Archiv des Jahres 2008


Crusoe

Freitag, 14. November, 2008

Eigentlich wundert es mich ja ein wenig, dass es dann doch so lange dauerte, bis ein Network auf den „Pirates of the Caribbean“-Zug aufsprang. Jetzt ist es fast schon zu spät, denn die Film-Trilogie ist längst Kinonews von gestern — stattdessen jetzt sind wieder Super-Helden in allen Farbschattierungen gefragt.

Dennoch hat sich NBC mit „Crusoe“ seit langer Zeit mal wieder mit einer Primetime-Serie in die Zeit der Piraten und Seefahrer gewagt. Wie der Titel der Serie schon nahelegt, basiert „Crusoe“ auf dem fast 300 Jahre alten Roman von Daniel Defoe, in dem er die halb-fiktive Geschichte von „Robinson Crusoe“ erzählte. Crusoe strandete im 17. Jahrhundert auf einer einsamen Karibikinsel und schließt schließlich mit einem Ureinwohner Freundschaft, den er „Freitag“ nennt. Ich denke (und hoffe) mal, dass so ziemlich alle, die irgendwann mal im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren in einer Bibliothek waren, diese Geschichte kennen.

Viel sensationell neues wird man also als Zuschauer wohl nicht von dieser NBC-Fassung erwarten dürfen. Schließlich kennt man ja schon die Grundelemente der Story. Genau da setzen aber auch die Macher von „Crusoe“ an und setzen geschickterweise ein bestimmtes Vorwissen beim Zuschauer voraus. Sie beginnen in der Pilotepisode nicht mit Crusoes Ankunft auf der Insel, sondern starten etwa ein Jahr nach dem Untergang seines Schiffes in die Handlung der Serie. Robinson (Philip Winchester) hat sich somit längst auf der Insel arrangiert, eine gemütliche Unterkunft geschaffen, ist bereits befreundet mit Freitag (Tongai Arnold Chirisa) und gemeinsam bestehen die beiden viele Abenteuer. Freitag wird dabei als besonders hochintelligenter und vorwitziger Begleiter dargestellt — unpassende „Freitag-als-Sklave“-Interpretationen sind also nach Möglichkeit ausgemerzt.

„Crusoe“ ist wohl in erster Linie lockere TV-Unterhaltung für die ganze Familie, endlich mal etwas Abwechslung von den üblichen SciFi/Krimi/Krankenhaus-Serien. Piraten findet man nicht oft im TV und zumindest diesen Pluspunkt hat „Crusoe“ sicher. Aber jenseits der uneingeschränkten Familientauglichkeit ist das Konzept der Serie verflixt schnell ausgereizt. Eigentlich ist die Geschichte von „Robinson Crusoe“ die eines einsamen Mannes. Sowas macht sich aber im TV ganz schlecht — nur zwei Darsteller für eine Serie setzen jeder Produktion schnell enge logistische und inhaltliche Grenzen. Also muss man irgendwie andere Personen auf die Insel bringen, aber gleichzeitig darf sich natürlich für Robinson und Freitag erstmal keine ernste Fluchtmöglichkeit ergeben. Im Falle von „Crusoe“ löst man das eben so gut wie es geht ohne Rauchmonster und „Others“ aus der „Lost“-Trickkiste. Doch was dabei herauskommt, ist auch nur ein schlechter Kompromiss und nix Halbes und nix Ganzes.

Da versucht man sich einerseits mit Flashbacks aus der Sicht von Robinson zu behelfen: Er erinnert sich immer mal wieder an seine Familie daheim in England und Stück für Stück wird ein Puzzle zusammengefügt, das erklären soll, wie Crusoe überhaupt auf jenes untergegangenes Schiff kam. Sogar eine Intrige wird als Season-Arc-Mystery in die Flashbacks eingebaut — einziges Problem: Das ist einfach nur uninteressant und gähnend langweilig. Immer wenn Crusoe den Träumer-Blick bekommt und an diese „besseren“ Zeiten zurückdenkt, wird jeglicher Schwung aus der aktuellen Episode herausgenommen und der Zuschauer bekommt ein winzig kleines Puzzlestückchen präsentiert, mit dem er oftmals gar nix anfangen kann (weil die Zusammenhänge noch nicht klar sind) oder das keinerlei Bezug zur A-Handlung der Episode hat.

Der zweite „Trick“, um das Problem mit den Darsteller-Defizit zu lösen, ist dann im Grunde ein Rückgriff auf „deus ex machina“: Ständig legen irgendwelche weiteren Schiffe einen Zwischenstopp an der Insel ein und werden dann durch irgendwelche holprigen Story-Konstrukte erstens dazu gezwungen, einige Wochen vor Ort zu bleiben und zweitens irgendwie Robinson und Freitag keine Möglichkeit zur Flucht zu bieten.

Dazwischen werden immer mal wieder Stand-Alone-Episoden eingestreut, in denen Robinson und Freitag wirklich ganz alleine sind und irgendein Adventure-of-the-week oder Fluchthoffnung-of-the-week erkunden/lösen/beseitigen müssen. Die sind zwar auch oftmals flott und amüsant, aber mehr nicht.

Kurz: „Crusoe“ ist zwar ganz nettes Abenteuer- und Piraten-TV mit einem Touch MacGyver-Romantik, hat aber mit vielen prinzipbedingten Problemen zu kämpfen, die das Ganze bestenfalls für den Familien-Fernsehabend oder zum Nebenbei-Fernsehen erträglich machen.
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RIP "My Own Worst Enemy"

Donnerstag, 13. November, 2008

Eigentlich wollte ich diese Review schon gestern veröffentlichen und „My Own Worst Enemy“ als sehr ernsten Absetzungskandidaten bezeichnen. Nun hat mich die Realität mal wieder bereits eingeholt und die Show wurde (wie auch „Lipstick Jungle“) abgesetzt. Im Sinne von „es werden keine weiteren Episoden mehr produziert, aber nach aktueller Planung dennoch die restlichen Folgen ausgestrahlt“. Bedingt vielleicht auch durch den drastischen Absturz seines Lead-Ins „Heroes“ in dieser Season blieb das neue Action-SciFi-Drama weit hinter den NBC-Erwartungen zurück. Bei der letzten Episode konnte NBC sogar nur etwas mehr 4 Millionen Zuschauer gewinnen, deutlich weniger als der letztjährige Timeslot-Inhaber „Journeyman“.

Richtig anfreunden konnte ich mich mit der Serie auch nicht, obwohl ich doch recht lange dran geblieben bin. Christian Slater spielt(e) in „My Own Worst Enemy“ den Agenten Edward Albright, der an einer Art künstlichen Schizophrenie leidet: Er ist Teil eines Experiments, bei dem ein Chip ins Hirn des Agenten implantiert wird. Dieser Chip sorgt dann zumindest in der Theorie dafür, dass sich in dem Probanden eine zweite Persönlichkeit heranbildet, quasi ein zahmer Dr. Jekyll zum bereits vorhandenen aggressiven Mr. Hyde. Denn Agent Edward ist eigentlich ein brutaler und kompromissloser Top-Agent, der so gut wie keine soziale Kompetenz besitzt. Doch dank seines Chips im Schädel kann er per Knopfdruck auf die andere, harmlose Persönlichkeit „umgeschaltet“ werden. Die Alternativ-Persönlichkeit namens Henry führt ein ganz normales, harmonisches Familienleben und weiß rein gar nichts von den Tätigkeiten seiner anderen Agenten-Identität. Und was „Henry“ nicht über geheime Agenten-Missionen weiß, kann er auch bei eventueller Gefangenschaft und Folterungen nicht verraten. Eventuelle Ungereimtheiten/Informationen über Aktionen von „Edward“ (Verletzungen beim Rasieren, unerwartete mehrtägige Abwesenheit von der Familie) werden im besten iPod-Stil als Update in den Hirn-Chip eingespielt, so dass Henry nie um eine Erklärung verlegen ist. Doch eines Tages gibt es ein Problem: Der Chip spielt verrückt und das „Umschalten“ zwischen Edward und Henry kann nicht mehr kontrolliert werden, immer öfters wechselt der Agent zwischen beiden Persönlichkeiten hin und her und der orientierungs- und hilflose Henry muss sich irgendwie mit seiner zweiten Identität arrangieren.

Manche Elemente ähneln einer ernsten Version von „Chuck“: Ein Normalo-Bürger, der über ein abstruses SciFi-Technik-Blafasel unfreiwillig zum Superagenten mutieren soll.

Auf dem Papier war „My Own Worst Enemy“ ein realitätsfernes, aber wenn man den Technobabbel mal akzeptiert hat, durchaus ein faszinierendes Konzept. Dank etwas üppigerem Budget ist eine actionreiche Umsetzung mit einem souveränen Christian Slater in der Doppel-Hauptrolle gewährleistet. Wenn man erstmal die massiven Logiklöcher in der Prämisse (Warum macht man sowas überhaupt?) akzeptiert hat oder sich irgendwie eine halbwegs belastbare Antwort auf diese Logikprobleme zurechtgebastelt hat (damit die Agenten auch unter Folter keine Geheimnisse ausplaudern können), dann funktioniert sie eigentlich ganz gut. Das sind aber leider eine Menge „Wenns“ und „Falls“, die sich schnell summieren und der kuriose Gadget-Charakter der Show weicht schnell einem gewissen Cheesy-Faktor, wenn die Serie zu immer phantastischeren Story-Vehikeln greift.

So lebt die Show dann vor allem von dem Jekyll/Hyde-Faktor und von Christian Slaters Performance, aber auch der sind Grenzen gesetzt. Eventuell hätte sich noch etwas Spannung aus der Frage ergeben, ob der „böse Edward“ wirklich die originale Persönlichkeit ist oder ob nicht vielleicht doch der „gute Henry“ die ursprüngliche Identität ist und der Agent erst später im Rahmen des Experimentes „installiert“ wurde.

Aber wirklich faszinieren konnte die Show nicht, vieles war dann doch zu weit hergeholt, zu viele Logiklöcher mussten mit Technobabbel gefüllt werden und Christian Slaters On-Screen-Chemie reichte an einen Matt Demon à la „Bourne Identity“ nicht heran. Dann genehmige ich mir doch lieber eine Dosis „Chuck“ (das übrigens in der jüngsten Episode zu absoluter Topform auflief, selbst bei „30 Rock“ und „The Office“ habe ich selten so gelacht).

Allerdings hat NBC nun ein „klitzekleines“ Problem: Quotenmäßig entwickelt sich nun auch der Montag allmählich zu einem Desaster. Bei der Geschwindigkeit, mit der „Heroes“ derzeit Zuschauer verliert (nun schon unter 8 Mio.), könnte selbst die „egal was passiert“-sicher geglaubte vierte Staffel gefährdet sein.

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"Pushing Daisies" als Comic?

Mittwoch, 12. November, 2008

Gestern fand im Paley Center for Media (früher: Museum of Radio & Television) ein Diskussions-Panel unter anderem mit den „Pushing Daisies“-Autoren statt. Eine Zusammenfassung gibt’s bei TVWeek.

Unter anderem wurde erwähnt, dass Chef-Autor Fuller hofft, die Serie im Falle einer verfrühten Absetzung zumindest als Comic zu einem vernünftigen Ende bringen zu können. Über das Schicksal der Serie hat ABC noch nicht entschieden (es sieht aber wirklich nicht gut aus), am Donnerstag werden mit dem Abschluss der Dreharbeiten zur Episode 13 die Produktionsarbeiten erstmal beendet sein.

Wilson Cruz („Rickie“ aus „My So-Called Life“) wird ferner in einer der nächsten Episoden eine Gastrolle haben.

Drunk History

Mittwoch, 12. November, 2008

Amerikanische Geschichte kann erstaunlich unterhaltsam sein. Alternativ könnte man aber auch sagen, dass sie nur besoffen erträglich ist. Wie auch immer, die (schon etwas ältere) Video-Reihe „Drunk History“ bringt dem Geschichts-Interessierten (und Anderen) die amerikanische Vergangenheit unvergleichlich anschaulich nahe.

Trotz des Staraufgebots in allen Folgen (Jack Black, Michael Cera, Jason Ritter, Danny McBride) ist diese Episode 3 mit Stand-Up-Comedienne Jen Kirkman als Erzählerin mein eindeutiger Favorit — ich hätte nie gedacht, dass Schluckaufs (ist das wirklich der Plural von „Schluckauf“?) solch zentrale Bestandteile amerikanischer Geschichte waren :-).

Wer die Reihe von Anfang an sehen will, kann diesen Link benutzen.

DeepDiscount.com: 25% auf alles (außer Tiernahrung)

Dienstag, 11. November, 2008

Der amerikanische DVD-Versender DeepDiscount.com (früher DeepDiscountDVD) hat zur Zeit wieder seine alljährliche Rabattaktion. Mittels verschiedener Codes, die man beim Kauf angibt, kann man in diesem Jahr sogar 25% Rabatt (statt früher 20%) auf alle DVDs (außer Pre-Order) ergattern. Funktionierende Codes sind u.a. SALE, SUPERSALE, 25OFFSALE und mehr.

So kostet die erste Staffel von „Mad Men“ auf BluRay inkl. Versand ca. 25 Euro, die gerade neu erschienene Bluray-Edition der kompletten Serie „Firefly“ ca. 42 Euro.

Es gibt diverse Manko zu beachten: Die Versandkosten nach Europa sind gestaffelt nach Warenwert (DVDs im Wert von $25-$50 erfordern zusätzlich $8.95) und somit bei höherpreisigen Artikeln sogar noch teurer als amazon.com, außerdem fällt natürlich Zoll und Einfuhrumsatzsteuer ab 22 Euro Wert an. Zudem „verschwanden“ früher Pakete von DDD gerne mal unerklärlicherweise im Transit und der Dollarkurs ist mit 1,28 zur Zeit nicht so „schön“ wie noch vor der Finanzkrise. Dennoch vielleicht schon mal eine gute Gelegenheit, um sich mit ersten Weihnachtsgeschenken einzudecken…

Die Aktion endet am 23. November.

Lifetime verlängert "Rita Rocks"

Dienstag, 11. November, 2008

Lifetime hat die neue Comedy „Rita Rocks“ gerade für eine volle Staffel (20 Episoden) verlängert. Konnte irgendjemand etwas mit der Show anfangen?

Das sieht auf den ersten Blick nach einer ganz netten Zwischendurch-Sitcom im Stil von „8 Simple Rules for Dating My Teenage Daughter“ aus, wenn man als Aufhänger nicht das verkrampfteste und unwirklichste Konzept seit „Cavemen“ gewählt hätte: Eine Mutter, die mit Freunden (und dem Boyfriend der Tochter!?!) in der heimischen Garage musiziert. Rita „rocks“, geddit? Sowas hat geradezu schon ZDFiges „Unser Charly“-Niveau. Der Rest wäre sicherlich eine durchschnittliche Familien-Sitcom dank der zwar genre-typischen und altbekannten, aber stellenweise durchaus unterhaltsamen Charaktere und Dialoge. Aber sobald die gute Rita & Friends zu den Musikinstrumenten greift, verliert die Show endgültig ihre Glaubwürdigkeit und jeglicher Unterhaltungsfaktor wird in einem See aus Peinlichkeiten ertränkt — was der Rest der Episoden dann nicht mehr ausgleichen kann. Da waren die Macher wohl etwas zu sehr verliebt in das ach-so-schlaue Wortspiel im Titel der Serie.

Life on Mars (US)

Montag, 10. November, 2008

Nachdem ich am Wochenende bereits einige „Oldtimer“ unter den Serien-Absetzungskandidaten abgearbeitet habe, stehen nun ein paar Newcomer auf dem Programm. Begonnen wird mit dem neuen ABC-Krimi/SciFi-Drama „Life on Mars“, das mit knapp acht Millionen Zuschauern zwar kein Flop ist, aber auch die hochgesteckten Erwartungen angesichts des zugkräftigen Lead-Ins („Grey’s Anatomy“) nicht so recht erfüllen kann.

Zeitreisen-Serien haben es schwer in diesen Tagen. Seien es „Daybreak“, „Journeyman“ und im weitesten Sinne auch „New Amsterdam“, „Eli Stone“ und „Pushing Daisies“ (das in einer ganz eigenen Zeit zu spielen scheint) — sie alle waren oder sind nicht gerade mit exzellenten Quoten gesegnet. „Life on Mars“ geht es da nicht viel anders. Schon seit dem Produktionsbeginn war die Show zudem von Problemen überschattet, die ursprüngliche (deutlich schlechtere) Pilot-Episode wurde komplett in der Ablage „P“ entsorgt und man begann mit neuen Darstellern (vor allem Harvey Keitel als neuer, grantiger Vorgesetzter Gene Hunt), neuem Setting (New York statt Los Angeles) und geändertem Autoren-Team (die „October Road“-Autoren statt David E. Kelley) noch mal komplett von vorne. Dabei ist das Rahmenkonzept der Show alles andere als neu, es basiert ebenso wie der größte Teil der Handlung der Episoden auf einer erfolgreichen britischen Drama-Serie gleichen Namens, die auch bereits in Deutschland auf Kabel 1 unter Ausschluss der Öffentlichkeit versendet wurde.

Im Mittelpunkt von „Life on Mars“ steht der ambitionierte Cop Sam Tyler (Jason O’Mara), der bei einem Autounfall in unserer Gegenwart schwer verletzt wird und statt im Krankenhaus aus unerklärlichen Gründen unversehrt im New York des Jahres 1973 aufwacht. Ob Sam Tyler wirklich eine Zeitreise unternommen hat, im Koma liegt oder vielleicht bereits tot ist, gehört zu der übergreifenden Haupt-Mystery-Geschichte dieser (wohl ersten und letzten) Staffel. Sam und der Zuschauer erhalten bestenfalls mehrdeutige Hinweise auf Sams realen Zustand. So oder so, Sam befindet sich im Jahr 1973, allerdings samt kompletter Identität und neuem Job als frisch nach New York versetzter Polizist. Während er versucht, seiner eigenen bizarren Lage auf den Grund zu gehen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in seine neue Rolle und seinen neuen Job zu fügen und Mordfälle im New York der siebziger Jahre zu lösen.

Und natürlich ist das auch eine ganz andere Aufgabe als Sam aus dem Jahr 2008 gewohnt ist. Keine Computer, keine DNA-Analysen, eine recht freizügige Auslegung des Gesetzes durch seine Kollegen machen Sam das Leben schwer. Hier tappt die Serie dann leider auch allzuoft in das typische Problem aller Zeitreisen-Serien und -Filme: Die unerlässlichen Anspielungen der Hauptfigur auf „zukünftige“ geschichtliche Ereignisse und Anekdoten, die schnell zu einem repetitiven Gimmick mutieren und schließlich nur noch als „comic relief“ in die Handlung eingestreut werden. Wenn Sam im Jahre 1973 plötzlich „Ice, Ice Baby“ rappt, ist das nur im ersten Moment halbwegs amüsant, anschließend bizarr.

Hauptproblem von „Life on Mars“ ist, dass sich der interessanteste Aspekt der Show (die Aufklärung von Sams wahrem Zustand) prinzipbedingt noch über viele Episoden gestreckt werden muss. So steht und fällt die Show mit dem „Crime of the week“, die jeweils über zum Teil abenteuerliche Konstrukte irgendwie in Beziehung zu Sams „echtem“ Leben gebracht werden und eine Mystery-Komponente in der Show darstellen sollen. Schon in einer der ersten Episoden läuft er prompt seiner eigenen Mutter über den Weg und es kommt zu surrealen und Kopfschmerzen-bereitenden Dialogen zwischen den beiden, garniert mit einer dick aufgetragenen, seichten Familiendrama-Story. Aber ohne diese Bezüge auf Sams Leben sind die Kriminalfälle bestenfalls Crimeshow-Durchschnitt und kaum fesselnd.

Die Serie hätte Potential in der Interaktion zwischen Sam und seinem Rauhbein-Vorgesetzten Gene Hunt (Harvey Keitel), doch letzterer wird zunehmend softer gezeichnet und wenn denn mal Konflikte zwischen den beiden auftreten, wirken sie immer weniger glaubhaft. Auch die Auseinandersetzungen mit den anderen Kollegen (unter anderem Michael Imperioli) laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Die 70er-Jahre-Cops setzen sich über Recht und Gesetz hinweg, Sam spielt moralischer Zeigefinger, bekommt eine auf die Mütze, hat aber dann doch irgendwie Recht.

Doch es gibt einen Punkt, in dem die Serie wirklich brilliert und das ist der exzellente Soundtrack, der über so manche schwache Szene hinwegrettet. Das haben wohl auch die Macher erkannt und setzen beim Editing in den jüngeren Episoden entsprechende Schwerpunkte: So werden dialogarme (Slow-Motion-)Szenen eingestreut um einem (zugegebenermaßen optimal ausgesuchten) Soundtrack mehr Platz einzuräumen. Und ich muss sagen, das wirkt. Zusammen mit einer gelungenen Cinematographie (mit konsequentem, „verblichenem“ Farbschema) gibt es immer mal wieder einige kleine „Wow“-Momente.

Aber retten können sie diese Show nicht. Der „Fluch der Zeitreisen-Serien“ dürfte wohl weiter gehen.

Meta-FilmFilmFilm

Montag, 10. November, 2008

Jetzt hat Hollywood wohl endgültig den Verstand verloren. Als gäbe es nicht bereits genügend unsäglich schlechte „Spoof Movies“ (also Filme, die ein bestimmtes Film-Genre auf die Schippe nehmen wollen, wie z.Bsp. „Scary Movie“, „Date Movie“ oder der filmische Sondermüll „Meet the Spartans“), will man nun laut Hollywood Reporter einen Spoof-Film über Spoof-Filme machen. Nah, das trifft es noch nicht mal richtig. Es ist komplizierter: Die Produktion mit dem Titel „Not Another Not Another Movie“ (nein, kein Typo) erzählt die Geschichte von einem Produktionsstudio, das einen Spoof-Film über Spoof-Filme drehen will. Also ein Meta-Movie im Film im Film. Ich trauere bereits jetzt den zwölf Gehirnzellen hinterher, die beim Versuch, die Idiotie dieses Vorhabens zu begreifen, das Zeitliche gesegnet haben. Eigentlich würde man zudem erwarten, dass bei solchen abstrusen Konstrukten das Raum-Zeit-Kontinuum ernsten Schaden nimmt.

Als Darsteller hat man die zweite Garde der 80er-Jahre-Stars wieder aus der Gruft geholt: Burt Reynolds und Chevy Chase sollen zwei Hauptrollen in dieser Verfilmung dieses Kopfschmerz-verursachenden Konzepts spielen. Die Dreharbeiten sind sogar bereits so gut wie abgeschlossen.

Dead Set

Sonntag, 9. November, 2008

Vor einigen Wochen hatte ich schon mal etwas zu dem ungewöhlichen Crossover des britischen Senders E4 zwischen dem „Big Brother“-Franchise und dem Zombie-Genre geschrieben. Ende Oktober, passend zu Halloween, liefen nun die sechs Teile der Miniserie „Dead Set“ im TV (und ist auch schon komplett auf DVD erhältlich).

Das Konzept der Miniserie dürfte wohl bereits aus der Prämisse „Big Brother meets Zombies“ auf der Hand liegen: Eine Zombie-Epidemie auf der Insel macht auch vor den Toren der Produktionsfirma von „Big Brother“ nicht halt. Just als ein Teilnehmer in der üblichen wöchentlichen Liveübertragung aus dem Haus gewählt wird, bricht das Chaos über den Ort herein, ohne dass die von der Aussenwelt abgeschotteten Bewohner etwas davon mitbekommen. Auch Kelly, eine Assistentin in der „Big Brother“-Produktionsfirma, wird von den brutalen Ereignissen überrascht und muss um ihr Leben kämpfen.

Ich hatte ehrlich gesagt eine billige und „entschärfte“ TV-taugliche 08/15-Produktion erwartet, aber „Dead Set“ ist ein höchst unterhaltsamer und durchaus smarter und spannender Vertreter des Zombie-Genres. Das „Big Brother“-Set dient dabei allerdings hauptsächlich als eine extravagante Location für diesen Horror-Film. Eventuelle medienkritische Anspielungen spielen eher eine untergeordnete Rolle. Aber das macht die Produktion nicht minder sehenswert.

Die Miniserie weicht des öfteren von dem üblichen „Menschen vs. Zombies“-Schema ab und baut einige zutiefst verstörende und dennoch in ihrer Bizarrheit komische Szenen ein, die den Zuschauer munter zwischen Ekel und Schenkelklopfer wechseln lässt. Da metzeln beispielsweise eine Horde Zombies blutspritzend und Gedärme-zerreißend durch eine hilflose Menschenmenge, unterlegt jedoch mit dem poppig-flockigen „Grace Kelly“ von MIKA in Surround-Sound. In einer anderen Szene greifen die Überlebenden zu einem ungemein unappetitlichen Manöver, um die Zombies von ihrem Plan abzulenken. Horror, Gore, Panik und bizarr-ekelhafte Situationen: Was mehr kann man von einem Zombie-Film erwarten? 😉

Auch wenn „Dead Set“ ein paar große Portionen aus dem schier unerschöpflichen Topf des typisch britischen schwarzen Humors nimmt, so ist er dennoch bei weitem nicht so locker-flockig wie beispielsweise „Shaun of the Dead“ und geht auch ’ne Ecke brutaler und blutiger zur Sache. Wer also schon beim Gedanken an das wiederholte Zerschmettern eines Zombie-Schädels mit einem Feuerlöscher Magenprobleme bekommt, sollte um „Dead Set“ einen Bogen machen. Jugendfrei ist diese Miniserie ganz sicher nicht. Die Zombies ähneln zudem eher den agilen und schnellen Untoten aus neueren Produktionen wie „28 Days/Weeks Later“, was sie aber in meinen Augen deutlich bedrohlicher erscheinen lässt.

Auch ansonsten bricht „Dead Set“ nicht unbedingt mit den Konventionen des Genres: Obwohl die Protagonisten eindeutig in unserer wohlvertrauten Medienwelt leben und neben dem offensichtlichen „Big Brother“-Franchise auch unter anderem Facebook, Youtube, The Sopranos, Lost und Doctor Who beim Namen genannt werden, scheint doch noch niemand aus dieser Popkultur-Generation jemals einen Zombie-Film gesehen haben. So fällt der Begriff „Zombie“ während den knapp 140 Minuten Nettolaufzeit kein einziges Mal, selbst „Undead“ wird vermieden und die Charaktere machen all die typischen (und dummen) Fehler, die Protagonisten in Horrorfilmen nun mal so machen. Dennoch ist der Höhepunkt des Mehrteilers dann doch ein geschicktes Psycho-Drama mit „Big Brother“-kritischen Untertönen und kumuliert in einem spektakulären Finish (und einer netten Schlussszene).

Kurz: Ein solides Stückchen Unterhaltung für Zombie-Fans und Freunde eines gepflegten bitterschwarzen und politisch unkorrekten Humors, garniert mit einer kleinen Prise Kritik am voyeuristischen und mediengeilen „Big Brother“-Verdummungs-Hype. Sowas bringen wohl wirklich nur die Briten fertig. Hier gibt’s einen Trailer.

Die Absetzungskandidaten

Samstag, 8. November, 2008

Die folgenden Serien haben nur noch geringe Chancen, im nächsten Herbst für eine weitere Staffel auf die Bildschirme zurückzukehren. Es gibt noch einige mehr, aber fangen wir mal mit den Produktionen an, die bereits mindestens im zweiten Jahr sind.

The Sarah Connor Chronicles
Ein kleines Stehaufmännchen haben wir hier. Die Qualität der einzelnen Episoden oszilliert heftig irgendwo zwischen 80er-Jahre-Action-Serie-Einerlei und hochspannender Charakter-Psychoanalyse. Die Episode mit dem Besuch der Connors beim Kinderpsychologen und der Enthüllung um die kleine bemitleidenswerte Tochter von Shirley Mansons Charakter gab zumindest wieder neue Zuversicht, dass die Macher durchaus wissen, wie sie das echte Potential der Serie und ihrer Charakter nutzen können. Aber auf der anderen Seite gibt es auch immer noch irritierend-langweilige Bösewicht-der-Woche-Storylinies. Summer Glau hingegen ist wohl in der Tat auf dem Weg zum besten „Terminator“ aller Zeiten. Volle 22 Episoden für Season 2 sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicher, die Chancen für eine dritte Staffel hängen von der zukünftigen Performance (und FOX‘ Erwartungen) in dem undankbaren Freitag-Sendeplatz ab.

Life
Kann es sein, dass diese Show in Season 2 sogar noch besser als in Season 1 ist? Im Grunde ist das ja auch nur wieder ein Crime-Procedural mit schrulligem Hauptcharakter, aber gleichzeitig mindestens soviel Spaß wie „Monk“ zu seinen besten Zeiten. Ich bin kein sonderlich großer Fan von Krimiserien, aber diese Serie ist dank der perfekten Chemie zwischen den Hauptcharakteren, den gewitzten Dialogen, dem gut gewählten Soundtrack und dem zuweilen herrlich trockenen Humor immer noch ein Must-See. NBC hat der Serie gerade eine volle 22-Episoden-Staffel gegönnt, aber die Chancen für eine Verlängerung darüber hinaus sind sehr gering — schon diese „Backorder“ kam überraschend.

Eli Stone
Diese Mystery-Anwaltsserie ist weiterhin eine charmante Serie und sie leidet wohl ein wenig unter der allgemeinen Quotenschwäche von ABC. Mit einem Grossaufgebot von Gaststars (Katie Holmes, Sigourney Weaver, …) versucht die Produktion derzeit neue Zuschauer anzulocken, aber bisher mit wenig Erfolg. Dabei haben die Autoren eine gelungene Auflösung für den Cliffhanger der ersten Staffel gefunden und auch die „Cases of the week“ fallen zumindest in die Kategorie „nette Unterhaltung“. Quasi die etwas lockere Variante von „Medium“ und sicherlich nicht bizarrer als „Ally McBeal“, aber nicht mal ansatzweise mit ähnlichem Zuschauerinteresse.

Pushing Daisies
Auch das Schicksal dieser Show ist wohl schon so gut wie besiegelt, nach 13 Episoden in der zweiten Staffel dürfte das Ende für den Kuchenbäcker anstehen und Chefautor Fuller hat ja schon angedroht, im Falle der Absetzung von „Daisies“ wieder zu den „Heroes“ zurückzukehren (ob da allerdings noch ‚was zu retten ist?). Auch ich bin etwas „on the fence“ was „Daisies“ angeht, die Serie ist nachwievor sehr over-the-top und ungemein zuckersüß und sicherlich ein einzigartiges TV-Projekt. Sowas kann sich aber auf Dauer abnutzen und der Faktor des Neuen und Ungewöhnlichen hat sich im Falle von „Daisies“ nach nicht mal insgesamt 15 Episoden als nicht sonderlich alltagstauglich erwiesen. Trotzdem ist es schade, dass die Serie so katastrophale Quoten eingefahren hat. Auf jeden Fall bin ich aber noch auf das für Folge 8 angekündigte „Wonderfalls“-Crossover gespannt.

Chuck
Auch bei dieser Serie kann ich immer noch nicht nachvollziehen, warum sie solch eklatante Quotenprobleme hat und NBC nicht mal irgendeinen anderen Sendeplatz testet. Die Serie macht einfach immer noch richtig viel Spaß, weil sie ohne jeglichen Respekt munter im Agentenfilm-Genre (und im Soundtrack der 80er) drauflos wildert und gleichzeitig eine große Palette an sympathischen Charakteren zur Verfügung hat. Dabei kann sie auch neben all der Albernheit und Popkultur-/Nerd-Referenzen auch mal ruhigere Töne anschlagen und den Figuren und ihren Beziehungen untereinander somit auch erlauben, sich weiterzuentwickeln. Die Show verlangt dem Zuschauer also nicht sonderlich viel ab, ist dennoch ein munterer Zeitvertreib — aber vielleicht doch ein Stückchen zu „geeky“? Eventuell gibt es dieses Jahr mit Shows wie den oben genannten „Life“, „Pushing Daisies“, „Eli Stone“ auch einfach zu viele Shows mit überzeichneten und/oder skurrilen Charakteren und Handlungsbögen.

Und aus der Katgeorie „Ferner liefen“: Ebenfalls kritisch ist die Lage für Dirty Sexy Money, Numbers sowie Prison Break und Lipstick Jungle.

 

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