Archiv der Kategorie 'Entertainment'


Emmys 2006

Sonntag, 27. August, 2006

Im Grunde sind die Emmys dieses Jahr wohl nur wegen Conan O’Brien sehenswert. Der Vollständigkeit halber hier der alljährliche Hinweis zum Programmieren des V[C|D]Rs:

So/Mo, 27.08.
02:00 – 05:15, Pro7: Emmys 2006 – live aus Los Angeles.

Firefly & Serenity: Done The Impossible

Samstag, 26. August, 2006

Fans von TV-Serien haben in der Vergangenheit schon oft beindruckende Schritte unternommen, um ihre Serie vor der Absetzung zu retten oder schlichtweg bei anderen Zuschauern bekannter zu machen. E-Mail- und Briefkampagnen sowie ganzseitige Anzeigen in einschlägigen Publikationen wie Variety und Hollywood Reporter gehören ja mittlerweile fast schon zum „Standardprogramm“ von Fanaktionen. Da werden auch gigantische Werbeplakate in Los Angeles und Riesenräder gemietet, der Jahresvorrat einer Kleinstadt an Tabasco-Flaschen an Programmverantwortliche geschickt und die Lieblingsserie in allen denkbaren Webforen und Online-Communities beworben.

Nur selten sind sie allerdings so erfolgreich wie im Fall der SciFi-Serie „Firefly„. Mittlerweile dürfte die Geschichte der Show wohl allgemein bekannt sein: Produziert von Joss Whedon („Buffy“) und unter anderem Tim Minear, war das unorthodoxe Drama bei den „Powers That Be“ von FOX nie sonderlich beliebt und wurde nach wenigen Episoden und einer chaotischen Ausstrahlungshistorie 2002 abgesetzt. Doch die begeisterten Fans liessen monatelang nicht locker und erreichten zunächst eine Veröffentlichung der wenigen Episoden auf DVD. Dieses DVD-Boxset ist bis heute in der Top20 der Amazon.com DVD-Charts zu finden und zählt in den USA zu den am besten verkauften Serien-Boxsets. Da die Serie auch Fans an den richtigen Stellen bei Universal Pictures hatte, kam 2005 ein Spielfilm zur Serie in die Kinos. Der Spielfilm war zwar kommerziell nur mäßig erfolgreich — er spielte gerade so seine Produktions- und Marketingkosten wieder ein — aber dennoch war „Serenity“ ein exzellentes Beispiel dafür, was Fans einer Serie durch ausdauerndes Lobbying bewirken können.

Diese Geschichte wurde nun in einer ausführlichen Dokumentation aufgearbeitet — und wie kann es anders sein: Produziert wurde sie von Fans des „Firefly“-Universums („The ‚Verse“). „Done The Impossible“ nennt sich passenderweise dieses knapp eineinhalbstündige Werk. Das Wiederbeleben des Firefly-Universums in einem Spielfilm war nach der Absetzung der Serie als „unmöglich“ bezeichnet worden.

dti_02.jpgEs ist allerdings kein „Making Of Serenity“ oder eine „Behind The Scenes“-Produktion. Es gibt relativ wenig neue Hintergründe über die Entstehung von Firefly zu erfahren. Aus rechtlichen Gründen konnte man auch keine Original-Szenen aus der Serie oder dem Spielfilm in die Produktion einbauen. Aber das war auch gar nicht beabsichtigt. „Done The Impossible“ ist in erster Linie eine Dokumentation von Fans über Fans für Fans. Wie sich Menschen aus allen Teilen der USA (und dem Rest der Welt) zunächst in Online-Communities trafen und sich allmählich eine Art globale Familie bildete — alle verbunden durch ihre Begeisterung für eine kurzlebige TV-Serie. Solche virtuellen Gemeinschaften bilden sich eigentlich fast jedes Jahr im Umfeld von TV-Serien — um so interessanter ist dieser dokumentarische Blick auf die Entstehung solch einer Community und die Bedeutung dieser nicht nur virtuellen „Familie“ für die involvierten Menschen. „Done The Impossible“ will nicht unbedingt ein zweites „Trekkies“ sein, dazu geht man die Sache auch etwas ernster an — während „Trekkies“ doch oftmals die unfreiwillige Lächerlichkeit diverser Trek-Fandom-Anhänger besonders betonte (und gerade daher auch sehr unterhaltsam ist ;-)).

dti_03.jpgLobenswert ist auch der Ansatz, die Stars der Serie nicht von den „normalen“ Fans zu trennen. Cast & Crew der Serie werden auch „nur“ als Fans von „Firefly“ gezeigt und nicht auf ein besonderes Podest gehoben. Dennoch ist die gesamte Produktion natürlich eine sehr einseitige und subjektive Lobhudelei auf das Firefly-Universum, seine Erfinder und seine Fans. Aber warum auch nicht? Angesichts der Zielgruppe der Doku ist das wirklich kein Kritikpunkt.

Zu Wort kommen neben einer breiten Palette von Fans aus allen Teilen der USA unter anderem auch die Macher der Serie Joss Whedon und Tim Minear, die Darsteller Alan Tudyk, Jewel Staite, Morena Baccarin, Nathan Fillon, Adam Baldwin und Ron Glass, die Universal-Pictures-Verantwortliche Mary Parent und viele mehr.

dti_07.jpgDie Dokumentation wurde Ende Juli 2006 auf DVD veröffentlicht und wird von den Machern in einer Art „Heim-Vertrieb“ über eine eigens dafür eingerichtete Website für derzeit knapp $20 verkauft. Die Doku selbst wurde unter einer Creative-Commons-Lizenz publiziert und kann somit frei kopiert und heruntergeladen werden. Doch die Dokumentation ist eigentlich nur ein kleiner Teil des „Done The Impossible“-Pakets. Die DVD-Edition beinhaltet knapp 6 weitere Stunden an Bonusmaterialien (die allerdings nicht unter einer CC-Lizenz stehen). Man findet im DVD-ROM-Teil eine interaktive Version der Dokumentation, ergänzt durch die vollständigen Fassungen(!) der Interviews, zusätzliche Informationen zu einzelnen Szenen der Doku, Musikvideos und einen Zugang zu geplanten Webmaterialien. Der DVD-Video-Teil beinhaltet noch einen Audio-Kommentar der Macher, ein Trivia-Game, diverse Featurettes, ein Glossar zum „‚Verse“ und mehr.

dti_06.jpgWas auf den ersten Blick überrascht ist die hohe technische Qualität der Dokumentation und der DVD insgesamt. Die Interviews wurden offensichtlich mit professioneller Hard- und Software und entsprechendem Know-How aufgezeichnet und geschnitten. Solch eine Fan-Made-Doku hätte auch leicht schief laufen können. Am heimischen PC produzierte Filmchen sind nicht selten überlange, übertriebene Chaos-Produktionen, an denen man als Außenstehender kaum Gefallen finden kann.

Nicht so mit „Done The Impossible“: Selten sieht man den Amateur-Charakter der Produktion durchschimmern, insgesamt ist sie mindestens on-par mit vermeintlich professionell produzierten DVD-Bonusmaterialien vieler Serien und Spielfilmen. Mit knapp 80 Minuten Laufzeit hat die Doku genau die richtige Länge, um das Thema zu vermitteln und nicht in dröge Wiederholungen abzugleiten. Als „Gastgeber“ der Dokumentation konnte man sogar Adam Baldwin („Jayne“) gewinnen. Anhand des umfangreichen Bonus-Materials kann man einen Einblick davon gewinnen, wie viel „Rohstoff“ die Produzenten zur Verfügung hatten. Daraus eine 80minütige Session zusammenzuschneiden, zeugt von der Professionalität der Produktion.

Wirklich sehenswert ist neben dem Documentary-Feature vor allem auch die interaktive Zeitleiste, in der weitere zahlreiche Videoclips eingebaut wurden. Und ebenfalls ein Highlight sind die vier Easter Eggs der DVD (eine weitere soll sich im DVD-ROM Teil verbergen). Schon alleine für die von der bezaubernden Jewel Staite („Wonderfalls“) gesprochenen Menu-Texte dürfte sich für einige die Anschaffung der DVD rechtfertigen…

dti_05.jpgAuch ungewöhnlich für eine DVD: Der „Hersteller“ hat Updates versprochen. In den nächsten Monaten sollen beispielsweise die webbasierten Bonusfeatures (die auch schon teilweise im DVD-ROM-Teil als Menupunkte aufgeführt sind) ergänzt werden. Außerdem sollen mit Patches auch diverse Fehler der DVD-ROM-Sektion behoben werden, die sich beispielsweise auf Windows-PCs im fehlerhaften Abspielen der Interviews äußern. Im dazugehörenden Forum erfährt man über den aktuellen Stand der DVD und erhält Support.

Fazit: Hardcore-Firefly-Fans haben diese DVD eh sicherlich schon im Regal stehen. Aber auch „normalere“ Freunde der Serie oder des Spielfilms dürften Gefallen an dieser Produktion finden. Es bietet die Gelegenheit, die Darsteller der Serie etwas persönlicher zu sehen und vor allem einen Überblick über die amerikanische Fanbewegung zu „Firefly“ zu erhalten. Es ist ein interessanter Einblick in die Familie der so genannten Browncoats. Vor allem: Dank der Creative-Commons-Lizenz der Dokumentation kann jedermann die 80-minütige Doku kostenlos herunterladen und komplett „probesehen“. Wer Gefallen daran findet, sollte sich dann die komplette DVD ordern. Einerseits unterstützt man damit die Macher, die offensichtlich einiges an Freizeit und viel Leidenschaft investiert haben und andererseits ist die Dokumentation nur eins von vielen Highlights auf der prall gepackten DVD. Einzig die Abspielprobleme der Bonusmaterialien auf älteren PCs und DVD-Spielern sowie die noch nicht vorhandenen Online-Ressourcen trüben derzeit noch das Gesamtbild.

5 Trends der TV-Season 2006/07

Freitag, 25. August, 2006

Maureen Ryan fasst in ihrem TV-Blog für die Chicago Tribune sehr treffend die fünf aktuellen Trends zusammen, die man in den Pilot-Episoden der neuen TV-Serien beobachten kann.

1. The rise of serialized drama.
2. Anti-heroes as lead characters.
3. Great pilot. Is it a show?
4. Two trends in program names.
5. The takeover of “thirtysomething” veterans.

Besonders am ersten Punkt kann man sehen, wie auch das TV-Geschäft einer Art „Schweinezyklus“ unterworfen ist: Noch vor ein paar Jahren musste man um den Untergang des Abendlandes fürchten, weil Reality-TV und Prozedurals so im Kommen waren. Doch dieses Jahr sieht die Situation grundlegend anders aus: Reality-TV ist in diesem Sommer derart hochkant auf allen Kanälen gefloppt, dass schon erste leise Abgesänge auf das gesamte Genre zu hören sind. Zu früh allerdings, solange Schwergewichter wie „Idol“ und „Dancing With…“ noch die Konkurrenz dominieren.

Fragt sich außerdem, wieviele der „Serials“ im Januar 2007 noch on-air sind und wielange dieser aktuelle positive Zyklusabschnitt des „Schweinezyklus“ anhält.

Punkt 3 („Great pilot. Is it a show?“) unterstreicht, wie hoch mittlerweile das Niveau bei den Pilot-Episoden ist. Manche Studios stopfen gar bis zu 10 Millionen US-Dollar in die Produktion einer Pilot-Episode und das sieht man auch auf den Schirm: Das sind fast schon kleine Kino-Filme.

Punkt 5 (Thirtysomething Alumni) war mir kürzlich auch schon aufgefallen: Überall tauchen in den Credits mittlerweile altbekannte Namen aus 30s-Zeiten auf — und ich wage zu behaupten, dass dadurch Zwick&Herskovitz auch im Jahre 2006 noch positiven Einfluss auf die Qualität in TV-Serien haben, obwohl sie schon seit einigen Jahren keine eigene Serie mehr on-air haben.

P.S.: Lesenswert ist auch ihre Zusammenfassung ihrer Eindrücke zu den neuen Serien, nach Wochentagen sortiert.

ZDF: Lasst es doch nächstens einfach ganz sein.

Donnerstag, 24. August, 2006

„Veronica Mars“ kommt ab 4.10. nachts. „Sopranos“-Déjà-Vu? You bet.

Mein Senf dazu dort.

P.S.: Seit Montag gibt’s die komplette zweite Staffel von „Mars“ in den USA auf DVD — diesmal auch mit Bonusmaterialien. Amazon.com und dvdpacific.com haben sie derzeit für umgerechnet knapp 35€ inkl. Versand gelistet.

Crime Prevention Unit: Und noch 'ne Copshow

Samstag, 19. August, 2006

Von wegen Sättigungsgrenze erreicht: ABC scheint noch einiges an Potential im Krimi-Genre zu vermuten und hat zumindest mal eine Pilotepisode von „Crime Prevention Unit“ geordert, wie der Hollywood Reporter berichtet. Die Serie soll auf der britischen Serie „Murder Prevention“ basieren. Dort steht eine Polizeieinheit im Mittelpunkt, die Kriminelle am Verüben einer Straftat hindern soll. Also mal nicht das übliche „Who’s the murderer?“-Spielchen von CSI & Co, sondern wohl eher ein „Who’s going to be a murderer?“.

Hinter der Show stehen Daniel Cerone („Clubhouse“, „Charmed“) sowie David Heyman, der sich vor allem als Co-Produzent von „Threshold“ und der Harry-Potter-Filmreihe einen Namen gemacht hat.

Lost Season 1 für 29 26,95 Euro

Donnerstag, 17. August, 2006

Endlich kommt mal etwas Bewegung in die Preise für die deutsche „LOST“-Box: Die komplette Season 1 gibt’s ab Freitag 18.8. beim MediaMarkt für 29 Euro (laut überregionalen Multimedia-Prospekt). Sind aber vermutlich fix vergriffen. Die Preise schienen ja monatelang bei 49 Euro eingefroren zu sein, bis sie sich nun in den letzten Wochen langsam an die 30 Euro-Grenze annäherten. Amazon.de verlangt noch 33 Euro. Fast soviel wird derzeit übrigens auch für die erste Hälfte(!) der zweiten Staffel verlangt.

Update: Amazon.de hat nachgezogen und den Preis auch drastisch gesenkt: Auf nun 26,95 Euro.

Oh, und Sid Meier’s Civilization IV für 20 Euro… aber ich hab doch gar keine Zeit zum Spielen… argh.

Emmys: Conan O'Brien im Interview

Dienstag, 15. August, 2006

Late-Night-Host Conan O’Brien spricht in einem Telefoninterview mit Tom O’Neil von der Los Angeles Times/The Envelope.com über seine bevorstehende Aufgabe als diesjähriger Emmy-Host und die Chancen seiner eigenen Show auf den ersten Emmy-Gewinn nach 20 Nominierungen. Auch ein Thema: Conans Meinung zum Emmy-Auswahlprozess und warum er ausgerechnet die „Finnland“-Episode nominierte. Podcast, 12 Minuten.

Fox startet Serien-Download

Montag, 14. August, 2006

Im Oktober beginnt auch 20th Century Fox mit einem eigenen Angebot zum Download von aktuellen Serien und Spielfilmen. Genutzt wird allerdings nicht iTunes (wo bereits einige Fox-Serien verkauft werden), sondern die Direct2Drive-Plattform von IGN, die bisher vor allem zur Distribution von Computer-Spielen eingesetzt wurde.

Zunächst sollen Episoden von Serien wie „24“, „Prison Break“ und „It’s Always Sunny in Philadelphia“ (FX) innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Ausstrahlung online gestellt werden. Der Preis einer Episode wird $1.99 betragen. Allerdings ist dieses Angebot (wie andere auch) nur für US-Amerikaner nutzbar. Zur Anwendung kommt das DRM-System des Microsoft Windows Media Player: Man darf maximal zwei Kopien machen (eine davon für ein mobiles Endgerät).

Neben den Serien-Episoden sollen auch aktuelle Spielfilme wie „X-Men: The Last Stand“ aus dem 20th Century Fox Portfolio ab Oktober über die Plattform vertrieben werden. Mittelfristig will man das Angebot auch in das jüngst aufgekaufte MySpace.com-System integrieren.

The Shape of Things (2003)

Sonntag, 13. August, 2006

„The Shape of Things“ stand schon länger auf meiner „To-Buy“-Liste. Irgendwann hatte ich mir mal eine Notiz zu diesem Film gemacht, aber warum und wie ich gerade darauf kam, weiss ich schon längst nicht mehr. Der Film basierte auf einem Theaterstück, das Anfang des Jahrzehnts in London lief — soviel wusste ich noch. Nun gut, durch Zufall fiel mir kürzlich ein günstiger Preis für die britische R2-DVD bei Amazon (Marketplace) auf, und das Ding wurde bestellt. Mit einer 6,9 als IMDb-Wertung und Rachel Weisz („The Constant Gardener“) in einer der Hauptrollen kann man für ein paar Pfund wohl auch nicht viel falsch machen.

Und es war wirklich ein guter Kauf. Ein auf den ersten Blick zwar etwas trockener aber gegen Ende sehr faszinierender Film.

shape_of_things_1.jpg

Adam (Paul Rudd, „Friends“) ist ein Geek erster Güte. Unsportlich, unattraktiv, etwas dicklich, mit Brille und fettigen Haaren ist er alles andere als ein Frauenmagnet. Er arbeitet neben seinem College-Studium als Aushilfe in einem Kunstmuseum in Kalifornien. Eines Tages begegnet er der sexy, forschen und auch mysteriösen Evelyn (Rachel Weisz), die entgegen aller Wahrscheinlichkeit Interesse an ihm zeigt. Die beiden verabreden sich zu einem Date, kommen sich näher und so beginnt eine mehrmonatige Beziehung. Ins Spiel kommt dann auch noch Adams bester Freund Phil (Fred Weller, „When Will I Be Loved“) sowie dessen Verlobte Jenny (Gretchen Mol), die auch recht irritiert darüber sind, dass solch eine attraktive Frau wie Evelyn Gefallen an Adam finden könnte. Um so erstaunter sind sie, als Adam langsam beginnt, eine Wandlung vom hässlichen und schüchternen Entlein zum attraktiven und selbstbewussten Mann durchzumachen.

„The Shape of Things“ ist ein schwer verdaulicher Film. Die ersten 60 Minuten lassen den Zuschauer etwas im Unklaren, wo der Film hin will, was er aussagen will. Zwischendurch mag man schon fürchten, dass es sich um eine billige misslunge Twen-Klamotte à la „She’s All That“ handelt. Aber da ist doch die ganze Zeit irgendwas im Hintergrund, irgendwas stimmt da nicht. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: Spätestens in den letzten zwanzig Minuten hat der Film die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, selbst wenn man zuvor schon ahnte, wo der Hase läuft. Das ist definitiv keine seichte Romanze, sondern ein toughes Drama um Kunst, Moral und Kaltblütigkeit, das einen auch nach dem Abspann noch einige Zeit beschäftigt.

shape_of_things_2.jpg
Einige wichtige Anmerkungen darf man bei einer Empfehlung des Films aber nicht unterlassen: Dies ist eine Theaterproduktion. Zwar auf Zelluloid gebannt und nicht auf einer Theaterbühne inszeniert, aber es bleibt kein Zweifel daran, dass Film eigentlich nur eine „Zweitverwertung“ für dieses Script ist. Regisseur Neil LaBute betont in der DVD-Einführung mit gutem Grund, dass er dem Original möglichst treu bleiben wollte. Es ist keine Produktion mit dutzenden Locations, vielen Umschnitten, aufwändigen Kamerafahrten, hipper Background-Musik und vielen Nebendarstellern. Nein, das ist im Grunde nur eine leicht aufgepeppte Theaterproduktion. 10 Szenen, 10 Locations, 4 Darsteller, viel Dialog. Schauspieler, die mit Schauspielern spielen und nicht mit Stichwortgebern neben der Kamera. Keine Nebendarsteller. Lange Einstellungen, kaum Umschnitte. Darauf sollte man vorbereitet sein, sonst stellt man die falschen Ansprüche und wähnt sich buchstäblich schnell im falschen Film. Aber sobald man sich darauf einlässt (und auch nicht nach ein paar Minuten enttäuscht die DVD aus dem Player reisst), wird man mit einem brillianten Schauspielstück belohnt, in dem die Dialoge und Inhalte zählen, nicht die Kameraarbeit (welche aber auch recht interessant — weil unorthodox — ist).

Allerdings hat die Umsetzung dieser Theaterproduktion auf die große Leinwand auch mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das beginnt schon damit, dass Film eben doch nicht unbedingt das ideale Medium für solch eine orginalgetreue Adaption ist. Zudem ist der absichtlich sehr einfach gehaltene Kamerastil gewöhnungsbedürftig. Die Darsteller laufen mehrmals aus dem Frame oder sind nur halb drin. Dialogszenen erstrecken sich über viele Minuten. Musik hört man nur für wenige Sekunden während den wenigen Szenenwechseln – und wirkt genau da irgendwie zu aufdringlich. Jedoch vor allem Gretchen Mol schafft den Sprung in das andere Medium nicht so recht, sie spielt noch zu aufdringlich, für einen großen Theatersaal und nicht für eine kleine Kamera, die auch kleinste Nuancen aufzeichnen kann. Insbesondere in den Flirt-Szenen mit Adam fällt das besonders auf.

Doch das Gesamtwerk ist dennoch überzeugend. Man spürt, dass die Schauspieler dieses Stück schon mehrere dutzend Male aufgeführt haben und somit mit den Charakteren intensiv vertraut sind. Es kommt selten vor, dass eine Theaterproduktion den Sprung auf die Leinwand schafft und dies auch noch mit denselben Schauspielern und Regisseur/Drehbuchautor verwirklicht wird. Aber auch nur so ist es möglich, einen 90-minütigen Spielfilm in gerade mal 18 Tagen abzudrehen und das auch noch mit solch langen Dialogszenen, bei denen die Darsteller einige Seiten Script auswendig lernen müssen.

the_shape_of_things_dvd.jpgZur britischen R2-DVD kann man nichts negatives sagen. Der Commentary Track ist sehr interessant und aufschlussreich. Regisseur Neil LaBute und Darsteller Paul Rudd palavern durchweg die vollen 90 Minuten mit unterhaltsamen und informativen Anekdoten. Im Grunde muss man den Film auch zweimal sehen (einmal mit Kommentar), um all die Kleinigkeiten zu entdecken, die trotz des hektischen Drehplans realisiert werden konnten. Dazu kommen noch ein paar Minuten Behind-The-Scenes-Materialien und ein amüsantes Mini-Filmchen, das eigentlich als Trailer gedacht war. Die US-amerikanische R1-Edition hat noch DTS-Sound, aber dies spielt bei dieser extrem dialoglastigen Produktion meines Erachtens keine Rolle.

Fazit: Empfehlenswert für Freunde des gesprochenen Worts. Vielleicht hat man „The Shape of Things“ ja schon mal bei einer Aufführung einer lokalen Theater-Truppe gesehen. Der Film ist allerdings etwas sperrig und erschliesst sich in manchen Details auch nur mithilfe des Commentary Tracks. Hier kann es sich auch lohnen, wenn man als Schüler vom Deutsch- (oder Englisch-) Leistungskurs nicht komplett angeödet war.

The Real World – Los Angeles

Samstag, 12. August, 2006

This is the true story, of seven strangers, picked to live in a house, work together and have their lives taped, to find out what happens, when people stop being polite, and start getting real.

Kürzlich wurde aus Anlass des 25jährigen Geburtstags von MTV von diversen Medien dem ehemaligen Musikvideo-Sender die Schuld für solche Reality-„Verbrechen“ wie „Big Brother“ gegeben. In gewisser Weise zu Recht. (Lesenswert zu diesem Thema übrigens Markus Kavkas Beitrag im ZEIT ZUENDER.) Aber das hat doch prompt wieder Erinnerungen geweckt…

Kleine Zeitreise: MTV Europe (aus London) war Anfang der 1990er eines der letzten über ASTRA noch frei empfangbaren englischsprachigen Programme. Das britische Sky One, wo ich noch im Herbst 1990 die erste Staffel der „Simpsons“ gesehen (aber zugegebenermassen noch recht wenig verstanden) hatte, war mittlerweile verschlüsselt. Und so verschlang man alles, was noch in Englisch über die Schüssel auf den heimischen Fernsehschirm kam — und das war eben vor allem MTV und seine VJs. Der unvergleichliche Ray Cokes (war „Most Wanted“ wirklich so brilliant oder ist das nur die verblassende Erinnerung, die alles in einem besseren Licht erscheinen lässt?), die auf ihre eigene Weise … ehm … „besondere“ Kristiane Backer (die keiner richtig leiden konnte).

Aber worauf ich eigentlich hinauswollte: So um 1993 lief auch „The Real World“ auf MTV Europe, recht zeitnah als Import vom US Muttersender. Und das auch gerne in so genannten „Marathons“ an einem Wochenende. 11 Stunden Programm wurden auf Samstag und Sonntag verteilt und man sass prompt den ganzen Tag vor der Glotze. Und lernte Englisch. Nicht unbedingt das Englisch, das man in Schulbüchern fand, aber das war egal — es war cool, es war aus den USA und am nächsten Tag Thema auf dem Schulhof. Markus Kavka beschreibt die Situation ganz passend: „Das war Anfang der 90er Jahre, und da war das alles aufregend und neu und Englisch. Man war privilegiert, und das nicht nur, weil man Kabelfernsehen hatte, sondern weil man auch besser Englisch konnte als die anderen und man mit einem Schlag zu einem offenen, coolen Europa gehörte“.

rwla.jpgAm besten kann ich mich noch an die zweite Staffel „The Real World“ (Los Angeles) erinnern, mit dem erzkonservativen Möchtegern-Country Sänger Jon, der vor allem mit den weiblichen Mitbewohnern öfters aneinanderrasselte. Ein Jahr später dann „San Francisco“, mit u.a. dem AIDS-kranken Pedro, der kurz nach dem Ende der Dreharbeiten starb. Kurz darauf wurde MTV Europe über Satellit verschlüsselt und damit war Schluß mit „The Real World“ — zumindest für mich.

Das Showkonzept war simpel wie auch für die damalige Zeit revolutionär. Heute kennt man es als „Big Brother“ und hat schon längst jegliche Originalität verloren. Auch „The Real World“ läuft heute nach siebzehn Jahren immer noch auf MTV, ich habe nach 1995 nur noch ein oder zwei Episoden gesehen, kein Vergleich mehr mit dem Reiz des „Neuen“ aus der Anfangszeit. Nur noch das übliche nervige Soap/Reality-Einerlei.

MTV hatte mal angefangen, die alten „Real World“-Staffeln komplett auf DVD zu veröffentlichen. Aber schon nach Season 1 „New York“ war Schluß, außerdem für einen vergleichsweise heftigen Preis (ca $30) und mit komplett ausgetauschter Musik(!). Ich frage mich allerdings trotzdem, wie lange ich widerstehen könnte, wenn die „Los Angeles“-Staffel mal auf den Markt kommen sollte — verfluchter Sentimentalismus!

Ich muss also zugeben: Ja, ich war auch mal ein Reality-Show-Fan 🙂

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen