Freaks and Geeks: The Documentary

18 Jahre ist es mittlerweile her, dass auf NBC eine dieser Serien lief, die seither regelmässig auf diversen „cancelled too early“-Listen auftaucht und von vielen Fans noch immer in treuer Erinnerung gehalten wird: „Freaks and Geeks“.

Die Serie um eine Gruppe High-School-Schüler, die im Jahre 1980 spielt und im Gegensatz zu vielen anderen Teenage-Serien glaubhaft und „echt“ von dem Drama und den Freuden des Teenage-Alltags erzählte, war in vielerlei Hinsicht etwas besonderes. 1999/2000 war die vermeintliche Comedy ein Fremdkörper im US-Broadcast-Lineup und es war schon ein kleines Wunder, dass die Show überhaupt auf 18 Episoden kam. Heute wäre sie wohl auf Netflix & Co ein Hit, damals scheiterte sie aber im Hype-Jahr von „Who wants to be a Millionaire?“ mit katastrophalen Quoten. Doch sie legte den Grundstein für eine faszinierende Serie von Film- und Fernsehkarrieren einer Gruppe von heute weit bekannten Darstellern und Autoren. Paul Feig, Judd Apatow, Jake Kasdan, Linda Cardellini, John Francis Daley, James Franco, Seth Rogen, Martin Starr, Busy Philipps und viele mehr verdanken einen wesentlichen Teil ihres heutigen Erfolgs dieser kleinen, damals wenig beachteten TV-Serie, die auch immer noch einen wichtigen Platz in meiner DVD-Sammlung hat (und die es inzwischen auch auf BluRay gibt).

Die Geschichte dieser Serie wird nun in einer einstündigen Dokumentation des US-Senders A&E nachgezeichnet. In der Reihe „CultureShock“ wirft „Freaks and Geeks: The Documentary“ einen eindrücklichen Blick zurück auf die Entstehungsgeschichte und die kurze „Lebenszeit“ der Serie. Mit zahlreichen neuen Interviews mit fast allen Beteiligten (sogar mit den damaligen NBC-Verantwortlichen sowie mit Styx-Frontman Dennis DeYoung), alten „Behind-the-scenes“-Videoaufnahmen und Szenen aus der Serie schwelgt die Doku wehmütig, aber auch stolz in den Erinnerungen von Cast und Crew. Und weckt damit auch wieder alte Erinnerungen beim Zuschauer an eine der inspirierendsten Serien unserer Zeit und auch an die spannende Zeit der TV-Produktionen der späten 1990er Jahre. Was sind schon zwei Dekaden – es scheint mir, als wäre es gestern gewesen…

Neue Folgen der „Gilmore Girls“

Hallo, hier ist 2005 und wir haben eine Nachricht für euch: Star Wars Episode III kommt in die Kinos!
Ernsthaft, wir schreiben 2015 und es scheint wirklich so, als hätte sich eine Meldung aus 2005 in der Zeitmaschine verirrt und sich in diesem ausgetrockneten Blog selbstständig gemacht. Aber es wird laut Michael Ausiello von TVLine.com angeblich neue Episoden der „Gilmore Girls“ mit und von Lauren Graham, Alexis Bledel, Kelly Bishop, Scott Patterson und Amy Sherman-Palladino geben. Wie es sich für 2015 gehört, heisst der „Sender“ dann auch nicht mehr theWB oder CW, sondern Netflix. Netflix will wohl vier 90-Minuten-Specials produzieren, um die Geschichte der beiden „Girls“ acht Jahre nach der Absetzung der Serie zu einem „offiziellen“ Ende zu bringen. Da könnte man richtig nostalgisch werden … 😉

Update:
Trailer 1:

Den Rest dieses Eintrags lesen… »

Lend me your ears and I’ll sing you a song.

wonderyearsdvd

Wunder geschehen also doch noch, man muss nur lange genug warten. Es wird tatsächlich eine „The Wonder Years“-DVD geben. Eine Pressemeldung gab es dazu schon im Februar, nun flattern über Twitter und Instagram seit ein paar Stunden Fotos des Cast bei Aufnahmen für DVD-Bonus-Materialien auf unsere Monitore. Es scheint also wirklich Realität zu werden. Lange Zeit galt eine DVD-Veröffentlichung als Ding der Unmöglichkeit in erster Linie wegen hochproblematischen Musik-Lizenzfragen. TWY lebte besonders intensiv von der Untermalung durch zeitgenössische Popsongs. Angeblich sind all diese Lizenzfragen gelöst, weite Teile der Originalmusik sollen intakt bleiben.

„As it did for China Beach, StarVista Entertainment/Time Life is painstakingly securing the rights for virtually every song in The Wonder Years. From Cocker’s theme song, to hundreds of other memorable and classic soul, rock and pop songs, including classics from The Beatles, Bob Dylan, Smokey Robinson, Joni Mitchell, Van Morrison and many others, StarVista /Time Life recognizes the necessity to release the series as it was initially broadcast, un-edited and untouched from original broadcast masters.“

http://www.hitfix.com/whats-alan-watching/the-wonder-years-is-finally-coming-to-dvd

Nach 26 Jahren würde das endlich eine der letzten Lücken in meiner TV-DVD-Sammlung schliessen.

Auf der offiziellen Website wonderyearsdvds.com kann man sich für einen Newsletter eintragen.

Daria: High School Reunion – The Movie (College Humor)

Aus der Abteilung „Shut up and take my money!“: Der Trailer zu einem imaginären Daria-Spielfilm mit Aubrey Plaza („Parks & Recreation“) aus den talentierten Händen von College Humor. Solch eine wunderbar-bizarre Idee, ich wünschte, sie wäre Realität.

http://www.collegehumor.com/video/6904493/daria-movie-trailer-with-aubrey-plaza

Volle fünfte Staffel für Parenthood

Eine der wenigen Serien-Renewals-Meldungen, auf die ich noch sehnsüchtig gewartet hatte: NBC hat „Parenthood“ für eine fünfte Staffel (mit 22 Episoden) verlängert.

Ebenfalls erhielten „Revolution“, „Chicago Fire“, „Grimm“ und „Law & Order: Special Victims Unit“ nun bereits vorzeitig vor den Upfronts eine Order für eine weitere Staffel.

Zach Braff will neuen Film über Kickstarter finanzieren

Das hat nicht lange gedauert: Im Fahrwasser der überaus erfolgreichen Crowd-Finanzierung des „Veronica Mars“-Spielfilms (deutlich über 5 Millionen $ von mehr als 90.000 Fans) wollen nun auch andere Filmmacher die Kickstarter-Plattform als Weg zur Realisierung ihres Projekts beschreiten. Dazu zählt auch Zach Braff („Scrubs“), der mit seinem Regie-Debut „Garden State“ vor neun Jahren nicht nur mich begeisterte. Seit „Garden State“ und dem Ende von „Scrubs“ hat sich seine Filmkarriere jedoch nicht bedeutsam weiterentwickelt. Doch nun will er es nochmal versuchen und es wird spannend zu sein, ob er den Überraschungs-Erfolg von „Garden State“ wiederholen kann.

Dazu hat er bereits mit seinem Bruder ein Drehbuch für eine Film namens „Whish I Was Here“ geschrieben, das er nun mit der Hilfe von Fans via Kickstarter zu realisieren hofft.

Ich bin gespannt. „Garden State“ hatte mich seinerzeit auf eine (sehr geschickte) Art hauptsächlich durch die Story und den wohl grossartig zusammengestellten Soundtrack begeistert (und ich weiss, dass es auch viele Leute gibt, die den Film nicht sonderlich mögen). Ob dieser positive Effekt allerdings zu wiederholen ist, bleibt abzuwarten. Aber ich bin schon mal ein „Backer“, soviel Kredit hat er noch durch die „Garden State“-Zeit, dessen Soundtrack ich immer noch gerne höre 🙂
Dass er den Finanzierungswunsch von $2 Mio schafft, scheint mir nach dem Erreichen von $500’000 innerhalb weniger Stunden eigentlich sicher. Aber während Rob Thomas mit dem „Veronica Mars“-Kickstarter fast 1 Jahr in Vorbereitung verbrachte, versucht Zach das nun innerhalb von einem Monat auf die Beine zu stellen. Hoffentlich unterschätzt er den damit verbundenen Aufwand nicht. Aber es wäre zu wünschen, dass dieses Modell zumindest für einige (bekanntere) Independent-Filmmacher zukünftig eine veritable Finanzierungs-Alternative sein wird.

Kickstarter: Whish I Was Here

Lauren Graham veröffentlicht ihr erstes Buch

Lauren „GilmoreGirl“ Graham dürfte vielen hier aus den guten alten WB-Zeiten (*Insert Gedenkminute Here*) und in jüngeren Jahren aus dem grossartigen „Parenthood“ ein Begriff sein. Die Schauspielerin hatte bereits im vergangenen Herbst angekündigt, dass im Frühjahr ihr erstes Buch auf den Markt kommen würde, eine semi-autobiographische Erzählung über eine junge Frau, die ihr Glück als Schauspielerin versuchen will. Das Buch „Someday, Someday Maybe“ erscheint nun definitiv Ende April in den USA, jetzt ist eine erste Leseprobe (Scripd.com) verfügbar: http://de.scribd.com/doc/130549421/SOMEDAY-SOMEDAY-MAYBE-by-Lauren-Graham

Veronica Mars – The Movie

„a long time ago we used to be friends“

Aus der Kategorie „Es geschehen noch Zeichen und Wunder“ kommt die Meldung, dass der „Veronica Mars“-Spielfilm nach all den Jahren nun doch noch Realität werden könnte. Zwar nur als Low-Level-Produktion, aber immerhin mit Kristen Bell und einigen weiteren Original-Darstellern aus der Serie. Rob Thomas hat an der Idee für einen Spielfilm nie wirklich losgelassen, auch wenn Warner Brothers ihm bekannterweise mehrmals einen Korb gegeben haben. Nun will er es als Fan-Projekt via Kickstarter finanzieren und wie auch nicht anders zu erwarten, kamen die geforderten 2 Millionen US-Dollar innerhalb weniger Tage/Stunden zusammen. Aktuell steht das Spendenbarometer schon bei 2,5 Millionen Dollar. Demnach müsste der Film bereits im Sommer gedreht werden können, mit einer Kino-Veröffentlichung („in selected cities“) Anfang 2014. Vor einigen Jahren hätte ich das alles als illusorischen Wunschtraum abgetan, aber die Zeiten haben sich definitiv geändert. Das könnte wirklich funktionieren — ich würde mich jedenfalls tierisch freuen, nach so langer Zeit nun doch noch einen weiteren Blick in das Leben von „Veronica Mars“ zu werfen 🙂

Details hier: http://www.kickstarter.com/projects/559914737/the-veronica-mars-movie-project Zumindest das Spendenaufruf-Video auf Kickstarter sollten sich alle Veronica-Mars-Fans unbedingt anschauen — alleine schon der alten Zeiten wegen 🙂 …

Update: Jetzt sind es schon 3,2 Millionen und die Aktion hat einiges an Wirbel verursacht. Natürlich stürmten die Massen auch gleich auf den armen Joss Whedon los, der doch bitteschön gleich mal morgen ein Firefly-Kickstarter aufsetzen solle. Buzzfeed konnte kurz mit ihm sprechen und von ihm gab es dann auch die ausführliche Begründung, warum das so schnell kein Modell für Firefly sein wird (kurze Version: Whedon ist viel zu beschäftigt dank seinem Marvel-Deal für die nächsten drei Jahre).

Alan Sepinwall hat ein paar Details zur Entstehungsgeschichte der Kampagne, die wohl bereits vor einem Jahr mit ersten Diskussionen und Planungen bei Warner Brothers begann.

Auch anderswo schaut man interessiert zu:

The Guild

Den TV-Serien im Web-Trend verfolge ich nun schon einigen Jahren und ich muss zugeben, ich hatte gedacht, dass wir im Jahre 2013 schon ganz andere Vermarktungs- und Geschäftsmodelle für webbasierte Online-Serien haben als 2008. Aber das Netz hat sich in dieser Hinsicht langsamer entwickelt als (von mir) gedacht. Kaum zu glauben, aber quarterlife und Dr. Horrible sind nun schon fast 5 Jahre her und es fehlt auch weiterhin ein Zeichen, dass Web-Produktionen in nächster Zeit ernsthafte Konkurrenz für das altmodische TV-Verteiler-Modell sein würden — zumindest auf dem Massenmarkt.

Netflix hat immerhin Staub aufgewirbelt, als es ankündigte, neue Episoden von „Arrested Development“ zu produzieren und (auch) online zu vertreiben (alle 13 Episoden kommen im Mai 2013). Hulu produziert nun auch eigenen Content. Zumindest als Vertriebsweg läuft das Web in Form von Video-Downloads auf Netflix, iTunes, Amazon & Co. dem klassischen DVD-Verleih/-Versand immerhin langsam den Rang ab.

Den Nischenmarkt hingegen haben kleine Webserien insbesondere in den letzten beiden Jahren still und leise erobert.
Den Titel „Königin der Web-Serien“ hat sich dabei das unternehmungslustige Multi-Talent Felicia Day erobert. Ursprünglich nur bekannt als „die Rothaarige aus der finalen Buffy-Staffel“ hat sie inzwischen ein kleines Webvideo-Imperium namens Geek and Sundry auf der YouTube-Plattform aufgebaut.

theguild
Doch begonnen hatte alles mit einem Script für eine TV-Serie, das Felicia wie in dem TV-Business üblich über ihren Agenten an Studios zu platzieren versuchte. Doch kein Studio biss an und so nahm sie es eines Tages mit Hilfe aus ihrer Improv-Klasse einfach selbst in die Hand: Eine Home-VideoCam, ein paar Wohnzimmer und Ersparnisse sowie ein YouTube-Account genügten 2007 für die Produktion der ersten drei Episoden von „The Guild„.
Die Serie hat einen leichten autobiographischen Touch: Es geht um eine Gruppe von Online-Spielern einer World of Warcraft-ähnlichen Spielwelt. Feliciy Day war selbst jahrelang eine eingefleischte „World of Warcraft“-Spielerin und liess sich von ihren Erlebnissen in der virtuellen Welt inspirieren. Die Serie gewann schrittweise Fans und als die Show eines Tages auf der YouTube-Startseite beworben wurde, flossen Kleinstspenden von Fans zur Produktion weiterer Folgen in Strömen.

Inzwischen sind mehr als fünf Jahre vergangen, „The Guild“ hat sechs Staffeln mit jeweils etwa 10 Episoden zu je knapp 10 Minuten abgeschlossen und ist mittlerweile ein richtig erfolgreiches Projekt, das Felicia Day auch dazu animierte, Musikvideos, Comics und weitere YouTube-Webserien-Produktionen in Angriff zu nehmen. Die Serie hat dabei ein erstaunlichen Reifeprozess durchgemacht, selten kann man so deutlich sehen, wie eine Produktion von Episode zu Episode inhaltlich, handwerklich und vermarktungstechnisch professioneller wurde. „The Guild“ hat die HomeVideoCam-Zeiten längst hinter sich gelassen und ist inzwischen eine sauber produzierte Profi-Show. Finanziert wird die Unternehmung dabei zeitweise durch eine (mittlerweile aufgekündigte) Kooperation mit Microsoft, Product Placement, DVD-Verkäufen und sonstigen Werbeeinnahmen.

Inhaltlich ist die Serie wohl nicht nur für Gamer unterhaltsam. Die Charaktere sind gutmütig überzeichnet und nehmen die Online-Gamer-Welt mit einem sympathischen Augenzwinkern auf die Schippe, ohne sich auf billigen Nerd-Witzen und Klischees auszuruhen. Die Show ist sicherlich vom Prinzip her eine einfache Comedy, die wohl nie im Leben auf einem etablierten TV-Network eine ernsthafte Chance gehabt hätte. Doch Felicia Day gelingt in der Personalunion von Hauptdarstellerin, Autorin und Produzentin ein liebenswertes Porträt einer schrägen Truppe und ihrer zuweilen bizarren Abenteuer. Trotz der zunehmend professionelleren Inszenierung merkt man natürlich immer noch das Mini-Budget an allen Ecken und Enden — der Vergleich mit einer „echten“ TV-Produktion wäre also schon nicht nur angesichts der kurzen Laufzeit unangebracht und unfair. Felicia Day bietet immer wieder sympathische Momente der Charaktere auf, die andere Schwächen wettmachen. Dazu gesellen sich bekannte Gesichter in Gastrollen, die einen kleinen Oha-Faktor liefern (Wil Wheaton, Simon Helberg, Zachary Levi, Nathan Fillion,… nur Joss Whedon fehlt noch ;-). Vielleicht wird „The Guild“ nicht als hochqualitative Serienproduktion in die Geschichtsbücher eingehen, aber sicherlich als eine der ersten Produktionen, die das Web-Kurzformat als seriöse Erzählform etablierte und hoffentlich den Weg für zahlreiche Nachfolger ebnete.

Die sechste Staffel lässt durch ein „book ends„-Finale erahnen, dass dies durchaus das Ende von „The Guild“ sein könnte, aber die Vermutung gab es auch schon bei früheren Staffeln. Ich würde jedenfalls auch in eine siebte Staffel reinschauen … und bis dahin vertreibe ich mir halt die Zeit mit anderen „Geek & Sundry“-Produktionen 😉

The Guild online: http://www.watchtheguild.com/
Geek & Sundry YouTube: https://www.youtube.com/user/geekandsundry

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Catching Up: Parenthood

In die Kategorie „quality tv“ gehört für mich nun schon im vierten Jahr die Jason-Katims-Produktion „Parenthood“. Es freut mich ungemein für ihn, dass er es geschafft hat, nach dem limited audiences hit „Friday Night Lights“ nun endlich den Durchbruch … hm….
Ah, okay.
NBC.

Parenthood
Nun gut, es mag auch weiterhin kein CBS-Mega-Blockbuster sein, aber „Parenthood“ hat seine Stamm-Audienz von ein paar Millionen Zuschauern über die vergangenen Jahre weitestgehend konstant gehalten und die Aussichten für Season 5 sehen sehr gut aus.

Zuweilen taucht die Serie allzu tief in den Soap-Storyline-Topf, aber das mag ich ihr gerne verzeihen. „Parenthood“ ist wunderbares TV im guten alten Stil von „thirtysomething“ mit viel Herz und Emotionen (und ein paar ähnlichen Storylines) sowie realistisch gezeichneten Alltags-Charakteren, denen man gerne jede Woche bei den kleinen (oder auch nicht so kleinen) Familien-Dramen zuschaut. Hie und da schiessen die Stories etwas über das Ziel hinaus, aber im Gesamten schaffen es die Autoren immer wieder, die kleine Welt der Bravermans so darzustellen, dass sich das ganze Universum um sie dreht, ohne dass der Serie die Bodenhaftung entgleitet.

Die Show lebt neben den guten Drehbüchern auch offensichtlich von der Improvisations- und Spiellust der Darsteller, allen voran Lauren Graham und Peter Krause. Gerade letzterer als gestresster Familienvater und Ehemann läuft in schöner Regelmässigkeit in der aktuellen vierten Staffel zu schauspielerischen Tour-de-Force-Leistungen auf. Noch lange blieb mir eine Szene im Kopf als er seiner Tochter via Telefon eine schwierige und traurige Nachricht übermitteln musste. Peter Krause zeigte dabei eine bewegende Darbietung, die das ganze Spektrum von Schmerz, Verzweiflung und dem Wunsch eines Familienvaters, seine Tochter nicht zu beunruhigen sowie den Zwang zum eisernen Durchhalten in widrigen Umständen vermittelte.

Lauren Graham ist irgendwie immer noch das quirlige „Gilmore Girl“ und dieses Image wird sie wohl auch weiterhin mit sich herumtragen. Aber das muss sie auch nicht loswerden, in Parenthood spielt sie eine logische Fortsetzung ihres GG-Charakters und sie bringt genau die gleiche Bandbreite ein (wenn nicht sogar noch mehr) wie in den Sherman-Palladino-Drehbüchern aus der Gilmore-Zeit. Ihr Charakter hingegen ist zur zeit eher ein wenig reduziert auf ein wildes Beziehungs-Roulette, dabei hatten mir bei ihr die Storylines mit einem Schwerpunkt auf ihren alltäglichen Kämpfen als alleinstehende Mutter mit Sohn und Tochter besonders gut gefallen.

Die Show umschifft trotz der unbestreitbar vorhandenen Soap-Elementen die allzu üblen Genre-Klischees. Die Konflikte wirken zuweilen ein wenig konstruiert, nicht aber die Reaktionen der Charaktere auf diese äusseren Umstände. Eigentlich würde mir ein „Friday Night Lights 2“ mit Adam und Kristina Braverman schon durchaus als Serie ausreichen — der Rest des Cast und der Storylines verblassen gelegentlich ein wenig gegenüber diesem vermeintlichen Nucleus der Serie. Dennoch trägt das ganze Ensemble zu den abwechslungsreichen Geschichten der Braverman-Sippe bei, dadurch kann die Show in einer Storyline auch mal sehr tief in ein düsteres Problem-Kapitel vordringen, ohne dass die gesamte Serie zu sehr in dunkle Fahrwasser gerät.

In diesem Sinne wünsche ich „Parenthood“ noch viele weitere erfolgreiche Staffeln. Die aktuelle vierte Staffel wird wohl nur 18 Episoden umfassen, aber die Quoten sind halbwegs stabil und voraussichtlich gibt es ja sogar noch eine Nummer fünf, was nach dem Serienfinale-ähnlichen Ende von Season 3 eigentlich nicht zu erwarten war.

Wer immer noch nicht reingeschaut hat, aber schon bei den Worten „thirtysomething“ und „Friday Night Lights“ den unvermeidlichen „Hach!“-Seufzer nicht unterdrücken konnte, der sollte diese Show dringend auf die Prioritätenliste schieben.

 

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