Archiv vom Januar 2008


Babylon Fields

Donnerstag, 31. Januar, 2008

Eines der seltsamsten Serienkonzepte für die Season 2007/08 hatte wohl CBS in der Schublade: „Babylon Fields“, eine Drama-Serie mit Zombies. Richtig gelesen, Zombies. Eines Tages grabbeln plötzlich in einer kleinen Ortschaft massig Leichen aus den Gräbern, allesamt putzmunter und mit erstaunlich wenig Verwesungsspuren. Aber im Gegensatz zu den Genre-üblichen hirnlosen Menschenfressern sind die Zombies in „Babylon Fields“ eigentlich fast ganz normale Leute, die ein wenig angeschimmelt wie aus einem langen Urlaub zu ihren Liebsten zurückkehren. Sie haben zwar keinen Puls, aber sie wollen trotzdem gerne ihr altes Leben wieder aufnehmen als wäre nichts gewesen.

Dass solch ein unvermitteltes Auftauchen einer Horde Untoter überall zu Problemen führen wird, dürfte auf der Hand liegen. Exemplarisch im Mittelpunkt der bizarren Pilot-Episode steht die Familie Wunch, bisher nur bestehend aus Shirley (Kathy Baker, „Picket Fences“) und Janine (Amber Tamblyn, „Joan of Arcadia“). Die beiden sehen sich nun plötzlich (nicht nur) mit der Rückkehr des ungeliebten und totgeglaubten Familienvaters Ernie (Jamey Sheridan, „Law & Order“) konfrontiert — pikant an der Sache ist die Verstrickung von Shirley und Janine in Ernies Tod (woran sich Ernie aber zunächst nicht erinnern kann).

Im Prinzip klingt das eigentlich nach einer brillanten off-beat-Idee, die sich deutlich von anderem Serieneinerlei abheben könnte. Und dazu mit Kathy Baker und Amber Tamblyn besetzt müsste die Show doch sehenswert sein. Aber es ist einfach nur „a big mess“. Die Pilotepisode ist bizarr und „trashy“ — aber leider nicht in einem „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“-Sinne. Weder die Charaktere noch die Storyline sind trotz (oder wegen) des abgedrehten Grundkonzepts sonderlich interessant, sondern einfach nur nervend und irritierend.

Man versuchte sich an einem düsteren Psycho-Shocker-Drama mit ein paar eingestreuten vermeintlich komischen Szenen, aber irgendwie funktioniert rein gar nix an der Show. Vielleicht ist es einfach zu viel für das „suspension of disbelief“-Vermögen des Zuschauers oder man begeht den Fehler, die Episode beim Anschauen automatisch mit „Shaun of the Dead“ zu vergleichen — womit man aber ein paar Ligen und ein ganzes Genre daneben liegt. Dass CBS nach dieser Pilotepisode keine weiteren Episoden geordert hat, ist somit zumindest in meinen Augen nachvollziehbar. Dabei hätte die Grundidee sicherlich Potential gehabt.

TV-Schnäppchen bei amazon.com

Mittwoch, 30. Januar, 2008

„Gast_4340“ hat ja dankenswerterweise bereits in der Shoutbox erwähnt, dass derzeit einige „Gilmore Girls„-Staffeln (auch die siebte) bei amazon.com für $19.99 im Angebot sind. Aber auch die finale Staffel von „Veronica Mars“ ist aktuell für $19.99 zu haben (die erste Staffel sogar für nur $16.99, da könnte man sich als „Early Buyer“ schon ärgern) und falls hier tatsächlich „One Tree Hill„-Fans mitlesen sollten: Auch da gibt es ein paar ausgewählte Staffeln für $19.99.

Immer noch nicht genügend Teen-Soaps? Dann gibt es noch alle Staffeln von The O.C“ für je $16.99, Season 1 von „Friday Night Lights“ für $18.99 und das Must-Have „My So-Called Life“ für $37.99 (kostet üblicherweise eher $42 – $65). Dazu noch die ersten vier Staffeln von „24“ für je $19.99 und die sonst immer reichlich überteuerte Season 3 von „Boston Legal“ für einigermaßen moderate $24.99.

Gnmpf. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass immer die gleichen Serien reduziert sind. Warum können die nicht auch mal die „Felicity„-Sets unter die $30-Schallmauer drücken… *seufz*…

Breaking Bad

Dienstag, 29. Januar, 2008

Schon wieder amc. Das kleine Cable-Network hat gerade erst im Sommer 2007 mit „Mad Men“ einen fulminanten Erstlingshit produziert und legt nun mit der rabenschwarzen Dramedy „Breaking Bad“ nach. Erneut schafft es eine amc-Serie auf die Favoritenlisten vieler TV-Kritiker.

bb_01.jpgDie Prämisse ist eigentlich recht einfach: Ein bis dato unauffälliger Chemielehrer verbündet sich mit einem ehemaligen Schüler, um Crystal Meth zu produzieren und zu verkaufen. Aus diesem Konzept hätte man so ziemlich alles machen können, beginnend bei einer lauen Vorabendcomedy mit Lacher aus der Dose bis hin zu einer „Weeds“-Kopie. Autor Vince Gilligan („X-Files“, „Harsh Realm“) geht aber einen weitaus düsteren Weg: „Breaking Bad“ ist eine Show aus der Kategorie „Trainwreck“, die schon eher an den ’93er Film „Falling Down“ mit Michael Douglas erinnert. Man ahnt von Anfang an, dass der Leidensweg des Protagonisten in dieser Serie von besonderem Kaliber sein wird — ein Mann, der mit dem Rücken an der Wand steht und von einer dramatischen, ausweglosen Situation gleich in die nächste gerät — „Weeds“ ist dagegen ein Kindergeburtstag. Dabei geht es einerseits brutal und düster zu, gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder bitterböse surreal-komische Momente.

Bryan Cranston (der Vater aus „Malcolm in the Middle“) spielt den überforderten 50jährigen Lehrer und Familienvater Walter mit einer handfesten Midlife-Crisis, der zum Kriminellen wird, um die finanzielle Zukunft seiner Familie zu sichern. Dazu verbündet er sich mit dem einfachen Drogendealer Jesse (Aaron Paul) und versucht sich als Drogenproduzent. Was natürlich kläglich in die Hose geht und ihm einen ganzen Rattenschwanz neuer, ernster Probleme einbringt. Im Produktionsstil erinnert „Breaking Bad“ zudem auch eher an eine typische PayTV-Produktion und nimmt somit kaum ein Blatt vor den Mund, so dass amc die Serie nur in der Nachtwiederholung unzensiert ausstrahlt.

Schon die zweite Episode zeigt auch, dass „Breaking Bad“ ein ganz eigenes Tempo geht. Autor Vince Gilligan lässt sich richtig viel Zeit (vielleicht sogar etwas zuviel Zeit) und kostet die dramatisch verfahrene Situation, in die sich Walter manövriert, mit allen Details voll aus. Dabei profitiert die Serie vor allem von dem Hauptdarsteller Bryan Cranston, der eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt und sich in die Liga eines Billy Bob Thornton hinaufspielt — mit seiner „Malcolm in the Middle“-Rolle hat dies hier nichts mehr zu tun. We’re not in Kansas anymore.

Kurz: Wahrlich eine der besten aktuellen Serien, aber rein gar nichts für einen locker-fröhlichen Fernsehabend.

Moving Wallpaper / Echo Beach

Montag, 28. Januar, 2008

Auf den ersten Blick ist die neue britische Serie „Echo Beach“ auf ITV nur eine x-beliebige weitere Soap, die gerne ein Schmachtfetzen von „The O.C.“-Kaliber wäre, aber schon im Ansatz kläglich scheitert. Randvoll mit schönen Menschen, typischen 08/15-Soap-Intrigen und viel Herzschmerz erfüllt sie so ziemlich alle Kriterien, die solch eine Show selbst im gegenwärtigen Streik-Notstand in meinen Augen wenig attraktiv macht. Anders gesagt: Sowas würde ich mir nie antun.

Aber man soll ja niemals nie sagen. Der unverhoffte Reiz von „Echo Beach“ kommt aus der anderen neuen Serie, die jeden Freitag direkt vor „Echo Beach“ ebenfalls auf ITV läuft: „Moving Wallpaper“. Denn in dieser Comedy steht der fiktionale Entstehungsprozess von „Echo Beach“ im Mittelpunkt — also eine Serie über die Produktion einer Serie. Die Mockumentary „Moving Wallpaper“ ist dabei alles andere als ein ödes „Making Of“ — die Show ist genauso ein Produkt der Phantasie von Autoren wie „Echo Beach“, nimmt aber bei dieser Gelegenheit das ganze TV-Business herrlich unverkrampft auf die Schippe. In jeder Episode von „Moving Wallpaper“ wird dabei die vermeintliche Produktion der darauffolgenden Folge von „Echo Beach“ begleitet: Eine Schauspielerin bekommt nur deshalb in „Echo Beach“ eine (zunächst vollkommen sinnlose) Sprechrolle weil sie zuvor dem Produzenten in „Moving Wallpaper“ ein „unwiderstehliches Angebot“ machte. Warum in Folge vier plötzlich keine Autoren mehr in den Opening Credits von „Echo Beach“ genannt werden, erfuhr der Zuschauer zuvor in „Moving Wallpaper“.

Ein gefundenes Fressen sind die Shows auch insbesondere für Detail-Freaks, die auf Kleinigkeiten in den beiden miteinander verknüpften Serien achten. Da wandern Ausstattungsgegenstände von einer Show in die nächste, bizarre Ereignisse im Leben der Autoren in „Wallpaper“ bilden die Grundlage für nicht minder bizarre Geschehnisse in „Echo Beach“, Schauspieler-Marotten werden in „Moving Wallpaper“ thematisiert und haben ihre Auswirkungen auf den Storyverlauf von „Echo Beach“ und schlichtweg erklären sich viele der übertriebenen (aber für Soaps durchaus normale) Charakterentwicklungen in „Echo Beach“ durch den teilweise chaotischen Entstehungsprozess in „Moving Wallpaper“.

Die Attraktivität von „Echo Beach“ steht und fällt logischerweise mit der Stärke der „Mutterserie“ „Moving Wallpaper“. Ob „Echo Beach“ dabei den „vererbten“ Unterhaltungswert über die vollen 12 Episoden der ersten Staffel halten kann, muss sich erst noch zeigen — für sich alleine genommen ist die Serie jedenfalls nicht sonderlich interessant (außer vielleicht für eingefleischte Soap-Fans). „Moving Wallpaper“ hingegen ist auch ohne „Echo Beach“ eine höchst unterhaltsame Satire auf das TV-Business, die mal wieder zeigt, dass die Briten einfach ein gutes Händchen für diese Art der bitterbösen Unterhaltung haben.

Die Kombination von „Moving Wallpaper“ und „Echo Beach“ ist in meinen Augen ein hervorragendes Beispiel für ein gewitztes Serienexperiment. Hier haben sich Autoren und Sender mal ‚was neues getraut, altbekannte Formate auf eine gelungene Weise aufgebrochen und miteinander verknüpft. Was wiederum die schon endlos wiedergekäute Frage aufwirft: Warum geht sowas nicht auch in Deutschland? Im Gegensatz zu amerikanischen Serien dürfte bei diesem ITV-Doppelpack auch der finanzielle Rahmen eher mit deutschen Budgets vergleichbar sein. Naja, würde wahrscheinlich eh wieder niemand schauen. Zudem: Auch in UK gehen die Einschaltquoten für beide Serien derzeit leider konstant zurück, eine Fortsetzung (beider Serien) in eine zweite Staffel wird zunehmend unwahrscheinlicher.

Update 2009: „Moving Wallpaper“ wurde für eine weitere Staffel mit 6 Episoden verlängert, die im Frühjahr 2009 ausgestrahlt wurde und nur noch schwache Quoten einfuhr. Es wird keine dritte Staffel geben.

„Moving Wallpaper“-DVDs bei amazon.co.uk.

Streik beendet für "Mad Men" und "Weeds"

Samstag, 26. Januar, 2008

Wenigstens mal eine kleine gute Nachricht von der Streikfront: Das Produktionsstudio Lionsgate hat sich gestern auch in die Liste der Studios eingereiht, die einen vorläufigen Tarifvertrag mit der WGA unterzeichnet haben. Unter anderem produziert Lionsgate auch die Serien „Weeds“ (für Showtime) und „Mad Men“ (für amc). Bereits am Montag wird „Mad Men“-Chefautor Matthew Weiner somit wieder die Arbeit aufnehmen und neue Episoden für seine Serie schreiben. Die zweite Staffel soll eventuell im Spätsommer 2008 ausgestrahlt werden.

Anderswo sieht es aber weiterhin nicht sonderlich rosig aus: Es wird zwar wieder zwischen den Studios und den Autoren verhandelt, aber die Networks haben ihre „Aufräumaktionen“ konsequent fortgesetzt und gleich dutzendfach neue Serienprojekte eingestampft. (Keine Angst, die Wahrscheinlichkeit, dass Whedons „Dollhouse“ oder Abrams‘ „Fringe“ auch eingestellt werden, ist sehr gering — das sind zu große Namen). Jeff Zucker denkt ferner bereits sehr laut über die Absage der Upfronts (nicht nur für dieses Jahr) nach. NBC will stattdessen lieber Einzelpräsentationen für gute Werbekunden durchführen.

"Die Anwälte": Kaum da, schon weg.

Dienstag, 22. Januar, 2008

Eigentlich wollte ich eine Review zur neuen RTL-Serie (mit dem wenig originellen Titel) „Die Anwälte“ schreiben, aber zuvor wollte ich auch noch die zweite Episode anschauen. Dumme Fehleinschätzung meinerseits. Mit einer ruhigen Hand, welche ich in dieser Form sonst eher von FOX kenne, hat RTL die Serie heute schon abgesetzt. Nun gut, die Quoten waren wirklich traurig (ca. 10% MA in der Zielgruppe), aber dass man der Show nicht mal ein wenig Zeit gibt, um ihre Zuschauer zu finden, ist mindestens ebenso erbärmlich.

Ich fand die Pilotepisode, die bereits Ende 2005(!) produziert wurde, eigentlich recht gut. Es kann zwar mit Multi-Millionen-Dollar-Produktionen aus den Staaten nicht mithalten, aber dass sie derart floppt, hätte ich nicht erwartet. Alleine dafür, dass mal keine typisch deutsche Schenkelklopfer-Comedy oder uninspirierte 0815-US-Kopie präsentiert wird, verdient sie ein paar Bonus-Punkte. Vielleicht waren die meisten Charaktere (noch?) nicht sonderlich interessant und blass („Lothar“) und so manche Storyline typisches Serienfutter (die Anwältin, die noch ihrem ertrunkenen Kind nachtrauert, bekommt es natürlich prompt mit einem Fall zu tun, bei dem ein kleines Baby im Mittelpunkt steht). Auch die humorigen off-beat-Momente kamen etwas zu kurz. Aber insbesondere Kai Wiesinger und Julia Bremermann lieferten sehenswerte Leistungen. Ebenso überzeugten Kamera und Schnitt, die oft mit langen Einstellungen und einer ständig in Bewegung befindlichen Kamera der Serie einen eleganten Touch gaben.

Eventuell hätte man „den Neuen“ („Thomas“) in der Anwaltskanzlei ein wenig mehr in den Mittelpunkt rücken und ihn beispielsweise statt erst nach zehn Minuten schon von Anfang an als Identifikationsfigur für den Zuschauer anbieten können (oder ist das Modell etwa auch schon zu abgegriffen?). Die Szene, in der „der Neue“ zu den Sargträgern in den Aufzug steigt, war einer der ersten memorablen Momente der Show … aber eben erst nach 10 Minuten. Was wäre wohl gewesen, wenn das gleich die allererste Szene der Episode gewesen wäre? Die echte Eröffnung der Show fand ich hingegen weniger interessant (auch wenn sie mit einer sicherlich nicht ganz einfachen, langen Szene beginnt).

Kai Wiesingers ergriffene Ansprache an „Thomas“ gegen Mitte der Episode mit seinem Eingeständnis, dass der kranke Firmengründer so ein großes und wichtiges Vorbild war, kam meines Erachtens komplett aus dem Nichts und wirkte fast schon ein wenig deplatziert. Und noch eine Kleinigkeit: Ich habe irgendwie nie jemanden mit einem Stift in der Hand gesehen — es wurde viel palavert, aber Notizen machte sich scheinbar keiner 😉

Zu „Mord mit Aussicht“ von der ARD will ich auch noch demnächst ‚was schreiben, wenn mein Festplattenrekorder mal sein Einverständnis gibt. Jahrelang läuft das Ding (weitestgehend) problemlos, aber sobald ich dann mal eine deutsche Serie aufzeichnen will, kommt die Kiste aus dem Tritt — mehrmals. Liebe ARD, warum wiederholt ihr das denn nicht zeitnah auf einem eurer zahlreichen Spartenkanäle? (Die Aufnahme der anderen neuen RTL-Serie mit Niels Ruf hat’s mir auch zerlegt — soviel zum „bad karma“ von deutschen Serien ;-).

P.S.: Und offenbar stehe ich mit diesem Problem nicht alleine da: Die Top-Suchanfragen, die heute Traffic ins sablog brachten, lauten „mord mit aussicht torrent“, „mord mit aussicht rapidshare“ und „Download Mord mit Aussicht“… 😉 (Google indexiert auch die shoutbox)

Mushi-Shi

Sonntag, 20. Januar, 2008

In Streik-Zeiten sucht man auch mal in alternativen Genres nach Abwechslung. Anime und Manga sind wahrlich nicht meine „fields of expertise“. Klar, man kennt die Klassiker wie Akira, Ghost in the Shell, Blue Submarine, Princess Mononoke oder Heidi (heh ;-), aber darüberhinaus sieht es eher schwach aus. So bedurfte es schon einer Review bei telepolis um meine Aufmerksamkeit auf eine japanische Anime-Serie zu lenken: Mushishi. Nein, ist nix unanständiges.

mushishi.jpg„Mushishi“ ist eigentlich ein Comic (Manga), das seit 2005 auch als Anime-Fernsehserie umgesetzt wurde. Bisher gibt es 26 Teile, die auch bereits auf DVD erhältlich sind — allerdings oftmals nur als englisch synchronisierte Fassung. Auf Youtube etc. findet man einzelne Episoden allerdings auch im japanischen O-Ton mit fan-made englischen oder deutschen Untertiteln.

Die Serie erzählt von den Erlebnissen des jungen „Ginko“ (mit schlohweißen Haaren), den man am ehesten als eine Art „Geisterjäger“ bezeichnen könnte, was die Sache aber nicht richtig trifft. Die „Geister“ oder „Insekten“ (Mushi), die er verfolgt sind weder pflanzliche noch tierische Lebewesen, aber dennoch eng mit der Natur verbundene Existenzen. Nur wenige Menschen können sie überhaupt wahrnehmen und es gibt sie in den verschiedensten Formen mit ebenso unterschiedlichen Daseinszwecken. Die Koexistenz dieser „Mushi“ mit Menschen gestaltet sich oftmals schwierig und so gibt es „Mushi-Shi“ wie Ginko, die diese Wesen aufstöbern und den Menschen beim Umgang mit ihnen hilft.

In jeder der etwa 20-minütigen Episoden steht eines durch Mushis verursachte Phänomen im Mittelpunkt, das meist durch Ginko aufgeklärt wird. Aber auch Ginkos eigene Herkunft steht im Zentrum einiger Episoden und wir erfahren, wie er in diese Situation als umherreisender „Geisterjäger“ ohne eigenes Zuhause kam. Nicht immer gibt es ein Happy End, die Serie schlägt auch oft nachdenkliche und ruhige Töne an. Überhaupt ist das Wörtchen „ruhig“ ein zentraler Aspekt. „Mushishi“ ist eine faszinierend sanfte und relaxte Serie, die von Themesong bis zur Handlung selten ein schnelles oder gar dramatisches Tempo anschlägt. Die Serie ist ideal zum Abschalten und Entspannen, wenn man mal ein paar Gänge zurückschalten will. Abgesehen vom legendären Kaminfeuer-Video oder den „schönsten Bahnstrecken“ gibt es glaube ich keine TV-Produktion, die derart zum Entspannen einlädt. Und im Gegensatz zum Kaminfeuer bekommt man bei „Mushishi“ auch noch sehr sehenswerte und schöne Geschichten präsentiert. Ein kleines Goldstückchen.

2006 wurde auch ein Realfilm („Bugmaster“) auf Basis des Mangas gedreht, der aber nicht sonderlich positive Kritiken erntete.

Regisseure einigen sich mit Studios

Freitag, 18. Januar, 2008

Nach nicht mal einer Woche offizieller Verhandlungen hat sich die Gewerkschaft der Regisseure (DGA) mit den Studios (AMPTP) auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Auf unitedhollywood.com sowie dga.com findet man Einzelheiten zu den Eckpunkten der Einigung und auch erste vorsichtige Analysen des neuen vorläufigen Vertragswerks. Die Autorengewerkschaft WGA hält sich bisher mit einem offiziellen Statement zurück, man kann aber davon ausgehen, dass hinter den Kulissen momentan jeder einzelne Satz des Tarifvertrags genau analysiert wird. Diese Einigung der AMPTP mit den Regisseuren hat deshalb eine hohe Bedeutung, weil sie möglicherweise als eine Vorlage für die festgefahrenen Verhandlungen mit den Autoren und den noch anstehenden Gesprächen mit der Schauspieler-Gewerkschaft dienen könnte.

Überraschend ist neben der zügigen Einigung auch die Höhe der Zugeständnisse der Studios an die Regisseure im Bereich der Internet-Downloads (iTunes, Amazon unbox etc) sowie deren Berechnungsgrundlagen. So werden nun wie von WGA und DGA gefordert die (Werbe-)Einnahmen der Distributoren und nicht die der Produzenten als Grundlage genommen. Die Einnahmen der Distributoren dürften in der Regel deutlich höher sein, als das was sie an die Produzenten weitergeben. In den Verhandlungen mit der WGA hatten sich die Studios in diesem Punkt bisher noch unbeweglich gezeigt. Unklar ist allerdings noch, wie die Einhaltung dieser Absprache überprüft werden kann. Die Regisseure sollen demnach bis zu 0,7% der Einkünfte aus Internet-Downloads von TV-Serien erhalten, allerdings nur ab dem 100.001. Download. Für die ersten hunderttausend Downloads gibt es hingegen auch weiterhin nur die bisherigen 0,3%.

Auch im Bereich des werbeunterstützten Internet-Streamings (bspw. Hulu) gab es eine Einigung: In einem zeitlich gestaffelten Modell erhalten die Regisseure in den ersten drei Wochen gar nichts, im ersten Jahr danach maximal $600 bis $1200 pro Episode. Ab dem zweiten Jahr gibt es dann 2% der Einnahmen der Distributoren.

Was bedeutet das nun für den Autorenstreik? Die Studios haben sich heute bereits zu informellen Gesprächen (aber noch keine erneuten Verhandlungen) mit der WGA bereiterklärt. Die Position der WGA ist auf jeden Fall durch die rasche Einigung der Regisseure geschwächt — auf der anderen Seite haben die Studios aber auch einige Zugeständnisse gemacht. Man kann wohl davon ausgehen, das auch die WGA einen Tarifabschluss mit der AMPTP finden wird, der ungefähr im gleichen finanziellen Hausnummernbereich wie der DGA-Abschluss liegt. Die Frage ist nur, wann dies gelingt. Nach über zwei Monaten Streik setzen die WGA-Mitglieder immer noch (oder jetzt erst recht) hohe Erwartungen in das Verhandlungsteam der WGA und dort ist man sicherlich auch bemüht, das Gesicht zu wahren und nicht die im Vorfeld als „indiskutabel“ erklärten Modelle dann doch hinnehmen zu müssen. Eckpunkte wie die Ausweitung der WGA-Zuständigkeit auf den Reality-Bereich werden wohl die letzten großen Stolpersteine sein, da sich WGA und AMPTP bisher in diesem Punkt kaum nähergekommen sind und auch bei der Einigung zwischen Regisseuren und AMPTP kein Thema war.

Auf jeden Fall dürfte nun in die festgefahrenen Verhandlungen wieder Bewegung kommen und der DGA-Tarifvertrag bietet eine gute Diskussionsgrundlage — bis in den Herbst wird der Streik wohl nun hoffentlich nicht mehr dauern. Es ist aber ebenso sicher davon auszugehen, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis der Streik beendet ist — eine rasche Einigung würde für die WGA wie eine Niederlage aussehen. Die Oscar-Verleihung Ende Februar dürfte folglich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch bestreikt werden — die WGA hat bereits angekündigt, dass es für diese Awardshow keine Ausnahmegenehmigung geben wird und die „Oscar“-Produzenten suchen bereits nach alternativen Auswegen. Auch die Serienproduktion dürfte selbst im besten Fall wohl kaum vor März wieder beginnen — eigentlich schon zu spät für die meisten Serien, um bis zum Ende der Season im Mai noch mehr als eine Handvoll Episoden zu produzieren. Auch die „Pilotseason“ wird wohl weitestgehend ausfallen und somit kaum neue Serien im Herbst an den Start gehen.

Das haben auch schon fast alle größeren Studios eingesehen und haben in dieser Woche in großem Umfang diverse Entwicklungsverträge mit Autoren unter Berufung auf „höhere Gewalt“ gekündigt. Bei ABC Studios soll fast ein Viertel der Autorenverträge beendet worden sein — allerdings vor allem Autoren mit so genannten „Talent Deals“, die zur Zeit nicht für eine laufende Serie beschäftigt waren. Betroffen waren unter anderem Barbara Hall („Joan of Arcadia“), Kevin Falls („Journeyman“), Gabe Sachs und Jeff Judah („What About Brian“). Diese Autoren sind nun offiziell arbeitslos und nicht mehr an ein Studio/Network gebunden. Sie werden nach dem Ende des Streiks auch nicht automatisch wieder eingestellt.

Insgeheim wartet auch wohl noch halb Hollywood darauf, dass Nikki Finke aus ihrem einwöchigen Erholungsurlaub zurückkehrt und ihren Senf zu diesem DGA-Abschluss preisgibt ;-).

"Cupid" revisited

Mittwoch, 16. Januar, 2008

Falls es jemand nicht bemerkt hat: US-TV-Kritiker Alan Sepinwall hat sich als Streik-Ersatzprogramm die alte Rob-Thomas-Serie „Cupid“ vorgenommen und postet alle paar Tage eine Review zu einer Episode. Dabei wird er auch von Rob Thomas unterstützt. Mein letzter „Cupid“-Marathon liegt erst etwa ein oder zwei Jahre zurück, daher schaue ich die Folgen jetzt nicht nochmal, aber die Kommentare sind trotzdem sehr interessant. Sepinwall postet auch jedesmal Links zu den Episoden-Videos auf YouTube — leider gibt es die Serie immer noch nicht auf DVD.

„Cupid“ war/ist in meinen Augen eine recht charmante Show mit einer exzellenten Besetzung (eines der Karriere-Höhepunkte von Jeremy Piven) und falls noch jemand eine Lücke in dem eigenen „Streik-Notfallplan“ hat, sollte man „Cupid“ durchaus mal berücksichtigen.  ABC plant bekannterweise ein Revival der Show, aber durch den Autorenstreik liegt derzeit alles auf Eis.

Nach „Cupid“ will sich Sepinwall dann „Sports Night“ zur Brust nehmen.

Golden Globes 2008: Debakel für Broadcast-Networks

Montag, 14. Januar, 2008

Die diesjährige knochentrockene und extrem kurze Verleihung der Golden Globes wird wohl ein einzigartiges Ereignis bleiben (wenn man mal vorsichtig optimistisch davon ausgeht, dass der Streik keine weiteren 12 Monate andauert ;-)). Ein (fast schon zu erwartendes) Desaster für die alt eingesessenen Broadcast-Networks ist allerdings die Preisträger-Ausbeute. Lediglich Tina Fey („30 Rock“) rettete für NBC einen Globe nach Hause, darüber hinaus dominierten die PayTV-Stationen und Cable-Networks. Und das kann nicht nur am Streik liegen.

Die Übergabe des Cecil-DeMille-Awards an Steven Spielberg wurde übrigens auf 2009 verschoben. Enttäuscht dürfte aber Rumer Willis (die Tochter von Bruce und Demi) sein, die als „Miss Golden Globe“ dieses Jahr nun nicht die Preisträger von der Bühne verscheuchen durfte…

TELEVISION SERIES – DRAMA
WINNER: „Mad Men“ (amc) – Lionsgate Television

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A TELEVISION SERIES – DRAMA
WINNER: Glenn Close – „Damages“ (FX)

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A TELEVISION SERIES – DRAMA
WINNER: Jon Hamm – „Mad Men“ (amc)
(Eine Entscheidung zwischen Michael C. Hall („Dexter“) und Jon Hamm ist schwer zu treffen)

TELEVISION SERIES – COMEDY OR MUSICAL
WINNER: „Extras“ (HBO) – BBC And HBO Entertainment

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A TELEVISION SERIES -COMEDY OR MUSICAL
WINNER: Tina Fey – „30 Rock“ (NBC)

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A TELEVISION SERIES – COMEDY OR MUSICAL
WINNER: David Duchovny – „Californication“ (ShowTime)
(Hier hätte ich Haus und Hof auf Alec Baldwin verwettet)

MINI-SERIES OR MOTION PICTURE MADE FOR TELEVISION
WINNER: „Longford“ (HBO) – A Granada Production in association with Channel 4 and HBO Films

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A MINI-SERIES OR MOTION PICTURE MADE FOR TELEVISION
WINNER: Queen Latifah – „Life Support“

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A MINI-SERIES OR MOTION PICTURE MADE FOR TELEVISION
WINNER: Jim Broadbent – „Longford“
(Schade, kein Globe für James Nesbitts „Jekyll“)

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE IN A SERIES, MINI-SERIES OR MOTION PICTURE MADE FOR TELEVISION
WINNER: Samantha Morton – „Longford“

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A SUPPORTING ROLE IN A SERIES, MINI-SERIES OR MOTION PICTURE MADE FOR TELEVISION
WINNER: Jeremy Piven – „Entourage“
(Hauptsache, William Shatner hat nicht nochmal gewonnen ;-))

 

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