Miss Guided
Sonntag, 23. März, 2008Ist das also die „neue“ Form der Comedy anno 2008? Eine Half-Hour-Show ohne Laugh-Track, gefilmt als Single-Camera-Produktion, mit leicht überzeichneten, aber dennoch in der Realität verwurzelten Charakteren. Die lineare Erzählweise wird von zahlreichen Flashbacks und Mockumentary-„Talking Heads“ aufgebrochen und der radikal gekürzte Themesong (falls man ihn überhaupt noch als solchen bezeichnen kann, selbst „Erkennungsmelodie“ wäre schon zu hoch gegriffen) besteht bestenfalls noch aus fünf Tönen.
Liest sich wie eine bunte Melange aus „Arrested Development“, „Scrubs“, „How I Met Your Mother“ und „The Office“, ist aber ABCs neue Comedy „Miss Guided“ und nicht mal halb so lustig. Naja, sie ist durchaus amüsant, aber irgendwie nicht zum Lachen. Eher was zum Schmunzeln. Hauptdarstellerin Judy Greer („Love Monkey“, „Arrested Development“) als Vertrauenslehrerin mit einem sympathischen Selbstbewusstseins-Defizit an einer kleinen High School gibt wirklich vollen Körpereinsatz und ist sich für keinen Klamauk und keine Slapstick-Einlage zu schade — was sicherlich für sie spricht. Sie hat sich diese erste Hauptrolle in ihrer eigenen Show auch redlich verdient, sie ist der unbezweifelte Höhepunkt und rettet eigentlich jede Szene, in der sie auftritt. Der Rest des Cast (inklusive der Gastauftritte der — zu dem Zeitpunkt noch nicht schwangeren — Jamie Lynn Spears und Co-Produzent Ashton Kutcher) ist durchweg blass und lediglich Kanonenfutter.
Ob „Miss Guided“ überhaupt als „Laugh Out Loud“-Show gedacht ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn „richtig schlecht“ ist diese Comedy eigentlich nicht, aber kann trotz der imposanten Lebensläufe des umfangreichen Produzentenstabs (Todd Holland („Wonderfalls“), Victor Hsu („Arrested Development“), Kevin Etten („Desperate Housewives“), Gabrielle Allan („Scrubs“), uvm) irgendwie nie den Eindruck abschütteln, als würde die Produktion mit angezogener Handbremse laufen. Zudem sind die Skripte desöftern doch deutlich zu flach und scheinbar auf den billigen und schnellen Slapstick-Lacher aus, obwohl die Show prinzipiell eher nicht den Eindruck macht, als wolle sie das Humor-Verständnis des Zuschauers beleidigen.
Bin mal gespannt, was ABC mit der Serie anstellt. Mit sehr konstanten 6,3 Millionen Zuschauern waren Episoden zwei und drei am vergangenen Donnerstag zwar keine Total-Flops, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Auf der anderen Seite hat ABC in Sachen Comedy zur Zeit rein gar nichts zu bieten. Im (fiktiven) Zusammenspiel mit „Scrubs“ könnte die Show nächstes Jahr somit zumindest eine Alibi-Funktion erfüllen und vielleicht sogar von den letzten Lebensgeistern von „Scrubs“ profitieren — sie müsste sich nur entscheiden, welche Art von Comedy sie eigentlich sein will.
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Aber an der Pilotepisode der neuen Comedy-Serie des Autoren-Paars Amy und David Palladino kann man sehr schön beobachten, wie ein flottes Skript in der verfilmten Fassung einen kläglichen Tod sterben kann, wenn die Schauspieler mit dem Material nicht zurechtkommen. Hauptdarstellerin Parker Posey wirkt in den ersten 22 Minuten von „The Return of Jezebel James“ vollkommen deplatziert in ihrer Rolle und regelrecht unwohl in ihrer Haut. Sie spielt eine Kinderbucheditorin, die nach einer gescheiterten Langzeit-Beziehung nun plötzlich ihre biologische Uhr ticken hört und Kinder haben will. Doch als sie erfährt, dass sie unfruchtbar ist, greift sie zu Plan C: Ihre jüngere Schwester Coco (Lauren Ambrose) soll das Kind für sie austragen. Einziges Problem: Die beiden haben sich seit langer Zeit nicht gesehen und kommen aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten: Sarah ist eine ehrgeizige und penible Workaholic, während Coco weder einen Job noch eine eigene Wohnung hat und in den Tag hineinlebt.
Die zweite Episode wirkt hingegen schon deutlich runder. Auch wenn man einen Continuity-Lapsus mit Sarahs wundersam komplett neugestalteten Apartment schlucken muss, versteht man auch, warum FOX gleich mit einer Doppelepisode von „The Return of Jezebel James“ an den Start ging. Parker Posey spielt geradezu eine andere Rolle und kann in einigen Konfrontations- und Diskussionsszenen mit Ambrose wirklich überzeugen. Da schaut man erstaunt auf den Bildschirm und glaubt zu erkennen, warum sich die Palladinos ausgerechnet für diesen Cast entschieden haben. Naja, bis auf Scott Cohen als Sarahs Liebhaber. Da ich noch aus „Gilmore Girls“-Zeiten eine immense Abneigung gegen Scott Cohen und seine tröge On-Screen-Präsenz hege, wäre ich zu einem objektiven Urteil zu seiner Rolle eh nicht in der Lage. Die zweite Episode kann aber zeigen, dass da Potential in „The Return of Jezebel James“ steckte — was aber nach einer derart miserablen Pilot-Episode eine Show in der Regel nicht mehr retten kann. Was bleibt ist ein uneinheitlicher Eindruck einer seltsamen Show, die wohl viel mehr Zeit zum Wachsen benötigt hätte. Man kann das Gefühl nicht leugnen, dass sich die Palladinos mit diesem Projekt verschätzt und verhoben haben.