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Torchwood: The darker side of Doctor Who

Mittwoch, 25. Oktober, 2006

Ich muss sagen, mir gefällt’s. Das kann natürlich jetzt auch der Newcomer/Pilot-Bonus sein, aber die ersten beiden Episoden von „Torchwood“ (ein Anagramm für „Doctor Who“) haben mir besser gefallen als weite Teile der zweiten Staffel von dem „neuen“ Doctor. Zwar wurde teilweise etwas zu effekthaschend auf Blood&Sex-Szenen gesetzt, aber die Show ist zumindest mal deutlich unterhaltsamer und spannender als das kurz vorher gelaufene gähnend langweilige „Robin Hood“-Debut. Alle „Torchwood“-Hauptcharaktere fand ich auf Anhieb ansprechend und interessant, die Hauptdarsteller wirken glaubhaft und die Serie folgt mal einer neuen Variante des üblichen SciFi-Hokuspokus: Anstatt den nutzlosen Versuch zu unternehmen, mit Technobabbel zu erklären, warum etwas funktioniert, wird einfach nur behauptet: Es funktioniert halt. Schön auch, dass die Serie sich nicht zu ernst nimmt, die (sympathische) Neue im Team darf auch gleich zu Beginn mal feststellen, dass die vom Autor ausgedachte schöne Alien-Technologie einen kleinen (Denk-)Fehler hat (durch den Aufzug muss da ja ein Loch im Boden sein). Dazu sind die Dialoge und Szenen im typischen DrWho-Stil zeitweise sehr amüsant und mit einer gewissen Portion trockenen Humor versehen. Ja, die Show hat Potenzial. Mal sehen, was sie über den Verlauf der Staffel daraus machen.

Warum kann sowas eigentlich nicht in Deutschland produziert werden? So teuer kann das doch nicht sein, wenn die Briten es auf die Beine stellen. Aber in Deutschland würde das wohl in eine Stereotypen-überladene Billig-Show mit miesen Schauspielern und noch schlechteren 08/15-Skripten mutieren. Die Briten scheinen da mit mehr Souveränität und Selbstbewusstsein ranzugehen. Auf der anderen Seite, seit der Adaption von „Office“ in „Stromberg“ kann man ja wieder Hoffnung haben. Vielleicht wagt ja jemand mal ein Remake von „Raumpatrouille Orion“ im Stil von „Battlestar Galactica“ 😉

Die besten neuen Serien der Season 2006/07

Freitag, 13. Oktober, 2006

Hier ist nun also die Mutter aller waghalsigen Meinungsäußerungen: Die komplett subjektive und doch imperative Hitliste der besten neuen Serien der US-Season 2006/07.

Ja, ich habe mich getraut und tatsächlich eine nummerierte Hitliste aufgestellt. Ich ahne jetzt schon, dass solch eine Aufreihung durchaus Protest hervorrufen wird. Und um dem sogar noch eines obendrauf zu setzen, habe ich auch noch Punkte in willkürlich festgelegten Kategorien vergeben, darunter solche Gummi-Kategorien wie „Qualität“, die selbstverständlich nur dazu da sind, meinen extrem guten und unübertrefflichen Geschmack als alleinige Wahrheit festzulegen ;-). Es ist ohne Zweifel nicht nur ein Vergleich von Birnen und Äpfeln sondern hier wird gleich die komplette durchschnittliche Jahresproduktion eines mitteldeutschen Schrebergartens gegeneinander aufgewogen.

Aber das schmälert in meinen Augen nicht die Dominanz des wiederauferstandenen NBC. Die haben dieses Jahr die mit Abstand besten Pilots — alleine die hätten in so manchen Jahren schon für alle sechsfünf Big Networks ausgereicht… and then some. Zumindest qualitativ ist die Season 2006/07 bereits jetzt die Comeback-Season für NBC — ähnlich wie vor zwei Jahren ABC. Billig war das aber wohl nicht für NBC. Leider kann NBC aber auch nicht in allen Fällen gute Quoten als Belohnung ernten. Außerdem zeigt sich dieses Jahr, dass ausgerechnet die teuersten Shows („Studio 60“, „Smith“) nicht die Quoten-Hoffnungen erfüllen, während die billigeren („Heroes“, „Ugly Betty“) zu unerwarteten Hits aufsteigen.

Es muss einem Network also richtig schlecht gehen, damit es sich mit innovativen neuen Produktionen auch mal auf neue Wege traut. Freuen wir uns also schon mal auf das 2008er Lineup von FOX… 😉

Zumindest hinsichtlich der Quoten fehlen aber noch die dicken, fetten „Break-Out“-Hits. Auch 06/07 lebt weiterhin im zügigen Windschatten der CSIs, House, -wives, 24, Losties und grauen Anatomien, die schon das Vorjahr bestimmten und lediglich vor amerikanischen Idolen noch respektvoll den Hut ziehen. Aber die Season ist noch jung, Ende November dürfte sich bereits die Spreu vom Weizen getrennt haben und diese Liste um einiges kürzer sein. (Wobei aber auch einige Shows erst noch in den nächsten Wochen starten).

In dieser Liste sind nur die Shows der FreeTV-Stationen berücksichtigt. Showtimes „Dexter“ spielt aber sicherlich ganz vorne mit. Mit „Langzeitspielspass“ bewerte ich, wie sich die Show in Wiederholungen schlägt, bzw. ob eine Anschaffung auf DVD in Frage kommt.

Dramen

Herausragend

1. Studio 60 on the Sunset Strip (NBC)
Eigentlich wollte ich nach der Pilot-Episode den ersten Platz nicht an „Studio 60“ vergeben, aber die nachfolgenden Episoden haben dann doch überzeugt, so dass es nun keinen Weg vorbei an dieser Platzierung gab: Sorkin und Schlamme erfüllen zumindest meine hochgesetzten Erwartungen, auch wenn es nur (sehr, sehr guter) alter Wein in neuen Schläuchen ist. Allerdings hat die Serie um die Ereignisse hinter den Kulissen einer Comedyshow ein paar „Schönheitsfehler“, die hauptsächlich in dem selbst-überzeugten und gewöhnungsbedürftigen Schreibstil von Sorkin begründet liegen.
Qualität: ****
Spannung: ***
Humor: **
Langzeitspielspass: ****
Seasonarc: **
Guilty Pleasure:
Absetzungsgefahr: Mittel

2. The Black Donnellys (NBC, Midseason)
Ist das noch TV oder schon Kino? Eine der besten Pilot-Episoden der letzten Jahre, wenn nicht sogar die beste. Ein packendes Porträt vier Brüder irischer Abstammung. Und was man selten erlebt: Man kann sich schon jetzt gut vorstellen, dass die Serie da mithalten kann. Warum startet sowas erst im Januar? Möglicherweise zu schwer verdaulich für das durchschnittliche amerikanische Publikum?
Qualität: ****
Spannung: ***
Humor: *
Langzeitspielspass: ? (noch zu früh)
Seasonarc: ***
Guilty Pleasure:
Absetzungsgefahr: ? (noch zu früh)

3. Friday Night Lights (NBC)
Man würde denken, dass dieses Sportlerdrama primär etwas für Sportfilm-Fans ist, aber interessanterweise wird (dank Jason Katims) auch das Teenage-Angst-Genre bedient. Die Regiearbeit der ersten Episoden ist brilliant, die Show atmosphärisch dicht und packend, die Charaktere für eine Sportler-Show überraschend mehrdimensional, Kyle Chandler nach „Studio 60s“ Matthew Perry die NeuWiederentdeckung des Jahres. Die Quoten spiegeln das allerdings nicht wieder.
Qualität: ****
Spannung: **
Humor: *
Langzeitspielspass: **
Seasonarc: **
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Hoch

Sehenswert

4. Heroes (NBC)
Startet langsam, aber lässt einen dann nicht mehr los. Eine Serie um eine Gruppe von Menschen, die à la X-Men die nächste Evolutionsstufe der Menschheit erklommen haben. Beste neue SciFi/Mystery-Show der Season. Allerdings lebt die Show vor allem von ihren (exzellenten) Cliffhangern, manche Charaktere und Szenen sind noch etwas dünn. Die Serie hat aber sicherlich Potential.
Qualität: ***
Spannung: ***
Humor: **
Langzeitspielspass: ***
Seasonarc: ***
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Gering

5. Brothers and Sisters (ABC)
Sehr gutes Familien-Drama mit einem exzellenten Cast und einer herausragenden Sally Field. Auch der vermeintliche Star der Show, Calista Flockhart, weiss in weiten Teilen in dieser Drama-Rolle zu überzeugen, auch wenn man ihr die konservative Hardcore-Gesinnung nicht so recht abnehmen mag. Eine der wenigen Serien dieses Jahres, die sich im Verlauf der ersten Episoden steigerten. Fraglich ist allerdings, wohin sich die Show zukünftig orientiert. Ein zu großer Schwerpunkt auf den Beziehungsdramen würde der Serie nicht guttun.
Qualität: ***
Spannung: **
Humor: *
Langzeitspielspass: **
Seasonarc: **
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Gering

6. Traveler (ABC, Midseason)
Ein spannendes Konzept um drei junge Studenten, die in einen Komplott um einen vermeintlichen Terroranschlag verwickelt werden. Die Pilot-Episode war sehr sauber inszeniert und könnte zünden … vorausgesetzt, die Storyline der nachfolgenden Episoden kann da mithalten.
Qualität: **
Spannung: ***
Humor:
Langzeitspielspass: ? (noch zu früh)
Seasonarc: **
Guilty Pleasure: ***
Absetzungsgefahr: ? (noch zu früh)

7. Ugly Betty (ABC)
Wirklich „sehenswert“ wohl nur für Soap-Fans. Aber diese Zuschauer-Gruppe wird eine sympathische, manchmal etwas over-the-top Show vorfinden, die einerseits alle Merkmale einer typischen Telenovela aufweist, aber andererseits auch gute Drama-Elemente integriert. Profitiert vor allem von der guten Hauptdarstellerin America Ferrera.
Qualität: **
Spannung: *
Humor: **
Langzeitspielspass: *
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: ****
Absetzungsgefahr: Keine

Solide

8. Six Degrees (ABC)
Vom Storytellingprinzip und Charakteraufbau her eine ansprechende Show rund um soziale Verknüpfungen zunächst wildfremder Menschen. Insbesondere die Charaktere sind sorgfältig gezeichnet und interessant. Leider haben die Skripte mit einigen Leerläufen zu kämpfen und sind oftmals zu träge. Dazu kommen nun auch noch niedrige Quoten. Vielleicht fehlt nur ein passendes Lead-In, aber ich fürchte, diese Show wird es nicht leicht haben.
Qualität: **
Spannung: **
Humor: *
Langzeitspielspass: **
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: **
Absetzungsgefahr: Mittel bis hoch

9. Standoff (FOX)
Amüsanter als alle neue FOX-Comedies zusammen und doch kein Dramedy. Eine Krimi-Serie um ein Paar, das auch beruflich bei einer Spezial-Einsatztruppe zusammenarbeitet. Für ein Prozedural dieses Genres eigentlich sehr unterhaltsam. Analog zu „Easy Listening“ ist das wohl ein Vertreter von „Easy Watching“.
Qualität: *
Spannung: *
Humor: ***
Langzeitspielspass: *
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: ***
Absetzungsgefahr: Hoch

10. Men in Trees (ABC)
Ein netter Grey’s Anatomy/Ausgerechnet Alaska meets Sex and the City/Everwood-Mix mit der bestechenden Anne Heche. Viele Klischees und abgedroschene Storylines, aber Anne Heche trägt die Show tapfer auf den eigenen Schultern und rettet fast jede Szene. Auch im Grunde nur eine weitere „Who sleeps with whom“-Show, aber eine nette. Die Quoten sind eher mau.
Qualität: **
Spannung: *
Humor: ***
Langzeitspielspass: *
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: ***
Absetzungsgefahr: Mittel bis hoch

11. Justice (FOX)
Krimiserie um ein Team exzellenter Anwälte, die auch vor unsauberen Techniken nicht zurückschrecken. Zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man den überzeichneten aggressiv-gereizten Victor Garber mal akzeptiert hat, ist die Show recht spannnend. Besonders guter Twist: Die „How it really happened“-Klarstellung am Ende.
Qualität: **
Spannung: **
Humor: *
Langzeitspielspass: *
Seasonarc:
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Mittel bis hoch

12. Faceless (FOX, eventuell Midseason?)
Ein ehemaliger FBI-Agent geht auf eine Rache-Tour in die Unterwelt. Viele „Lone Warrior“-Klischees und eine etwas arg schnelle Story, die zunächst etwas verwirrt, bis man die Personen zuordnen kann. Auch bei weitem kein sensationell neues Konzept. Aber gegen Ende findet die Episode ihren Rhythmus und dann ist es immerhin eine actionreiche und gut inszenierte Show.
Qualität: **
Spannung: **
Humor:
Langzeitspielspass: (noch zu früh)
Seasonarc: *
Guilty Pleasure:
Absetzungsgefahr: (noch zu früh)

13. Smith (CBS)
Eigentlich recht spannend geht es in diesem Drama um Kunsträuber. Die Erzählweise mit vielen Zeitsprüngen ist etwas irritierend. Für CBS waren 8 Millionen Zuschauer angesichts der hohen Kosten der Show allerdings nicht gut genug und so wurde sie nach drei Wochen abgesetzt.
Qualität: **
Spannung: **
Humor: *
Langzeitspielspass:
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Schon weg

14. The Nine (ABC)
Ein mühsam konstruierter Seasonarc um die Ereignisse während eines 52-stündigen Banküberfalls. Einzig gut an der Serie sind die letzten 30 Minuten der Pilotepisode: Man wird von einem interessanten Storytwist überrascht, der auch zunächst gut funktioniert. Danach geht’s aber im Eiltempo bergab. Schon die zweite Episode ist ein kompletter Griff in den Lokus. Die Charaktere sind nicht im geringsten interessant, das Geheimnis um die Geschehnisse während des Banküberfalls verliert somit auch rapide an Anziehungskraft. Fürchterliche Pseudo-Flashbacks und hoher „Who cares?“-Faktor. Einzig guter Moment: „You Get What You Give“ von den New Radicals als Backgroundsong während John Billingsleys Charakter einen Schlussstrich zieht.
Qualität: *
Spannung: *
Humor: *
Langzeitspielspass: *
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Mittel

15. Raines (NBC, Midseason)
Ein Cop sieht Geister. Die vermeintliche Hauptüberraschung dieser Mystery/Spook Show war schon von Minute 1 vorhersehbar. Männliches „Medium“ mit einem sperrigen Script und einem hölzernen Hauptdarsteller, der irgendwie unterfordert scheint. Aber hey, es ist Jeff Goldblum, also wollen wir die Show mal noch nicht komplett abschreiben.
Qualität: **
Spannung: *
Humor: *
Langzeitspielspass: ? (noch zu früh)
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: ? (noch zu früh)

16. Kidnapped (NBC)
Kidnapped ist in meinen Augen das bessere „Vanished“, aber mehr auch nicht.
Qualität: *
Spannung: **
Humor:
Langzeitspielspass:
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Schon so gut wie weg

Ferner liefen

Runaway, Vanished, Shark, Jericho
Allesamt so unterdurchschnittlich bis schlecht, dass ich sie nicht einzeln berücksichtige. Zu „Jericho“ hab ich meine Meinung ja schon ausführlich dargelegt, die hat sich auch nach Episode 2 nicht großartig geändert.

B) Half-Hour Comedy / Sitcom

Sehenswert

1. The Singles Table (NBC, Midseason)
Sehr amüsanter Pilot mit sehr guten Comedy-Schauspielern (Alicia Silverstone, John Cho, Rhea Seehorn) um eine Gruppe von Singles, die sich bei einer Hochzeit kennenlernen.
Qualität: **
Spannung:
Humor: ***
Langzeitspielspass: ? (noch zu früh)
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: **
Absetzungsgefahr: ? (noch zu früh)

2. 30 Rock (NBC)
Eine Show von, mit und über Tina Fey (früher „Saturday Night Live“). Neben „Studio 60“ die zweite Serie dieser Season um die Behind-the-scenes-Ereignisse einer Comedy-Show. Immerhin hat die Show in der Show von „30 Rock“ einigermassen amüsante Gags. Weiterer Bonuspunkt: Kein Laughtrack. Dennoch wirkte die (neue) Pilotepisode reichlich holprig und die Dialoge sind zwar gewitzt, aber eher durchschnittlich. Insbesondere Jane Krakowski als vermeintlicher Star der Comedy-Show ist wenig glaubhaft.
Qualität: *
Spannung:
Humor: ***
Langzeitspielspass:
Seasonarc: *
Guilty Pleasure: *
Absetzungsgefahr: Mittel / (noch zu früh)

Ferner liefen

Nein, es gibt weder „herausragende“ noch „solide“ Comedy-Shows dieses Jahr. Stattdessen unfassbar viel Sondermüll.

3. Help Me Help You (ABC): O Becker, Where Art Thou? Hie und da ganz amüsant, aber wozu all diese Nebencharaktere?
4. Til Death (FOX): Routinierte 08/15-Gags um ein altes, abgedroschenes Thema. „That’s why china rhimes with vagina!“
5. The Class (CBS): Hie und da ein paar Hoffnungsschimmer, aber soviele grauenhafte Charaktere und Dialoge, dass es schon schmerzt.
6. Knights of Prosperity (ABC): Call me stupid and unfunny, but I don’t get it.
7. Happy Hour (FOX): Nicht ein einziger Lacher. Wie kommt sowas auf den Sender?
8. Twenty Good Years (NBC): Jeffrey Tambor („Arrested Development“) und John Lithgow („3rd rock from the sun“) tun mir ja so leid. Vor wenigen Jahren noch Stars in funktionierenden Shows, nun am Abgrund des Comedy-Universums in einer unsäglich schlechten Show.

ABC: "Brothers & Sisters" solide

Montag, 9. Oktober, 2006

Auch in der dritten Woche hat ABCs neue Dramahoffnung „Brothers & Sisters“ ein wenig bei den Zuschauerzahlen einbüssen müssen (von 9,1 auf 8,6 in den Overnights), der Unterschied zum Lead-In „Desperate Housewives“ ist noch ein Stückchen größer geworden.

Aber ich denke, die Show hat sich nun stabilisiert. Und das gilt nicht nur für die Quote. Die ersten beiden Episoden waren noch etwas sperrig und hatten mich zunächst nicht sonderlich angesprochen. Aber in Woche drei wurde die Sache interessanter, die Charaktere etwas mehrdimensionaler. Ich würde „Brothers and Sisters“ derzeit am ehesten für den alljährlich vergebenen „thirtysomething“-Gedächtnis-Preis nominieren — sie hat dieses Jahr von allen neuen Shows am meisten „30s“-Touch. Und das nicht nur wegen Patricia Wettig (vor der Kamera) und Ken Olin (hinter der Kamera). Nein, vor allem wegen Sally Fields. Die Frau ist fast schon zu schade für TV — sie hatte ja schon in „ER“ gezeigt, dass sie bei emotional schwierigen Szenen zu Höchstform auflaufen kann.

Aber auch AllyCalista Flockhart ist ein überraschend solider Grundpfeiler des Dramas, sie hat seit „Ally McBeal“ doch deutlich mehr an Ausdrucksfähigkeit hinzugewonnen. Dazu auch eine sehr gute Leistung von Rachel Griffiths, deren Charakter zwar nicht an ihre facettenreichen Rolle in „Six Feet Under“ heranreicht, aber dennoch interessantes Potential zeigt. Schade ist etwas, dass die Liebesbeziehung zwischen Kitty (Flockhart) und Warren (Hopkins) so in den Vordergrund gestellt wird — mir stehen die ganzen „Wer-schläft-mit-wem“-Dramasoaps langsam Oberkante Unterlippe. Aber es werden immerhin die ärgsten Klischees umschifft. Umso mehr freue ich mich dann auf die Momente, in denen es mal nicht nur um „das Eine“ geht. Immerhin halten sie nicht mit allen großen Geheimnissen lange hinter dem Berg und haben gerade in der dritten Episode einige überraschende Enthüllungen in eine Episode gepackt, die andere Serien über eine ganze Staffel gestreckt hätten (womit wir wieder bei der Kitty/Warren-Beziehung wären). Im Mittelpunkt der Show steht eine recht alltägliche Familiengeschichte, das ist einerseits eine erfrischende Abwechslung (keine ausladende und schwergewichtige High-Profile-Show), aber auch gleichzeitig ein Schwachpunkt. Denn solche Serien, die „einfache“ Geschichten erzählen, haben es heutzutage schwer, die kritische Masse an Zuschauern zu gewinnen, da sie sich nur schwer promoten lassen. „Once and Again“ war eines der letzten Dramen, die sowas (zunächst ja auch recht erfolgreich) versuchten.

Einziger dicker Minuspunkt ist derzeit noch Ron Rifkin. So schnell nach seiner „Alias“-Fiesling-Rolle ist er einfach der Falsche für diese Rolle. Ich kann gar nicht anders, als seinem Charakter zutiefst zu misstrauen (was wohl auch berechtigt ist) — aber dass ich immer noch jeden Moment damit rechne, dass Sydney Bristow hereingestürmt kommt und Sloane umnietet, hilft beim Geniessen der Show nicht so recht.

Zusammengefasst ist die Schauspielerleistung von „Brothers and Sisters“ sicherlich exzellent und sehenswert. Auch die Skripte werden zunehmend besser und „echter“. Aber es fehlt noch ‚was: Mehr „thirtysomething“-Feeling 😉

Eureka²

Donnerstag, 5. Oktober, 2006

Die SciFi-Serie „Eureka“ wurde passend zum Seasonfinale diese Woche offiziell für eine zweite Staffel verlängert. 13 Episoden wurden bestellt und sollen im Sommer 2007 ausgestrahlt werden.

eureka.jpg

„Eureka“ ist sicherlich kein hochdramatisches SciFi-Drama im Stil von „Galactica“, sondern eine sympathische und locker-leichte Unterhaltungsshow, die einfach nett anzuschauen ist. Das Konzept der Show um eine hochtechnisierte und fortschrittliche Stadt voller genialer Wissenschaftler ist erfrischend und vor allem: Es funktioniert. Dies ist unter anderem auch Colin Ferguson zu verdanken in der Rolle des von dem Techno-Babbel überforderten „Normalos“, der als Sheriff von außerhalb in diese geschlossene Gemeinde aufgenommen wird. Auch wenn (oder gerade weil) er kein Wissenschaftler mit Tunnelblick ist, kann er immer mit ein paar „altmodischen“ Kniffen den Tag (und die Welt und das Raum/Zeitkontinuum) retten. Insbesondere die als B-Story weitergeführte Vater-Tochter-Storyline mit der aufmüpfigen und teilweise herrlich sarkastischen „Zoe“ ist höchst unterhaltsam. Der übergreifende Mystery-Arc ist etwas verunglückt und die Stories strapazieren die Gutgläubigkeit der Zuschauer, aber das machen die ansprechend gezeichneten Charaktere wieder wett. Das „gezeichnet“ kann man fast wörtlich nehmen, eigentlich war „Eureka“ ja als Zeichentrickserie konzipiert gewesen.

Ich denke, die Show spielt in einer „Feel-Good“-Liga mit Serien wie „Monk“: Keine weltbewegenden Shows, die Genres definieren — aber eben einfach gut gemachte Unterhaltung, die sich auch selbst nicht immer so ernst nimmt. Mitverantwortlich dafür ist übrigens Autoren-Urgestein David Greenwalt, der bereits von „Doogie Howser“ über „Wonder Years“, „Profit“ bis hin zu „Buffy“ und „X-Files“ schon in verschiedenen Rollen hinter der Kamera an sehenswerten TV-Projekten beteiligt war.

thirteen – dreizehn

Samstag, 23. September, 2006

Vor kurzem habe ich die deutsche DVD von „thirteen“ („dreizehn“) irgendwo zum Sonderpreis im Regal stehen sehen und da musste ich wieder an diesen unvollendeten Blog-Eintrag denken. Bei so vielen Reviews schaffe ich es zwar oft, schnell ein paar Stichworte hinzuschreiben, aber für ausführlichere Reviews fehlt die Zeit. Aber nun will ich doch zumindest mal eine Empfehlung für den Film loswerden. Mittlerweile ist es schon wieder so lange her seit ich den Film gesehen habe, dass die Erinnerung allmählich zu verblassen zu beginnt. Doch der generelle Eindruck wird wohl noch eine Zeit lang hängen bleiben, denn das ist schon ziemlich starker Tobak, der dem Zuschauer da präsentiert wird.

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Denn „thirteen“ ist nicht ganz so leicht verdaulich wie andere „Coming of age“-Teenage-Filmchen. Das hier ist keine süße Komödie mit Lindsay Lohan, die sich zu irgendeinem Konzert davonstiehlt. In gewisser Weise ähnlich zu Eminems „8 Mile“ ist „thirteen“ vor allem ein verstörendes Bild einer perspektivlosen Jugend in diversen sozialen Brennpunkten (nicht nur) in den USA. Frühreife Kids und deren drogenabhängigen Eltern, die längst jede Kontrolle über ihren rebellierenden Nachwuchs verloren haben — wie man sie öfters auch bei solchen fragwürdigen Reality-Shows wie „die Nanny“ sieht.

Der Film basiert auf den semi-autobiographischen Notizen der jungen Autorin und Schauspielerin Nikki Reed, die in „thirteen“ auch die zweite Hauptrolle spielt. Als Nikki im Alter von 13 Jahren einige familiäre Probleme hatte, riet ihr Regisseurin Catherine Hardwicke (die mit ihrem Vater befreundet ist), ein Tagebuch zu schrieben. Doch Nikki schrieb gleich einen Drehbuchentwurf – der nach einigen Modifikationen in Zusammenarbeit mit Catherine Hardwicke bereits kurze Zeit später verfilmt wurde. Die Produktion ist eine typische kleine Independent-Produktion, die oft trotz (oder gerade wegen) der knappen Finanzmittel auf realistische und ergreifende Art die Lebenskrisen der Protagonisten porträtieren.

thirteen_02.jpgDie aus einem kaputten Elternhaus stammende Tracy (Evan Rachel Wood) steht mitten in der Pubertät und sieht ihre Mutter (Holly Hunter) schon lange nicht mehr als authoritäres Vorbild, sondern eher als Schlampe auf Alkohol-Entzug, die sich von Männern für Sex ausnutzen lässt. Tracy ist zunächst ein zurückhaltendes, fleissiges Mädchen, das jedoch stark unter den Verhältnissen in ihrer Familie leidet. Mutter und Tochter leben in armen, aber durchaus noch erträglichen Umständen. Doch Tracy ist das nicht genug. Ihre wohlbehüteten Freundinnen aus der Kindheit sind ihr mittlerweile langweilig. Sie will ihre Grenzen austesten, Risiken eingehen, das Leben „spüren“ und gegen ihre Eltern rebellieren. Genau richtig kommt da die schulweit als Draufgängerin bekannte Evie (Nikki Reed), die Tracy auch prompt unter ihre Fittiche nimmt, und sie zu Diebstählen, Abenteuern mit Jungs und Drogen anstiftet. Doch schon recht schnell wird die Schülerin zur Meisterin und alles gerät massiv ausser Kontrolle.

Man erlebt quasi hautnah in der ersten Reihe, wie das Leben der gerade mal dreizehnjährigen(!) Tracy rasch entgleist und durch den Einfluss von Evie in eine Katastrophe nach der anderen gerät. Dazu die ohnmächtigen Eltern, die überhaupt nicht wissen, was sich im Leben ihrer Töchter abspielt und kaum noch in der Lage sind, ihrer Rolle als verantwortliche Erwachsenen gerecht zu werden — sondern selbst von der eigenen Tochter manipuliert werden.

thirteen_03.jpgDie Schauspielerleistungen sind exzellent, besonders erwähnenswert ist die junge Schauspielhoffnung Evan Rachel Wood („Once and Again“), die in der Hauptrolle brilliert. Die schrittweise unheilvolle Transformation des „braven“ Mädchens zu einem drogenkonsumierenden School-Dropout ist erschütternd glaubhaft. Aber vor allem Holly Hunter in der Rolle der überforderten aber doch liebenden Mutter ist beklemmend echt und das Highlight des Films. Sie kotzt sich regelrecht die Seele aus dem Leib in diesem Streifen. Beängstigend, bedrückend — und doch ist da irgendwo noch ein Funken Hoffnung.

Gegenwärtig ist Co-Autorin Nikki Reed eine einigermassen erfolgreiche Jungschauspielerin, unter anderem hatte sie eine wiederkehrende Rolle in „the OC“ und spielte gerade in die Hauprolle in „Mini’s First Time“. In „thirteen“ kann sie nicht so recht überzeugen, aber sie spielt auch „nur“ die Rolle der „Verführerin“ und steht nicht so im emotionalen Mittelpunkt wie Holly Hunter und Evan Rachel Wood.

dreizehn_dvd.jpgHighly Recommended, aber sicherlich ist das kein „feel good movie“ für einen gemütlichen Filmabend. Die FSK hat den Film ab 12 freigegeben und vielleicht kann man ihn so gut als eine Art „abschreckendes Beispiel“ und Lehrstück für junge Teenager einsetzen. Gleiches gilt im Grunde für (zukünftige) Eltern … allerdings kann man nach dem Film auch erstmal die Lust aufs Kinderkriegen verlieren 😉

Die Extras der DVD runden das Filmerlebnis sinnvoll ab: Es gibt einige entfallene Szenen sowie ein interessanter Audiokommentar mit der Regisseurin und den Hauptdarstellerinnen sowie ein paar kurze Featurettes. „dreizehn“-DVD bei amazon.de.

The Last Kiss – L'Ultimo Bacio

Freitag, 1. September, 2006

thelastkiss.jpgEndlich lag er heute im Briefkasten: Der „Last Kiss“ Soundtrack.

Wenn der Film das hält, was der Soundtrack bereits jetzt verspricht, dann dürfte das Remake von „L’Ultimo Bacio“ durchaus sehenswert sein. Mit von der Partie als Hauptdarsteller ist Zach Braff („Scrubs“). Zach durfte darüberhinaus nach dem Erfolg des „Garden State“-Soundtracks die Aufgabe übernehmen, auch den Soundtrack für „The Last Kiss“ zu produzieren. In seinem Blog bezeichnet er den „Last Kiss“-Soundtrack dann auch ausdrücklich als Fortsetzung des „Garden State“-Soundtracks. Und nächstes Jahr dürfte mit „Open Hearts“ wohl schon der dritte Teil seiner musikalischen Reise anstehen. Der Mann hat einfach ein gutes Händchen für schöne (wenn auch etwas „mellow“) Soundtracks, denen es gelingt, die jeweiligen Filme noch mal ein gutes Stückchen aufzuwerten. Welches Hoffnungen auch bei Lakeshore Records mit seim Namen verbindet, zeigt schon der kleine Aufkleber auf der CD: „handpicked by Zach Braff“.

Und ich denke, er wird den Ansprüchen auch druchaus gerecht. Wer den „Garden State“ Soundtrack mochte, für den wird das „The Last Kiss“ Album sicherlich auch kein Fehlkauf darstellen. Ich habe mich schon alleine darüber gefreut, dass Coldplay, Imogen Heap, Fiona Apple, Rufus Wainwright und Aimee Mann auf einem Sampler zusammengefunden haben — das ist ja alles andere als ein alltägliche Kombination, zeugt aber in meinen Ohren von dem „Mut“ von Zach Braff, solche Künstler auf einem Album zu vereinen.

1. Chocolate – Snow Patrol
2. Star Mile – Joshua Radin
3. Pain Killer – Turin Brakes
4. Warning Sign – Coldplay
5. Ride – Cary Brothers
6. El Salvador – Athlete
7. Hide And Seek – Imogen Heap
8. Reason Why – Rachael Yamagata
9. Hold You In My Arms – Ray LaMontagne
10. Prophecy – Remy Zero
11. Paper Bag – Fiona Apple
12. Today’s The Day – Aimee Mann
13. Arms of a Woman – Amos Lee
14. Cigarettes and Chocolate Milk (Reprise) – Rufus Wainwright
15. Paperweight – Joshua Radin and Schuyler Fisk

zachbraff_lastkiss.jpg

Aber ein Soundtrack ist ja immer nur ein Teil eines Filmes — im Mittelpunkt sollte ja eigentlich das auf Zelluloid gebannte Werk stehen. Das italienische Original legt die Latte für das Remake jedenfalls schon mal recht hoch. Es geht um Carlo (Stefano Accorsi), einen jungen Mann Ende 20 und seine drei Freunde — alle mehr oder weniger in der so genannten „Quarter Life Crisis“. Carlo steht vor der Entscheidung, seine langjährige Freundin Giulia zu heiraten und eine Familie zu gründen. Doch er fürchtet um seine Freiheit und schreckt vor diesem „endgültigen“ Schritt in die spiessige Welt der „Erwachsenen“ zurück. Genau richtig (oder falsch) kommt in diesem Moment die junge, 18jährige Francesca ins Spiel. Währenddessen kämpfen seine Freunde ebenfalls mit ihren Lebensplänen: Alles hinwerfen und auf eine Weltreise gehen oder doch lieber einen vernünftigen Job suchen? Doch wer glaubt, dass es die „Erwachsenen“ besser können, der irrt: Die Ehe von Giulias Eltern bröckelt bereits seit Jahren und implodiert nun endgültig.

„L’Ultimo Bacio“ macht eigentlich alles richtig: es erzählt eine schöne Geschichte mit glaubhaften Charakteren und ansprechend ineinander verwobenen Erzählsträngen. Carlos innerer Kampf dürfte für viele in der Altersgruppe sicherlich ein gewisses „Déjà-vu“ darstellen. Besonders faszinierend fand ich die Gegenüberstellung der Eheprobleme der Eltern und die Beziehungskrisen der nachfolgenden Generation — ich hoffe, dass „The Last Kiss“ dem Original da möglichst treu bleibt und sich nicht zu sehr auf die (wohl attraktiveren) jungen Hauptstars fokussiert.

Nur mit der ausladenden, hektischen und emotional reichhaltigen italienischen Sprache hab ich leider so meine Probleme und die deutsche Synchro macht die Sache auch nicht angenehmer. Bin mal auf die US-Fassung gespannt — Autor Paul Haggis ist ja spätestens seit dem Oscar-Erfolg von „Crash“ kein Unbekannter mehr und Zach dürfte eine ideale Besetzung für die Hauptrolle sein. Aber auch der Rest des Cast mit Rachel Bilson („The O.C.“), Eric Christian Olsen, Blythe Danner und Jacinda Barrett („The Real World: London“) durchaus gut ausgewählt.

In Deutschland ist das Original „L’Ultimo Bacio“ unter dem Titel „Ein letzter Kuss“ im Handel als DVD erhältlich. Der Soundtrack zum neuen Film „The Last Kiss“ gibt’s seit Anfang August nur als US-Import. Deutscher Kinostart ist der 16.11.2006 im Verleih der UIP.

Übrigens: Zach Braffs neue Website ist einen Abstecher wert. Viele Videos gibt’s da zu sehen, unter anderem eines seiner Projekte von der Filmhochsschule.

Studio 60 on the Sunset Strip

Sonntag, 27. August, 2006

Inhalt in einem Satz: Eine „Saturday Night Live“-ähnliche Show bekommt nach Turbulenzen zwei neue Chefs. Drama, NBC.

studio60.jpg

Quick-Preview: Ich kannte zwar schon weite Teile des Scripts, aber das konnte nicht viel von der Freude über diese Pilot-Episode nehmen. Sorkin is back. Und er lieferte ein rundum solides Werk. Vielleicht schon fast zu solide — irgendwie kann man die Anspannung durch die hohen Erwartungen, die auf Cast & Crew lasten, in fast jeder Einstellung spüren. So richtig vom Sockel hauen kann die Show dann nicht unbedingt — die Eröffnungssequenz mit dem Ausraster des „Studio 60“-Chefs las sich auf Papier irgendwie besser.

Die Dialoge sind nicht ganz so flott wie im „West Wing“ und ein paar Anspielungen auf die TV-Industrie verlangen zumindest etwas Hintergrundwissen über die Gepflogenheiten in diesem Gewerbe — was wohl nicht jeder Zuschauer mitbringt. Dennoch ist es eine spannende Show mit interessanten und sorgsam ausgearbeiteten Charakteren auf sehr hohem Niveau. Ich hatte schon beim Lesen des Scripts „angebissen“ — insofern musste mich die Episode kaum noch überzeugen.

Matthew Perry gefällt mir deutlich besser, als ich von den ersten Ausschnitten erwartet hätte, während Amanda Peet noch etwas eindimensional wirkt. Sarah Paulson („Jack & Jill“) unterstreicht wiedermal ihre „Geheimtipp“-Qualitäten.

Ansonsten fällt mir zu der Pilot-Episode nichts ein — es ist einfach ein sehr gutes Drama, auch wenn der (erhoffte?) „Wow“-Effekt ausblieb. Dazu waren die Erwartungen auch schon zu hoch. Und Sorkin spielt seine Stärken bekanntermassen ja vor allem in der konstant hohen Qualität seiner Episoden über den Verlauf einer Staffel aus.

Fazit: Must-See TV. Wenn es auch im Grunde nichts sensationell neues ist, sondern im Grunde nur eine solide Fortführung der erfolgreichen „Sports Night“/“West Wing“-Ära von Schlamme und Sorkin, so zeigt der Pilot auf jeden Fall, dass die beiden ihr Handwerk nicht verlernt haben. Ob es allerdings langfristig der große Zuschauerhit wird, ist meiner Ansicht nach noch recht offen: Die Pilot-Episode dürfte zwar dank des immensen Buzz im Vorfeld Top-Einschaltquoten für NBC einfahren. Aber ob sie sich auf diesem hohen Niveau halten kann, ist fraglich. Die Konkurrenz im Drama-Genre hat aufgeholt und daher wird viel davon abhängen, wie die ersten paar Episoden beim Durchschnitts-Amerikaner ankommen. Emmys wird es aber wohl so oder so regnen.

The Shape of Things (2003)

Sonntag, 13. August, 2006

„The Shape of Things“ stand schon länger auf meiner „To-Buy“-Liste. Irgendwann hatte ich mir mal eine Notiz zu diesem Film gemacht, aber warum und wie ich gerade darauf kam, weiss ich schon längst nicht mehr. Der Film basierte auf einem Theaterstück, das Anfang des Jahrzehnts in London lief — soviel wusste ich noch. Nun gut, durch Zufall fiel mir kürzlich ein günstiger Preis für die britische R2-DVD bei Amazon (Marketplace) auf, und das Ding wurde bestellt. Mit einer 6,9 als IMDb-Wertung und Rachel Weisz („The Constant Gardener“) in einer der Hauptrollen kann man für ein paar Pfund wohl auch nicht viel falsch machen.

Und es war wirklich ein guter Kauf. Ein auf den ersten Blick zwar etwas trockener aber gegen Ende sehr faszinierender Film.

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Adam (Paul Rudd, „Friends“) ist ein Geek erster Güte. Unsportlich, unattraktiv, etwas dicklich, mit Brille und fettigen Haaren ist er alles andere als ein Frauenmagnet. Er arbeitet neben seinem College-Studium als Aushilfe in einem Kunstmuseum in Kalifornien. Eines Tages begegnet er der sexy, forschen und auch mysteriösen Evelyn (Rachel Weisz), die entgegen aller Wahrscheinlichkeit Interesse an ihm zeigt. Die beiden verabreden sich zu einem Date, kommen sich näher und so beginnt eine mehrmonatige Beziehung. Ins Spiel kommt dann auch noch Adams bester Freund Phil (Fred Weller, „When Will I Be Loved“) sowie dessen Verlobte Jenny (Gretchen Mol), die auch recht irritiert darüber sind, dass solch eine attraktive Frau wie Evelyn Gefallen an Adam finden könnte. Um so erstaunter sind sie, als Adam langsam beginnt, eine Wandlung vom hässlichen und schüchternen Entlein zum attraktiven und selbstbewussten Mann durchzumachen.

„The Shape of Things“ ist ein schwer verdaulicher Film. Die ersten 60 Minuten lassen den Zuschauer etwas im Unklaren, wo der Film hin will, was er aussagen will. Zwischendurch mag man schon fürchten, dass es sich um eine billige misslunge Twen-Klamotte à la „She’s All That“ handelt. Aber da ist doch die ganze Zeit irgendwas im Hintergrund, irgendwas stimmt da nicht. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, nur soviel: Spätestens in den letzten zwanzig Minuten hat der Film die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, selbst wenn man zuvor schon ahnte, wo der Hase läuft. Das ist definitiv keine seichte Romanze, sondern ein toughes Drama um Kunst, Moral und Kaltblütigkeit, das einen auch nach dem Abspann noch einige Zeit beschäftigt.

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Einige wichtige Anmerkungen darf man bei einer Empfehlung des Films aber nicht unterlassen: Dies ist eine Theaterproduktion. Zwar auf Zelluloid gebannt und nicht auf einer Theaterbühne inszeniert, aber es bleibt kein Zweifel daran, dass Film eigentlich nur eine „Zweitverwertung“ für dieses Script ist. Regisseur Neil LaBute betont in der DVD-Einführung mit gutem Grund, dass er dem Original möglichst treu bleiben wollte. Es ist keine Produktion mit dutzenden Locations, vielen Umschnitten, aufwändigen Kamerafahrten, hipper Background-Musik und vielen Nebendarstellern. Nein, das ist im Grunde nur eine leicht aufgepeppte Theaterproduktion. 10 Szenen, 10 Locations, 4 Darsteller, viel Dialog. Schauspieler, die mit Schauspielern spielen und nicht mit Stichwortgebern neben der Kamera. Keine Nebendarsteller. Lange Einstellungen, kaum Umschnitte. Darauf sollte man vorbereitet sein, sonst stellt man die falschen Ansprüche und wähnt sich buchstäblich schnell im falschen Film. Aber sobald man sich darauf einlässt (und auch nicht nach ein paar Minuten enttäuscht die DVD aus dem Player reisst), wird man mit einem brillianten Schauspielstück belohnt, in dem die Dialoge und Inhalte zählen, nicht die Kameraarbeit (welche aber auch recht interessant — weil unorthodox — ist).

Allerdings hat die Umsetzung dieser Theaterproduktion auf die große Leinwand auch mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das beginnt schon damit, dass Film eben doch nicht unbedingt das ideale Medium für solch eine orginalgetreue Adaption ist. Zudem ist der absichtlich sehr einfach gehaltene Kamerastil gewöhnungsbedürftig. Die Darsteller laufen mehrmals aus dem Frame oder sind nur halb drin. Dialogszenen erstrecken sich über viele Minuten. Musik hört man nur für wenige Sekunden während den wenigen Szenenwechseln – und wirkt genau da irgendwie zu aufdringlich. Jedoch vor allem Gretchen Mol schafft den Sprung in das andere Medium nicht so recht, sie spielt noch zu aufdringlich, für einen großen Theatersaal und nicht für eine kleine Kamera, die auch kleinste Nuancen aufzeichnen kann. Insbesondere in den Flirt-Szenen mit Adam fällt das besonders auf.

Doch das Gesamtwerk ist dennoch überzeugend. Man spürt, dass die Schauspieler dieses Stück schon mehrere dutzend Male aufgeführt haben und somit mit den Charakteren intensiv vertraut sind. Es kommt selten vor, dass eine Theaterproduktion den Sprung auf die Leinwand schafft und dies auch noch mit denselben Schauspielern und Regisseur/Drehbuchautor verwirklicht wird. Aber auch nur so ist es möglich, einen 90-minütigen Spielfilm in gerade mal 18 Tagen abzudrehen und das auch noch mit solch langen Dialogszenen, bei denen die Darsteller einige Seiten Script auswendig lernen müssen.

the_shape_of_things_dvd.jpgZur britischen R2-DVD kann man nichts negatives sagen. Der Commentary Track ist sehr interessant und aufschlussreich. Regisseur Neil LaBute und Darsteller Paul Rudd palavern durchweg die vollen 90 Minuten mit unterhaltsamen und informativen Anekdoten. Im Grunde muss man den Film auch zweimal sehen (einmal mit Kommentar), um all die Kleinigkeiten zu entdecken, die trotz des hektischen Drehplans realisiert werden konnten. Dazu kommen noch ein paar Minuten Behind-The-Scenes-Materialien und ein amüsantes Mini-Filmchen, das eigentlich als Trailer gedacht war. Die US-amerikanische R1-Edition hat noch DTS-Sound, aber dies spielt bei dieser extrem dialoglastigen Produktion meines Erachtens keine Rolle.

Fazit: Empfehlenswert für Freunde des gesprochenen Worts. Vielleicht hat man „The Shape of Things“ ja schon mal bei einer Aufführung einer lokalen Theater-Truppe gesehen. Der Film ist allerdings etwas sperrig und erschliesst sich in manchen Details auch nur mithilfe des Commentary Tracks. Hier kann es sich auch lohnen, wenn man als Schüler vom Deutsch- (oder Englisch-) Leistungskurs nicht komplett angeödet war.

Kidnapped

Mittwoch, 9. August, 2006

Inhalt in einem Satz: Der Sohn einer vermögenden Familie wurde auf dem Schulweg trotz intensiver Bodyguard-Bewachung entführt und nun versuchen FBI und ein privater Ermittler den Kidnappern auf die Spur zu kommen. Drama, NBC.

kidnappedQuick-Preview: Ein solides Krimi-Drama mit Season-Arc. Ich habe echt nix zu meckern. Das sollte man wohl rot im Kalender anstreichen.

„Kidnapped“ ist sicherlich keine Jahrhundertshow, die das Genre revolutionieren wird. Aber sie weiß, was ihre „Aufgabe“ ist und macht ihren Job gut: Sie liefert spannende Unterhaltung mit interessanten Charakteren. Man sollte allerdings ein Freund solcher Season-Arcs sein und die möglichen Risiken (sprich: vorzeitige Absetzung) abwägen. Sofern die folgenden Episoden aber nicht dramatisch in der Spannung nachlassen, sollte die Show eine komplette Staffel wohl schaffen. Wenn nicht ausgerechnet „Kidnapped“ diejenige Show ist, die beim Zuschauer den lange erwarteten Krimi-Übersättigungseffekt auslöst.

Alleine schon Jeremy Sisto („Six Feet Under“) als grantiger Einzelgänger und Privat-Ermittler macht die Serie interessant, auch wenn eigentlich Oscar-Gewinner Timothy Hutton („Ordinary People“) das Zugpferd der Show ist. Delroy Lindo („The Core“) gibt den klassischen TV-Serien-FBI-Ermittler, der ein alter Fuchs seines Metiers ist und alle Kniffe kennt, die sein Greenhorn-Vorgesetzer erst noch lernen muss.

Hinter der Kamera steht übrigens unter anderem „Angel“-Alumni David Greenwalt.

Man ahnt aber schon, dass im Laufe der Staffel(n) so ziemlich alle Charaktere wohl das ein oder andere „düstere Geheimnis“(TM) hervorbringen werden — da wird in manchen Szenen schon überdeutlich auf Ungereimtheiten in der Vergangenheit der Charaktere hingewiesen.

Fazit: Vor allem exzellente Darsteller und ein routiniertes Script garniert mit wohl dosierten Portionen Action, Spannung und Drama machen zumindest die Pilot-Episode von „Kidnapped“ zu einem Must-See nicht nur für „24“-Fans. Danach stellt sich aber die Frage, ob die Scripte im Serien-Alltag die Spannung halten können.

The Knights of Prosperity

Montag, 7. August, 2006

Inhalt in einem Satz: Eine bunte Truppe von Unterschichten-Losern will Mick Jagger ausrauben. Comedy formerly known as „Let’s Rob … Mick Jagger/Jeff Goldblum“. ABC.

knights of prosperity

Quick-Preview: Ich bin etwas ratlos. Reviews zu der Serie auf anderen Websites überschlagen sich geradezu mit Lobpreisungen für „ABC’s best comedy“.

Aber ich fand’s nur mäßig witzig. Ich hab’s mir sogar zweimal an verschiedenen Tagen angeschaut, um rauszufinden, ob ich vielleicht irgendetwas übersehen hatte. Aber nö. Zweimal Urteil: Unlustig. Sicherlich ist es eine der bizarrsten Shows die ich je gesehen habe. Zeitweise drängt sich der Verdacht auf, als wollten die Macher eine Serie im Stil von „Arrested Development“ meets „My Name is Earl“ machen … aber der Rythmus stimmt einfach nicht und kommt an die „Originale“ nicht heran. Zugegeben: Originell, schräg und im wahrsten Sinne des Wortes „offbeat“ ist die Show. Und mittendrin in all dieser Abstrusität dann auch noch Mick Jagger. Ja, der echte. Hämmert einem Asiaten einen Fußball an den Kopf. Mehrmals.

Und die Szenen mit Jagger (vor allem die letzten) sind auch die einzigen der Episode, die so etwas wie ein Grinsen hervorriefen. Der Rest der Show ging aber komplett an mir vorbei. Irgendwas stimmt nicht an der Show. Vielleicht ist es das Timing, das seltsame Editing, vielleicht die krampfhaft „originellen“ Charaktere, die zwar abstrus überzeichnet, aber nicht amüsant sind — was auch an den mittelmäßigen Schauspielern liegen könnte. Ja, ich habe all die versuchten Anspielungen auf Genre-Klassiker wie „Ocean’s Eleven“ & Co. bemerkt — aber sie trafen irgendwie alle nicht. Teilweise habe ich mir sogar einen Laughtrack herbeigewünscht, um mal ‚rauszufinden, ob sich die Macher bei der ein oder anderen Szene jetzt wirklich eine Punchline ausgedacht hatten.

Fazit: Ich glaube nach ein paar Bier und diversen Wiederholungen könnte das die Krönung der Fernsehgeschichte sein. Aber im nüchternen Zustand schaut man (ich) anschließend einfach nur total verdutzt aus der Wäsche. Oder es zeigt mal wieder, dass jeder Mensch ein anderes Verständnis von Humor hat.

 

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