Wenn der "Reaper" zweimal klingelt
Donnerstag, 8. Mai, 2008Manche Serien benötigen vielleicht wirklich erst einen mehrmonatigen Autorenstreik, das Damokles-Schwert einer drohenden Absetzung und schließlich noch ein Network, das kaum Interesse an der Show hat, um endlich mal das Potential in der ursprünglichen Storyidee ansatzweise auszureizen.
„Reaper“ auf dem CW ist möglicherweise solch ein Musterbeispiel für Serien, die sich wundersamerweise erst kurz vor der Absetzung auf ihre Stärken besinnen. Wenn scheinbar eh alles egal ist, fällt mitunter der Druck von den Autoren ab und plötzlich machen sie all das richtig, was sie fünfzehn Episoden lang vermasselt haben. Oder sie laufen im stressigen „Endgame“, wo es nun wirklich um alles geht, erst wirklich zur Hochform auf. Wie auch immer, jedenfalls schafften es die letzten beiden Episoden der Comedy „Reaper“ zur Überraschung vieler Beteiligter unverhofft in die Kategorie „hey, das war durchaus unterhaltsam“.
Allerdings muss ich auch einräumen, dass „unterhaltsam“ in diesem Kontext relativ ist. Kennzeichnend für das sich anbahnende Debakel war bereits im Herbst 2007 die Tatsache, dass der im Sommer veröffentlichte 10-Minuten-Preview-Trailer ungleich amüsanter als alle nachfolgenden Episoden (inklusive Pilot) daherkam. Gestartet in der Rolle eines der Hoffnungsträger für unkonventionelles TV (neben „Chuck“ und „Pushing Daisies“), entpuppte sich die Show um den unfreiwilligen Bounty-Hunter des Teufels als ödes und formelhaftes „Monster-of-the-week“-Prozedural mit dürftig ausgestalteten Charakteren, vielen verpassten Chancen und kläglich verreckenden Comedy-Elementen. Nach drei Episoden war für mich Schluss mit unlustig. Dabei hätte die Grundidee doch sicherlich für mehr gereicht.
Als dann die Quoten sanken (sogar in die „Veronica-Mars“-Gefahrenzone) und der Autorenstreik kam, hatten auch viele andere die Show bereits abgeschrieben oder vergessen. Inklusive des sterbenden CW-Networks, das seine verbliebenen Promotion-Kräfte vollends auf gewisse OMFG-Gossip-Görlchen zu konzentrieren schien.
Die bevorstehende Absetzung hätte ich zu der Zeit nur mit einem Achselzucken kommentiert. Aber dann tauchten in diversen Foren plötzlich wieder Lebenszeichen auf, man sprach wieder von neuem Potential in den Stories. Und tatsächlich, die „Reaper“-Macher wandten sich von dem üblichen Storytelling-Prinzip ab, brachten neue Darsteller (Ken „Vinnie“ Marino, Kandyse „Dualla“ McClure, Lucy „Dawn“ Davis!) ins Spiel, weckten bisherige Cast-Mitglieder aus ihrem Dornröschenschlaf (Christine „Dolores“ Willes) und fingen zumindest mal damit an, fundamentale Probleme der Show („Andi“) abzuarbeiten. Wohlgemerkt, nach gerade mal zwei akzeptablen Episoden und im Vorfeld deutlich gesenkten Erwartungen ist die Show immer noch viele Längen von anderen Newcomern wie „Chuck“ entfernt, aber da glimmt nun ein kleiner Funke in der Serie und eine Absetzung nach dieser Season wäre eventuell dann doch ein kleines bisschen schade.
Vielleicht denkt das CW mittlerweile auch ähnlich, denn angeblich stehen die Verlängerungs-Chancen vor den Upfronts in der nächsten Woche plötzlich recht gut. Schließlich kann das CW die kommende Season ja nicht nur mit BH90210 bestreiten…
Und mit den erfahrenen TV-Alumni Kevin Williamson („Dawson’s Creek“, „Scream“) und Scott Winant („My So-Called Life“, „Huff“) hinter der Kamera handelt es sich bei diesem Sommer-Theater zumindest auf dem Papier auch nicht um eine 08/15-Produktion von blutigen Anfängern. Dennoch steht die Show von Beginn an unter schlechten Vorzeichen. Nicht nur der Sendeplatz außerhalb der TV-Season wirft einige Fragen auf, auch alleine der Name „Kevin Williamson“ trägt bei weitem nicht mehr den „Oha“-Faktor wie Ende der 90er, als er mit Dawson, Joey und Pacey das WB-Network quasi im Alleingang zum angesagten Teen-Network machte. Die TV-Flops „Wasteland“ und „Glory Days“ haben deutliche Risse in seinem Ruf hinterlassen — allgemein gilt er als ein Wahrzeichen einer vergangenen Teen-Generation, abgelöst von neuen Schreiberlingen wie Rob Thomas, Greg Berlanti und Josh Schwartz.
Wer ein „Dawson’s Creek“ meets „The O.C.“ erwartet, liegt eigentlich goldrichtig. Da sind wieder die von Williamson bereits zu „Dawson’s Creek“-Zeiten perfektionierten hochtrabenden und sperrigen Dialoge, die mit realistischen Teenager-Dialogen so rein gar nix zu tun haben, aber irgendwie dann doch einen gewissen Unterhaltungsfaktor haben. Da ist das hübsche, aber schüchterne Mädel von nebenan und die reizvolle Schlampe mit einem dunklen Geheimnis. Und dann eben 



Tja, was soll man zu dem neuen CW-Programm noch sagen? Drei neue Dramen („Gossip Girl“, „Reaper“ und „Life is Wild“) sowie eine Comedy („Aliens in America“). Solange man noch keine Trailer/Ausschnitte von den Shows gesehen hat, kann man noch nicht viel über die Shows sagen, aber der erste Blick auf den