Archiv der Kategorie 'Reviews'


Erste Eindrücke VI: Bored, Cleveland, Dollhouse, Erica

Dienstag, 29. September, 2009

Dollhouse, S2 – „Vows“
Zwischen dem Beginn dieser Staffel und der Pilot-Episode der letzten TV-Season liegen gefühlte Galaxien (leider aber auch große Quotenunterschiede: Gerade mal ein fürchterliches 1.0 Share und 2,8 Mio Zuschauer, die im Laufe der Folge auch noch deutlich weniger wurden. Uh-oh.). Der Gesamteindruck des Staffelauftakts war sehr positiv, auch wenn es einige Abzüge in der B-Note gibt. Oder vielmehr müsste das die „A-Note“ sein, denn das wenige Negative, das mir zu „Vows“ einfällt, hat mit der Hauptfigur Caroline/Eliza Dushku zu tun. Einerseits war ihr Einsatz-of-the-week mal wieder seltsam unerklärt motiviert (warum will ihr neuer „Handler“ Ballard nun ausgerechnet diesen Bösewicht zur Strecke bringen? Und überhaupt: Hä?!) und war dann auch trotz kleiner „Battlestar Galactica“-Reunion lediglich mäßig interessant. Zwar wurde nicht mehr so eklatant deutlich wie in Season 1, dass Dushku mit dieser Multiple-Persönlichkeit-Rolle überfordert ist, aber sie und ihr Charakter „Echo“ ist immer noch das schwächste Glied in „Dollhouse“. Die stärksten Momente ihrer Story waren dann auch die Szenen, in denen sie nicht im Vordergrund stand: Beispielsweise der großartige Zusammenschnitt von Ballards „Lockerungsübungen“ während Echos Mission.

Man kann es nicht anders sagen: Die Nebendarsteller (und -figuren) retten dieser Show den Hintern. Und zwar mit Sternchen. Dichen Lachman ließ Eliza Dushku nur deshalb nicht schlecht aussehen, weil sie nur am Rande erschien. Amy Acker bekam exzellentes dramatisches Material für ihren Charakter und spielte in einer anderen Liga als ihre Mitstreiter (es schadete natürlich auch nicht, dass sie nur dürftig bekleidet in einer Szene agierte). In der Auseinandersetzung mit Topher stellte „Whiskey“ genau die richtigen Fragen, die das Konzept von dem neuen „Dollhouse“ so verstörend und faszinierend machen können: Wenn meine ganze Identität nur erfunden ist, was bin ich dann noch wert? Erfreulich auch die deutlichere Betonung von Tophers Charakter, der nicht mehr nur als Gadget-Freak ohne Moral dargestellt wurde, sondern endlich mal begann, seine Rolle in diesem makabren Unternehmen zu hinterfragen. Sehr schönes Whedon-typisches „Foreshadowing“ (oder Backshadowing? ;-)) auf die Ereignisse von „Epitaph One“.

Schade, dass Amy Acker nur in drei von dreizehn Episoden dieser (letzten?) Staffel zu sehen sein wird, da sie bereits für die Midseason-Show „Happy Town“ verpflichtet wurde. Ihre verwirrende und komplexe Beziehung zu dem Schöpfer ihrer Persönlichkeit, Topher, wäre sonst sicherlich zu einem Highlight der Serie geworden. Aber stattdessen darf man sich auf einen verlängerten Gastauftritt von Summer Glau freuen, deren Zwei-Episoden-Rolle gerade auf weitere Folgen verlängert wurde.

Mist, zuviel Zeit für Dollhouse verbraucht. Der Rest in Kurzform:

The Cleveland Show
Uh. In Teilen amüsant, aber mehr auch nicht. Nicht mein Geschmack.

Bored to Death
Sieht ganz gut aus, aber der richtige Funken ist noch nicht übergesprungen.

Being Erica, S2
Als gäbe es nicht schon genug neue und alte Shows, stopfen die Kanadier nun auch noch den letztjährigen charmanten Überraschungshit in das überfüllte Line-up. Recht netter Beginn (endlich auch mit runderneuerten Opening Credits), auch wenn natürlich die zentrale Frage der Show wieder nicht beantwortet wurde (Wer oder was ist Dr. Tom?).

Mad Men, S3
Wow. Die Serie ist immer noch wie exzellenter Wein, den man nicht nur genießt, sondern jeden Augenblick zelebriert. Und dann kommt jemand mit einem Rasenmäher. Oder einer Chaise Lounge.

Erste Eindrücke V: Flash Forward

Samstag, 26. September, 2009

Flash Forward
Mit dem Hype im Vorfeld des Starts einer Serie ist es ja so eine Sache: Gibt es zuviel davon, dann gerät die neue Show unter enormen Erfolgsdruck und nur in seltenen Fällen kann sie dann den extrem hohen Erwartungen standhalten (Ich erinnere nur an „Studio 60“). Auch das Mystery-Drama „Flash Forward“ wurde in den letzten Monaten massiv beworben, insbesondere an die „Lost“-Zielgruppe. Im Dezember war ich ja noch vorsichtig optimistisch, was man aus diesem Serienkonzept herausholen könnte.

An diesem vorsichtigen Optimismus hat sich auch nach der Pilot-Episode nichts geändert. Den hohen Erwartungen konnte die Show aber schon mal nicht entsprechen. Trotz eines ordentlichen Beginns lief die Folge in der zweiten Hälfte etwas „unrund“, weil die Charaktere nach dem kollektiven Blackout dann erstmal damit beschäftigt waren, sich gegenseitig bei dramatischer Background-Musik ihre „Erinnerungen an die Zukunft“ zu erzählen — jedoch wollte sich bei all den „Flashbacks“ zu den „Flashforwards“ kein so rechter Wow-Effekt einstellen. Und just als man schon allmählich die Spannung endgültig dahinschwinden sah, rettete der Cliffhanger in einem Handstreich die Show. Zumindest für diese Woche.

Die Show erinnert mich ein wenig an die letztjährige Serienhoffnung „Fringe“. Die begann auch recht uneinheitlich, plätscherte dann lange Zeit mit uninteressanten Charakteren in einem „Mystery-of-the-Week“-Limbo dahin, bevor sie die Staffel immerhin mit einem furiosen Cliffhanger-Finale abschloss. „Flash Forward“ könnte sich in eine ähnliche Richtung entwickeln, hat allerdings noch ein potentielles Logik-Pulverfass unter dem Hintern (Kausalitätsproblem), das die Show einerseits zu einem Diskussions- und Interpretationshit in Webforen wachsen lassen dürfte und andererseits auch gigantisches Frustrationspotential bei den Zuschauern hat (Sind die Figuren wirklich wehrlos gegen ihre Zukunft? Warum hat er das Freundschaftsarmband nicht einfach an das andere Handgelenk gemacht? etc.). Ich bin mal noch gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Ein zwingender „Must-See“-Effekt hat sich aber nicht eingestellt, die Show hat nur ganz knapp den Sprung in die „Keeper“-Kategorie geschafft. Vielleicht war es doch zu viel Hype im Vorfeld.

Erste Eindrücke IV: Cougar Town, Eastwick, Mercy, Modern Family

Freitag, 25. September, 2009

Cougar Town
Bei der Besprechung von „Accidentally on Purpose“ hatten ja einige angedeutet, dass sie noch Potential in der Show sehen, wenn es um die Thematisierung des Altersunterschieds zwischen den Hauptfiguren geht. „Cougar Town“ wiederum ist trotz des behämmerten Titels aus meiner Sicht ein 22-minütiges Parade-Beispiel, wie man diesen „Konflikt“ wirklich in höchst unterhaltsamer Form in einem Half-Hour-Format unterbringen kann. Dagegen wirkt „Accidentally on Purpose“ endgültig nur noch wie ein lauer Abklatsch — auch wenn ich immer wieder betonen muss, dass wir hier nur über die Pilot-Episoden und „erste Eindrücke“ reden.

Courtney Cox spielt in „Cougar Town“ die vierzigjährige Jules, die nach ihrer Scheidung nun endlich wieder einen Anschluss an den Dating-Pool sucht. Doch natürlich gestaltet sich das alles nicht so einfach, wenn man jahrelang in einer festen Beziehung lebte, aus der Übung ist und einen 17jährigen Sohn hat.

Die Show hat dermaßen viele positive Aspekte, dass ich sie lieber gleich in Stichpunkten abarbeite:
++ Hauptdarstellerin Courtney Cox: Sie wirkt gerade im Zusammenspiel mit ihren Schauspieler-Kolleginnen viel besser integriert und nicht so gekünstelt wie Jenna Elfman in „Accidentally on Purpose“.
++ Das Script: Ohne umständliche und langwieriges Set-Up kommt die Show sofort zur Sache. Bill Lawrences Stil ist deutlich erkennbar und dürfte auch bei anderen „Scrubs“-Fans auf Gegenliebe stoßen.
++ Das Setting: Keine Multikamera-Sitcom, kein Laughtrack, sondern eine offene Single-Camera-Comedy macht auch von der Produktionsqualität einen vernünftigen Eindruck.
++ Perfekt besetzte Nebendarsteller: Christa Miller („Scrubs“) und Busy Philipps („Freaks & Geeks“) als sehr unterschiedliche Freundinnen von Jules bilden mit Courtney Cox ein harmonisches Comedy-Dreigestirn. Dan Byrd als gequälter Teenage-Sohn Travis, der sich vor den vermeintlichen Peinlichkeiten seiner Mutter kaum noch retten kann, ist ein weiteres Casting-Goldstück. Er spielt eine eigentlich ähnliche Rolle wie in „Aliens in America“, aber schon in der Show war er einer der wenigen Highlights. Dazu vervollständigen Brian Van Holt („John from Cincinnati“) als Ex-Ehemann Bobby und Ian Gomez („Felicity“) das runde Bild.

Ihr merkt schon, diese Episode hat mir großen Spaß gemacht: Gelungene Lacher und ein von Anfang an sympathischer Cast machen Lust auf mehr. Hoffentlich kann die Show den Unterhaltungsfaktor aus der Pilot-Folge auch in den kommenden Episoden halten. Ich weiß, der Vergleich zu der neuen Elfman-Sitcom wird langsam nervend, aber es würde mich interessieren, ob es Leute gibt, denen die Pilot-Episode von „Accidentally on Purpose“ besser als die „Cougar Town“-Folge gefallen hat.

Eastwick
Meh. Das ist ‚was für die Fans von „Charmed“, „Ghost Whisperer“ und vielleicht auch „Sex and the City“. Der Trailer sah seinerzeit fürchterlich aus, aber David Nutter hat mal wieder mit seinem talentierten Händchen insgesamt eine handwerklich solide Pilot-Folge gezimmert. Da viele Szenen auf dem „Warner Brothers“-Lot gedreht wurden, war ich jedoch oftmals mehr damit beschäftigt, diverse „Stars Hollow“-Locations in Eastwick-Dekoration wiederzufinden. Ich denke, die Zielgruppe dürfte mit dieser romantischen Märchen-Soap um drei moderne Hexen gut unterhalten sein und ich kann mir auch gut vorstellen, dass man mit dem Material und den Darstellerinnen mehrere Staffeln füllen kann — mein Ding ist es aber nicht.

Mercy
Bei diesem Krankenhaus-Drama wird sich die Jury noch einmal vertagen müssen, da bin ich noch sehr unentschieden. Gute Hauptdarstellerinnen, aber ein maues Drehbuch, das auf den ersten Blick wie eine entschärfte Kopie von Showtimes „Nurse Jackie“ erschien und vor allem in der zweiten Hälfte plötzlich ein akutes Tempo-Problem hatte. Viele Elemente wirken zu sehr formelhaft (die ungeschätzte Schwester, die hochnäsigen Ärzte, der Heiratsantrag kurz bevor der Liebhaber zurückkehrt, etc) und man hat den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. Ursprünglich sollte „Mercy“ erst zur Midseason starten und die Pilot-Episode bis dahin noch mal überarbeitet werden, aber der kurzfristige Ausfall von „Parenthood“ (wegen Maura Tierneys Krankheit) sorgte für einen Schnellstart von „Mercy“. Mal abwarten, was daraus wird. Ich denke aber nicht, dass ich noch ein großer Fan werden könnte, dazu ist die Konkurrenz einfach zu stark.

Modern Family
Die erste große Überraschung in meinen Augen. Die halbe Show war zwar schon aus Trailern und Ausschnitten bekannt, aber im Gesamtzusammenhang machte diese Mockumentary über drei vollkommen unterschiedliche Familien (mit einer großen Gemeinsamkeit) erst richtig Spaß. Ich warte mal noch bis zur zweiten Folge (die man dann auch nicht schon zur Hälfte im Voraus kennt), bevor ich das hier als einen Hit deklariere, aber die Autoren müssten sich schon reichlich blöd anstellen, um „Modern Family“ noch an die Wand zu fahren. Da gibt es soviele potentielle Stories zu erzählen, dass sich locker zwei Staffeln damit füllen lassen sollten. Ähnlich wie bei „Cougar Town“ bekommt diese Show auch Bonus-Punkte für die Abkehr vom Sitcom-typischen Produktionsstil und den Verzicht auf einen Laugh Track.

Erste Eindrücke III: The Forgotten & The Good Wife

Donnerstag, 24. September, 2009

The Forgotten
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Crime-Show-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Crime-Procedural-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Krimiserie. Die Vorfahren von „The Forgotten“ waren wohl Serien wie „Cold Case“ und „Without a Trace“, nur dass diesmal eine Truppe von Freizeit-Ermittlern versucht, die Herkunft von unidentifizierten Mordopfern aufzuspüren. Jepp, Hobby-Detektive wie du und ich, die nach einem uninspirierenden Tagesjob abends beim Studium von Tatortfotos und Leichenbildern im geselligen Kreis gemeinsam entspannen. Kennen wir ja alle aus unserem Alltag. Christian Slater scheint sich sehr schnell von seiner letztjährigen High-Tech-Identitätskrise erholt zu haben und kämpft nun als Ex-Cop mit einer tragischen Vergangenheit für die vergessenen Opfer aus den Polizeiberichten. Dabei wird er von einer mehr oder weniger freiwilligen Truppe von Idealisten unterstützt, die verblüffend viel Freizeit und kollektive psychedelische Wahrnehmungsstörungen mit gefühlsduselig daherbrabbelnden Geistern haben und in ihrem Wahn sogar den netten Brian Krakow als Mörder verdächtigen.

Ganz klar muss ich eines ernsthaft anerkennen: Die Pilot-Episode überzeugt mit feinster Kamerarbeit, Schnitt- und Szeneneinstellungen. Auch wenn mir das nicht enden wollende kitschige Melodrama gehörig auf den Zeiger ging, so hat mich die stimmige und handwerklich exzellente Atmosphäre der Produktion mehrmals vom Abschalten abgehalten. Jerry Bruckheimer weiß, wie man melodramatische Crime-Shows auch auf ABC dick ins Szene setzt. Zu dumm, dass die Story so fürchterlich öde ist und sich bei dem Versuch, den Zuschauer mit möglichst vielen aufgeblasenen „Whodunit“-Finten in die Irre zu führen dann schließlich selbst ins Bein schießt, weil der wahre Tathergang eine einzige Lachnummer ist.

Auch wenn dieses Wortspiel dieser Tage sicherlich überall zu lesen ist (man möge mir verzeihen, ich bin nur ein Amateur): „The Forgotten“ ist zum Vergessen. *rimshot*

The Good Wife
Auch nach über 60 Jahren und Millionen Sendeminuten schaffen es die amerikanischen Legal-Drama-Autoren jedes Jahr aufs Neue, weitere Variationen des alten Anwaltsdrama-Konzepts zu Papier zu bringen. Jedesmal wird an einer klitzekleinen Stellschraube gedreht, frisches Darsteller-Blut gesucht und fertig ist die nächste Gerichtsserie. Bei „The Good Wife“ wurde aber diesmal definitiv an den richtigen Rädchen gedreht und ein sehenswerter Cast zusammengestellt. „The Good Wife“ zeigt Julianna Margulies als Ehefrau eines ehemaligen Staatsanwaltes, der durch einen möglicherweise fingierten Skandal zu Fall gebracht wurde. Da er nun im Knast sitzt, muss die Frau des Hauses wieder die Brötchen verdienen gehen und daher sie nimmt ihren alten Job als Anwältin wieder auf, den sie vor 15 Jahren wegen ihrer Familie an den Nagel gehängt hatte. Sie muss ganz unten in der Firmenhierarchie anfangen und wird prompt von ihren neuen Kollegen, Konkurrenten und Vorgesetzten (teilweise in Personalunion) kritisch beäugt und geschnitten: Kann sie wirklich ‚was oder wurde ihr der Job nur zugeschustert? Hatte ihr Mann wirklich eine Affäre und warum hat sie sich nicht scheiden lassen? All dies nagt sichtlich an ihr und es kostet sie einige Anstrengung, die Fassade(?) als „The Good Wife“ aufrechtzuerhalten. Dadurch sympathisiert man als Zuschauer eigentlich automatisch mit ihr und ist relativ schnell in die Story und die Charaktere investiert.

„The Good Wife“ ist hervorragend inszeniert, zehrt von erstklassigen Darstellerinnen (Julianna Margulies, Christine Baranski) und machte in der Pilot-Episode einen rundum guten Eindruck, trotz des abgenutzten Genres. Natürlich bleibt wie üblich die Frage bei diesen „ersten Eindrücken“, wie lange sie im Laufe der Staffel bestehen bleiben, aber wenn ich noch Lust und Zeit hätte, mich dauerhaft in eine Juristenserie zu investieren, dann wäre „Good Wife“ auf CBS sicherlich momentan ein Top-Kandidat.

Erste Eindrücke II

Mittwoch, 23. September, 2009

Accidentally on Purpose
Jenna Elfman schuftet wie wild um diese maue CBS-Comedy zu retten, aber irgendwie gelingt ihr das Kunststück, den Karren nur noch tiefer in den Dreck zu fahren. Jeder vermeintliche Gag wird mit einer derartigen Verve herausposaunt, dass man richtig merkt, wie sehr Elfman dieses Projekt zum Erfolg zwingen will. Leider wird dadurch nur noch deutlicher wie unlustig „Accidentally on Purpose“ ist und wie sehr diese Kombination aus Darstellern und Story zum Scheitern verurteilt ist. Jenna Elfman spielt eine beruflich erfolgreiche Mittdreißigerin, die bei einem One-Night-Stand mit einem Mittzwanziger schwanger wird. Vielleicht ist das auf dem Papier eine recht nette Idee, aber die praktische Umsetzung ist 08/15-Sitcom-Einerlei mit überzeichneten Nebencharakteren und aufdringlichem Laugh-Track.

Bereits die erste Hälfte der Pilot-Episode erstickt unter der gewaltigen Last, möglichst rasch das Set-Up für die eigentliche Show im Schnelldurchgang über die Bühne zu bringen. Innerhalb weniger Minuten muss die Hauptfigur vorgestellt und ihre wesentliche Motivationen und Wünsche dargelegt werden und mit dem One-Night-Stand sowie dem positiven Schwangerschaftstest und der Präsentation des Vaters inklusive Freundeskreis derartig viel sperriges Material abgearbeitet werden, dass der Kahn von Anfang an schief im Wasser liegt. Das ist kein kurzes Set-Up in Form von „Ich erzähle euch jetzt mal, wie ich eure Mutter kennenlernte“. Selbst wenn man über dieses arg holprige Intro hinwegsieht und nach Potential für das zukünftige Modell der Show in der zweiten Hälfte der Pilot-Episode sucht, wird man enttäuscht. Mit etwas romantisch angehauchtem Pseudo-Drama versucht man den Figuren etwas Tiefe zu vermitteln und den Spagat zu einer Dramedy mit interessanten Charakteren hinzubiegen. Leider hilft es da nicht, dass zumindest in meinen Augen keiner der Darsteller auch nur halbwegs sympathisch ist. Auf jedem anderen Network würde ich der Serie keine große Chance auf Langlebigkeit geben — da die Show aber einen der gegenwärtig besten Comedy-Sendeplätze im US-TV hat (auf CBS, zwischen „HIMYM“ (9,2 Mio) und „Two and a Half Men“ (13,5 Mio)) werden die Quoten auch in den nächsten Wochen wohl noch recht schmeichelhaft sein (am Montag hatte sie knapp 9 Mio).

Castle, S2
Und ich bleibe auch in Season 2 bei meiner Meinung: „Castle“ ist der legitime Nachfolger von „Moonlighting“, auch wenn Nathan Fillion aus der Serie allmählich eine One-Man-Show macht (oder machen sollte. Stana Katic als Sparring-Partnerin kann nur mühsam mithalten). Das war ein stimmiger Beginn in der zweiten Staffel mit einem vor Spielfreude platzendem Hauptdarsteller. Eine fesche und locker-flockige Serie für Zwischendurch ohne jegliche Nach- oder Nebenwirkungen.

How I Met Your Mother, S5
Weiterhin souverän und angenehm unterhaltsam. Teds erste stressige Momente als Dozent vor einer riesigen Meute von Studenten, die nur wenige Jahre jünger sind als er, konnte ich sehr gut nachvollziehen :). Und Cobie Smulders und Alyson Hannigan dürfen nach ihren Schwangerschaften nun endlich auch wieder ohne riesige Handtaschen vor dem Bauch herumlaufen…

Erste Eindrücke I

Samstag, 19. September, 2009

„The Beautiful Life“
Diese Serie mit Ex-OC-Star Mischa Barton als High-Class-Model hat etwas Natürliches, trotz aller Klischees und vorhersehbarer Storylines. Ich bin nicht mit großen Erwartungen an die Show herangegangen (noch so eine Schicki-Micki-Soap nach typischem CW-Strickmuster), aber sie war zumindest mal nicht nervig-schlecht, sondern liegt eher im tolerablen Bereich des letztjährigen „Privileged“. Ich glaube zwar nicht, dass mich die Serie in den kommenden Episoden noch großartig positiv überraschen kann, aber im Moment liegt sie mal noch in der „Neutral“-Schublade. Sie bekommt noch ein oder zwei Chancen.

„Community“
Erstaunlich, wieviel Charakter-Backstory man in die 23 Minuten einer Half-Hour-Show quetschen kann. Das geht im Grunde nur, wenn die Hauptfiguren während dieser Zeit nur über sich selbst reden — was sie in „Community“ auch prompt tun. Ein Anwalt schreibt sich am örtlichen Community-College ein, nachdem sein Schwindel mit einem gefälschten Uni-Abschluss aufgeflogen ist. Hier versucht er das Herz einer anderen Studentin mit einem weiteren Schwindel zu gewinnen: Er gründet eine Spanisch-Nachhilfe-Gruppe. Durch Zufall trifft sich dort eine bunt zusammengewürfelte Truppe von mehr oder weniger großen Versagern.

Das war eine unterhaltsame und durchweg gelungene Pilot-Episode mit einer rasch voranschreitenden und eigentlich sogar abgeschlossener Story (In anderen Comedies hätte der „Tutor-Hoax“ für den halben Season-Arc verantwortlich gezeichnet). Ein „RomCom“-Film mit „Breakfast Club“-Touch im Schnelldurchlauf und gut ausgewähltem Cast. Bin gespannt auf die Weiterentwicklung.

„The Jay Leno Show“
Das ist wirklich nichts anderes als die alte „Tonight“-Show in neuem Studio, aber ohne Schreibtisch. Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Mittlerweile zwar schon auf 8 Millionen Zuschauer runter, aber der wahre Erfolg oder Misserfolg der Show wird sich eh erst frühestens in einem Monat abschätzen lassen. Ich tippe aber darauf, dass es sich für NBC dicke lohnen wird.

Der eigentliche Verlust ist das „Abhandenkommen“ des alten Conan O’Brien, der nun in einem seltsamen, entschärften Talk-Show-Format festsitzt. Seine Interviews mit Gästen sind fürchterlich statisch, einstudiert und lassen wenig Raum für Improvisation und viele seiner Einspieler haben massiv an Biss verloren. In der neuen Late-Night-Favoriten-Hierarchie folgt er nun nur noch in deutlichem Abstand hinter Craig Ferguson und David Letterman.

"Glee"

Samstag, 19. September, 2009

Nein, ich bin kein großer Fan von Musicals. Ausnahmen wie das gelegentliche Whedon-Special alle paar Jahre bestätigen lediglich diese Regel. Insofern ist es wohl kaum verwunderlich, dass ich meine Lobpreisung zu der neuen FOX-Comedy „Glee“ über einen ungewöhnlichen High-School-Chor mit einem gigantischen „aber“ einschränken muss.

Ich liebe Jane Lynch als militärisch-verbissene und über Leichen gehende Trainerin, ich liebe Jayma Mays als brillant gecastete Mischung einer süß-schüchtern-verkrampften Lehrerin mit einem OCD-Tick (die Szene in Episode 2, in der sie Trauben einzeln reinigt war reinstes OCD-Porno) und ich liebe die Skripte der ersten Episoden, die mit amüsanten Dialogen und ausgeflippten, aber dennoch bodenständigen Charakter-Profilen des Kalibers „Better Off Ted“ gespickt waren. Das ist in ihren Grundfesten eine unterhaltsame und Comedy-typisch überzeichnete „just-for-fun“-Show um den alltäglichen Krieg zwischen Losern und Jocks an High-Schools, die einen interessanten Fokus auf das Lehrpersonal setzt. Eine Aufgabe, an der schon andere Serien („Teachers“, „Miss Guided“, „Sit Down, Shut Up“) gescheitert sind. Bei „Glee“ fühlte ich mich bisher eigentlich jedesmal gut unterhalten.

Zumindest (und jetzt kommt mein „aber“) bis die Gesangseinlagen beginnen. Ja, ich weiß, das soll die Hauptattraktion der Show sein und Millionen von Zuschauern scheinen es zu lieben (zwei Songs haben es schon in die US-Charts geschafft), aber ich kann damit gar nichts anfangen. Und das zieht die „Gesamtnote“ für die Serie natürlich mächtig herunter. Alles andere als hilfreich ist dabei auch das allzu offensichtliche Lip-Synching der Darsteller zu den professionell hochgestylten Musikproduktionen.

Ich hoffe regelrecht, dass im Laufe der Season weniger Produktions-Zeit für diese aufwendigen Musik-Produktionen bleibt, aber gleichzeitig der sympathische Bizarro-Faktor beibehalten werden kann. Ein Must-See wäre es dann zwar immer noch nicht für mich, aber ich würde nicht mehr so oft mit den Augen rollen.

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"Granaten wie wir"

Freitag, 18. September, 2009

Prinzipiell fand ich die Idee, dem „Switch“-Veteranen Max Giermann eine eigene Show zu geben, ja recht gut. Aber was dann diese Woche auf ProSieben startete, war über weite Strecken eine Zumutung. Giermann ist sicherlich eines der größten Parodie-Talente der „switch reloaded“-Reihe, aber mit einer handvoll Einspielern kann man keine ganze Sendung bestreiten. Jedoch waren alle anderen Segmente, die vor Publikum aufgezeichnet wurden, fürchterlich und durchweg unlustig.

Die ganze Show wäre ein Total-Flop, wenn da nicht die Einspieler mit den eigentlichen Talenten von Giermann wären: Nicht nur seine Raab-Parodien wirken teilweise echter als das Original. Aber gerade Parodien tragen das große Risiko, dass sie sich bei oftmaliger Wiederholung abnutzen und genau das trat dann auch bei „Granaten wie wir“ ein. Die Auftritte der vermeintlichen Star-Gäste (u.a. Backstreet Boys, Detlef D. Soost) neben Giermann in seiner Johann-Lafer-Dauerparodie wirkten dann nur noch bizarrer. Schade, schade. Hoffentlich bleibt er wenigstens „Switch“ erhalten.

Der "neue" Schmidt

Freitag, 18. September, 2009

Das neue Format für die „Harald Schmidt Show“ hat mir eigentlich recht gut gefallen. Es wirkte zwar alles etwas angestrengt und ohne roten Faden, aber besser als der sinn- und niveaulose Klamauk mit Pocher war’s allemal. Die Einspieler waren unterhaltsam, wenn auch keine großen Lacher dabei waren (dafür aber immerhin einige „hoh-hoh-hohs“) — aber zum ersten Mal seit Langem habe ich mich nicht darüber geärgert, meine Zeit mit dieser Show vergeudet zu haben. Schmidt (mit Bart) widmete sich fast ausschließlich nur noch „seriösen“ Themen aus Politik und Kultur und hat die ganze Abteilung der Boulevard-Themen der Klatschpresse angenehm ignoriert.

Dazu wurden ein paar kleinere Elemente von der „Daily Show“ übernommen (mehr Arbeit mit TV-Ausschnitten, Korrespondenten als Experten für alles, On-Screen-Einblendungen), aber prinzipiell wurde das grobe Late-Night-Format mit Stand-Up, Einspielern, Showband und Talk-Gast beibehalten. Allerdings frage ich mich mittlerweile ernsthaft nach der Existenzberechtigung von Helmut Zerletts Band in dieser Show.

Highlight der Premieren-Sendung war schließlich definitiv der Talkgast Wolfgang Grupp („Trigema“-Chef), der locker-unbekümmert aus seinem Fundus an unternehmerischen Erfolgsrezepten plauderte und dabei sicherlich den Zorn einiger Gleichstellungsbeauftragten gegen sich aufgebracht hat. Selbst Schmidt reagiert oftmals sichtlich amüsiert darüber, wie Grupp sich beispielsweise zum Stand der Emanzipation im Schwabenländle äußerte :).

Ein klarer Erfolg war’s insgesamt nicht (es fehlte dann doch in vielen Segmenten der Biss), aber man ist meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg. Interessant wird allerdings die Reaktion der Zuschauer auf das neue Format, das nun auch eine große Ähnlichkeit zum Konzept der „heute-show“ aufweist.

Vampire Diaries

Sonntag, 13. September, 2009

Anfang Oktober 1999 schrieb eine Teenagerin namens Liz Parker ihren ersten Tagebucheintrag. Darin ging es um einen neuen Lebensabschnitt, der wenige Tage zuvor für sie begonnen hatte, als sie einen ebenso mysteriösen wie attraktiven Schüler ihrer High-School näher kennenlernte. Er rettete ihr Leben und sie ahnte, dass irgendetwas anders war mit diesem Max Evans — und dennoch konnte sie seiner Anziehungskraft nicht widerstehen und es folgten … drei Staffeln von „Roswell„.

Zehn Jahre später und irgendwie sind wir wieder an der gleichen Stelle. Liz heißt nun Elena, Außerirdische sind nun Vampire, WB heißt nun CW und statt 6,7 Millionen Premieren-Zuschauer bei „Roswell“ reichen schon 4,8 Millionen, um die Pilot-Episode von „Vampire Diaries“ zu einem überragenden Erfolg für das Network zu machen. Auch die Dialoge hören sich an wie aus den späten 1990ern, erinnern sie doch angesichts der überdramatischen Gestelztheit schon gleich in den ersten Sätzen an eine andere WB-Legende: „Dawson’s Creek“. Das verwundert auch nicht unbedingt angesichts des Namens „Kevin Williamson“ in den Opening Credits.

Keine Panik, ich werde die beiden Serien nun nicht weiter gegeneinander abwägen, aber das „déjà vu“-Gefühl war beim Anschauen für mich schon etwas überraschend angesichts der so unterschiedlichen Stories beider Shows. Es wurde aber auch mal wieder deutlich, dass diese 2009er Teen-TV-Hits nicht mehr meine Wellenlänge treffen, auch wenn die Protagonisten interessanterweise das handgeschriebene Tagebuch offenbar immer noch der modernen digitalen Social-Network-Alternative vorziehen. Zum Inhalt muss ich wohl auch nicht viel schreiben: Es geht um ein hübsches, junges Mädel („Elena“, Nina Dobrev), das ihre Eltern in einem Unfall verloren hat und pünktlich zum Schulbeginn kommen zwei sexy Vampire in die Stadt. Einer (Paul Wesley) ist sexy-düster-gut, hat Probleme mit seinen Kontaktlinsen und erkennt in Elena eine jahrhunderte alte Liebe wieder. Der andere ist sexy-düster-böse (Ian Somerhalder), hat einen Raben als Haustier und seine Hobbies sind Nebelmaschinen sowie Blutgruppen-Tests beim Menschen. Achja, die beiden sind Brüder. Fight now!

Die Pilot-Folge von „Vampire Diaries“ war objektiv gesehen nicht schlecht, man kann dieser Folge eine routinierte handwerkliche Qualität sicher nicht absprechen. Wenn man sich mal an den extrem aufdringlichen Musik-Soundtrack gewöhnt und den ersten Lachimpuls beim großen Auftritt der Nebelmaschine unterdrückt hat, dann ist auch der Rest der Folge durchaus genießbar. Es wird wohl auch niemand in der Hoffnung auf ein anspruchsvolles Charakter-Drama eingeschaltet haben — oder anders gesagt: Man wusste, worauf man sich einlässt. Da gab es in der letzten Dekade schon deutlich schlimmere Produktionen mit massivem Fremdschämfaktor („Tarzan“ anyone?).

Die je nach Rolle entweder unschuldig mit Rehaugen oder mysteriös-zurückhaltend dreinblickenden Darsteller stammen allesamt aus der traditionsreichen WB/CW-Castingzüchtung von schönen und attraktiven jungen Menschen und ihre Bilder werden sicherlich in wenigen Wochen die Wände von unzähligen Kinderzimmern schmücken — alles keine große Überraschung. Stattdessen bewährte und in der Vergangenheit oftmals erfolgreiche Rezepte, die in dieser Show geschickt und sinnvoll auf die aktuelle Zielgruppe zugeschnitten wurden.

Für mich „isses nix“, aber wenn nichts grundlegendes schief läuft, wird „Vampire Diaries“ sicherlich für einige Jahre ein wesentliches Zugpferd für das Network bilden, denn die Show trifft unzweifelhaft genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Vampir-Boom bei Teens und Twens. Fans von „Smallville“, „Supernatural“ und „Gossip Girl“ werden sicherlich auch hier treu einschalten. Ich bin mal gespannt, ob sich zukünftig Schnittmengen zwischen „Twilight“- und „Diaries“-Fans bilden werden, oder ob sich eine herzliche gegenseitige Abneigung im Stil von „Star Wars“/“Star Trek“-Fehden aufbauen wird: „Stefan vs. Edward“ ist das neue „Spock vs. Yoda“. (Dabei wissen wir doch: Angelus würde allen locker den Arsch vermöbeln (Okay, bei Yoda hätte er vielleicht ein paar Schwierigkeiten)).

Wenn auch die „Vampire Diaries“ mich (zugegebenermaßen erwartungsgemäß) nicht sonderlich begeistern konnten, so haben sie dennoch etwas anderes geschafft: Mein Interesse an „Roswell“ wieder zu wecken. Note to self: Irgendwann muss ich diese Pilot-Episode mal wieder sehen, um zu vergleichen, was eigentlich damals die Faszination von Liz Parker ausmachte.

 

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