Archiv der Kategorie 'Filme'


The Quiet Earth

Samstag, 28. April, 2007

Aber etwas Positives hatte dieser „Unsere Besten“-Abend im ZDF dann doch noch: Denn während ich als Ablenkungsmaßnahme die komplette Menustruktur meines VDR durchackerte (endlich mal die Werbung aus allen Aufnahmen ‚rausgeschnitten, yay!), fiel mir die Ausstrahlung von „The Quiet Earth“ im ZDF irgendwann spät in der Nacht auf.

quietearthUnd dabei handelte es sich wirklich um jenen australischen SciFi-Film aus den Mitt-Achtzigern, in dem die gesamte Erdbevölkerung bis auf wenige Menschen urplötzlich ausgelöscht ist. Erst langsam stellt sich heraus, warum einige Personen überlebten und was wohl der Auslöser für diese Katastrophe gewesen sein könnte. Am Ende gibt es dann noch einen höchst mysteriösen Cliffhanger.

Wie ich beim heutigen kurzen Überfliegen der Aufnahme feststellte, hat der Film in all den Jahren eigentlich kaum von seinem Charme verloren. Interessante Story, mit einfachen Mitteln umgesetzt und sicherlich ein Klassiker im Genre der post-apokalyptischen SciFi-Filme.

Was mir aber besonders auffiel, ist die stilistische Nähe zu all den „Lost“-Kopien, die letztes Jahr den Serienmarkt überschwemmten. Auch „The Quiet Earth“ könnte eine exzellente Vorlage für solch eine Serie liefern: Mysteriöse wissenschaftliche Experimente mit leichter Kritik an dem Technik-Wahn der Menschheit, ein kleiner Ensemble-Cast (der notfalls nach Belieben aufgestockt werden könnte), eine romantische Dreiecks-Beziehung (für all die Shipper) und ein Storyarc, der durchaus auf zwei bis drei Staffeln gestreckt werden könnte. Die ersten Folgen wären zudem besonders interessant: Eine Show mit nur einem Darsteller, der sogar fast gar nix sagt und fast den Verstand verliert. Okay, ich glaube ich habe damit auch gleich das beste Argument geliefert, um solch eine Serie nicht zu produzieren :).

Nah, man müsste den ersten weiblichen Charakter also schon gleich am Ende der ersten Episode als Cliffhanger präsentieren. Und dann können sie in Folge zwei und drei ja gemeinsam durchdrehen. In den November-Sweeps stößt dann Nummer drei dazu und am Ende der ersten Staffel wird dann der erste „Reset“ des Universums durchgeführt. Über Staffel 2 machen wir uns dann Gedanken, wenn es soweit ist. Hat schließlich für „Lost“ auch funktioniert 😉

Heute im NDR: "Lost In Translation"

Dienstag, 10. April, 2007

Um 23:50 versendet der NDR heute nacht (10.4.) das kleine Meisterwerk von Sofia Coppola („The Virgin Suicides“) mit Scarlett Johansson und Bill Murray. „Lost In Translation“ lief schon im vergangenen September in der deutschen FreeTV-Premiere in der ARD auf einem unglaublich zuschauerstarken Sendeplatz … so irgendwann um Mitternacht. Nun hat man auch beim NDR wohl keinen besseren Sendeplatz gefunden, als spät in der Nacht an einem Wochentag. Offenbar rechnet man bei den öffentlich-rechtlichen damit, dass eh jeder, der diesen Film mag, ihn schon kennt und die DVD hat. Oder zumindest eine TV-Zeitung, die den Film als Cine-Tipp o.ä. dick und fett kennzeichnet. Oder Blogger liest, die (zu spät) auf den Sendetermin hinweisen. Aber eigentlich sollten Quoten doch für die ÖRs gar nicht so wichtig sein, da könnte man solche Filme vielleicht etwas prominenter programmieren… ach was rege ich mich hier eigentlich auf. Bringt ja eh nix. Kann natürlich auch sein, dass die deutsche Synchro von LIT so schlecht ist, dass die ARD dies ihren Zuschauern lieber gleich vorenthält…

Ob ich den Tag nach diesem Eintrag wohl noch hinter mich bringen kann ohne wenigstens einmal „Alone in Kyoto“ anzuhören?

ETA: Nö. 🙂

Jack Black rocks

Donnerstag, 9. November, 2006

Nächste Woche erscheint das neue Album von „Tenacious D“ (und auch der „dazugehörende“ Spielfilm „Pick of Destiny“). Der bereits auf Musik-Sendern in Rotation befindliche Titel-Track zeigt mal wieder was Jack Black am besten kann: Abrocken als gäb’s kein Morgen.

Er ist wohl auch der einzige Grund, sich „School of Rock“ in kompletter Länge anzutun 😉

thirteen – dreizehn

Samstag, 23. September, 2006

Vor kurzem habe ich die deutsche DVD von „thirteen“ („dreizehn“) irgendwo zum Sonderpreis im Regal stehen sehen und da musste ich wieder an diesen unvollendeten Blog-Eintrag denken. Bei so vielen Reviews schaffe ich es zwar oft, schnell ein paar Stichworte hinzuschreiben, aber für ausführlichere Reviews fehlt die Zeit. Aber nun will ich doch zumindest mal eine Empfehlung für den Film loswerden. Mittlerweile ist es schon wieder so lange her seit ich den Film gesehen habe, dass die Erinnerung allmählich zu verblassen zu beginnt. Doch der generelle Eindruck wird wohl noch eine Zeit lang hängen bleiben, denn das ist schon ziemlich starker Tobak, der dem Zuschauer da präsentiert wird.

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Denn „thirteen“ ist nicht ganz so leicht verdaulich wie andere „Coming of age“-Teenage-Filmchen. Das hier ist keine süße Komödie mit Lindsay Lohan, die sich zu irgendeinem Konzert davonstiehlt. In gewisser Weise ähnlich zu Eminems „8 Mile“ ist „thirteen“ vor allem ein verstörendes Bild einer perspektivlosen Jugend in diversen sozialen Brennpunkten (nicht nur) in den USA. Frühreife Kids und deren drogenabhängigen Eltern, die längst jede Kontrolle über ihren rebellierenden Nachwuchs verloren haben — wie man sie öfters auch bei solchen fragwürdigen Reality-Shows wie „die Nanny“ sieht.

Der Film basiert auf den semi-autobiographischen Notizen der jungen Autorin und Schauspielerin Nikki Reed, die in „thirteen“ auch die zweite Hauptrolle spielt. Als Nikki im Alter von 13 Jahren einige familiäre Probleme hatte, riet ihr Regisseurin Catherine Hardwicke (die mit ihrem Vater befreundet ist), ein Tagebuch zu schrieben. Doch Nikki schrieb gleich einen Drehbuchentwurf – der nach einigen Modifikationen in Zusammenarbeit mit Catherine Hardwicke bereits kurze Zeit später verfilmt wurde. Die Produktion ist eine typische kleine Independent-Produktion, die oft trotz (oder gerade wegen) der knappen Finanzmittel auf realistische und ergreifende Art die Lebenskrisen der Protagonisten porträtieren.

thirteen_02.jpgDie aus einem kaputten Elternhaus stammende Tracy (Evan Rachel Wood) steht mitten in der Pubertät und sieht ihre Mutter (Holly Hunter) schon lange nicht mehr als authoritäres Vorbild, sondern eher als Schlampe auf Alkohol-Entzug, die sich von Männern für Sex ausnutzen lässt. Tracy ist zunächst ein zurückhaltendes, fleissiges Mädchen, das jedoch stark unter den Verhältnissen in ihrer Familie leidet. Mutter und Tochter leben in armen, aber durchaus noch erträglichen Umständen. Doch Tracy ist das nicht genug. Ihre wohlbehüteten Freundinnen aus der Kindheit sind ihr mittlerweile langweilig. Sie will ihre Grenzen austesten, Risiken eingehen, das Leben „spüren“ und gegen ihre Eltern rebellieren. Genau richtig kommt da die schulweit als Draufgängerin bekannte Evie (Nikki Reed), die Tracy auch prompt unter ihre Fittiche nimmt, und sie zu Diebstählen, Abenteuern mit Jungs und Drogen anstiftet. Doch schon recht schnell wird die Schülerin zur Meisterin und alles gerät massiv ausser Kontrolle.

Man erlebt quasi hautnah in der ersten Reihe, wie das Leben der gerade mal dreizehnjährigen(!) Tracy rasch entgleist und durch den Einfluss von Evie in eine Katastrophe nach der anderen gerät. Dazu die ohnmächtigen Eltern, die überhaupt nicht wissen, was sich im Leben ihrer Töchter abspielt und kaum noch in der Lage sind, ihrer Rolle als verantwortliche Erwachsenen gerecht zu werden — sondern selbst von der eigenen Tochter manipuliert werden.

thirteen_03.jpgDie Schauspielerleistungen sind exzellent, besonders erwähnenswert ist die junge Schauspielhoffnung Evan Rachel Wood („Once and Again“), die in der Hauptrolle brilliert. Die schrittweise unheilvolle Transformation des „braven“ Mädchens zu einem drogenkonsumierenden School-Dropout ist erschütternd glaubhaft. Aber vor allem Holly Hunter in der Rolle der überforderten aber doch liebenden Mutter ist beklemmend echt und das Highlight des Films. Sie kotzt sich regelrecht die Seele aus dem Leib in diesem Streifen. Beängstigend, bedrückend — und doch ist da irgendwo noch ein Funken Hoffnung.

Gegenwärtig ist Co-Autorin Nikki Reed eine einigermassen erfolgreiche Jungschauspielerin, unter anderem hatte sie eine wiederkehrende Rolle in „the OC“ und spielte gerade in die Hauprolle in „Mini’s First Time“. In „thirteen“ kann sie nicht so recht überzeugen, aber sie spielt auch „nur“ die Rolle der „Verführerin“ und steht nicht so im emotionalen Mittelpunkt wie Holly Hunter und Evan Rachel Wood.

dreizehn_dvd.jpgHighly Recommended, aber sicherlich ist das kein „feel good movie“ für einen gemütlichen Filmabend. Die FSK hat den Film ab 12 freigegeben und vielleicht kann man ihn so gut als eine Art „abschreckendes Beispiel“ und Lehrstück für junge Teenager einsetzen. Gleiches gilt im Grunde für (zukünftige) Eltern … allerdings kann man nach dem Film auch erstmal die Lust aufs Kinderkriegen verlieren 😉

Die Extras der DVD runden das Filmerlebnis sinnvoll ab: Es gibt einige entfallene Szenen sowie ein interessanter Audiokommentar mit der Regisseurin und den Hauptdarstellerinnen sowie ein paar kurze Featurettes. „dreizehn“-DVD bei amazon.de.

The Last Kiss – L'Ultimo Bacio

Freitag, 1. September, 2006

thelastkiss.jpgEndlich lag er heute im Briefkasten: Der „Last Kiss“ Soundtrack.

Wenn der Film das hält, was der Soundtrack bereits jetzt verspricht, dann dürfte das Remake von „L’Ultimo Bacio“ durchaus sehenswert sein. Mit von der Partie als Hauptdarsteller ist Zach Braff („Scrubs“). Zach durfte darüberhinaus nach dem Erfolg des „Garden State“-Soundtracks die Aufgabe übernehmen, auch den Soundtrack für „The Last Kiss“ zu produzieren. In seinem Blog bezeichnet er den „Last Kiss“-Soundtrack dann auch ausdrücklich als Fortsetzung des „Garden State“-Soundtracks. Und nächstes Jahr dürfte mit „Open Hearts“ wohl schon der dritte Teil seiner musikalischen Reise anstehen. Der Mann hat einfach ein gutes Händchen für schöne (wenn auch etwas „mellow“) Soundtracks, denen es gelingt, die jeweiligen Filme noch mal ein gutes Stückchen aufzuwerten. Welches Hoffnungen auch bei Lakeshore Records mit seim Namen verbindet, zeigt schon der kleine Aufkleber auf der CD: „handpicked by Zach Braff“.

Und ich denke, er wird den Ansprüchen auch druchaus gerecht. Wer den „Garden State“ Soundtrack mochte, für den wird das „The Last Kiss“ Album sicherlich auch kein Fehlkauf darstellen. Ich habe mich schon alleine darüber gefreut, dass Coldplay, Imogen Heap, Fiona Apple, Rufus Wainwright und Aimee Mann auf einem Sampler zusammengefunden haben — das ist ja alles andere als ein alltägliche Kombination, zeugt aber in meinen Ohren von dem „Mut“ von Zach Braff, solche Künstler auf einem Album zu vereinen.

1. Chocolate – Snow Patrol
2. Star Mile – Joshua Radin
3. Pain Killer – Turin Brakes
4. Warning Sign – Coldplay
5. Ride – Cary Brothers
6. El Salvador – Athlete
7. Hide And Seek – Imogen Heap
8. Reason Why – Rachael Yamagata
9. Hold You In My Arms – Ray LaMontagne
10. Prophecy – Remy Zero
11. Paper Bag – Fiona Apple
12. Today’s The Day – Aimee Mann
13. Arms of a Woman – Amos Lee
14. Cigarettes and Chocolate Milk (Reprise) – Rufus Wainwright
15. Paperweight – Joshua Radin and Schuyler Fisk

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Aber ein Soundtrack ist ja immer nur ein Teil eines Filmes — im Mittelpunkt sollte ja eigentlich das auf Zelluloid gebannte Werk stehen. Das italienische Original legt die Latte für das Remake jedenfalls schon mal recht hoch. Es geht um Carlo (Stefano Accorsi), einen jungen Mann Ende 20 und seine drei Freunde — alle mehr oder weniger in der so genannten „Quarter Life Crisis“. Carlo steht vor der Entscheidung, seine langjährige Freundin Giulia zu heiraten und eine Familie zu gründen. Doch er fürchtet um seine Freiheit und schreckt vor diesem „endgültigen“ Schritt in die spiessige Welt der „Erwachsenen“ zurück. Genau richtig (oder falsch) kommt in diesem Moment die junge, 18jährige Francesca ins Spiel. Währenddessen kämpfen seine Freunde ebenfalls mit ihren Lebensplänen: Alles hinwerfen und auf eine Weltreise gehen oder doch lieber einen vernünftigen Job suchen? Doch wer glaubt, dass es die „Erwachsenen“ besser können, der irrt: Die Ehe von Giulias Eltern bröckelt bereits seit Jahren und implodiert nun endgültig.

„L’Ultimo Bacio“ macht eigentlich alles richtig: es erzählt eine schöne Geschichte mit glaubhaften Charakteren und ansprechend ineinander verwobenen Erzählsträngen. Carlos innerer Kampf dürfte für viele in der Altersgruppe sicherlich ein gewisses „Déjà-vu“ darstellen. Besonders faszinierend fand ich die Gegenüberstellung der Eheprobleme der Eltern und die Beziehungskrisen der nachfolgenden Generation — ich hoffe, dass „The Last Kiss“ dem Original da möglichst treu bleibt und sich nicht zu sehr auf die (wohl attraktiveren) jungen Hauptstars fokussiert.

Nur mit der ausladenden, hektischen und emotional reichhaltigen italienischen Sprache hab ich leider so meine Probleme und die deutsche Synchro macht die Sache auch nicht angenehmer. Bin mal auf die US-Fassung gespannt — Autor Paul Haggis ist ja spätestens seit dem Oscar-Erfolg von „Crash“ kein Unbekannter mehr und Zach dürfte eine ideale Besetzung für die Hauptrolle sein. Aber auch der Rest des Cast mit Rachel Bilson („The O.C.“), Eric Christian Olsen, Blythe Danner und Jacinda Barrett („The Real World: London“) durchaus gut ausgewählt.

In Deutschland ist das Original „L’Ultimo Bacio“ unter dem Titel „Ein letzter Kuss“ im Handel als DVD erhältlich. Der Soundtrack zum neuen Film „The Last Kiss“ gibt’s seit Anfang August nur als US-Import. Deutscher Kinostart ist der 16.11.2006 im Verleih der UIP.

Übrigens: Zach Braffs neue Website ist einen Abstecher wert. Viele Videos gibt’s da zu sehen, unter anderem eines seiner Projekte von der Filmhochsschule.

The Shape of Things (2003)

Sonntag, 13. August, 2006

„The Shape of Things“ stand schon länger auf meiner „To-Buy“-Liste. Irgendwann hatte ich mir mal eine Notiz zu diesem Film gemacht, aber warum und wie ich gerade darauf kam, weiss ich schon längst nicht mehr. Der Film basierte auf einem Theaterstück, das Anfang des Jahrzehnts in London lief — soviel wusste ich noch. Nun gut, durch Zufall fiel mir kürzlich ein günstiger Preis für die britische R2-DVD bei Amazon (Marketplace) auf, und das Ding wurde bestellt. Mit einer 6,9 als IMDb-Wertung und Rachel Weisz („The Constant Gardener“) in einer der Hauptrollen kann man für ein paar Pfund wohl auch nicht viel falsch machen.

Und es war wirklich ein guter Kauf. Ein auf den ersten Blick zwar etwas trockener aber gegen Ende sehr faszinierender Film.

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Adam (Paul Rudd, „Friends“) ist ein Geek erster Güte. Unsportlich, unattraktiv, etwas dicklich, mit Brille und fettigen Haaren ist er alles andere als ein Frauenmagnet. Er arbeitet neben seinem College-Studium als Aushilfe in einem Kunstmuseum in Kalifornien. Eines Tages begegnet er der sexy, forschen und auch mysteriösen Evelyn (Rachel Weisz), die entgegen aller Wahrscheinlichkeit Interesse an ihm zeigt. Die beiden verabreden sich zu einem Date, kommen sich näher und so beginnt eine mehrmonatige Beziehung. Ins Spiel kommt dann auch noch Adams bester Freund Phil (Fred Weller, „When Will I Be Loved“) sowie dessen Verlobte Jenny (Gretchen Mol), die auch recht irritiert darüber sind, dass solch eine attraktive Frau wie Evelyn Gefallen an Adam finden könnte. Um so erstaunter sind sie, als Adam langsam beginnt, eine Wandlung vom hässlichen und schüchternen Entlein zum attraktiven und selbstbewussten Mann durchzumachen.

„The Shape of Things“ ist ein schwer verdaulicher Film. Die ersten 60 Minuten lassen den Zuschauer etwas im Unklaren, wo der Film hin will, was er aussagen will. Zwischendurch mag man schon fürchten, dass es sich um eine billige misslunge Twen-Klamotte à la „She’s All That“ handelt. Aber da ist doch die ganze Zeit irgendwas im Hintergrund, irgendwas stimmt da nicht. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: Spätestens in den letzten zwanzig Minuten hat der Film die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, selbst wenn man zuvor schon ahnte, wo der Hase läuft. Das ist definitiv keine seichte Romanze, sondern ein toughes Drama um Kunst, Moral und Kaltblütigkeit, das einen auch nach dem Abspann noch einige Zeit beschäftigt.

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Einige wichtige Anmerkungen darf man bei einer Empfehlung des Films aber nicht unterlassen: Dies ist eine Theaterproduktion. Zwar auf Zelluloid gebannt und nicht auf einer Theaterbühne inszeniert, aber es bleibt kein Zweifel daran, dass Film eigentlich nur eine „Zweitverwertung“ für dieses Script ist. Regisseur Neil LaBute betont in der DVD-Einführung mit gutem Grund, dass er dem Original möglichst treu bleiben wollte. Es ist keine Produktion mit dutzenden Locations, vielen Umschnitten, aufwändigen Kamerafahrten, hipper Background-Musik und vielen Nebendarstellern. Nein, das ist im Grunde nur eine leicht aufgepeppte Theaterproduktion. 10 Szenen, 10 Locations, 4 Darsteller, viel Dialog. Schauspieler, die mit Schauspielern spielen und nicht mit Stichwortgebern neben der Kamera. Keine Nebendarsteller. Lange Einstellungen, kaum Umschnitte. Darauf sollte man vorbereitet sein, sonst stellt man die falschen Ansprüche und wähnt sich buchstäblich schnell im falschen Film. Aber sobald man sich darauf einlässt (und auch nicht nach ein paar Minuten enttäuscht die DVD aus dem Player reisst), wird man mit einem brillianten Schauspielstück belohnt, in dem die Dialoge und Inhalte zählen, nicht die Kameraarbeit (welche aber auch recht interessant — weil unorthodox — ist).

Allerdings hat die Umsetzung dieser Theaterproduktion auf die große Leinwand auch mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das beginnt schon damit, dass Film eben doch nicht unbedingt das ideale Medium für solch eine orginalgetreue Adaption ist. Zudem ist der absichtlich sehr einfach gehaltene Kamerastil gewöhnungsbedürftig. Die Darsteller laufen mehrmals aus dem Frame oder sind nur halb drin. Dialogszenen erstrecken sich über viele Minuten. Musik hört man nur für wenige Sekunden während den wenigen Szenenwechseln – und wirkt genau da irgendwie zu aufdringlich. Jedoch vor allem Gretchen Mol schafft den Sprung in das andere Medium nicht so recht, sie spielt noch zu aufdringlich, für einen großen Theatersaal und nicht für eine kleine Kamera, die auch kleinste Nuancen aufzeichnen kann. Insbesondere in den Flirt-Szenen mit Adam fällt das besonders auf.

Doch das Gesamtwerk ist dennoch überzeugend. Man spürt, dass die Schauspieler dieses Stück schon mehrere dutzend Male aufgeführt haben und somit mit den Charakteren intensiv vertraut sind. Es kommt selten vor, dass eine Theaterproduktion den Sprung auf die Leinwand schafft und dies auch noch mit denselben Schauspielern und Regisseur/Drehbuchautor verwirklicht wird. Aber auch nur so ist es möglich, einen 90-minütigen Spielfilm in gerade mal 18 Tagen abzudrehen und das auch noch mit solch langen Dialogszenen, bei denen die Darsteller einige Seiten Script auswendig lernen müssen.

the_shape_of_things_dvd.jpgZur britischen R2-DVD kann man nichts negatives sagen. Der Commentary Track ist sehr interessant und aufschlussreich. Regisseur Neil LaBute und Darsteller Paul Rudd palavern durchweg die vollen 90 Minuten mit unterhaltsamen und informativen Anekdoten. Im Grunde muss man den Film auch zweimal sehen (einmal mit Kommentar), um all die Kleinigkeiten zu entdecken, die trotz des hektischen Drehplans realisiert werden konnten. Dazu kommen noch ein paar Minuten Behind-The-Scenes-Materialien und ein amüsantes Mini-Filmchen, das eigentlich als Trailer gedacht war. Die US-amerikanische R1-Edition hat noch DTS-Sound, aber dies spielt bei dieser extrem dialoglastigen Produktion meines Erachtens keine Rolle.

Fazit: Empfehlenswert für Freunde des gesprochenen Worts. Vielleicht hat man „The Shape of Things“ ja schon mal bei einer Aufführung einer lokalen Theater-Truppe gesehen. Der Film ist allerdings etwas sperrig und erschliesst sich in manchen Details auch nur mithilfe des Commentary Tracks. Hier kann es sich auch lohnen, wenn man als Schüler vom Deutsch- (oder Englisch-) Leistungskurs nicht komplett angeödet war.

Musikfernsehen

Donnerstag, 10. August, 2006

persson.jpgSeitdem ich kaum noch Musikfernsehen à la MTV & Co. beim „gelegentlichen Vorbeizappen“ schaue, entgehen mir nicht nur all die debilen „Pimp my Dingsbums“-Shows und Klingelton-Abos, sondern leider auch solche Musikvideo-Kleinode wie das neue surreale Werk der Cardigans zu „Don’t Blame Your Daughter“ (mit der brillianten Pause bei 2:43; Regie: Martin und Johan Renck) oder das bizarre „Westworld“-Deja-Vu von Muse („Knights of Cydonia„).

Gepriesen seien da Alternativen wie ClipTip und YouTube.

Und wo ich gerade beim Thema Musikvideo bin: Durch Zufall bin ich über die Website der Werbe-Agentur Oilfactory auf das Portfolio des deutschen Regisseurs Philipp Stoelzl gestossen. Der Mann hat unter anderem die Videos zu Rammsteins „Du Hast“ und Westerhagens „Nimm Mich Mit“ verantwortet, dreht aber auch Werbespots (aktuell: „Dress For The Moment“ für „New Yorker“) sowie Spielfilme („Baby“) und listet sogar ein Theater-Projekt im Lebenslauf. Ich finde das sehr interessant, dass man sich dank der heutzutage zur Verfügung stehenden Bandbreiten angenehm durch solche Video-Portfolios klicken kann. Werbespots und Musikvideos können ja eine sehr öde und trockene Kunst sein, aber es gibt eben doch noch ein paar Highlights wie eben auch einige der Special-Effects-Produktionen von Stoelzl.

Der Sommer der Sequels

Freitag, 4. August, 2006

Hollywood setzt zunehmend auf die konsequente AusschlachtungFortführung erfolgreicher Film-Franchises. Hier mal ein Auszug aus dem US-Kinosommerprogramm 2007:

Mai: SPIDERMAN 3, SHREK THE THIRD, 28 WEEKS LATER (Sequel zu 28 DAYS LATER), PIRATES OF THE CARIBBEAN 3

Juni: OCEANS THIRTEEN, FANTASTIC FOUR AND THE SILVER SURFER, EVAN ALMIGHTY (Sequel zu BRUCE ALMIGHTY), DIE HARD 4

Juli: HARRY POTTER 5, THE SIMPSONS (Im gewissen Sinne ja auch eine Fortsetzung ;-))

August: BOURNE ULTIMATUM (entspricht Teil 3), ALIEN VS. PREDATOR 2, RUSH HOUR 3

Außerdem sind für 2007 auch noch SIN CITY 2 und ein weiterer RESIDENT EVIL Streifen geplant.

SERENITY 2 fehlt leider.

Mittlerweile gibt es übrigens laut Wikipedia schon eine ganze Heerschar an Begriffen jenseits des „Sequels“ die sicher auch bald den deutschen Sprachraum penetrieren werden: Prequel, Threequel, Midquel, Interquel, Sidequel … ein Quell der Freude für Sprachforscher. Schöne gute alte „Fortsetzung“, I’ll miss ya.

Jersey Girl (2004)

Donnerstag, 3. August, 2006

Es war ein formidables Desaster, das sich im Sommer 2003 für das Studio Miramax ankündigte: Die millionenschwere Sony/Columbia Produktion „Gigli“ war gerade hochkant an den Kinokassen gefloppt und sammelte vernichtende Kritiken in einem Umfang, der Erinnerungen an den „Glitter“-GAU von 2001 wachrief. Die beiden Hauptdarsteller (zu der Zeit das Hollywood-Traumpaar schlechthin) Ben Affleck und Jennifer „J.Lo“ Lopez wurden zum Gespött der Film-Industrie und die Beziehung zerbrach ja dann auch wenige Monate später gegen Ende 2003.

Und ausgerechnet Affleck und Lopez spielten erneut ein Paar in der gerade abgedrehten Miramax-Produktion „Jersey Girl“, das in Augen der Studiobosse nun verständlicherweise die Attraktivität eines nordkoreanischen Nuklearsprengkörpers hatte. Das Studio zog die Notbremse: Es verschob den Kinostart um ein halbes Jahr und löschte jeglichen Bezug auf Jennifer Lopez aus allen Promomaterialien. Am liebsten hätte man den Film stillschweigend im Giftschrank versenkt.

Jersey GirlDoch das ging aus einem Grund nicht, und dieser Grund hiess Kevin Smith. Denn dieser Autor/Regisseur ist nach Kult-Filmen wie „Chasing Amy“, „Dogma“, „Clerks“, „Mallrats“ und den weiteren „Jay and Silent Bob“ Produktionen eine unantastbare Größe im US-Filmgeschäft. Den kann man nicht mit „Straight-to-Video“ in die Ecke stellen. Und ausgerechnet dieser „Silent Bob“ hatte bei „Jersey Girl“ nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern auch Regie geführt. Bei einer romantischen Komödie. Nicht unbedingt ein Genre, das man klassicherweise mit Smith assoziiert.

„Jersey Girl“ handelt von einem jungen Vater (Affleck als Ollie), der nach dem Tod der Mutter (Lopez) die gemeinsame Tochter alleine großziehen muss. Der ehemals ehrgeizige und hippe Karrieremensch muss sein Leben komplett umstellen, zieht von New York nach New Jersey in das Haus seines ebenfalls verwitweten Vaters und gibt sich mit einfachen Straßenarbeiter-Jobs zufrieden. Erst nach vielen Jahren lernt er eine Frau (Liv Tyler als Maya) kennen, die möglicherweise seine Trauer um die große Liebe seines Lebens etwas dämpfen kann. Doch erst muss er sich zwischen seiner Karriere und seiner Tochter entscheiden… eine Entscheidung über was er wirklich will im Leben.

Also brachte Miramax den Film 2004 in die Kinos und durfte mitansehen, wie sich die Kritiker und Zuschauer in ihren Beurteilungen des Films alles andere als einig waren. Manche priesen den Film als sehr gelungenen romantischen Klassiker, der geschickt mit den Klischees des Genres spiele und von exzellenten Darstellern profitiere (Roger Ebert gab dem Film dreieinhalb von vier Sternen). Andere verrissen den Film als gäbe es kein Morgen und grummelten verächtlich ob der Kritiker-Kollegen die dem Film vermeintlich nur wegen dem Kevin Smith Bonus eine gute Note gaben.

Ich kann beide Sichtweisen nachvollziehen. Smith kennt sicherlich sein Metier und all die 1001 „Romantic Comedies“ die seit Anbeginn der Zeit auf Zelluloid gebannt wurden. Er zitiert viele typischen Elemente aus diesen Vorgänger-Produktionen, packt die Genre-Klischees dicht aufeinander, aber es fehlt eben (bis auf die wirklich allerletzte Filmszene) die ironisch-satirische Überspitzung dieser seichten Momente. Denn nur ungläubig muss man als Zuschauer akzeptieren, dass Kevin Smith wohl wirklich einen „Chick Flick“ machen wollte, eine klassiche romantische Komödie mit all den seichten und vorhersehbaren Bausteinen und stereotypen Charakteren, die nun mal zu einem solchen Film dazugehören. Doch dazu ist der Film dann nicht originell genug — man muss kein Filmbuff sein, um das Happy End des Filmes schon nach den ersten zehn Minuten in fast allen Details vorhersagen zu können. Man hat den Namen „Kevin Smith“ und seine komplette Filmographie im Hinterkopf und umso irritierender ist die schlichte und gefühlstriefende Story von „Jersey Girl“, die es sich in manchen Szenen geradezu erschreckend einfach macht (die Ansprache von Affleck vor der Dorfbevölkerung beispielsweise — WTF?).

jersey girlAber dann blitzt auch an vielen Stellen der bekannte Witz von Kevin Smith auf — viele Dialoge der Charaktere wirken frech, offen und echt. Es gibt einige wirklich gute Lacher und höchst spassige Comedy-Szenen. Doch dem stehen prompt dann schier endlose Konversationsszenen gegenüber, bei denen der springende Punkt gleich mehrmals mit dem Dampfhammer an den abwinkenden Zuschauer gebracht werden soll. Und dann zum Schluss noch eine abstrus-irritiernde Musical-Einlage, bei der sich die Haare zu Berge stellen.

Noch ein paar Anmerkungen zu den Schauspielerleistungen: Jennifer Lopez macht ihre Sache kurz, aber gut. Liv Tyler spielt die Rolle der „Maya“ überzeugend und macht den Film ein gutes Stück sehenswerter. Ben Affleck … naja … in „Dogma“ gefiel er mir eine ganze Ecke besser. Mein heimlicher Favorit war dann auch prompt Stephen Root („Office Space“) in einer kleinen Nebenrolle, der alleine schon durch seine Anwesenheit den Unterhaltungswert jeder Szene deutlich steigert.

Fazit: Kevin Smith Fans werden den Film entweder hassen oder lieben. Sogar Kevin Smith selbst zeigt mit der Rückkehr zu „Clerks II“, wo er seine Stärken sieht. Die vorwiegend weibliche „Sleepless in Seattle“-Fangemeinde dürfte zufrieden sein. Aber man verpasst sicherlich nix, wenn man den Film links liegen lässt. Warum ich dem betagten Film trotz seiner Mittelmäßigkeit hier soviel Platz widme? Das kann man wohl ebenfalls dem zuvor erwähnten Kevin Smith-Bonus zurechnen… Guilty as charged.

Ein Highlight auf der DVD soll einer der beiden Audiokommentare mit Kevin Smith und Ben Affleck sein — sogar unterhaltsamer als der Film, unter anderem weil man konsequent jegliche Erwähnung von „J.Lo.“ umschifft. Dazu bin ich aber noch nicht gekommen, ich bin schon froh, dass ich die Film-Review nun endlich mal abhaken kann 😉

Shopgirl (2004)

Samstag, 15. Juli, 2006

Wenn man gemeinhin den Namen „Steve Martin“ hört, assoziiert man ihn in der Regel automatisch mit flapsigen Komödien à la „The Man with Two Brains“, „Roxanne“ und „Three Amigos“. Eher weniger bekannt ist seine ernstere Seite, die er aber auch schon einmal recht prominent in „The Spanish Prisoner“ zur Schau tragen durfte. Es hat fast den Anschein, als geniesse Martin zum Ausgleich nach einigen geldbringenden Produktionen aus der „Cheaper by the Dozen“-Kategorie auch gerne mal etwas ernstere und künstlerisch anspruchsvollere Gegenpole (auch wenn die dann auch nur einen Bruchteil der Komödien an der Kinokasse einspielen).

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Solch ein Fall ist „Shopgirl“. Das im Jahre 2004 produzierte Drama war eher eine wenig beachtete Randnotiz im Kinogeschehen von 2005. Während der Film in Kino lief, war Martin bereits mit der Promo-Aktion für seine nächste Blockbuster-Komödie beschäftigt.

Dabei ist „Shopgirl“ doch auch ein ganz besonderer Fall für Martin, denn der Film basiert auf der von ihm gegen Anfang des Jahrzehnts publizierten gleichnamigen Novelle. Produzent Ashok Amritraj ermöglichte es Martin, seine eigene Romanvorlage in einem Drehbuch zu adaptieren und auch noch selbst eine Hauptrolle zu spielen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl„Shopgirl“ ist eine kleine Geschichte, eine bezaubernde romantische-sentimentale, zeitweise amüsante Erzählung über drei Menschen, deren Lebenspfade sich für eine kurze Zeit überschneiden. Es ist die Geschichte von Mirabelle Buttersfield (Claire Danes), einer depressiven, einsamen jungen Frau vom Lande, die in der großen Stadt Los Angeles nach ihrem Glück und Erfüllung sucht. Es ist die Geschichte des gut 30 Jahre älteren Geschäftsmannes Ray Porter (Steve Martin), der eigentlich nur eine sexuelle Ablenkung sucht. Und es ist die Geschichte von Jeremy (Jason Schwartzman), dem chronisch abgebrannten und chaotischen Lebenskünstler, der im Leben nicht vorwärts kommt. Und als diese beiden Männer auf Mirabelle stossen, ändert sich ihr aller Leben. Der zentrale Satz in der Buchvorlage, der wohl die Entwicklung aller drei Charaktere im Laufe des Films am besten zusammenfasst, ist ein Zitat von Mirabelle: „It’s pain that changes our lives“. Damit deutet sich schon an, dass „Shopgirl“ keine platte Komödie aber auch keine lockere Hugh Grant Feel-Good Chick-Flick Romanze ist.

Ich habe die Novelle von Steve Martin vor einigen Jahren gelesen, aber sie hinterliess keinen besonders großen Eindruck. Es ist eine ganz nette Geschichte, mit sorgsam gezeichneten Charakteren aber ohne großen Spannungsbogen. Es ist vieleher eine ruhige Erzählung eines Lebensabschnitts von drei Menschen. Und das spiegelt sich auch im Film wieder, der sich zwar eng an der Vorlage orientiert, sich aber dennoch einige Freiheiten nimmt. In vielen Dialogen blitzt auch oft die Schlagfertigkeit des gelernten Stand-Up Comedian Martin durch, der mehrmals für kleine, aufheiternde Elemente sorgt. Es ist kein todernstes Drama — ganz im Gegenteil, der Film ist gespickt mit vielen kleinen amüsanten Details.

Diese kleinen „Amusements“ sind auch nötig, denn der Zuschauer muss mit der Liebesbeziehung zwischen dem grauhaarigen Ray und der jungen Mirabelle einen gewaltigen „Creepiness“-Faktor überwinden. Mirabelle merkt einmal an, dass Ray sogar älter als ihr eigener Vater sei. Die Sex-Szenen zwischen Claire Danes und Steve Martin sind immerhin sehr zurückhaltend inszeniert. Das ist nicht ein Film über die sexuelle Ausbeutung eines unschuldigen Mädchens durch einen notgeilen alten Mann in seiner Midlife-Crisis. Ray Porter ist ein grundgütiger Mann, der nicht merkt, dass diese Beziehung so viel mehr für Mirabelle bedeutet und sich nicht seiner eigenen Gefühlen bewusst werden will — und am Ende selbst darunter leidet.

Claire Danes in ShopgirlDoch ein ähnlicher Altersunterschied hat auch zwischen der blutjungen Scarlett Johansson und Bill Murray in „Lost in Translation“ funktioniert — vor allem wegen der exzellenten Schauspielerleistungen der Hauptdarsteller. So ist es auch in „Shopgirl“, der auch darüber hinaus eine gewisse stilistische und thematische Ähnlichkeit zu „Lost in Translation“ hat.

Denn die Stärken von „Shopgirl“ liegen ganz klar in der atemberaubenden Leistung des Cast bis hin in die Nebenrollen. Frances Conroy („SFU“) hat wohl eine der kleinsten Rollen der Filmgeschichte, sie darf in der Endfassung gerade mal „Hi“ sagen. Emily Kuroda ist ebenfalls in einer klitzekleinen Nebenrolle zu sehen. Großartig sind aber insbesondere die Performances von Steve Martin und Claire Danes. Claire konnte sich für ihre Leistung in „Shopgirl“ gar berechtigte Hoffnungen auf eine Oscar-Nominierung machen, doch die magere Akzeptanz des (nur mit wenigen Kopien gestarteten) Films beim Kinopublikum wirkte sich letztenendes dann doch zu ihrem Nachteil aus. Hervorragend ins Bild gesetzt wurden die Schauspieler von Regisseur Anand Tucker und Kameramann Peter Suschitzky. Insbesondere die Totalen sind oftmals ein Augenschmaus.

Hie und da läuft der Film nicht richtig „rund“, er verliert zu sehr an Tempo und zeigt Schwächen vor allem in den eigentlich überflüssigen Voice-Overs von Steve Martin. Dazu vergibt der Film etwas zu viel Zeit auf nicht wirklich relevante Nebencharaktere und -schauplätze (bspw. Jeremys One-Night-Stand mit Lisa).

Fazit: „Shopgirl“ ist sicherlich ein etwas schwieriges und nachdenkliches romantisches Drama, das auch vereinzelt ein paar Schwächen in der Umsetzung hat. Aber dennoch allemal sehenswert wegen der faszinierenden Schauspielerlesitungen von Steve Martin und Claire Danes. Man darf aber auf gar keinen Fall mit der Erwartung eines unterhaltsamen Videoabends voller Steve Martin-typischer Lacher diese DVD in der Videothek ausleihen. Der Film steht schon mit guten Grund nicht im „Komödien“-Regal. Aber wer Steve Martin mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen will, dem sei „Shopgirl“ empfohlen.

Steve Martin und Claire Danes in Shopgirl

Die deutsche DVD ist nicht gerade reichhaltig ausgestattet, immerhin Ton in DD5.1 in deutsch und englisch, dazu unkommentierte Szenen vom Set (14 Minuten) sowie zwei Trailer, Interviews mit dem Cast und eine mickrige Bildergalerie. Ich hätte nichts gegen einen Audiokommentar gehabt, den es aber wohl auf der US DVD samt einiger deleted Scenes sowie einer längeren Featurette gibt. Ich ärgere mich jedenfalls, dass ich bei der deutschen Fassung zugegriffen habe, da ich von Claires deutscher Synchronstimme eh Schüttelfrost bekomme.

 

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