Archiv des Jahres 2008


Wochenend-Blogger

Freitag, 7. November, 2008

Es ist zwar erst Freitag, aber allmählich mutiere ich offensichtlich zu einem Wochenend-Blogger (hat wohl in der „Blogosphäre“ einen ähnlichen Beigeschmack wie „Sonntagsfahrer“ ;-). Anyhoo, ein paar Anmerkungen zur vergangenen Woche will ich noch loswerden.

Da war zunächst mal jene US-Wahlnacht, die ich entgegen aller zuvor getroffenen „Ich bleib aber nicht wieder die ganze Nacht wach“-Vorsätze dann doch bis fünf Uhr mit CNN (und Huffington Post, FiveThirtyEight.com, New York Times, LATimes, Washington Post sowie den Streams von [C|MS]NBC, FOXNews, etc) verbrachte. Solche Events sind neben der offensichtlichen politischen Bedeutung auch noch aus einer anderen Perspektive interessant: In kürzester Zeit müssen den Zuschauern/Lesern eine wilde Flut an trockenen Daten möglichst anschaulich präsentiert werden und die Sender/Websites überbieten sich gegenseitig mit neuen, vermeintlich sensationellen Formen der Datenvisualiserung. Bei manchen Gadgets dieser technischen Eyecandy-Hochrüstung reibt sich so mancher „Information Architect“ zwar hin und wieder verwundert die Augen und fragt sich, was das nun soll (beispielsweise CNNs neuestes von Eigenlob ertränktes „Hologramm“-Spielzeug oder Peter Klöppels Verrenkungen vor dem Green Screen), doch es gibt auch jene Entwicklungen, die beim Nutzer anerkennendes Staunen hervorrufen. In die letztere Kategorie fallen unter anderem die Info-Grafiken des Webangebots der New York Times, die mich bereits mehrmals durch sehr intuitiv benutzbare Flash/Shockwave-Anwendungen und gelungene Statistik-Darstellungen überraschten (beispielsweise die interaktive „President Map“ oder „The Measure of a President„). Doch bei all dieser „Datenflut“ von Wahlergebnissen, Exit Polls und Expertenanalysen war dann doch dieser Moment die durchzechte Nacht wert:

Die Stewart/Colbert-Live-Show kam in meinen Augen irgendwie nicht so recht an die Leistung üblicher Shows heran, auch wenn Stewart bei der Bekanntgabe von Obamas Sieg dann wohl doch etwas Pipi in die Augen bekam.

Aber auch im TV-Serienland gab es ein paar interessante Entwicklungen in dieser Woche: So wurde die Comedy „Kath & Kim“ von NBC für eine komplette Season verlängert. Die Pilotepisode ging mir allerdings derart auf den Zeiger, so dass ich mir davon wirklich keine weitere Folge antun wollte. Die Show hat mich in den 22 Minuten regelrecht aggressiv gemacht. Aber offensichtlich hat die Serie durchaus eine ausreichende Zuschauergemeinde gefunden und NBC will ihr eine solide Chance geben. Hat ja auch bei „The Office“ und „30 Rock“ funktioniert.

FOX hat wiederum die Pläne für Midseason konkretisiert (will heißen: Die ursprünglichen Pläne wurden wie erwartet komplett über den Haufen geworfen). FOX ist immerhin recht konsequent und alten Traditionen verpflichtet, indem es wie bereits in den letzten Jahren das für den Freitag-Sendeplatz vorgesehene „Bones“ erneut nicht dort ausstrahlen will. Stattdessen werden (erneut offensichtlich in guter Misserfolgs-Tradition) nun die quotenschwachen „Sarah Connor Chronicles“ sowie Joss Whedons „Dollhouse“ (ab 13. Februar 2009) in den Friday Night Death Slot zum Sterben ausgesetzt. Seit den „X-Files“ vor gut zehn Jahren hat keine Sci-Fi-Serie mehr am Freitag auf FOX funktioniert und es liegt der Verdacht nahe, dass auch die „Chronicles“ und „Dollhouse“ diese Sendeplätze nicht mehr als 13 Episoden lang überleben werden. Optimisten dürfen sich aber dennoch an folgenden Strohhalmen festhalten: a) Sci-Fi-Nerds sind Freitag Abends eh zuhause und an genau diese Zielgruppe richten sich beide Serien und b) an jedem anderen Werktag (insbesondere am Montag mit „Chuck“, „Heroes“ und „HIMYM“) hätte „Dollhouse“ wohl (auch) keine Chance gehabt.

Immerhin gibt es einen neuen Trailer:

Noch eine Serie, für die ich große Hoffnungen habe, ist die Neuauflage von Rob Thomas‘ Dramedy „Cupid“ für ABC, das ebenfalls in der Midseason starten soll. Dort haben jüngst die Dreharbeiten begonnen und dort hat sich ein Teil des „Veronica Mars“-Dreamteams wieder zusammengefunden: Autorin Diane Ruggiero ist nach ihrem „Ex-List“-Desaster in das Autorenteam von „Cupid“ aufgenommen worden.

Die besten Opening Credits

Sonntag, 2. November, 2008

Die Opening Credits von TV-Serien gehören allmählich zu einer vom Aussterben bedrohten Art. In einer Zeit, in der die Autoren einer Drama-Serie nur noch knapp 40 Minuten (aber bis zu sieben Akte) zu füllen haben und die Shows sich immer intensiver darum bemühen, die Aufmerksamkeit der Zuschauer bereits in den ersten paar Minuten zu gewinnen, sind die Opening Credits oftmals nur ein vermeintliches Übel. Dabei kann die Erkennungsmelodie doch ebenfalls Zuschauer an eine Serie binden, der Wiedererkennungswert (und manchmal auch „Mitsing“-Faktor) eine wesentliche Rolle spielen.

Hier also mal eine Auswahl von in meinen Augen guten Opening Credits, die über das übliche „Best-of“ plus Darsteller-Close-Ups hinausgehen (Sorry, „Firefly“). Auch auf die Theme-Songs selbst habe ich nur untergeordneten Wert gelegt (Sorry, „Veronica Mars„). Die Reihenfolge ist eher zufällig und soll keine Wertung darstellen.

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Strike.tv

Samstag, 1. November, 2008

Vor knapp einem Jahr begann der amerikanische Autorenstreik, der fast 100 Tage lang Hollywood lahmlegte. Während des Streiks suchten viele Autoren nach möglichen alternativen Verwertungsmodellen jenseits der etablierten Vertriebsstrukturen über die Produktionsstudios und TV-Networks. Große Hoffnungen wurden dabei auf das Internet und Videoplattformen wie YouTube gesetzt. Jedermann mit einer Videokamera, Internet-Anschluss und einer Idee kann mit vergleichsweise wenig Kosten und Aufwand ein breites Publikum erreichen, ohne auf die großen Hollywood-Studios angewiesen zu sein. YouTube-Hits wie „LonelyGirl15“ waren nur die ersten Vorboten dieser leisen „Revolution“. Jenseits der bekanntesten Vertreter wie „quarterlife“, „The Guild“ oder „Dr. Horrible“ gibt es mittlerweile eine Fülle von kleinen Independent-Webproduktionen. Deutlich gesunkene Preise für HD-Kameras und leistungsfähigere HD-Videoschnittsoftware für PC machen aber auch technisch anspruchsvollere Produktionen einfacher finanzierbar als noch zu Beginn des Jahrtausends.

Schon während des Streiks schlossen sich einige engagierte Autoren und TV-Kreative spontan zusammen, um kleine Protest-Webclips zu produzieren. Viele Pläne für zukünftige Webserien wurden unter den Streikenden geschmiedet, aber wie es nun mal so ist mit großen Plänen: Meist nur ein kleiner Teil wird je realisiert. Der Streik ist nun lange vorüber, viele Autoren haben wieder einen Job und der Rest bereitet sich auf die nächste Pilot-Season vor — der Alltag ist wieder in Hollywood eingekehrt. Aber dennoch hat sich einiges geändert: Mit kleinen, kostengünstigen Webserien haben insbesondere jobsuchende Autoren nun eine weitere Möglichkeit, sich einen Namen zu machen und ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und nicht für alle Menschen in Hollywood ist nach dem Streik wieder Alltag eingekehrt: Nicht nur Autoren haben ihre Anstellung verloren, auch viele einfache Arbeiter „below the line“, Setdesigner, Caterer, Techniker, Kameraleute, usw. haben mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen oder spüren noch die Folgen des mehrwöchigen Produktionsausfalls zu Beginn des Jahres.

Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden will nun Strike.tv: Eine Publikationsplattform für Independent-Webserien, deren Werbeeinnahmen alle einem guten Zweck zu Gute kommen. Dort stehen nun eine Handvoll Web-Produktionen zum Abruf zur Verfügung, weitere sollen in den nächsten Wochen regelmäßig ergänzt werden. Dabei handelt es sich zum größten Teil um kleine Produktionen von bekannten TV-Persönlichkeiten, aber auch erste Gehversuche von Newcomern. Die technische Qualität kann erwartungsgemäß nicht mit großen Multi-Millionen-Network-Produktionen mithalten und meist handelt es sich auch nur um kurze, 10 minütige Werke gespickt mit Werbung für Gleitmittel. Zudem ist fast durchweg bisher nur jeweils eine Folge abrufbar. Dennoch ist Strike.tv ein erneutes Beispiel dafür, wie sich allmählich ein neuer, vielversprechener Vermarktungsweg über das Internet etabliert.

Hier ein kurzer Überblick über die zur Zeit verfügbaren Produktionen auf strike.tv:

Global Warming
Kristen Wiig (SNL) und Aasif Mandvi (The Daily Show) in einer globalen Lovestory zwischen einer Amerikanerin und einem „out-sourced“ IT-Support-Mitarbeiter aus Indien. Etwas hölzern, bizarr und nur in wenigen Szenen amüsant.

With the Angels
Ein junges Mädel aus einem kleinen ländlichen Örtchen in Arkansas stürzt sich in das High-Life von Kalifornien. Die Serie (von der es bereits drei Folgen gibt) ist komplett aus der Perspektive der Hauptperson erzählt, die eine Art Videotagebuch führt. Sehr melancholisch und träge.

Unknown Sender
In der ersten Folge dieser vermeintlich „gefundenen Videotapes“ will ein Mann (Timothy Dalton („007“)) ein Videotestament verfassen, aber es läuft nicht so ganz nach seiner Vorstellung. Wie viele dieser Strike.TV-Videos wird hier ein 5-Minuten-Video um einen einzigen Gag gestrickt (okay, vielleicht auch zwei). Erinnert ein wenig an die freitäglichen Comedy-Clip-Shows auf Sat.1, nur besser besetzt.

Life in General + Greenville General
Im Grunde eine mäßige Kopie von „Moving Wallpaper“/“Echo Beach“, nur diesmal auf eine Krankenhaus-Soap bezogen.

Daryl From OnCar
Am Anfang ganz witzig, aber dann ging den Autoren der Saft für eine ordentliche Punchline am Ende des Videos aus. Auch wieder so ein Comedy-Clip.

House Poor
Mindy Kaling („The Office“) als frische Hausbesitzerin, die mit allen Mitteln versucht, Geld zur Finanzierung des Hauskauf aufzutreiben. Schöner unkorrekter Humor, der an den „Office“-Stil erinnert, aber auch etwas zu lang. Busy Philipps in einer Nebenrolle.

5 Or Die
Fällt etwas aus dem üblichen Rahmen der anderen StrikeTV-Produktionen heraus: „The Ring“ auf das Internet-Zeitalter übertragen. Ein Amateur-Gore-Fest, wirklich nur für Fans des Genres.

The Challenge
Sitcom-Urgestein Bob Newhart in einem viel zu langen und amateurhaften Comedy-Bit. Aber es ist ja für einen guten Zweck…

Joe & Kate
„Szenen einer Ehe“. Herrlich kurz und knapp — wenn man schon Comedy-Webclips produziert, dann bitte so.

Side Effects
Ein depressiver Mann (Arye Gross) will in einer Apotheke Schlaftabletten kaufen. Vielleicht der beste Kurzfilm im Angebot von Strike.tv: Technisch sauber umgesetzt, mit einer schönen Story und guten Schauspielern.

"Dead Like Me"-Film: Februar 2009

Samstag, 1. November, 2008

Der Veröffentlichungstermin der Direct-to-DVD-Fortsetzung von „Dead Like Me“ wurde schon mehrmals verschoben, nun hat man laut TVShowsonDVD.com aber endlich einen neuen Termin festgelegt: Ab dem 17. Februar 2009 soll die DVD mit dem knapp 90-minütigen Film und ein paar Bonusmaterialien in den USA für $27 erhältlich sein (der PreOrder-Straßenpreis liegt aber derzeit bei knapp $20).

An diesem Tag soll auch ein DVD-Re-Release der beiden TV-Staffeln veröffentlicht werden — welche sich aber in den Features nicht von den bereits existierenden Sets unterscheiden soll.

Steven Moffat muss sich einen neuen "Doctor" suchen

Donnerstag, 30. Oktober, 2008

Da lagen die in den letzten Monaten immer mal wieder aufgetauchten Gerüchte wohl doch richtig: David Tennant wird nur noch für die vier kommenden „Doctor Who“-Specials zur Verfügung stehen, für die fünfte Staffel der Serie muss jedoch ein neuer Hauptdarsteller gesucht werden, wie die BBC berichtet.

In dem Artikel nennt die BBC auch gleich vier potentielle Nachfolger-Kandidaten, unter anderem auch „Jekyll“-Darsteller James Nesbitt sowie Paterson Joseph (u.a. der „Marquis de Carabas“ in der BBC-Verfilmung von „Neverwhere“), der dann der erste dunkelhäutige „Doctor Who“-Darsteller wäre.

Auch wenn ich vor zwei Jahren nicht gedacht hätte, dass jemand Christopher Ecclestone ersetzen könnte, so ist mir Tennant in den letzten Jahren doch sehr ans Herz gewachsen und hat sich mittlerweile in meinen Augen sogar als der bessere „Who“-Darsteller herauskristallisiert. Insofern ist es sehr schade, dass nun auch er (wohl aus Angst vor Typecasting) die Show verlässt, insbesondere nachdem wohl vor allem wegen ihm die fünfte Staffel um ein Jahr verschoben wurde und stattdessen nächstes Jahr nur vier Specials produziert werden.

So ist die fünfte Staffel von „Doctor Who“, die wohl im Frühjahr 2010 auf die britischen Bildschirme kommen wird, wieder mal ein kompletter Neuanfang für das Franchise … mit neuem Hauptdarsteller und neuem Showrunner (Steven Moffat).

MTV is back

Mittwoch, 29. Oktober, 2008

Als jemand, der mit MTV aufgewachsen ist (als das „M“ in MTV wirklich noch für „Music“ stand), komme ich natürlich nur schwer an der neuen webbasierten Musikvideo-Bibliothek von MTV vorbei. All die dort gelisteten Musikvideos findet man sicherlich auch bei YouTube und sonstwo, aber nicht so fein säuberlich sortiert, kategorisiert und ohne irritierende Fanvids und Texteinblendungen (bis auf die MTV PopUp-Videos). An der Tonqualität und so manchen Videoencoder-Artefakten könnten sie sicherlich noch etwas schrauben, aber der richtige Anfang für ein Musikvideoverzeichnis im Jahre 2008 ist damit gemacht, inklusive API.

Bestes Video?

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"Mad Men" simpsonifiziert

Mittwoch, 29. Oktober, 2008

It’s a „Mad Men“-day on sablog.de!

Wahrscheinlich schon bald offline, also schnell anschauen: Die Opening Credits à la Simpson:

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Das Kunstwerk "Mad Men"

Mittwoch, 29. Oktober, 2008

Selten hat eine Fernsehserie so eindrucksvoll wie „Mad Men“ daran erinnert, dass auch TV-Produktionen eine Kunstform darstellen können. Viele Folgen (und auch einzelne Szenenkompositionen) sowie die Charakterentwürfe erinnern mich oftmals an Gemälde, deren inhärente Komplexität sich erst allmählich vor dem Auge des Betrachters entwickelt und Schicht um Schicht vielfältige Interpretationsmöglichkeiten entfaltet.

Die ersten beiden Staffeln von „Mad Men“ stellen genau solch ein „Kunstwerk“ dar, das man wie einen guten Wein idealerweise in Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit stressfrei genießen sollte. Es steht außer Frage, dass bereits das bis dato selten in TV-Serien verwendete (und vor allem für Spielfilme vorbehaltene) Setting im New York der 1960er Jahre für sich genommen ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal ist und eine ideale Ausgangsbasis für die exzellente Cinematographie und somit einen wesentlichen Teil der Faszination der Serie bietet. Doch das eigentliche Herz der Serie sind die perfekt in ihrer Zeit verwurzelten Charaktere, die Chef-Autor Matthew Weiner mit unvergleichlicher Sorgfalt entwickelt hat und mit einer ganz eigenen und scheinbar unbeirrbaren Gemächlichkeit durch ausgewählte Abschnitte des Jahrzehnts und persönliche Entwicklungsprozesse führt.

Die gerade in den USA zu Ende gegangene zweite Staffel dürfte wohl auch endgültig klar gestellt haben, dass es sich bei den 13 Episoden der ersten Staffel nicht um ein „One-Hit-Wonder“ gehandelt hatte. Stattdessen überboten Weiner und sein Autorenteam die Leistung der ersten Staffel und präsentierten erneut einen recht einsamen Leuchtturm in der jüngsten Diskussion um Qualitäts-Fernsehen. Jede Episode dieser zweiten Staffel war ein kleines Fest für Serien-Feinschmecker und hat mich intensiv in ihren Bann gezogen.

Im Mittelpunkt dieser Season stand vor allem die Entwicklung von Don und Bettys Ehe und ihr jeweiliger Selbstfindungsprozess. Betty ist im Verlauf der Ehekrise erwachsener geworden, während Don immer noch von seinem inneren Konflikt mit seinem Alter Ego Dick Whitman beherrscht wird. Doch auch wenn er in zahlreichen Seitensprüngen immer wieder nach sexuellen Abenteuern sucht und auch so manches Mal einfach gerne die Flucht ergriffen hätte, so ist es auch nicht zu bezweifeln, dass er seine Frau Betty aufrichtig liebt. Doch ebenso wie beide Eltern eine für Außenstehende irritierend distanzierte Beziehung zu ihren eigenen Kindern haben, so sind beide auch bisher nicht in der Lage gemeinsam eine funktionale Beziehung zu unterhalten. Dies liegt in erster Linie an Dons verkrampfter Verschlossenheit auch gegenüber der eigenen Familie, um das Geheimnis um seine Vergangenheit und Abstammung zu hüten. Eine Tatsache, der er sich in der vorletzten Episode der Staffel schließlich auch selbst bewusst wird, als er endlich einmal alle Fassaden seiner vorgetäuschten Persönlichkeit abschalten und vollkommen befreit auftreten kann.

Aber auch die ehemalige Sekretärin Peggy hat innerhalb der letzten Staffel einen spannenden Entwicklungsprozess durchlebt, bereits äußerlich zu sehen an ihrem deutlich selbstbewussteren Auftreten und ihrem neuen Kleidungs- und Frisurstils. Über den gesamten Verlauf der Staffel wurde über die Existenz eines möglichen Kinds spekuliert und die emotionale Auflösung dieser Ungewissheit im insgesamt erneut eher bedächtigen Seasonfinale gehörte auch dank der erstklassigen Schauspielerleistung von Elisabeth Moss („Peggy“) und Vincent Kartheiser („Pete“) zu den besten Dialogszenen der gesamten bisherigen Serie.

Auch jenseits dieser Hauptfiguren bietet „Mad Men“ sorgsam entworfene Charaktere, die in der abgelaufenen Staffel weiter ausgebaut wurden. In erster Linie ist da natürlich Pete zu nennen, der ebenfalls einen bemerkenswerten „Reifungsprozess“ durchschritten hat, nicht mehr ständig wie ein gekränkter kleiner Junge reagiert und schließlich sogar den verdienten Ritterschlag durch sein heimliches Vorbild Don Draper bekommt. Ebenfalls eine der am deutlichsten in Erinnerung bleibenden dramatischen Entwicklungen der Staffel hat auch Chef-Sekretärin Joan durchgemacht: Endlich hat sie ihren vermeintlichen Traummann gefunden, nur um dann in einer demütigenden Szene die Realität hinter der Fassade ihres Verlobten zu erkennen. Gleichzeitig ist sie aber auch nicht stark genug, daraus die Konsequenzen zu ziehen und täuscht nun selbst gegenüber ihren Kolleginnen eine heile Welt vor. Dazu muss sie auch noch den zielstrebigen Aufstieg von Peggy bei Cooper & Sterling mitansehen, während sie selbst nicht mal ansatzweise als (eigentlich geeignete) Kandidatin für einen Job in der Kreativ-Abteilung wahrgenommen wird. Und dann ist da der schwule Salvatore, der nach wie vor eine Lüge lebt und in einem homophoben Kollegenkreis ebenfalls still vor sich hinleidet.

Sicherlich mag das „Charakter-Schach“ und die insbesondere im Vergleich zu den zur Zeit so populären Crime-Shows sehr „gediegene“ Geschwindigkeit („Entschleunigung“ ;-)) der Serie nicht Jedermanns Sache sein — was sich auch deutlich in den für ein Cable-Network immer noch moderaten Quoten äußert (Selbst wenn sie dieses Jahr immerhin um ca 60% gestiegen sind). Dennoch wird aber auch diese Staffel von „Mad Men“ ohne jeglichen Zweifel wieder alle Drama-Kategorien der wesentlichen Fernsehpreise der kommenden Award-Season dominieren. Und trotz aller Diskussionen um möglicherweise auslaufende Verträge der Autoren und Schauspieler kann ich mir nicht vorstellen, dass der kleine Sender amc auch nur im Traum erwägt, diese Serie ohne ihren Showrunner Matthew Weiner fortzuführen. Die jüngsten Gerüchte um eine 10-Millionen-Forderung von Weiner und die drauffolgende öffentliche Suche der Produktionsfirma Lionsgate nach einem neuen Showrunner sind nicht mehr als lautes Verhandlungstamtam. Auch wenn HBO sicherlich schon im Hintergrund mit den Hufen scharrt und wohl einiges dafür geben würde, diese Serie ins eigene Portfolio übernehmen zu können.

Als „weiterführende Lektüre“ zu den einzelnen Episoden seien an dieser Stelle insbesondere die exzellenten Recaps von TV-Kritiker Alan Sepinwall empfohlen, der die einzelnen Episoden mit einer beeindruckenden und inspirierenden Interpretationsfreude auseinandernimmt — auch wenn manche seiner Vermutungen durch spätere Geschehnisse in der Serie widerlegt wurden. Doch auch die daran anschließenden Kommentare seiner Blog-Leser sind oftmals höchst lesenswerte Analysen und Spekulationen über die Charaktere und ihre Handlungen. Außerdem hat Sepinwall jüngst ein ausführliches Interview mit Matthew Weiner über Season 2 geführt.

Jetzt ist allerdings erst mal wieder die Geduld des Zuschauers (oder die DVDs der ersten Staffel) gefragt, bis im Sommer 2009 hoffentlich die DVDs der zweiten Season erscheinen und schließlich mit dem Beginn der dritten Staffel das magnum opus „Mad Men“ um weitere Meisterwerke ergänzt wird.

The Ex-List

Mittwoch, 29. Oktober, 2008

Hui, da lässt man sich etwas mehr Zeit mit einer Review zu einer CBS-Serie und prompt ist sie abgesetzt — damit ist „The Ex-List“ auch gleichzeitig die erste Full-Hour-Absetzung dieser Season. Eigentlich hätte man das ja ahnen können — wenn sich irgendein ein Network zur Zeit noch Absetzungen leisten kann, dann ist es Marktführer CBS, das offensichtlich selbst eine nur mittelmäßig performende Serie auf dem Friday Night Death Slot nicht tolerieren will.

Ich weiß auch gar nicht, ob die Serie inzwischen noch mal offiziell einen neuen Showrunner erhalten hatte, nachdem Diane Ruggiero („Veronica Mars“) vor einigen Wochen ziemlich lautstark die Sachen hingeschmissen hatte. Jetzt ist eh alles egal, das Kapitel „Ex-List“ kann als abgeschlossen betrachtet werden.

Ich war mir auch noch nicht sicher, was ich von der Serie halten sollte, die ersten vier Episoden fielen wohl recht deutlich in das undankbare Mittelmaß der „ganz nett“-Kategorie. Thematisch sprechen mich solche Romantik-Serien auch so gut wie gar nicht an („The Ex-List“ war wohl in der Tat eher eine „Chick Show“), aber immerhin hatte die Serie ein paar durchaus amüsante Dialoge und vermied es zumindest in der überwiegenden Zeit, allzu seichte Lovestories zu umschiffen. Aber dennoch war diese Liebes-Version von „My Name is Earl“, in der eine attraktive Mitt-Dreißigerin auf der Suche nach ihrem prophezeiten Traummann die Liste ihrer Ex-Boxfriends abklappert, sehr prozedural und natürlich immens vorhersehbar angelegt. Im Grunde war die zentrale Frage jeder Woche, wann denn nun der „Monster-Boyfriend-of-the-Week“ zum ersten Mal seinen Oberkörper entblößt und auf welche Weise er sich vom Prinzen in ein nervendes Stereotyp verwandelt. Eine kleine Hintertür ließen sich die Macher immerhin noch offen, indem sie einige Kandidaten für einen späteren eventuellen „Recall“ vorsahen. Der ganze kalifornische Surfer-Lebensstil der Hauptfiguren wirkte jedoch etwas unwirklich und aufgesetzt. Ich bin mir auch nicht so sicher, auf welche Gegenliebe in den zeitweise gerne mal sehr prüden USA eine Serie stößt, in der das zentrale Storyelement darauf beruht, dass die Hauptfigur jede Woche „einen Neuen“ hat.

Insgesamt also eher eine Serie zum Vergessen, deren größtes Kompliment wohl in die Richtung „hätte schlimmer sein können“ und „attraktive Hauptdarstellerinnen“ geht.

Spring Forward, Fall Back

Samstag, 25. Oktober, 2008

Zur Erinnerung: Die Nacht von Samstag auf Sonntag ist eine Stunde länger.

(Und mit obigem Merkspruch habe ich es endlich nach vielen, vielen Jahren geschafft, mir zu merken, wann die Uhr vor- und wann zurückgestellt wird 😉

 

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