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The Shape of Things (2003)

Sonntag, 13. August, 2006

„The Shape of Things“ stand schon länger auf meiner „To-Buy“-Liste. Irgendwann hatte ich mir mal eine Notiz zu diesem Film gemacht, aber warum und wie ich gerade darauf kam, weiss ich schon längst nicht mehr. Der Film basierte auf einem Theaterstück, das Anfang des Jahrzehnts in London lief — soviel wusste ich noch. Nun gut, durch Zufall fiel mir kürzlich ein günstiger Preis für die britische R2-DVD bei Amazon (Marketplace) auf, und das Ding wurde bestellt. Mit einer 6,9 als IMDb-Wertung und Rachel Weisz („The Constant Gardener“) in einer der Hauptrollen kann man für ein paar Pfund wohl auch nicht viel falsch machen.

Und es war wirklich ein guter Kauf. Ein auf den ersten Blick zwar etwas trockener aber gegen Ende sehr faszinierender Film.

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Adam (Paul Rudd, „Friends“) ist ein Geek erster Güte. Unsportlich, unattraktiv, etwas dicklich, mit Brille und fettigen Haaren ist er alles andere als ein Frauenmagnet. Er arbeitet neben seinem College-Studium als Aushilfe in einem Kunstmuseum in Kalifornien. Eines Tages begegnet er der sexy, forschen und auch mysteriösen Evelyn (Rachel Weisz), die entgegen aller Wahrscheinlichkeit Interesse an ihm zeigt. Die beiden verabreden sich zu einem Date, kommen sich näher und so beginnt eine mehrmonatige Beziehung. Ins Spiel kommt dann auch noch Adams bester Freund Phil (Fred Weller, „When Will I Be Loved“) sowie dessen Verlobte Jenny (Gretchen Mol), die auch recht irritiert darüber sind, dass solch eine attraktive Frau wie Evelyn Gefallen an Adam finden könnte. Um so erstaunter sind sie, als Adam langsam beginnt, eine Wandlung vom hässlichen und schüchternen Entlein zum attraktiven und selbstbewussten Mann durchzumachen.

„The Shape of Things“ ist ein schwer verdaulicher Film. Die ersten 60 Minuten lassen den Zuschauer etwas im Unklaren, wo der Film hin will, was er aussagen will. Zwischendurch mag man schon fürchten, dass es sich um eine billige misslunge Twen-Klamotte à la „She’s All That“ handelt. Aber da ist doch die ganze Zeit irgendwas im Hintergrund, irgendwas stimmt da nicht. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: Spätestens in den letzten zwanzig Minuten hat der Film die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, selbst wenn man zuvor schon ahnte, wo der Hase läuft. Das ist definitiv keine seichte Romanze, sondern ein toughes Drama um Kunst, Moral und Kaltblütigkeit, das einen auch nach dem Abspann noch einige Zeit beschäftigt.

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Einige wichtige Anmerkungen darf man bei einer Empfehlung des Films aber nicht unterlassen: Dies ist eine Theaterproduktion. Zwar auf Zelluloid gebannt und nicht auf einer Theaterbühne inszeniert, aber es bleibt kein Zweifel daran, dass Film eigentlich nur eine „Zweitverwertung“ für dieses Script ist. Regisseur Neil LaBute betont in der DVD-Einführung mit gutem Grund, dass er dem Original möglichst treu bleiben wollte. Es ist keine Produktion mit dutzenden Locations, vielen Umschnitten, aufwändigen Kamerafahrten, hipper Background-Musik und vielen Nebendarstellern. Nein, das ist im Grunde nur eine leicht aufgepeppte Theaterproduktion. 10 Szenen, 10 Locations, 4 Darsteller, viel Dialog. Schauspieler, die mit Schauspielern spielen und nicht mit Stichwortgebern neben der Kamera. Keine Nebendarsteller. Lange Einstellungen, kaum Umschnitte. Darauf sollte man vorbereitet sein, sonst stellt man die falschen Ansprüche und wähnt sich buchstäblich schnell im falschen Film. Aber sobald man sich darauf einlässt (und auch nicht nach ein paar Minuten enttäuscht die DVD aus dem Player reisst), wird man mit einem brillianten Schauspielstück belohnt, in dem die Dialoge und Inhalte zählen, nicht die Kameraarbeit (welche aber auch recht interessant — weil unorthodox — ist).

Allerdings hat die Umsetzung dieser Theaterproduktion auf die große Leinwand auch mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das beginnt schon damit, dass Film eben doch nicht unbedingt das ideale Medium für solch eine orginalgetreue Adaption ist. Zudem ist der absichtlich sehr einfach gehaltene Kamerastil gewöhnungsbedürftig. Die Darsteller laufen mehrmals aus dem Frame oder sind nur halb drin. Dialogszenen erstrecken sich über viele Minuten. Musik hört man nur für wenige Sekunden während den wenigen Szenenwechseln – und wirkt genau da irgendwie zu aufdringlich. Jedoch vor allem Gretchen Mol schafft den Sprung in das andere Medium nicht so recht, sie spielt noch zu aufdringlich, für einen großen Theatersaal und nicht für eine kleine Kamera, die auch kleinste Nuancen aufzeichnen kann. Insbesondere in den Flirt-Szenen mit Adam fällt das besonders auf.

Doch das Gesamtwerk ist dennoch überzeugend. Man spürt, dass die Schauspieler dieses Stück schon mehrere dutzend Male aufgeführt haben und somit mit den Charakteren intensiv vertraut sind. Es kommt selten vor, dass eine Theaterproduktion den Sprung auf die Leinwand schafft und dies auch noch mit denselben Schauspielern und Regisseur/Drehbuchautor verwirklicht wird. Aber auch nur so ist es möglich, einen 90-minütigen Spielfilm in gerade mal 18 Tagen abzudrehen und das auch noch mit solch langen Dialogszenen, bei denen die Darsteller einige Seiten Script auswendig lernen müssen.

the_shape_of_things_dvd.jpgZur britischen R2-DVD kann man nichts negatives sagen. Der Commentary Track ist sehr interessant und aufschlussreich. Regisseur Neil LaBute und Darsteller Paul Rudd palavern durchweg die vollen 90 Minuten mit unterhaltsamen und informativen Anekdoten. Im Grunde muss man den Film auch zweimal sehen (einmal mit Kommentar), um all die Kleinigkeiten zu entdecken, die trotz des hektischen Drehplans realisiert werden konnten. Dazu kommen noch ein paar Minuten Behind-The-Scenes-Materialien und ein amüsantes Mini-Filmchen, das eigentlich als Trailer gedacht war. Die US-amerikanische R1-Edition hat noch DTS-Sound, aber dies spielt bei dieser extrem dialoglastigen Produktion meines Erachtens keine Rolle.

Fazit: Empfehlenswert für Freunde des gesprochenen Worts. Vielleicht hat man „The Shape of Things“ ja schon mal bei einer Aufführung einer lokalen Theater-Truppe gesehen. Der Film ist allerdings etwas sperrig und erschliesst sich in manchen Details auch nur mithilfe des Commentary Tracks. Hier kann es sich auch lohnen, wenn man als Schüler vom Deutsch- (oder Englisch-) Leistungskurs nicht komplett angeödet war.

Shopgirl (2004)

Samstag, 15. Juli, 2006

Wenn man gemeinhin den Namen „Steve Martin“ hört, assoziiert man ihn in der Regel automatisch mit flapsigen Komödien à la „The Man with Two Brains“, „Roxanne“ und „Three Amigos“. Eher weniger bekannt ist seine ernstere Seite, die er aber auch schon einmal recht prominent in „The Spanish Prisoner“ zur Schau tragen durfte. Es hat fast den Anschein, als geniesse Martin zum Ausgleich nach einigen geldbringenden Produktionen aus der „Cheaper by the Dozen“-Kategorie auch gerne mal etwas ernstere und künstlerisch anspruchsvollere Gegenpole (auch wenn die dann auch nur einen Bruchteil der Komödien an der Kinokasse einspielen).

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Solch ein Fall ist „Shopgirl“. Das im Jahre 2004 produzierte Drama war eher eine wenig beachtete Randnotiz im Kinogeschehen von 2005. Während der Film in Kino lief, war Martin bereits mit der Promo-Aktion für seine nächste Blockbuster-Komödie beschäftigt.

Dabei ist „Shopgirl“ doch auch ein ganz besonderer Fall für Martin, denn der Film basiert auf der von ihm gegen Anfang des Jahrzehnts publizierten gleichnamigen Novelle. Produzent Ashok Amritraj ermöglichte es Martin, seine eigene Romanvorlage in einem Drehbuch zu adaptieren und auch noch selbst eine Hauptrolle zu spielen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl„Shopgirl“ ist eine kleine Geschichte, eine bezaubernde romantische-sentimentale, zeitweise amüsante Erzählung über drei Menschen, deren Lebenspfade sich für eine kurze Zeit überschneiden. Es ist die Geschichte von Mirabelle Buttersfield (Claire Danes), einer depressiven, einsamen jungen Frau vom Lande, die in der großen Stadt Los Angeles nach ihrem Glück und Erfüllung sucht. Es ist die Geschichte des gut 30 Jahre älteren Geschäftsmannes Ray Porter (Steve Martin), der eigentlich nur eine sexuelle Ablenkung sucht. Und es ist die Geschichte von Jeremy (Jason Schwartzman), dem chronisch abgebrannten und chaotischen Lebenskünstler, der im Leben nicht vorwärts kommt. Und als diese beiden Männer auf Mirabelle stossen, ändert sich ihr aller Leben. Der zentrale Satz in der Buchvorlage, der wohl die Entwicklung aller drei Charaktere im Laufe des Films am besten zusammenfasst, ist ein Zitat von Mirabelle: „It’s pain that changes our lives“. Damit deutet sich schon an, dass „Shopgirl“ keine platte Komödie aber auch keine lockere Hugh Grant Feel-Good Chick-Flick Romanze ist.

Ich habe die Novelle von Steve Martin vor einigen Jahren gelesen, aber sie hinterliess keinen besonders großen Eindruck. Es ist eine ganz nette Geschichte, mit sorgsam gezeichneten Charakteren aber ohne großen Spannungsbogen. Es ist vieleher eine ruhige Erzählung eines Lebensabschnitts von drei Menschen. Und das spiegelt sich auch im Film wieder, der sich zwar eng an der Vorlage orientiert, sich aber dennoch einige Freiheiten nimmt. In vielen Dialogen blitzt auch oft die Schlagfertigkeit des gelernten Stand-Up Comedian Martin durch, der mehrmals für kleine, aufheiternde Elemente sorgt. Es ist kein todernstes Drama — ganz im Gegenteil, der Film ist gespickt mit vielen kleinen amüsanten Details.

Diese kleinen „Amusements“ sind auch nötig, denn der Zuschauer muss mit der Liebesbeziehung zwischen dem grauhaarigen Ray und der jungen Mirabelle einen gewaltigen „Creepiness“-Faktor überwinden. Mirabelle merkt einmal an, dass Ray sogar älter als ihr eigener Vater sei. Die Sex-Szenen zwischen Claire Danes und Steve Martin sind immerhin sehr zurückhaltend inszeniert. Das ist nicht ein Film über die sexuelle Ausbeutung eines unschuldigen Mädchens durch einen notgeilen alten Mann in seiner Midlife-Crisis. Ray Porter ist ein grundgütiger Mann, der nicht merkt, dass diese Beziehung so viel mehr für Mirabelle bedeutet und sich nicht seiner eigenen Gefühlen bewusst werden will — und am Ende selbst darunter leidet.

Claire Danes in ShopgirlDoch ein ähnlicher Altersunterschied hat auch zwischen der blutjungen Scarlett Johansson und Bill Murray in „Lost in Translation“ funktioniert — vor allem wegen der exzellenten Schauspielerleistungen der Hauptdarsteller. So ist es auch in „Shopgirl“, der auch darüber hinaus eine gewisse stilistische und thematische Ähnlichkeit zu „Lost in Translation“ hat.

Denn die Stärken von „Shopgirl“ liegen ganz klar in der atemberaubenden Leistung des Cast bis hin in die Nebenrollen. Frances Conroy („SFU“) hat wohl eine der kleinsten Rollen der Filmgeschichte, sie darf in der Endfassung gerade mal „Hi“ sagen. Emily Kuroda ist ebenfalls in einer klitzekleinen Nebenrolle zu sehen. Großartig sind aber insbesondere die Performances von Steve Martin und Claire Danes. Claire konnte sich für ihre Leistung in „Shopgirl“ gar berechtigte Hoffnungen auf eine Oscar-Nominierung machen, doch die magere Akzeptanz des (nur mit wenigen Kopien gestarteten) Films beim Kinopublikum wirkte sich letztenendes dann doch zu ihrem Nachteil aus. Hervorragend ins Bild gesetzt wurden die Schauspieler von Regisseur Anand Tucker und Kameramann Peter Suschitzky. Insbesondere die Totalen sind oftmals ein Augenschmaus.

Hie und da läuft der Film nicht richtig „rund“, er verliert zu sehr an Tempo und zeigt Schwächen vor allem in den eigentlich überflüssigen Voice-Overs von Steve Martin. Dazu vergibt der Film etwas zu viel Zeit auf nicht wirklich relevante Nebencharaktere und -schauplätze (bspw. Jeremys One-Night-Stand mit Lisa).

Fazit: „Shopgirl“ ist sicherlich ein etwas schwieriges und nachdenkliches romantisches Drama, das auch vereinzelt ein paar Schwächen in der Umsetzung hat. Aber dennoch allemal sehenswert wegen der faszinierenden Schauspielerlesitungen von Steve Martin und Claire Danes. Man darf aber auf gar keinen Fall mit der Erwartung eines unterhaltsamen Videoabends voller Steve Martin-typischer Lacher diese DVD in der Videothek ausleihen. Der Film steht schon mit guten Grund nicht im „Komödien“-Regal. Aber wer Steve Martin mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen will, dem sei „Shopgirl“ empfohlen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Die deutsche DVD ist nicht gerade reichhaltig ausgestattet, immerhin Ton in DD5.1 in deutsch und englisch, dazu unkommentierte Szenen vom Set (14 Minuten) sowie zwei Trailer, Interviews mit dem Cast und eine mickrige Bildergalerie. Ich hätte nichts gegen einen Audiokommentar gehabt, den es aber wohl auf der US DVD samt einiger deleted Scenes sowie einer längeren Featurette gibt. Ich ärgere mich jedenfalls, dass ich bei der deutschen Fassung zugegriffen habe, da ich von Claires deutscher Synchronstimme eh Schüttelfrost bekomme.

Spanglish (2004)

Montag, 27. Februar, 2006

Sobald man den Namen „Adam Sandler“ in den Opening Credits eines Filmes liest, erwartet man automatisch eine bestimmte Art von lockerer Slapstick-Comedy, die Sandler so bekannt gemacht hat. Mit Filmen wie „Big Daddy“, „Waterboy“ und „Litte Nicky“ hat sich der ehemalige Saturday Night Star einen Namen gemacht … und wurde prompt von Zuschauern und Kritikern in eine bestimmte Schublade eingeordnet. Aber schon die — naja, sagen wir mal „experimentelle“ — Produktion „Punch Drunk Love“ zeigte einen Aspekt von Sandlers Schauspielkunst, die sich nicht wirklich fundamental von seinen Comedy-Charakteren unterscheidet, aber ihm doch einen vollkommen neuen Aspekt verleiht. Sandler kann auch ernste Typen spielen ohne sich selbst untreu zu werden.

Auch seine Performance in „Spanglish“, der 2004er Produktion aus der Hand von James L. Brooks („The Mary Tyler Moore Show“, „The Simpsons“,“ As Good as It Gets“), zeigt diese neue Seite von Sandlers Fähigkeiten. Er spielt als ruhiger und einfühlender Familienvater eine weitesgehend ernste Rolle, lässt aber immer wieder seine Comedy-Talente durchschimmern, sein Gefühl für gutes Timing helfen ihm bei vielen Dialogszenen seinem Charakter eine sehr individuelle und glaubhafte Dimension zu verleihen.

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„Spanglish“ erzählt die Geschichte von Flor (Paz Vega) und ihrer kleinen Tochter Cristina, die gemeinsam illegal aus Mexiko in die USA übersiedeln und zunächst in den spanischen Stadtvierteln von Los Angeles untertauchen. Als Flor nach einigen Jahren mehr Geld zum Leben benötigt, ist sie gezwungen, ausserhalb dieser vertrauten hispanisch geprägten Welt eine Anstellung als Hausmädchen zu suchen. Nicht leicht wird die Sache angesichts der Tatsache, dass sie kein Wort Englisch spricht und mit der Welt der „Weißen“ nicht vertraut ist. Doch mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein und der Unterstützung ihrer Tochter und ihrer Cousine findet sie eine Anstellung bei der wohlhabenden Familie Clasky. John Clasky (Adam Sandler) ist ein erfolgreicher Chefkoch, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, aber dennoch weiß, dass die Familie Vorrang haben muss. Er macht keine Überstunden, ist jederzeit für seine Kinder da — nur mit seiner Frau Deborah (Téa Leoni) läuft es seit einiger Zeit nicht mehr. Sie streiten sich über die Erziehung der Kinder, ihr Sexleben ist praktisch nicht existent und wirklich zugehört haben sich die beiden auch schon lange nicht mehr. Deborah ist in vielen Aspekten das charakterliche Gegenteil ihres zurückhaltenden Mannes — sie redet wasserfallartig und aufdringlich, ist sehr auf ihr Äußeres bedacht, will ihren Kopf durchsetzen und hat schon längst den Draht zu ihren Kindern verloren.

Sie leben alle unter einem Dach mit Deborahs Mutter, einer ehemaligen Jazz-Sängerin, die sich allerdings einsam fühlt und in den Alkohol flüchtet. In diese Familie platzt nun die attraktive Flor mit ihrer Tochter und gewinnt sofort die Herzen aller Hausbewohner. Mühsam lernt sie Englisch, und versucht sicherzustellen, dass ihre Tochter nicht von der Welt der Reichen und Schicken assimiliert wird. Und natürlich verschärft sie die Spannungen in der Beziehung zwischen John und Deborah.

„Spanglish“ ist eine bezaubernde Erzählung, die vor allem von der faszinierenden Leistung der Schauspieler lebt. Der komplette Cast, inklusive der Kinderdarsteller leisten erstaunliches. Vor allem in der ersten Häfte findet die Produktion ein überzeugendes Gleichgewicht zwischen Momenten mit Tiefgang und anschließenden, leichten, auflockernden Elementen. Schwachpunkte hat der Film in erster Linie beim Erzählfluss: Im letzten Drittel rutscht der Film öfters in übermässig seichte Momente ab, verliert durch zu viele Subplots etwas den roten Faden und auch das Ende hämmert eine „Message“ des Films nochmal allzu aufdringlich und reichlich überstürzt nach Hause. Dennoch ein wirklich sehenswerter Film, insbesondere für Freunde des Dramedy-Genres à la „As Good As It Gets„.

Seit September in Deutschland auf DVD zu haben.

"Das Parfum" Teaser

Sonntag, 26. Februar, 2006

Der Teaser für den neuen Tom Tykwer Film „Das Parfum“ ist online. War die Tage wohl auch auf ProSieben zu sehen.

Bin gespannt. Tykwer hat bisher noch keinen Film gemacht, der mich enttäuschte.

(via twitchfilm)

1984 Remake?

Samstag, 14. Januar, 2006

Das Entertainment Magazin „Empire“ meldet, dass möglicherweise ein Remake des SciFi/Dystopie-Klassikers „1984“ in der Planung ist. Die Buchvorlage von George Orwell aus den späten 1940ern ist wohl heutzutage so aktuell wie nie zuvor. Vor allem die Person, die als Regisseur durch das Magazin „Empire“ ins Spiel gebracht wird, verspricht einen kontroversen Film: Tim Robbins. Er nimmt bei seinen Meinungsäußerungen zur aktuellen Bush-Regierung und dessen Initiativen zur Bürgerüberwachung unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung ja selten ein Blatt vor den Mund. Auch wenn einige sagen, dass die letzte Verfilmung aus dem Jahre 1984 von Michael Radford eigentlich kein Remake benötigt, so bin ich der Meinung, dass eine aktualisierte Herangehensweise an die Orwellsche Vision ein interessantes und lohnenswertes Unterfangen wäre. Dass das nicht in einem typischen Hollywood-Blockbuster Action-Streifen mit einem SciFi-Special Effects Gewitter endet, dafür wird Tim Robbins sicherlich schon sorgen. Dem Mann geht es vor allem um eine Message. Aber in einer Zeit, in der ein Großteil der Bevölkerung beim Stichwort „Big Brother“ in erster Linie an Zlatko & Co. denken, wäre es nicht verkehrt, das Thema mal wieder zurück auf die Leinwände zu bringen.

Serenity – Flucht in neue Welten

Donnerstag, 24. November, 2005

Uh, schon wieder Senf zu einem Science-Fiction Film. Aber keine Sorge, als nächstes kommt wieder eine Review zu einer TV-Serie…

Für „Firefly“-Fans ist es wohl der Film des Jahres. Andere Kinofreunde reiben sich verwundert die Augen ob der immensen Grassroots-Internet-Kampagne der so genannten „Browncoats“, die den Film in vielen „Favorite Movie“-Online-Abstimmungen noch vor Kinostart zu Bestnoten pushen.

Auch ich war tierisch gespannt auf dieses Filmprojekt von Joss Whedon, der nach der kaltblütigen Absetzung der SciFi Serie auf FOX vor einigen Jahren nun seine Vision auf der großen Leinwand verwirklichen durfte. Schließlich ist „Firefly“ eine der besten Serien der letzten Jahre und sollte eigentlich bei jedem Sci-Fi Fan im DVD-Regal stehen (ja, gibt’s auch in deutsch. Neulich beim lokalen DVD-Dealer für 49 Euronen in der Hand gehalten).

Doch von dem Film bleibt ein eigenartiges zweischneidiges Gefühl zurück — zumindest für Fans der Serie. Einerseits ist „Serenity“ zweifelsohne einer der besten SciFi Filme der letzten Jahre (#203 in der IMDb-Bestenliste ist durchaus gerechtfertigt). Aber irgendwas fehlt. Und damit ist nicht nur der Verstand bei den zuständigen Leuten von Universal gemeint, die dem Film den unvermeidlichen deutschen Titel-Beimüll verpassten.

Here’s my main problem: Whedon’s Charaktere funktionieren einfach besser in Serienform. Wenn man aus „Serenity“ ‚rauskommt ist man irgendwie frustriert, weil man weiss, dass es nicht nächste Woche weitergeht. Es wird keine weitere Charakterentwicklung geben, keine ruhigere Episode oder mysteriöse Storyarcs. Mit etwas Glück gibt es in zwei, drei Jahren ein Sequel. Hier liegt auch der große Unterschied zum „Star Trek“ Franchise. Dort waren schon die Episoden recht abgeschlossene Werke, eigene Abenteuer mit wenigen Arcs. Die Charaktere entwickelten sich kaum weiter, es gab bis zur finalen „Enterprise“-Serie kaum große Story-Arcs, bestenfalls wiederkehrende Charaktere. Bei „Firefly“ spürt man aber schon ab der ersten Episode, dass sich hier viele große und interessante Charakter- und Storyarcs verstecken und jede Episode ist nur ein kleines Puzzlestück in einem großen Rätsel.

In einem knapp zweistündigen Film muss man aber zwangsweise eine abgeschlossene Story erzählen. Es braucht einen Anfang und ein Ende, ein Mittelteil, einen Höhepunkt, vielleicht kann man auch noch den ein oder anderen kleinen Storyfaden für ein Sequel offen lassen. Aber man muss neue Zuschauer und eingeschworene „Firefly“ Fans gleichermassen zufriedenstellen. Der Film kann daher nicht mehr sein als ein Kompromiss. Ein exzellenter Kompromiss, aber man kommt nicht umhin, das Fehlen der Serie noch stärker zu betrauern. Was ich auch etwas schade finde, ist die für meinen Geschamck zu große Anzahl von Action-Szenen im Film. Die Serie war da — wohl auch aus finanziellen Gründen — etwas ruhiger und konnte/musste sich mehr Zeit beim Entwickeln von Charakteren lassen. So muss im Film beispielsweise die Beziehung zwischen [Spoiler:Kaylee und Simon] etwas überhastet abgewickelt werden und der Zuschauer hat nur wenige Chancen, zwischen den ereignisreichen Actionszenen zur Ruhe zu kommen. Das Tempo des Spielfilms unterscheidet sich ein gutes Stückchen von dem der Serie.

Damit aber keine Zweifel aufkommen: „Serenity“ ist ein opulenter Leckerbissen. Ein spannender Must-See Sci-Fi Action Streifen mit reichlich Humor, spektakulären Special Effects und sympathischen Charakteren, der das ganze „Star Trek“-Movie Franchise mit links an die Wand spielt. Die Geschichte löst einige der großen Rätsel der vorangegangenen TV-Serie, deutet aber einige weitere Erzählstränge für zukünftige Filme an. Man kann nur hoffen, dass es noch zahlreiche Fortsetzungen geben wird — möglichst wöchentlich, denn wirklich zuhause wäre das Franchise im TV. Noch hat der Film seine Produktionskosten nicht ganz reingeholt, und es wird von Woche zu Woche auch deutlich schwieriger. Aber der Film dürfte eh mit dem DVD-Release im Dezember 2005 (USA) noch ein gutes Stückchen Kasse machen (und steht bei mir auch schon auf der Pre-Order Liste). Ein Flop war’s definitiv nicht. Und die Tim Minear-Fans werden schon dafür sorgen, dass er im Auftrag von Joss Whedon „Serenity II“ auf die Leinwand bringen darf.

Kinostart Deutschland: Heute, 24. November 2005

P.S: Es lohnt sich, für den kompletten Abspann sitzen zu bleiben (wie ich diese „Frühaufsteher-So-Schnell-Wie-Möglich-Aus-Dem-Kino-Renner“ doch hasse), am Schluss gibt es noch einen kleinen akustischen „Shout-Out“ an „Firefly“.

The tragic story of Darth Vader

Mittwoch, 16. November, 2005

Ich bin durch. Zweimal.

Zwölf Stunden Star Wars (mal zwei) plus drei bis vier Stunden Bonus-Features verteilt auf Sessions im Verlauf von etwa drei Wochen. Angesichts meiner eh schon knappen Zeit grenzt es an ein Wunder, dass ich das so durchziehen konnte. Nun habe ich wohl für die nächsten paar Jahre erstmal genug von George Lucas‘ Fantasy-Space-Opera, aber diese Marathon-Sitzung war’s wert. Alle sechs Filme der Saga in der richtigen Reihenfolge und in in bester Ton- und Bildqualität zu sehen (und anschliessend das ganze nochmal mit den Commentary-Tracks) ist wirklich ein einmaliges Erlebnis. Endlich fügt sich das über drei Jahrzehnte gewachsene Puzzle zusammen und ergibt ein abgeschlossenes Gesamtbild.

Und dieses Gesamtbild sieht besser aus, als ich im Voraus gedacht hätte. Ich war ja durchaus skeptisch, ob diese ganze Prequel-Nummer funktionieren würde, insbesondere wegen der digitalen Materialschlacht, die George Lucas und ILM aufgefahren hatten. Aber am Ende muss man sagen: Es funktioniert. Es hakt zwar hie und da, aber insgesamt ist plötzlich der rote Faden da, alles fügt sich zu einer spannenden Erzählung zusammen, der „story arc“ ist komplett. Vor allem die Aktionen von Kanzler Palpatine in den ersten Teilen bekommen einen viel höheren Stellenwert.

Ich kann auch die Commentary-Tracks der DVDs durchaus empfehlen. Sie sind zwar recht gewöhnungsbedürftig, da sie wie bei Lucasfilm üblich in seperaten Sessions aufgenommen und dann zusammengeschnitten wurden (und damit sehr trocken und steif wirken) — aber es gibt vor allem von Lucas ausführliche Einblicke in die Ursprünge des Star Wars Konzepts. Die Erläuterungen der Grafik- und Sound-Designer wirken nach sechs Stunden aber ermüdend, spätestens wenn man zum tausendsten Mal erfährt, wieviele Kühlschrankmotoren in den Laserschwert-Soundeffekten versteckt sind. Bei der Original-Trilogie kommt hie und da Carrie Fisher zu Wort, sie macht den Commentary Track ein wenig unterhaltsamer während Regisseur Irvin Kershner von „The Empire Strikes Back“ mit seiner lautstarken Beschreibung dessen, was gerade auf der Leinwand vor sich geht, eher die Nerven strapaziert. Die sonstigen Bonus-Materialien der Original Trilogy DVD-Box sind auch eher eintönig, am unterhaltsamsten ist der übliche „1138“-Easter Egg mit den deleted scenes.

Ich war ja auch zuvor kein sonderlich großer Freund der Teile 1 und 2, sie schienen mir primär dazu gedacht, das Star Wars Franchise zu einer noch größeren Gelddrucklizenz zu machen. Außerdem waren diese Prequels auch etwas schwer in den globalen Handlungsfaden einzuordnen, waren storybedingt deutlich düsterer und schwermütiger als die oftmals locker-leichten Fisher/Ford-Interaktionen. Und schließlich vergaloppierte sich Lucas etwas mit den digitalen Charakteren in den ersten Teilen. Aber Teil 3 machte einiges wieder gut und erst mit Teil 3 finden auch Phantom Menace und die Clone Wars endlich ihren Halt in der Star Wars Saga.

Ebenso ging es mit dem schlechten Ruf der „Special Edition“, in dessen Nörgel-Chor ich früher auch gerne eingestimmt habe … doch all diese Diskussionen um „Han Solo shot first … or not“, Hayden Christensen am Ende von „Return of the Jedi“ und sonstige digitale Modifikationen an der Original-Trilogie sind irgendwie gar nicht mehr so gravierend und ich musste teilweise sogar feststellen, dass die Filme nun besser „funktionieren“. Lucas‘ Begründungen für die einzelnen Änderungen sind durchaus nachzuvollziehen — das mag aber auch daran liegen, dass es „sein“ Universum ist und er ja im Grunde die Interpretationshoheit innehat. Aber er vermittelt zumindest den Eindruck, dass er sich bei vielem (vor allem bei zahlreichen Details) einige Gedanken gemacht hat und nicht „einfach nur“ schnell ein Script zusammenbaute. Ich nehme es Lucas mittlerweile durchaus ab, dass er die Teile 1-3 nicht nur deshalb verfilmte, weil ein Einspielergebnis von einer Milliarde US-Dollar pro Film winkte, sondern weil er wirklich die Anfänge der Geschichte erzählen wollte. In den Commentary Tracks aller Filme macht er recht deutlich, warum er sich in den 70ern zunächst für das Kapitel III („A New Hope“) entschied bzw. entscheiden musste.

Ob Lucas wohl auch noch die Teile 7-12 verfilmen wird? Ich glaube es nicht. Die Star Wars Saga handelt eigentlich primär von Darth Vader — das merkt man aber eigentlich erst, wenn man alle sechs Filme in einem Zusammenhang sieht. Mit „Return of the Jedi“ ist diese Geschichte aber abgeschlossen. Die Star Wars Saga wird nun erstmal weiterleben in zwei TV-Serien (davon eine animiert), die sich wohl vor allem auf die „Lücke“ zwischen Episoden III und IV konzentrieren sollen. Vielleicht wird Lucas eines Tages doch mal die Verfilmung weiterer Episoden freigeben, er würde es wohl nicht selbst machen — aber im Grunde müssten diese beiden neuen Trilogien dann einen komplett neuen Storyarc erzählen, weitesgehend unabhängig von den Teilen 1-6.

Und last but not least: Ton und Bildqualität der DVDs ist wie nicht anders zu erwarten, phänomenal. Insbesondere die Bildqualität der teilweise 25 Jahre alten Original-Trilogie ist verblüffend. Das sind die Filme, für die die Entertainment-Industrie das Heimkino geschaffen hat 🙂

Speak

Sonntag, 23. Oktober, 2005

SpeakGroße kleine Filme. Nach Reviews zu Filmen wie „Bin-jip„, „Blue Car„, „Ghost World“ und „Fucking Amal“ kommt diesmal wieder einer dieser kleinen Independent Produktionen mit schmalen Budget zum Zuge, die mit viel Charme und Liebe zum Detail zahlreichen großen Multi-Millionen Hollywood Fließband-Inszenierungen locker den Rang ablaufen.

Speak“ ist eine ShowTime Independent Produktion basierend auf der gleichnamigen Buchvorlage von Laurie Halse Anderson. Dieser eigentlich als „TV Movie of the Week“ konzipierte Film erzählt die Geschichte der 13jährigen Schülerin Melinda (Kristen Stewart), die gerade ihr erstes Highschool-Jahr beginnt. Nachdem sie im Sommer zuvor bei einer ausser Kontrolle geratenen Party die Polizei gerufen hatte, ist sie in ihren neuen Klassen regelrecht eine Aussätzige. Ihre Freundinnen haben sich von ihr abgewendet, Melinda zieht sich immer mehr in ihre eigene kleine Welt zurück und spricht fast kein Wort mehr. Sie trägt ein schweres Geheimnis mit sich herum, das sie niemanden anvertrauen kann. Ihr Eltern wissen nicht mehr, was sie mit ihrer Tochter tun sollen. Über den Verlauf von einem dreiviertel Jahr erleben wir nun aus Melindas Sicht, wie sie versucht, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

SpeakAuch nach elf Jahren setze ich bei „Teenage-Angst“ Filmen und Serien immer noch „My So-Called Life“ und deren Hauptdarstellerin Claire Danes als Maßstab aller Dinge an. Mit „Speak“ und Hauptdarstellerin Kristen Stewart habe ich nun eine Produktion gefunden, die an diesen Qualitätsmaßstab so nahe herankommt wie kaum ein Film oder Serie zuvor. Das beginnt schon bei der Hauptdarstellerin, die wie seinerzeit Claire Danes bei den Dreharbeiten gerade mal 13 Jahre alt war. Aber auch Productionvalue und die Qualität des Drehbuchs lassen einige Parallelen zu „My So-Called Life“ erkennen. Regisseurin Jessica Sharzer hat in Interviews auch Winnie Holzmans Arbeit an „My So-Called Life“ als Teil ihrer Inspiration für die Umsetzung der Buchvorlage in Film herausgestellt.

Die 13jährige Stewart, vor allem bekannt als junge Tochter von Jodie Fosters Charakter in „Panic Room“ liefert in dem Film eine atemberaubende Performance ab. Was dieses junge Mädchen, die den Großteil des Filmes schweigend verbringt, alleine durch ihre Mimik und ihre Körpersprache vermittelt, ist einzigartig. Kristen Stewart könnte eine große Karriere vor sich haben.

SpeakÜber die Buchvorlage kann man in ein paar Punkten trefflich streiten, ich habe die gleichnamige Erzählung von Laurie Halse Anderson zwar nicht gelesen, aber sie zählt wohl mittlerweile zur Standardlektüre an zahlreichen US-Highschools. Es dürfte also einige Jahrgänge von US-Schülern geben, die Referate und Hausarbeiten zu dem Film machen müssen — und ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch die jugendlichen Leser eher anspricht als bspw. „Effi Briest“ von Fontane. Vielleicht um dieser jungen Zielgruppe entgegenzukommen ging Anderson aber ein paar Kompromisse ein, die sich auch im Film widerspiegeln. Einige Charaktere im Film (insbesondere die Lehrer) sind mir leicht überzeichnet und unrealistisch. Hie und da werden dadurch Situationen provoziert, die dem Realismus des Films etwas entgegenwirken. Aber vielleicht sieht die Hauptcharakterin Melinda diese Personen ja auch so überzeichnet — und schliesslich erleben wir die Geschichte ja aus ihrer Perspektive. Buch und Film sind mit Symbolismus und Metaphern gut gesättigt, aber wirken trotz der deutlichen „Message“ des Films kaum aufdringlich.

Regisseurin Jessica Sharzer musste bei dieser Produktion mit knapp einer Million US-Dollar auskommen, für Spielfilme ein geradezu lächerliches Budget. Zudem waren die Dreharbeiten von Unglücken und Pech verfolgt. Aber gerade dadurch war Sharzer gezwungen, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Der ganze Film wurde mit nur einer Kamera gedreht, da lassen sich dann auch in der Kürze der Zeit nicht viele Umschnitte oder Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln realisieren. Ob gewollt oder nicht, aber gerade dadurch entstanden IMHO teilweise faszinierende Aufnahmen. Oftmals steht Stewart vollkommen allein und verloren in einem riesen Frame und unterstreicht dadurch die Einsamkeit und Isolierung ihres Charakters. „Speak“ ist Sharzers erste größere Produktion und sie liefert ein beeindruckendes Erstlingswerk ab. Auch Disziplinen wie Costume Design, Make-Up und Production Design sind erstklassig umgesetzt. Man merkt eben in diesen Details, dass jede Person der Filmcrew mit ganzem Herzen in die Sache investiert war und das nicht „just another job“ war.

Cast & Crew von SpeakAuch die Nebenrollen sind gut ausgesucht: Steve Zahn („Riding in Cars with Boys“) als engagierter Kunstlehrer, Hallee Hirsh („ER“) als beste Freundin, sowie Elizabeth Perkins („Weeds“) und D.B. Sweeney („Harsh Realm“) als überforderte Eltern bilden das solide Grundgerüst für die starke Kristen Stewart.

Autorin Anderson und Regisseurin Jessica Sharzer bestreiten auch gemeinsam den informativen und unterhaltsamen Audio-Kommentar der DVD. Die sonstigen Extras fallen etwas dürftig aus — es gibt es kurzes Behind-the-scenes Feature und für all die Schüler, die sich diesen Film für ihre Hausaufgaben ausleihen, auch noch Interpretationshilfen sowie drei Seiten aus der Buchvorlage. An der Bild- und Tonqualität (Widescreen, 5.1) lässt sich nichts aussetzen.

Fazit: Ein berührender Film mit einer erstklassigen Schauspielleistung. Nicht nur für Teenager. Wem „Blue Car“, „Fucking Amal“ und/oder „My So-Called Life“ gefiel, der sollte sich diesen Film auch mal auf die Liste setzen.

Die DVD ist seit 27. September im US-Handel erhältlich — sie ist leider etwas rar. Da dies eigentlich eine Art „TV Movie of the Week“ ist, ist ein Kinostart mehr als unwahrscheinlich. Vielleicht läuft er ja irgendwann mal im deutschen TV. Kristen Stewart kann man demnächst sehen in dem Fantasy Abenteuer „Zathura“.

Bin-jip – Leere Häuser

Freitag, 12. August, 2005

In vielen Filmen ist der Dialog der zentrale Storyteller. Er bringt die Handlung voran, macht uns mit den Charakteren vertraut, vermittelt uns einen Eindruck von den Gedanken der Protagonisten.
Einen vollkommen anderen Weg geht der Film „Bin-Jip“ von dem koreanischen Filmemacher Ki-duk Kim („Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling“). Die beiden Hauptdarsteller wechseln bis auf die letzten Minuten des Films kein Wort, die komplette Charakterinteraktion läuft über Körpersprache und Mimik. Dennoch ist es definitiv nicht einer dieser schwerverdaulichen, „künstlerisch-wertvollen“ Experimentalfilme.

Bin-Jip erzählt die kleine Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich auf sehr ungewöhnliche Weise kennenlernen und eine kurze Zeit ihres Lebens miteinander verbringen. Tae-suk ist ein guterzogener Mitt-Zwanziger, der jedoch einen seltsamen Lebenstil hat: Er bricht in die leerstehenden Wohnungen fremder Menschen ein, lebt dort einige Tage und zieht dann weiter in die nächste Wohnung. Eines Tages ist er unvorsichtig und bricht in ein Haus ein, das nicht so verlassen ist wie es scheint: Die verheiratete Sun-hwa hat sich im Haus versteckt, nachdem sie von ihrem Ehemann mishandelt wurde. Tae-suk und Sun-hwa kommen sich nach einem kurzen Schockmoment näher und daraus entwickelt sich eine einfache und doch komplizierte Beziehung.

Bin-Jip wirkt wie ein „leichtes“ Menu — fast ohne Kalorien. Der Film scheint dahinzuschweben, kein schwerer Dialog zieht ihn nach unten, dennoch erzählt der Film eine kleine Geschichte mit Tiefgang. Das ganze ist nicht sonderlich trivial zu beschreiben, man muss es wohl selbst gesehen haben. Hie und da stolpert der Film etwas über die Unplausibilitäten, aber zu keiner Zeit wird der Film langweilig oder abgehoben. Trotz der eher dramatischen Story fehlen auch kleine humorvolle Szenen nicht. Obwohl es eigentlich ein Liebesfilm ist, spielt Gewalt eine große Rolle. Wie Ki-duk Kim beides miteinander verknüpft und gegeneinanderstellt, ist bemerkenswert.

Der dritte und letzte Akt des Films ist etwas irritierend, vor allem da es nicht wirklich eine klare „Auflösung“ des Films gibt. Jeder Zuschauer muss sich in gewisser Weise seinen eigenen Reim auf die Geschehnisse machen. Aber das ist ja nicht unbedingt ‚was schlechtes, im Gegenteil.

Schlichtweg atemberaubend ist die handwerkliche Umsetzung des Films, insbesondere die fantastische Kameraarbeit — fast alle Szenen sind perfekt komponiert, ausgeleuchtet und geschnitten. Was Ki-duk Kim da in weniger als zwei Monaten geschrieben und auf Zelluloid gebannt hat, beweist dass er ein ganz besonderes Händchen für Film hat. Die FAZ nennt den Film ein „Kinowunder“. Das will ich jetzt einfach mal so stehen lassen.

Sicherlich kein Film für jeden beliebigen Kinoabend, man sollte sich schon im Klaren sein, dass dies ein etwas ungewöhnlicher Film aus einem vollkommen anderen Kulturkreis ist, der den Zuschauer auch noch einige Zeit nach dem Abspann beschäftigen kann.

Bin-Jip läuft seit dem 11. August in den deutschen Kinos. Naja, man muss schon etwas suchen. Alternativ kann man sich auch die Region 3-Version für knapp 12 Euro von cdwow.com aus Hongkong schicken lassen (englischer Titel: „3 Iron“). Bei den wenigen Dialogzeilen reichen die englischen Untertitel voll und ganz.

Trailer und mehr gibt’s auf der deutschen Website www.bin-jip.de

Blue Car

Sonntag, 26. Juni, 2005

Sie sind leider in der Regel nur schwer zu finden: Die Filme aus der Kategorie „klein, aber fein“. Filme, deren Produktionskosten bestenfalls ein paar Prozent von den großen Box Office-Blockbustern betragen und deren Popularität eher auf Mundpropaganda zurückgeht. Oftmals erzählen aber gerade diese (Independent-)Filme die interessanteren und bewegenderen Geschichten. Auch „Blue Car“ aus dem Jahre 2002 gehört wohl in diese Kategorie. Das Erstlingswerk der auch heute noch recht unbekannten Autorin und Regisseurin Karen Moncrieff ist die lebensnahe Geschichte um eine einsame junge Frau, die den falschen Leuten vertraut und von ihrer Umwelt ausgenutzt wird.

Die 18jährige Meghan Dunning (Agnes Bruckner) lebt in angespannten sozialen Verhältnissen. Vor kurzem verliess ihr Vater die Familie, ihre Mutter (Margaret Colin) arbeitet rund um die Uhr um etwas Geld zusammenzubringen und hat keine Zeit für die Bedürfnisse ihrer Töchter. Meghans kleine Schwester Lily (Regan Arnold) lebt in ihrer eigenen, zurückgezogenen Welt. Meghan selbst entflieht ihrem grauen Alltag indem sie Gedichte schreibt und findet Unterstützung durch ihren Englisch Lehrer Mr. Auster (David Strathairn). Doch was als eine Beziehung zwischen Mentor und Schülerin beginnt wird zunehmend komplizierter.

Auf den ersten Blick versammelt der Film zahlreiche bekannte Hollywood-Storylines und Klischees. Aber Karen Moncrieff findet immer wieder den Dreh weg von den ausgeprägten Hollywood-Pfaden. Hier gibt es keine romantische Liebesgeschichte, das ist kein glücklicher Teenager Film. Es ist ein kleiner, trauriger Alltagsfilm mit nur einer leisen Note Hoffnung. Das Drehbuch hat hie und da ein paar Schwächen, die jedoch von dem exzellenten Cast überspielt werden. Insbesondere Hauptdarstellerin Agnes Bruckner ist eine große Entdeckung dieses Films – leider hat sie seit 2002 nicht den Sprung in den Mainstream wie beispielsweise ihre Altersgenossin Scarlett Johansson geschafft. Auch die anderen Darsteller wie unter anderem David Strathairn und Frances Fisher zeigen ihr beeindruckendes Können.

Fazit: Ein stiller Film für einen nachdenklichen Filmabend.

 

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