Archiv der Kategorie 'Filme'


And Thanks to Steve Carell's Wife Too

Dienstag, 17. Januar, 2006

Eigentlich kritzele ich bei Award-Shows ja immer ein paar Notizen auf einen Zettel, damit ich für die anschliessenden Blogeinträge noch weiss, was erwähnenswert war. Bei den gestrigen Golden Globe Awards 2006 ist der Zettel jedoch recht leer geblieben. Wer meine Handschrift entziffern kann, der würde nur folgende Buchstaben darauf lesen können: MLP!!!!!

Damit gemeint ist natürlich Mary-Louise Parker für „Weeds“, die den versammelten „Housewives“ den Award für „Best Actress in a Comedy Series“ wegschnappte und damit dem Namen der „Comedy“-Kategorie wenigstens etwas gerecht wurde (wenngleich „Weeds“ ja eigentlich auch schon zumindest eine sehr schwarze Comedy/Dramedy ist). Es war wohl ein klassischer Fall von „Wenn vier sich streiten, freut sich die fünfte“, aber dennoch eine verdiente positive Überraschung für MLP und die bislang etwas wenig beachtete Showtime-Produktion. Und in der „Best Television Show – Comedy“ Kategorie hatten die „Housewives“ dann ja wie erwartet gegenüber „Weeds“ die Nase vorn.

Anonsten eine nette Show, „same procedure as every year“ — hier und da ein paar kleinere Überraschungen („Brokeback Mountain“ hatten nicht viele auf der Rechnung) und ein paar Enttäuschungen (Geena Davis … best actress drama series … naja, schade um Patricia Arquette). Dazu wie üblich einige langweilige Dankesreden, aber auch viele unterhaltsame Ansprachen — das reichliche Alkohol-Angebot bei den Globes zahlt sich irgendwie jedes Jahr wieder aus 🙂

Schon seit den Nominierungen war klar, dass dieses Jahr vor allem kleine und Independent Produktionen im Mittelpunkt der Spielfilm-Kategorien stehen. Solch eine akute Abwesenheit von großen Hollywood-Blockbuster Produktionen erlebte man selten bei Preisverleihungen in den vergangenen Jahren. Die Stimmung ist dieses Jahr wieder eher ernst, selbst in der „Comedy“ Kategorie überwiegen die eher ernsteren Musicals. Gespannt bin ich vor allem auf die Johnny Cash Biographie „Walk the Line“. Schade jedoch, dass Steve Martins „Shopgirl“ nicht nominiert war.

ProSieben hat mittlerweile auch den Dreh bei den Live-Übertragungen ‚raus und verwöhnte sogar mit aktuellen Kinotrailern von nominierten Spielfilmen. Schön, dass sie nicht nur wie sonst ihr Eigenprogramm endlos promoten. Die Sex-Hotlines-Werbung ist um diese Zeit aber wohl immer noch unvermeidbar.

Die komplette Gewinnerliste gibt’s auf der offiziellen HFPA-Website: http://www.hfpa.org/nominations/index.html

1984 Remake?

Samstag, 14. Januar, 2006

Das Entertainment Magazin „Empire“ meldet, dass möglicherweise ein Remake des SciFi/Dystopie-Klassikers „1984“ in der Planung ist. Die Buchvorlage von George Orwell aus den späten 1940ern ist wohl heutzutage so aktuell wie nie zuvor. Vor allem die Person, die als Regisseur durch das Magazin „Empire“ ins Spiel gebracht wird, verspricht einen kontroversen Film: Tim Robbins. Er nimmt bei seinen Meinungsäußerungen zur aktuellen Bush-Regierung und dessen Initiativen zur Bürgerüberwachung unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung ja selten ein Blatt vor den Mund. Auch wenn einige sagen, dass die letzte Verfilmung aus dem Jahre 1984 von Michael Radford eigentlich kein Remake benötigt, so bin ich der Meinung, dass eine aktualisierte Herangehensweise an die Orwellsche Vision ein interessantes und lohnenswertes Unterfangen wäre. Dass das nicht in einem typischen Hollywood-Blockbuster Action-Streifen mit einem SciFi-Special Effects Gewitter endet, dafür wird Tim Robbins sicherlich schon sorgen. Dem Mann geht es vor allem um eine Message. Aber in einer Zeit, in der ein Großteil der Bevölkerung beim Stichwort „Big Brother“ in erster Linie an Zlatko & Co. denken, wäre es nicht verkehrt, das Thema mal wieder zurück auf die Leinwände zu bringen.

Jon Stewart neuer Oscar-Host

Freitag, 6. Januar, 2006

Für meine Begriffe recht überraschend hat die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences bekanntgegeben, dass Comedy Centrals „Daily Show“ Star Jon Stewart die Oscarverleihung 2006 moderieren wird. Billy Crystal war eigentlich diese Rolle zugedacht gewesen, doch er musste wegen seines vollen Terminplans absagen. Im Gespräch soll unter anderem auch Conan O’Brien gewesen sein — ein ungewöhnlicher Zug der Academy, die in den Vorjahren doch vor allem Comedians verpflichtete, die der breiten Masse vor allem durch Spielfilme bekannt wurden. Die Wahl eines „Late Night“ Talkers macht aus Sicht der Academy schon fast den Eindruck einer Notlösung. Lettermans Performance in den 90ern war ja alles andere als ein großer Erfolg.

Aber Stewart ist sicherlich eine sehr interessante Wahl. Seine „Daily Show“ ist eine Institution ohne Konkurrenz, vor allem dank auch eines exzellenten Autoren-Teams hinter ihm. Wenn dieses Team auch für seine Oscar-Texte verantwortlich zeichnet, könnte die kommende Oscar-Verleihung (am 5. März 2006) doch noch eine unterhaltsame Show werden — wenn schon die Preisträger dieses Jahr wohl eher weniger Buzz verursachen werden.

Interview mit Joss Whedon

Dienstag, 13. Dezember, 2005

Nein, ich werde jetzt nicht jedes kleines Whedon-Interview verlinken, aber DVD Talk Radio hat ein hörenswertes Audio Interview mit Joss Whedon online. Es geht natürlich primär um das Serenity DVD Release, aber in den 30 Minuten wird auch kurz auf das Buffyverse eingegangen, warum die „Faith“-Serie nicht zustandekam und die geplante „Season 8“ Comic-Fortsetzung von „Buffy“.

X-Mas DVD Shopping List

Dienstag, 13. Dezember, 2005

Das American Film Institute hat mit den AFI Awards die Awards-Season eingeläutet: Bei den TV-Serien finden sich Lost, Galactica, Veronica Mars, House, Deadwood, Grey’s Anatomy und 24 auf der Liste der Preisträger. Bei den Filmen finden sich ’ne Menge Produktionen, die mir gar nix sagen. Irgendwie habe ich dieses Jahr wohl den Überblick über die „hippen“ US-Produktionen verloren. Aber viele US-Produktionen aus ’05 wird man hierzulande wohl eh erst 2006 zu sehen bekommen.

Schade, dass die DVD-Highlights in den USA immer so kurz vor den Feiertagen erscheinen. Da reicht die Zeit kaum mehr für einen Region 1 Import (es sei denn man wählt UPS Express und hat einige Euro zuviel daheim rumliegen). Und nicht alle DVDs erscheinen auch zeitgleich in good old Tschörmanie.

War of the Worlds (sabaward für den besten DVD DTS Track 2005), Nov 22nd
The 40 Year Old Virgin (sabaward für den besten Comedy-Film 2005): Unrated Widescreen Edition (Finger weg von der R-Rated Edition!) , Dec 13th
Frank Miller’s Sin City (Recut, Extended, Unrated) (sabaward für die beste Comic Adaptation 2005): Widescreen Edition, Dec 13th
Serenity (sabaward für den besten SciFi-Film 2005): Widescreen Edition, Dec 20th
Broken Flowers (sabaward für den besten Bill Murray-Film 2005), August 2005

Serenity – Flucht in neue Welten

Donnerstag, 24. November, 2005

Uh, schon wieder Senf zu einem Science-Fiction Film. Aber keine Sorge, als nächstes kommt wieder eine Review zu einer TV-Serie…

Für „Firefly“-Fans ist es wohl der Film des Jahres. Andere Kinofreunde reiben sich verwundert die Augen ob der immensen Grassroots-Internet-Kampagne der so genannten „Browncoats“, die den Film in vielen „Favorite Movie“-Online-Abstimmungen noch vor Kinostart zu Bestnoten pushen.

Auch ich war tierisch gespannt auf dieses Filmprojekt von Joss Whedon, der nach der kaltblütigen Absetzung der SciFi Serie auf FOX vor einigen Jahren nun seine Vision auf der großen Leinwand verwirklichen durfte. Schließlich ist „Firefly“ eine der besten Serien der letzten Jahre und sollte eigentlich bei jedem Sci-Fi Fan im DVD-Regal stehen (ja, gibt’s auch in deutsch. Neulich beim lokalen DVD-Dealer für 49 Euronen in der Hand gehalten).

Doch von dem Film bleibt ein eigenartiges zweischneidiges Gefühl zurück — zumindest für Fans der Serie. Einerseits ist „Serenity“ zweifelsohne einer der besten SciFi Filme der letzten Jahre (#203 in der IMDb-Bestenliste ist durchaus gerechtfertigt). Aber irgendwas fehlt. Und damit ist nicht nur der Verstand bei den zuständigen Leuten von Universal gemeint, die dem Film den unvermeidlichen deutschen Titel-Beimüll verpassten.

Here’s my main problem: Whedon’s Charaktere funktionieren einfach besser in Serienform. Wenn man aus „Serenity“ ‚rauskommt ist man irgendwie frustriert, weil man weiss, dass es nicht nächste Woche weitergeht. Es wird keine weitere Charakterentwicklung geben, keine ruhigere Episode oder mysteriöse Storyarcs. Mit etwas Glück gibt es in zwei, drei Jahren ein Sequel. Hier liegt auch der große Unterschied zum „Star Trek“ Franchise. Dort waren schon die Episoden recht abgeschlossene Werke, eigene Abenteuer mit wenigen Arcs. Die Charaktere entwickelten sich kaum weiter, es gab bis zur finalen „Enterprise“-Serie kaum große Story-Arcs, bestenfalls wiederkehrende Charaktere. Bei „Firefly“ spürt man aber schon ab der ersten Episode, dass sich hier viele große und interessante Charakter- und Storyarcs verstecken und jede Episode ist nur ein kleines Puzzlestück in einem großen Rätsel.

In einem knapp zweistündigen Film muss man aber zwangsweise eine abgeschlossene Story erzählen. Es braucht einen Anfang und ein Ende, ein Mittelteil, einen Höhepunkt, vielleicht kann man auch noch den ein oder anderen kleinen Storyfaden für ein Sequel offen lassen. Aber man muss neue Zuschauer und eingeschworene „Firefly“ Fans gleichermassen zufriedenstellen. Der Film kann daher nicht mehr sein als ein Kompromiss. Ein exzellenter Kompromiss, aber man kommt nicht umhin, das Fehlen der Serie noch stärker zu betrauern. Was ich auch etwas schade finde, ist die für meinen Geschamck zu große Anzahl von Action-Szenen im Film. Die Serie war da — wohl auch aus finanziellen Gründen — etwas ruhiger und konnte/musste sich mehr Zeit beim Entwickeln von Charakteren lassen. So muss im Film beispielsweise die Beziehung zwischen [Spoiler:Kaylee und Simon] etwas überhastet abgewickelt werden und der Zuschauer hat nur wenige Chancen, zwischen den ereignisreichen Actionszenen zur Ruhe zu kommen. Das Tempo des Spielfilms unterscheidet sich ein gutes Stückchen von dem der Serie.

Damit aber keine Zweifel aufkommen: „Serenity“ ist ein opulenter Leckerbissen. Ein spannender Must-See Sci-Fi Action Streifen mit reichlich Humor, spektakulären Special Effects und sympathischen Charakteren, der das ganze „Star Trek“-Movie Franchise mit links an die Wand spielt. Die Geschichte löst einige der großen Rätsel der vorangegangenen TV-Serie, deutet aber einige weitere Erzählstränge für zukünftige Filme an. Man kann nur hoffen, dass es noch zahlreiche Fortsetzungen geben wird — möglichst wöchentlich, denn wirklich zuhause wäre das Franchise im TV. Noch hat der Film seine Produktionskosten nicht ganz reingeholt, und es wird von Woche zu Woche auch deutlich schwieriger. Aber der Film dürfte eh mit dem DVD-Release im Dezember 2005 (USA) noch ein gutes Stückchen Kasse machen (und steht bei mir auch schon auf der Pre-Order Liste). Ein Flop war’s definitiv nicht. Und die Tim Minear-Fans werden schon dafür sorgen, dass er im Auftrag von Joss Whedon „Serenity II“ auf die Leinwand bringen darf.

Kinostart Deutschland: Heute, 24. November 2005

P.S: Es lohnt sich, für den kompletten Abspann sitzen zu bleiben (wie ich diese „Frühaufsteher-So-Schnell-Wie-Möglich-Aus-Dem-Kino-Renner“ doch hasse), am Schluss gibt es noch einen kleinen akustischen „Shout-Out“ an „Firefly“.

The tragic story of Darth Vader

Mittwoch, 16. November, 2005

Ich bin durch. Zweimal.

Zwölf Stunden Star Wars (mal zwei) plus drei bis vier Stunden Bonus-Features verteilt auf Sessions im Verlauf von etwa drei Wochen. Angesichts meiner eh schon knappen Zeit grenzt es an ein Wunder, dass ich das so durchziehen konnte. Nun habe ich wohl für die nächsten paar Jahre erstmal genug von George Lucas‘ Fantasy-Space-Opera, aber diese Marathon-Sitzung war’s wert. Alle sechs Filme der Saga in der richtigen Reihenfolge und in in bester Ton- und Bildqualität zu sehen (und anschliessend das ganze nochmal mit den Commentary-Tracks) ist wirklich ein einmaliges Erlebnis. Endlich fügt sich das über drei Jahrzehnte gewachsene Puzzle zusammen und ergibt ein abgeschlossenes Gesamtbild.

Und dieses Gesamtbild sieht besser aus, als ich im Voraus gedacht hätte. Ich war ja durchaus skeptisch, ob diese ganze Prequel-Nummer funktionieren würde, insbesondere wegen der digitalen Materialschlacht, die George Lucas und ILM aufgefahren hatten. Aber am Ende muss man sagen: Es funktioniert. Es hakt zwar hie und da, aber insgesamt ist plötzlich der rote Faden da, alles fügt sich zu einer spannenden Erzählung zusammen, der „story arc“ ist komplett. Vor allem die Aktionen von Kanzler Palpatine in den ersten Teilen bekommen einen viel höheren Stellenwert.

Ich kann auch die Commentary-Tracks der DVDs durchaus empfehlen. Sie sind zwar recht gewöhnungsbedürftig, da sie wie bei Lucasfilm üblich in seperaten Sessions aufgenommen und dann zusammengeschnitten wurden (und damit sehr trocken und steif wirken) — aber es gibt vor allem von Lucas ausführliche Einblicke in die Ursprünge des Star Wars Konzepts. Die Erläuterungen der Grafik- und Sound-Designer wirken nach sechs Stunden aber ermüdend, spätestens wenn man zum tausendsten Mal erfährt, wieviele Kühlschrankmotoren in den Laserschwert-Soundeffekten versteckt sind. Bei der Original-Trilogie kommt hie und da Carrie Fisher zu Wort, sie macht den Commentary Track ein wenig unterhaltsamer während Regisseur Irvin Kershner von „The Empire Strikes Back“ mit seiner lautstarken Beschreibung dessen, was gerade auf der Leinwand vor sich geht, eher die Nerven strapaziert. Die sonstigen Bonus-Materialien der Original Trilogy DVD-Box sind auch eher eintönig, am unterhaltsamsten ist der übliche „1138“-Easter Egg mit den deleted scenes.

Ich war ja auch zuvor kein sonderlich großer Freund der Teile 1 und 2, sie schienen mir primär dazu gedacht, das Star Wars Franchise zu einer noch größeren Gelddrucklizenz zu machen. Außerdem waren diese Prequels auch etwas schwer in den globalen Handlungsfaden einzuordnen, waren storybedingt deutlich düsterer und schwermütiger als die oftmals locker-leichten Fisher/Ford-Interaktionen. Und schließlich vergaloppierte sich Lucas etwas mit den digitalen Charakteren in den ersten Teilen. Aber Teil 3 machte einiges wieder gut und erst mit Teil 3 finden auch Phantom Menace und die Clone Wars endlich ihren Halt in der Star Wars Saga.

Ebenso ging es mit dem schlechten Ruf der „Special Edition“, in dessen Nörgel-Chor ich früher auch gerne eingestimmt habe … doch all diese Diskussionen um „Han Solo shot first … or not“, Hayden Christensen am Ende von „Return of the Jedi“ und sonstige digitale Modifikationen an der Original-Trilogie sind irgendwie gar nicht mehr so gravierend und ich musste teilweise sogar feststellen, dass die Filme nun besser „funktionieren“. Lucas‘ Begründungen für die einzelnen Änderungen sind durchaus nachzuvollziehen — das mag aber auch daran liegen, dass es „sein“ Universum ist und er ja im Grunde die Interpretationshoheit innehat. Aber er vermittelt zumindest den Eindruck, dass er sich bei vielem (vor allem bei zahlreichen Details) einige Gedanken gemacht hat und nicht „einfach nur“ schnell ein Script zusammenbaute. Ich nehme es Lucas mittlerweile durchaus ab, dass er die Teile 1-3 nicht nur deshalb verfilmte, weil ein Einspielergebnis von einer Milliarde US-Dollar pro Film winkte, sondern weil er wirklich die Anfänge der Geschichte erzählen wollte. In den Commentary Tracks aller Filme macht er recht deutlich, warum er sich in den 70ern zunächst für das Kapitel III („A New Hope“) entschied bzw. entscheiden musste.

Ob Lucas wohl auch noch die Teile 7-12 verfilmen wird? Ich glaube es nicht. Die Star Wars Saga handelt eigentlich primär von Darth Vader — das merkt man aber eigentlich erst, wenn man alle sechs Filme in einem Zusammenhang sieht. Mit „Return of the Jedi“ ist diese Geschichte aber abgeschlossen. Die Star Wars Saga wird nun erstmal weiterleben in zwei TV-Serien (davon eine animiert), die sich wohl vor allem auf die „Lücke“ zwischen Episoden III und IV konzentrieren sollen. Vielleicht wird Lucas eines Tages doch mal die Verfilmung weiterer Episoden freigeben, er würde es wohl nicht selbst machen — aber im Grunde müssten diese beiden neuen Trilogien dann einen komplett neuen Storyarc erzählen, weitesgehend unabhängig von den Teilen 1-6.

Und last but not least: Ton und Bildqualität der DVDs ist wie nicht anders zu erwarten, phänomenal. Insbesondere die Bildqualität der teilweise 25 Jahre alten Original-Trilogie ist verblüffend. Das sind die Filme, für die die Entertainment-Industrie das Heimkino geschaffen hat 🙂

Speak

Sonntag, 23. Oktober, 2005

SpeakGroße kleine Filme. Nach Reviews zu Filmen wie „Bin-jip„, „Blue Car„, „Ghost World“ und „Fucking Amal“ kommt diesmal wieder einer dieser kleinen Independent Produktionen mit schmalen Budget zum Zuge, die mit viel Charme und Liebe zum Detail zahlreichen großen Multi-Millionen Hollywood Fließband-Inszenierungen locker den Rang ablaufen.

Speak“ ist eine ShowTime Independent Produktion basierend auf der gleichnamigen Buchvorlage von Laurie Halse Anderson. Dieser eigentlich als „TV Movie of the Week“ konzipierte Film erzählt die Geschichte der 13jährigen Schülerin Melinda (Kristen Stewart), die gerade ihr erstes Highschool-Jahr beginnt. Nachdem sie im Sommer zuvor bei einer ausser Kontrolle geratenen Party die Polizei gerufen hatte, ist sie in ihren neuen Klassen regelrecht eine Aussätzige. Ihre Freundinnen haben sich von ihr abgewendet, Melinda zieht sich immer mehr in ihre eigene kleine Welt zurück und spricht fast kein Wort mehr. Sie trägt ein schweres Geheimnis mit sich herum, das sie niemanden anvertrauen kann. Ihr Eltern wissen nicht mehr, was sie mit ihrer Tochter tun sollen. Über den Verlauf von einem dreiviertel Jahr erleben wir nun aus Melindas Sicht, wie sie versucht, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

SpeakAuch nach elf Jahren setze ich bei „Teenage-Angst“ Filmen und Serien immer noch „My So-Called Life“ und deren Hauptdarstellerin Claire Danes als Maßstab aller Dinge an. Mit „Speak“ und Hauptdarstellerin Kristen Stewart habe ich nun eine Produktion gefunden, die an diesen Qualitätsmaßstab so nahe herankommt wie kaum ein Film oder Serie zuvor. Das beginnt schon bei der Hauptdarstellerin, die wie seinerzeit Claire Danes bei den Dreharbeiten gerade mal 13 Jahre alt war. Aber auch Productionvalue und die Qualität des Drehbuchs lassen einige Parallelen zu „My So-Called Life“ erkennen. Regisseurin Jessica Sharzer hat in Interviews auch Winnie Holzmans Arbeit an „My So-Called Life“ als Teil ihrer Inspiration für die Umsetzung der Buchvorlage in Film herausgestellt.

Die 13jährige Stewart, vor allem bekannt als junge Tochter von Jodie Fosters Charakter in „Panic Room“ liefert in dem Film eine atemberaubende Performance ab. Was dieses junge Mädchen, die den Großteil des Filmes schweigend verbringt, alleine durch ihre Mimik und ihre Körpersprache vermittelt, ist einzigartig. Kristen Stewart könnte eine große Karriere vor sich haben.

SpeakÜber die Buchvorlage kann man in ein paar Punkten trefflich streiten, ich habe die gleichnamige Erzählung von Laurie Halse Anderson zwar nicht gelesen, aber sie zählt wohl mittlerweile zur Standardlektüre an zahlreichen US-Highschools. Es dürfte also einige Jahrgänge von US-Schülern geben, die Referate und Hausarbeiten zu dem Film machen müssen — und ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch die jugendlichen Leser eher anspricht als bspw. „Effi Briest“ von Fontane. Vielleicht um dieser jungen Zielgruppe entgegenzukommen ging Anderson aber ein paar Kompromisse ein, die sich auch im Film widerspiegeln. Einige Charaktere im Film (insbesondere die Lehrer) sind mir leicht überzeichnet und unrealistisch. Hie und da werden dadurch Situationen provoziert, die dem Realismus des Films etwas entgegenwirken. Aber vielleicht sieht die Hauptcharakterin Melinda diese Personen ja auch so überzeichnet — und schliesslich erleben wir die Geschichte ja aus ihrer Perspektive. Buch und Film sind mit Symbolismus und Metaphern gut gesättigt, aber wirken trotz der deutlichen „Message“ des Films kaum aufdringlich.

Regisseurin Jessica Sharzer musste bei dieser Produktion mit knapp einer Million US-Dollar auskommen, für Spielfilme ein geradezu lächerliches Budget. Zudem waren die Dreharbeiten von Unglücken und Pech verfolgt. Aber gerade dadurch war Sharzer gezwungen, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Der ganze Film wurde mit nur einer Kamera gedreht, da lassen sich dann auch in der Kürze der Zeit nicht viele Umschnitte oder Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln realisieren. Ob gewollt oder nicht, aber gerade dadurch entstanden IMHO teilweise faszinierende Aufnahmen. Oftmals steht Stewart vollkommen allein und verloren in einem riesen Frame und unterstreicht dadurch die Einsamkeit und Isolierung ihres Charakters. „Speak“ ist Sharzers erste größere Produktion und sie liefert ein beeindruckendes Erstlingswerk ab. Auch Disziplinen wie Costume Design, Make-Up und Production Design sind erstklassig umgesetzt. Man merkt eben in diesen Details, dass jede Person der Filmcrew mit ganzem Herzen in die Sache investiert war und das nicht „just another job“ war.

Cast & Crew von SpeakAuch die Nebenrollen sind gut ausgesucht: Steve Zahn („Riding in Cars with Boys“) als engagierter Kunstlehrer, Hallee Hirsh („ER“) als beste Freundin, sowie Elizabeth Perkins („Weeds“) und D.B. Sweeney („Harsh Realm“) als überforderte Eltern bilden das solide Grundgerüst für die starke Kristen Stewart.

Autorin Anderson und Regisseurin Jessica Sharzer bestreiten auch gemeinsam den informativen und unterhaltsamen Audio-Kommentar der DVD. Die sonstigen Extras fallen etwas dürftig aus — es gibt es kurzes Behind-the-scenes Feature und für all die Schüler, die sich diesen Film für ihre Hausaufgaben ausleihen, auch noch Interpretationshilfen sowie drei Seiten aus der Buchvorlage. An der Bild- und Tonqualität (Widescreen, 5.1) lässt sich nichts aussetzen.

Fazit: Ein berührender Film mit einer erstklassigen Schauspielleistung. Nicht nur für Teenager. Wem „Blue Car“, „Fucking Amal“ und/oder „My So-Called Life“ gefiel, der sollte sich diesen Film auch mal auf die Liste setzen.

Die DVD ist seit 27. September im US-Handel erhältlich — sie ist leider etwas rar. Da dies eigentlich eine Art „TV Movie of the Week“ ist, ist ein Kinostart mehr als unwahrscheinlich. Vielleicht läuft er ja irgendwann mal im deutschen TV. Kristen Stewart kann man demnächst sehen in dem Fantasy Abenteuer „Zathura“.

Jessica Alba als "Jeannie"?

Montag, 22. August, 2005

Auch wenn draussen mieses Wetter ist, so heisst das nicht, dass es kein Sommerloch geben kann: Jessica Alba („Dark Angel“) ist im Gespräch als Hauptdarstellerin in der Film-Adaption von „I dream of Jeannie“ („Bezaubernde Jeannie“). Dafür soll sie das Sequel von den „Fantastic Four“ ausschlagen. Jimmy Fallon soll demnach der Topkandidat für die Rolle des „Major Tony Nelson“ sein.

Naja, da bin ja mal gespannt, ob das 2006 Revival/Remake von „I dream of Jeannie“ ein größerer Flop und Film-Desaster wird als das bereits vollkommen unterirdische Revival von „Bewitched“ aus 2005.

Bin-jip – Leere Häuser

Freitag, 12. August, 2005

In vielen Filmen ist der Dialog der zentrale Storyteller. Er bringt die Handlung voran, macht uns mit den Charakteren vertraut, vermittelt uns einen Eindruck von den Gedanken der Protagonisten.
Einen vollkommen anderen Weg geht der Film „Bin-Jip“ von dem koreanischen Filmemacher Ki-duk Kim („Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling“). Die beiden Hauptdarsteller wechseln bis auf die letzten Minuten des Films kein Wort, die komplette Charakterinteraktion läuft über Körpersprache und Mimik. Dennoch ist es definitiv nicht einer dieser schwerverdaulichen, „künstlerisch-wertvollen“ Experimentalfilme.

Bin-Jip erzählt die kleine Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich auf sehr ungewöhnliche Weise kennenlernen und eine kurze Zeit ihres Lebens miteinander verbringen. Tae-suk ist ein guterzogener Mitt-Zwanziger, der jedoch einen seltsamen Lebenstil hat: Er bricht in die leerstehenden Wohnungen fremder Menschen ein, lebt dort einige Tage und zieht dann weiter in die nächste Wohnung. Eines Tages ist er unvorsichtig und bricht in ein Haus ein, das nicht so verlassen ist wie es scheint: Die verheiratete Sun-hwa hat sich im Haus versteckt, nachdem sie von ihrem Ehemann mishandelt wurde. Tae-suk und Sun-hwa kommen sich nach einem kurzen Schockmoment näher und daraus entwickelt sich eine einfache und doch komplizierte Beziehung.

Bin-Jip wirkt wie ein „leichtes“ Menu — fast ohne Kalorien. Der Film scheint dahinzuschweben, kein schwerer Dialog zieht ihn nach unten, dennoch erzählt der Film eine kleine Geschichte mit Tiefgang. Das ganze ist nicht sonderlich trivial zu beschreiben, man muss es wohl selbst gesehen haben. Hie und da stolpert der Film etwas über die Unplausibilitäten, aber zu keiner Zeit wird der Film langweilig oder abgehoben. Trotz der eher dramatischen Story fehlen auch kleine humorvolle Szenen nicht. Obwohl es eigentlich ein Liebesfilm ist, spielt Gewalt eine große Rolle. Wie Ki-duk Kim beides miteinander verknüpft und gegeneinanderstellt, ist bemerkenswert.

Der dritte und letzte Akt des Films ist etwas irritierend, vor allem da es nicht wirklich eine klare „Auflösung“ des Films gibt. Jeder Zuschauer muss sich in gewisser Weise seinen eigenen Reim auf die Geschehnisse machen. Aber das ist ja nicht unbedingt ‚was schlechtes, im Gegenteil.

Schlichtweg atemberaubend ist die handwerkliche Umsetzung des Films, insbesondere die fantastische Kameraarbeit — fast alle Szenen sind perfekt komponiert, ausgeleuchtet und geschnitten. Was Ki-duk Kim da in weniger als zwei Monaten geschrieben und auf Zelluloid gebannt hat, beweist dass er ein ganz besonderes Händchen für Film hat. Die FAZ nennt den Film ein „Kinowunder“. Das will ich jetzt einfach mal so stehen lassen.

Sicherlich kein Film für jeden beliebigen Kinoabend, man sollte sich schon im Klaren sein, dass dies ein etwas ungewöhnlicher Film aus einem vollkommen anderen Kulturkreis ist, der den Zuschauer auch noch einige Zeit nach dem Abspann beschäftigen kann.

Bin-Jip läuft seit dem 11. August in den deutschen Kinos. Naja, man muss schon etwas suchen. Alternativ kann man sich auch die Region 3-Version für knapp 12 Euro von cdwow.com aus Hongkong schicken lassen (englischer Titel: „3 Iron“). Bei den wenigen Dialogzeilen reichen die englischen Untertitel voll und ganz.

Trailer und mehr gibt’s auf der deutschen Website www.bin-jip.de

 

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