Freitag (Tongai Arnold Chirisa) und gemeinsam bestehen die beiden viele Abenteuer. Freitag wird dabei als besonders hochintelligenter und vorwitziger Begleiter dargestellt — unpassende „Freitag-als-Sklave“-Interpretationen sind also nach Möglichkeit ausgemerzt.

„Crusoe“ ist wohl in erster Linie lockere TV-Unterhaltung für die ganze Familie, endlich mal etwas Abwechslung von den üblichen SciFi/Krimi/Krankenhaus-Serien. Piraten findet man nicht oft im TV und zumindest diesen Pluspunkt hat „Crusoe“ sicher. Aber jenseits der uneingeschränkten Familientauglichkeit ist das Konzept der Serie verflixt schnell ausgereizt. Eigentlich ist die Geschichte von „Robinson Crusoe“ die eines einsamen Mannes. Sowas macht sich aber im TV ganz schlecht — nur zwei Darsteller für eine Serie setzen jeder Produktion schnell enge logistische und inhaltliche Grenzen. Also muss man irgendwie andere Personen auf die Insel bringen, aber gleichzeitig darf sich natürlich für Robinson und Freitag erstmal keine ernste Fluchtmöglichkeit ergeben. Im Falle von „Crusoe“ löst man das eben so gut wie es geht ohne Rauchmonster und „Others“ aus der „Lost“-Trickkiste. Doch was dabei herauskommt, ist auch nur ein schlechter Kompromiss und nix Halbes und nix Ganzes.

Da versucht man sich einerseits mit Flashbacks aus der Sicht von Robinson zu behelfen: Er erinnert sich immer mal wieder an seine Familie daheim in England und Stück für Stück wird ein Puzzle zusammengefügt, das erklären soll, wie Crusoe überhaupt auf jenes untergegangenes Schiff kam. Sogar eine Intrige wird als Season-Arc-Mystery in die Flashbacks eingebaut — einziges Problem: Das ist einfach nur uninteressant und gähnend langweilig. Immer wenn Crusoe den Träumer-Blick bekommt und an diese „besseren“ Zeiten zurückdenkt, wird jeglicher Schwung aus der aktuellen Episode herausgenommen und der Zuschauer bekommt ein winzig kleines Puzzlestückchen präsentiert, mit dem er oftmals gar nix anfangen kann (weil die Zusammenhänge noch nicht klar sind) oder das keinerlei Bezug zur A-Handlung der Episode hat.

Der zweite „Trick“, um das Problem mit den Darsteller-Defizit zu lösen, ist dann im Grunde ein Rückgriff auf „deus ex machina“: Ständig legen irgendwelche weiteren Schiffe einen Zwischenstopp an der Insel ein und werden dann durch irgendwelche holprigen Story-Konstrukte erstens dazu gezwungen, einige Wochen vor Ort zu bleiben und zweitens irgendwie Robinson und Freitag keine Möglichkeit zur Flucht zu bieten.

Dazwischen werden immer mal wieder Stand-Alone-Episoden eingestreut, in denen Robinson und Freitag wirklich ganz alleine sind und irgendein Adventure-of-the-week oder Fluchthoffnung-of-the-week erkunden/lösen/beseitigen müssen. Die sind zwar auch oftmals flott und amüsant, aber mehr nicht.

Kurz: „Crusoe“ ist zwar ganz nettes Abenteuer- und Piraten-TV mit einem Touch MacGyver-Romantik, hat aber mit vielen prinzipbedingten Problemen zu kämpfen, die das Ganze bestenfalls für den Familien-Fernsehabend oder zum Nebenbei-Fernsehen erträglich machen.
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RIP "My Own Worst Enemy"

Donnerstag, 13. November, 2008

Eigentlich wollte ich diese Review schon gestern veröffentlichen und „My Own Worst Enemy“ als sehr ernsten Absetzungskandidaten bezeichnen. Nun hat mich die Realität mal wieder bereits eingeholt und die Show wurde (wie auch „Lipstick Jungle“) abgesetzt. Im Sinne von „es werden keine weiteren Episoden mehr produziert, aber nach aktueller Planung dennoch die restlichen Folgen ausgestrahlt“. Bedingt vielleicht auch durch den drastischen Absturz seines Lead-Ins „Heroes“ in dieser Season blieb das neue Action-SciFi-Drama weit hinter den NBC-Erwartungen zurück. Bei der letzten Episode konnte NBC sogar nur etwas mehr 4 Millionen Zuschauer gewinnen, deutlich weniger als der letztjährige Timeslot-Inhaber „Journeyman“.

Richtig anfreunden konnte ich mich mit der Serie auch nicht, obwohl ich doch recht lange dran geblieben bin. Christian Slater spielt(e) in „My Own Worst Enemy“ den Agenten Edward Albright, der an einer Art künstlichen Schizophrenie leidet: Er ist Teil eines Experiments, bei dem ein Chip ins Hirn des Agenten implantiert wird. Dieser Chip sorgt dann zumindest in der Theorie dafür, dass sich in dem Probanden eine zweite Persönlichkeit heranbildet, quasi ein zahmer Dr. Jekyll zum bereits vorhandenen aggressiven Mr. Hyde. Denn Agent Edward ist eigentlich ein brutaler und kompromissloser Top-Agent, der so gut wie keine soziale Kompetenz besitzt. Doch dank seines Chips im Schädel kann er per Knopfdruck auf die andere, harmlose Persönlichkeit „umgeschaltet“ werden. Die Alternativ-Persönlichkeit namens Henry führt ein ganz normales, harmonisches Familienleben und weiß rein gar nichts von den Tätigkeiten seiner anderen Agenten-Identität. Und was „Henry“ nicht über geheime Agenten-Missionen weiß, kann er auch bei eventueller Gefangenschaft und Folterungen nicht verraten. Eventuelle Ungereimtheiten/Informationen über Aktionen von „Edward“ (Verletzungen beim Rasieren, unerwartete mehrtägige Abwesenheit von der Familie) werden im besten iPod-Stil als Update in den Hirn-Chip eingespielt, so dass Henry nie um eine Erklärung verlegen ist. Doch eines Tages gibt es ein Problem: Der Chip spielt verrückt und das „Umschalten“ zwischen Edward und Henry kann nicht mehr kontrolliert werden, immer öfters wechselt der Agent zwischen beiden Persönlichkeiten hin und her und der orientierungs- und hilflose Henry muss sich irgendwie mit seiner zweiten Identität arrangieren.

Manche Elemente ähneln einer ernsten Version von „Chuck“: Ein Normalo-Bürger, der über ein abstruses SciFi-Technik-Blafasel unfreiwillig zum Superagenten mutieren soll.

Auf dem Papier war „My Own Worst Enemy“ ein realitätsfernes, aber wenn man den Technobabbel mal akzeptiert hat, durchaus ein faszinierendes Konzept. Dank etwas üppigerem Budget ist eine actionreiche Umsetzung mit einem souveränen Christian Slater in der Doppel-Hauptrolle gewährleistet. Wenn man erstmal die massiven Logiklöcher in der Prämisse (Warum macht man sowas überhaupt?) akzeptiert hat oder sich irgendwie eine halbwegs belastbare Antwort auf diese Logikprobleme zurechtgebastelt hat (damit die Agenten auch unter Folter keine Geheimnisse ausplaudern können), dann funktioniert sie eigentlich ganz gut. Das sind aber leider eine Menge „Wenns“ und „Falls“, die sich schnell summieren und der kuriose Gadget-Charakter der Show weicht schnell einem gewissen Cheesy-Faktor, wenn die Serie zu immer phantastischeren Story-Vehikeln greift.

So lebt die Show dann vor allem von dem Jekyll/Hyde-Faktor und von Christian Slaters Performance, aber auch der sind Grenzen gesetzt. Eventuell hätte sich noch etwas Spannung aus der Frage ergeben, ob der „böse Edward“ wirklich die originale Persönlichkeit ist oder ob nicht vielleicht doch der „gute Henry“ die ursprüngliche Identität ist und der Agent erst später im Rahmen des Experimentes „installiert“ wurde.

Aber wirklich faszinieren konnte die Show nicht, vieles war dann doch zu weit hergeholt, zu viele Logiklöcher mussten mit Technobabbel gefüllt werden und Christian Slaters On-Screen-Chemie reichte an einen Matt Demon à la „Bourne Identity“ nicht heran. Dann genehmige ich mir doch lieber eine Dosis „Chuck“ (das übrigens in der jüngsten Episode zu absoluter Topform auflief, selbst bei „30 Rock“ und „The Office“ habe ich selten so gelacht).

Allerdings hat NBC nun ein „klitzekleines“ Problem: Quotenmäßig entwickelt sich nun auch der Montag allmählich zu einem Desaster. Bei der Geschwindigkeit, mit der „Heroes“ derzeit Zuschauer verliert (nun schon unter 8 Mio.), könnte selbst die „egal was passiert“-sicher geglaubte vierte Staffel gefährdet sein.

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"Pushing Daisies" als Comic?

Mittwoch, 12. November, 2008

Gestern fand im Paley Center for Media (früher: Museum of Radio & Television) ein Diskussions-Panel unter anderem mit den „Pushing Daisies“-Autoren statt. Eine Zusammenfassung gibt’s bei TVWeek.

Unter anderem wurde erwähnt, dass Chef-Autor Fuller hofft, die Serie im Falle einer verfrühten Absetzung zumindest als Comic zu einem vernünftigen Ende bringen zu können. Über das Schicksal der Serie hat ABC noch nicht entschieden (es sieht aber wirklich nicht gut aus), am Donnerstag werden mit dem Abschluss der Dreharbeiten zur Episode 13 die Produktionsarbeiten erstmal beendet sein.

Wilson Cruz („Rickie“ aus „My So-Called Life“) wird ferner in einer der nächsten Episoden eine Gastrolle haben.

Drunk History

Mittwoch, 12. November, 2008

Amerikanische Geschichte kann erstaunlich unterhaltsam sein. Alternativ könnte man aber auch sagen, dass sie nur besoffen erträglich ist. Wie auch immer, die (schon etwas ältere) Video-Reihe „Drunk History“ bringt dem Geschichts-Interessierten (und Anderen) die amerikanische Vergangenheit unvergleichlich anschaulich nahe.

Trotz des Staraufgebots in allen Folgen (Jack Black, Michael Cera, Jason Ritter, Danny McBride) ist diese Episode 3 mit Stand-Up-Comedienne Jen Kirkman als Erzählerin mein eindeutiger Favorit — ich hätte nie gedacht, dass Schluckaufs (ist das wirklich der Plural von „Schluckauf“?) solch zentrale Bestandteile amerikanischer Geschichte waren :-).

Wer die Reihe von Anfang an sehen will, kann diesen Link benutzen.

 

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