Archiv der Kategorie 'Reviews'


Fringe: J.J.Abrams' Marktwert sinkt

Freitag, 26. September, 2008

Die Episoden zwei und drei von „Fringe“ hielten genau das, was die Pilotepisode versprach: Nicht viel.

„Fringe“ ist überinszeniertes, zu sehr „gewolltes“ und gezwungenes Möchtegern-SciFi-Mystery, das aber im Endeffekt nur selten über den Spannungsbogen einer 08/15-Krimiserie hinauskommt. Technobabbel und waghalsige, umständliche Story-Exposition vor bizarren Experimenten machen stellenweise gar „Eureka“ Konkurrenz, aber jene Show hat immerhin Humor und sympathische Charaktere.

„Fringe“ ist keine schlechte Show. Sie ist nach objektiven Kriterien handwerklich wohl sogar gut gemacht, das üppige Budget ermöglicht sichtbar viele Freiheiten bei Austattung und Drehort-Auswahl. Die durchaus fähigen Schauspieler liefern ebenfalls eine akzeptable Performance ab. Aber rein gar nichts begeistert an dieser Serie, keine Spannung, kein interessanter Charakter, nicht mal die Special Effects sind im Jahre 2008 sonderlich erwähnenswert. Das Gimmick der auffälligen CGI-Ortseinblendung (die sicherlich einen technischen Emmy verdient) ist zwar nett, aber im wahrsten Sinne des Wortes überdimensioniert. Vermeintliche sensationelle „Reveals“ an den Actbreaks sind meist nicht mehr als ein laues Lüftchen. Kurz: Da ist einfach kein Ausschlag auf der „Wow-Skala“ — und das muss in meinen Augen eine selbsternannte Mystery-Serie einfach mitbringen, sei es in Form von spannendem Drama, faszinierenden und inspirierenden SciFi-Komponenten oder richtig guten Schauspielern.

Diese neue Serie aus der Feder von J.J.Abrams‘ Autorenteam ist einfach nur kaltes, formelhaftes Routine-TV, das zwar durchaus als Nebenbei-Berieselung taugt (und vielleicht auch eine Reihe von Zuschauer halten könnte, wie es andere Krimi-Prozedurals auch tun). Aber es kann einfach nicht das gewisse Extra und die „geheimnisvolle Faszination“ erfolgreicher Mystery-Serien aufbringen, das den Zuschauer dazu bringt, sich in die Show und ihre Charaktere zu investieren.

Da muss man sich natürlich fragen, ob der Stern des vermeintlichen Wunderkinds J.J.Abrams allmählich zu sinken beginnt. „What about Brian“ und „Six Degrees“ waren bereits formidable Flops (aber hatten zumindest teilweise interessantere Charaktere als „Fringe“), nun wird auch diese neue FOX-Show — sofern kein Wunder geschieht — vor sich hindümpeln. Der kommende Star-Trek-Film sollte besser mal ganz großes Tennis werden.

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Heroes: Der Hype ist zu Ende

Mittwoch, 24. September, 2008

Ich hatte durchaus noch Hoffnung, dass die maue zweite Staffel von „Heroes“ nur ein Ausrutscher war. Aber nein, diese Show „has jumped the shark“. Und zwar vermutlich schon am Ende der ersten Staffel, im damaligen enttäuschenden Seasonfinale, das weit hinter den hoch aufgebauten Erwartungen zurückgeblieben war.

Die fast schon katastrophal schlecht geschriebene (und über weite Strecken auch fast ebenso schlecht geschauspielerte) Season-3-Eröffnung war nun die finale Bestätigung, dass die Autoren diese Show komplett an die Wand gefahren haben. Noch selten habe ich in einer Primetime-Serie solch billige und abstruse Erklärungskonstrukte gesehen — nur um irgendwie eine Story auf die Beine zu stellen. Hiro verzichtet plötzlich aus Gewissensgründen auf seine Fähigkeit, in die Vergangenheit zu reisen — selbst wenn es um das mögliche Schicksal der Welt geht. Nein, nicht mal fünf Minuten zurück erlaubt er sich mehr — erscheint auch logisch, wenn man bedenkt, dass ansonsten seine komplette Storyline in der Seasonpremiere (und vermutlich der Rest der Staffel) innerhalb einer Szene erledigt worden wäre.

Und in diesem Stil wimmelte es nur so von vielen weiteren dämlichen Charakterentscheidungen, billigen sensationshaschenden Momenten (Mohinder als „die Fliege“?!) und ’ner ganzen Menge anderen Schrotts. Schade auch um Kristen Bell und Francis Capra.

Was hat eigentlich die Faszination der ersten Staffel ausgemacht? War es seinerzeit wirklich nur „das Neue“, die perfekt inszenierten Cliffhanger? Hatte die Show schon immer mehr Schein als Substanz?

Die Serie müsste sich eigentlich ganz dringend von einer Reihe von mittlerweile komplett überflüssigen und nervigen Charakteren trennen (Parkman, Maya, Mohinder, Peter, Sylar, HRG … um nur einige zu nennen ;-)) aber ich glaube selbst dann wäre nicht mehr viel zu retten. Eigentlich war nur die Vorstellung der neuen „Heldin“ mit Supergeschwindigkeit ein interessanter Aspekt der Episode, der Rest war einfach nur noch sinnloses Umhergestolpere im löchrigen „Heroes“-Universum.

Schade, was aus dieser Show wurde, die noch vor zwei Jahren absolutes „Must-See“-TV war.

Privileged

Mittwoch, 10. September, 2008

Nur ein kurzer Eindruck: Recht nett, „girly“ und „quirky“, aber auch über weite Strecken eine richtig typisches, modernes Teenage-Märchen.

Dreh- und Angelpunkt dieser neuen CW-Serie ist die Hauptdarstellerin Joanna Garcia als junge Frau, die in ihre alte Heimat Palm Beach zurückkehrt und dort als Tutorin für die beiden verzogenen Enkelinnen einer kosmopoliten und steinreichen Kosmetikfirma-Erbin tätig ist. Und Joanna Garcia ist eine Idealbesetzung als „Megan Smith“, sie bringt frechen und aufgeweckten Schwung in ihren Charakter und die Serie. Sie erinnert ein wenig an Amy Adams, während ihre Rolle in der Serie irgendwie viel mit dem strebsamen Idealismus einer „Rory Gilmore“ gemein hat.

Mit ihren 29 Jahren hat sie auch schon eine bunte Karriere hinter sich: Von „Clarissa Explains It All“, „Party of Five“, über „Dawson’s Creek“ und „Freaks & Geeks“ hatte sie bereits eine Menge Nebenrollen in diesem Genre der Teenage-Dramen, ihren eigentlichen Durchbruch hatte sie aber in „Reba“.

Darüberhinaus ist die Serie akzeptabler Durchschnitt, nicht so aggressiv-over-the-top wie „Gossip Girl“, mit einigermaßen interessanten Charakteren, aber auch den für das Genre typischen vorhersehbaren Storylines. Die beiden nervigen Enkelinnen sind natürlich gar nicht so nervig wie sie scheinen, sondern es ist alles nur Fassade und dann gibt es da noch eine komplizierte Familien-Vergangenheit und dazu noch die übliche Dosis attraktiver junger Single-Männer in Megans Umfeld und ein paar lockere Sprüche.

Insgesamt wohl eher was zum gelegentlichen ‚Reinschauen, wenn man sich mal wieder fragt, wie Rory Gilmores weiterer Lebensweg wohl hätte aussehen können.

"Across the Universe" (2007)

Sonntag, 3. August, 2008

Ich will es gar nicht leugnen: „The Beatles“ führen meine „Most Played“-Rangliste seit Jahren mit souveränem Abstand an. Ich habe ganz einfach festgestellt, dass ich mit den Fab Four im Hintergrund am besten arbeiten kann. Dabei bin kein eingefleischter Raritäten- und Japan-Editionen-Sammler, so bin ich beispielsweise erst nach „I am Sam“ auf eher selten gespielte Songs wie „You’ve Got To Hide Your Love Away“ aus dem „Help!“-Album oder das kuriose „And Your Bird Can Sing“ aus „Revolver“ aufmerksam geworden.

Jedenfalls ist es somit wohl verständlich, dass ich auch auf das Beatles-inspirierte Musical „Across the Universe“ neugierig war, insbesondere da in einer der Hauptrollen das Schauspieltalent Evan Rachel Wood („Once and Again„) zu sehen (und zu hören) ist. Nun bin ich auch trotz dem jüngsten „Dr. Horrible“-Event alles andere als ein Musical-Fan — sobald jemand in einem Film anfängt zu singen, wende ich mich gerne mit Grausen ab. Insofern war ich schon gespannt, ob ich die volle Film-Lauflänge durchstehen würde vor allem da der Film nie in die deutschen Kinos gekommen war, nicht unbedingt ein gutes Zeichen.

Beatles-Fans können schon mal prüfen, wieviele Referenzen sie alleine in meiner nachfolgenden kurzen Zusammenfassung finden: „Across the Universe“ spielt in den späten 1960ern und handelt von dem Sohn einer Arbeiterfamilie aus Liverpool namens Jude (Jim Sturgess, „21“), der auf der Suche nach seinem Vater nach New York reist. Dort macht er die Bekanntschaft mit dem aus reicher Familie stammenden Maxwell (Joe Anderson) und dessen jüngerer Schwester Lucy (Evan Rachel Wood). Gemeinsam finden sie in einer WG in New York eine Unterkunft. Dort machen sie unter anderem Bekanntschaft mit den Musikern Sadie (Dana Fuchs wandelt auf den Pfaden von Janis Joplin), JoJo (Martin Luther als Jimi-Hendrix-Hommage) sowie Prudence (T.V. Carpio). Prompt verliebt sich Jude in Lucy und die beiden beginnen eine intensive Beziehung, die allerdings auf eine schwere Bewährungsprobe gestellt wird, als Lucy sich zunehmend in der Anti-Kriegs-Bewegung engagiert, um eine „Revolution“ gegen den Vietnam-Krieg anzustiften.

Daraus sollte schon klar sein: „Across the Universe“ ist im Bezug auf die Story in erster Linie ein typischer Liebesfilm, gemixt mit vielen zeitgeschichtlichen Referenzen an die späten 1960er — also „Hair“ mit Beatles-Songs. Insbesondere im Mittelteil des Films, in denen die Protagonisten auf bunten Hippie-Pfaden wandeln und so manche Szene in psychedelische Traumsequenzen ausartet, zeigt der Film durchaus einiges an kreativen Erfindungsreichtum und demonstriert auf zuweilen kuriose Weise, was dabei herauskommen kann, wenn man Beatles-Texte allzu wortwörtlich auslegt. Der Film hat seine Stärken dann auch insbesondere in den ungewöhnlichen Adaptionen der vertrauten Beatles-Songs, insgesamt 31 Stücke wurden als neue Interpretationen in den Film eingebaut.

Doch da enden natürlich die Referenzen an das „Beatles“-Œuvre nicht — die entsprechenden (umfangreichen) Trivia-Sektionen in der Wikipedia und der IMDb helfen bei der haarkleinen Analyse des Films weiter.

Die Gesangsqualitäten aller Darsteller sind mehr als in Ordnung, Evan Rachel Wood kann zwar ihre beeindruckende Stimme erneut unter Beweis stellen (ihre Version von „Blackbird“ ist erstklassig), wirkt aber doch desöfteren deplatziert. Auch der Rest des Noname-Cast kann mit sehr guten Stimmen überzeugen. Highlights setzen aber auch in köstlichen Kostüm-Gastauftritten „echte“ Stars wie Bono, Eddie Izzard und Joe Cocker sowie Salma Hayek.

Kurz: Wer immer automatisch mitsummt, sobald ein Beatles-Song im Radio läuft und auch gegen eine vorhersehbare Lovestory auf der Leinwand nichts einzuwenden hat, der wird bei „Across the Universe“ zwei Stunden gute Unterhaltung vorfinden. Ich hatte zwar keine sonderlich hohen Erwartungen, aber die wurden dann doch deutlich übertroffen. DVD und Soundtrack.

Shaun the Sheep

Freitag, 1. August, 2008

Dass man selbst als vermeintlich welterfahrener thirtysomething auch TV-Tipps des ganz jungen Serienjunkie-Nachwuchses ernst nehmen sollte, zeigt wohl eine der ungewöhnlichsten „Serienempfehlungen“ in der Geschichte des sablog: „Shaun the Sheep„.

Die siebenminütigen Episoden um ein aufgewecktes Schaf und seine Abenteuer sind streng genommen eine Spin-Off-Produktion der legendären „Wallace & Gromit“-Spielfilm-Reihe. Ebenfalls in der gleichen aufwändigen Stop-Motion-Technik produziert, ist „Shaun“ nicht nur ein großer Spaß für die ganz Kleinen, sondern auch ein unterhaltsamer Zeitvertreib für Ältere. Da geht hie und da auch mal absichtlich ein Gag über die Köpfe der Kiddies hinweg und hat die älteren Semester auf der Couch im Visier. Die Serie, die fast komplett ohne gesprochenes Wort auskommt, hebt sich somit sehr wohltuend von den Zeichentrick-Massenproduktionen ab, die allmorgendlich bei RTL2 und Konsorten über den Bildschirm flimmern. Man sollte aber den Suchtfaktor dieser Serie (und des Themesongs) nicht unterschätzen 😉

40 Folgen in sind bisher (unter Koproduktion des WDR) fertiggestellt und laufen öfters auf KIKA. Es gibt auch DVDs. Über Planungen zu weiteren Episoden ist mir bisher leider nichts bekannt.

Spaced

Donnerstag, 31. Juli, 2008

Ich habe wohl tatsächlich in den letzten Jahren hier im Blog nie „Spaced“ erwähnt. Dabei gehört diese britische Serie aus den Jahren 1999/2001 in meinen Augen auf die (zugegebenermaßen recht lange) Liste der besten Comedies, die in der letzten Dekade auf der Insel produziert wurden. Zwar repräsentiert sie nicht unbedingt den typisch britischen, schwarzen Humor, aber stattdessen den mindest ebenso typisch britischen Drang zur Experimentierfreude und Mut zur Entwicklung ungewöhnlicher Charaktere. Da die zwei Staffeln der Show jüngst endlich auch in den USA auf DVD veröffentlicht wurden (sowie kurz auch mal eine US-Kopie geplant war), gab es wieder vermehrt Medien-Rummel um die Serie und deren Macher.

Jene Macher dürften wohl für die meisten Leser des sablog keine Unbekannten sein — ich denke mal, dass die beiden Filme „Shaun of the Dead“ sowie „Hot Fuzz“ nicht nur bei mir einen Ehrenplatz (naja…) in der DVD-Sammlung haben. Beide Filme entsprangen vor allem aus der zuweilen bizarren Ideenwelt von Simon Pegg, der neben Jessica Hynes auch die Skripte für „Spaced“ schrieb sowie dort eine der Hauptrollen spielte. Schon einige Jahre vor Peggs internationalen Durchbruch mit „Shaun of the Dead“ standen in „Spaced“ seine typischen skurril-überzeichneten Charaktere im Mittelpunkt — allerdings noch ohne Zombies (fast).

„Spaced“ handelt im Wesentlichen von den twentysomethings Tim (Simon Pegg) und Daisy (Jessica Hynes), die sich bestenfalls mit Gelegenheitsjob über Wasser halten und sich eher durch Zufall bei der Wohnungssuche treffen. Um als Kandidaten für eine begehrte Wohnung in Frage zu kommen, geben sich die beiden gegenüber der eigentlich nie sonderlich nüchternen Vermietern Marsha (Julia Deakin) als langjähriges Paar aus. Die insgesamt 14 Episoden der beiden Staffeln handeln nun vor allem von dem ganz „normalen“ Alltag des vermeintlichen Paars Tim und Daisy. Dieser Alltag beinhaltet zwar auf dem Papier eigentlich nur recht mondäne Themen wie Tims Job als nerdiger Comic-Shop-Assistent, die Beantragung von Arbeitslosengeld oder die Suche nach dem vermissten Haustier. Doch seltsamerweise arten diese Tätigkeiten immer in völlig überdrehte, Hollywood-taugliche Dramen aus. Zu diesem bereits durchweg surrealen Mix stoßen dann auch noch Tim und Daisys Freunde, insbesondere der Waffen-Narr Mike (Nick Frost) sowie der zurückgezogene Künstler Brian (Mark Heap). Brians wesentliche künstlerische Anreize sind „Wut, Schmerz, Angst und Aggression“ und dementsprechend viel verlangen seine Kunstobjekte auch von ihm und dem Betrachter ab.

Die Serie ist vor allem ein reichhaltiges Buffet für Fans von over-the-top Popkultur-Anspielungen. Von „Star Wars“, „Close Encounters of the Third Kind“ und „Jurassic Park“ über „The A-Team“ bis hin zur Zombie-Inspiration für „Shaun of the Dead“ ist „Spaced“ ein buntes Sammelsurium von Filmzitaten mit schrägen und manchmal auch debilen, aber dennoch sehr liebenswerten Charakteren in einer irgendwie doch sehr vertrauten Welt. „Phantom Menace“-Hasser werden zudem mit Tim einen Seelenverwandten treffen…

Kurz: Ein großer Spaß, der vor allem bei Freunden der Machart von „Shaun of the Dead“/“Hot Fuzz“ gut ankommen dürfte. Sicherlich war es kein Fehler, dass FOX von der Idee einer (unautorisierten) US-Kopie abrückte, denn diese Show erscheint mir „unkopierbar“. Hier gibt’s die komplette Serie auf DVD (UK) oder die neue US-Edition mit neuen, zusätzlichen Audiokommenteren. *räusper* Pilotepisode dort

Ob es jemals eine dritte Staffel von „Spaced“ geben wird, ist interessanterweise immer noch unklar. Alle Beteiligten halten sich die Optionen für eine Fortsetzung nun schon seit vielen Jahren offen und wollen wohl das Kapitel „Spaced“ noch nicht endgültig abschließen. Beim Anschauen wird deutlich, dass durchaus noch genügend Spielraum für eine weitere Staffel gegeben wäre. Auch auf der diesjährigen Comic-Con wollte niemand eine definitive Aussage treffen.

Simon Pegg wird demnächst in die Fußstapfen von niemand geringerem als „Scotty“ in J.J.Abrams‘ „Star Trek“ treten. Gemeinsam mit Nick Frost arbeitet er derweil aber auch an zwei neuen Filmprojekten („Paul“ und „The World’s End“).

My Boys

Donnerstag, 3. Juli, 2008

Es gibt Serien, die eigentlich ganz simpel gestickt sind und dennoch einem abgenutzten Genre noch einen frischen Aspekt abgewinnen können.

My Boys„, das derzeit auf TBS in seine zweite (oder dritte, je nach Zählweise) Staffel startet, ist wohl so eine Serie. Eine klassische Half-Hour Comedy, aber keine Sitcom mit Laugh-Track. Das „Schnittmuster“ der Show ist auf den ersten Blick wenig revolutionär: Eine Gruppe von Freunden im besten twenty/thirtysomething-Alter in Chicago und ihre alltäglichen Lebens-und Liebesgeschichtchen stehen im Vordergrund. Die Grundprämisse  ähnelt damit denen solcher Shows wie „Friends“ und „How I Met Your Mother“, aber „My Boys“ geht einen eigenen (einfachen) Weg und ist dabei dennoch unterhaltsam. Im Mittelpunkt steht die hübsche Sportreporterin P.J. (Jordana Spiro) und ihre fünf männlichen und sportinteressierten Freunde Andy (Jim Gaffigan), Kenny (Michael Bunin), Bobby (Kyle Howard), Brendan (Reid Scott), Mike (Jamie Kaler) sowie P.J.s Freundin Stef (Kellee Stewart).

P.J. ist ein geradezu ein „Tomboy“-Mädel, sie fühlt sich am wohlsten in einem Baseball-Stadion (in Chicago natürlich Wrigley’s Field) und führt sich auch im Umfeld ihrer Kumpel auch oft fast schon unbewusst selbst wie ein Mann auf, aber nicht ohne immer eine gewisse weibliche „Stimme der Vernunft“ einzubringen. Die Episoden ziehen erwartungsgemäß dann auch einen Großteil der Storylines und des Humors aus dem lockeren „Spannungsverhältnis“ zwischen PJ und ihren männlichen Freunden und den daraus resultierenden „Kulturkonflikten“ frei nach dem Motto „Men are from Mars, Women are from Venus“. Wie man es wohl erwartet, steht vor allem PJs Liebesleben im Vordergrund (das teilweise auch einige ihrer engen Freunde involviert), die Show findet ihre besten Momente jedoch insbesondere abseits dieser ausgetretenen Pfade. Gerade wenn es um die im typischen Sitcom-Stil reichlich überzogenen Lebensverhältnisse von PJs buntem Freundeskreis geht, laufen die Autoren zur Hochform auf. Als exemplarisches Beispiel für einige andere Storylines in der Serie sei alles rund um die Ehe von PJs Bruder Andy genannt, die zunächst geradezu Niles/Maris-esque Eigenschaften anzunehmen scheint, dann aber überraschende Alternativwege fort vom Klischee und der vorhersehbaren Charakterentwicklung findet.

Hin und wieder nerven die zumindest in der ersten Staffel allgegenwärtigen Baseball-Referenzen in den Voice-Overs von PJ, aber davon scheint man in der aktuellen zweiten Staffel Abstand genommen zu haben. Auch wenn PJ zudem im Umkleideraum der Chicago Cubs ihrer vermeintlichen Journalisten-Tätigkeit nachgeht, kommt die Show regelmäßig arg ins Stolpern, weil dann so ziemlich jede Szene das limitierte Budget der Show und die ähnlich begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten der Gast-Nebendarsteller offenbart.

Was „My Boys“ trotz des eigentlich recht klassisch gestrickten Konzepts so sehenswert macht, ist die charmante und unterhaltsame Umsetzung, insbesondere die erstklassig gewählten Hauptdarsteller, die optimal miteinander harmonierien und sichtlich Spaß an ihrem Job haben. Alleine schon Jim Gaffigan als PJs Bruder Andy liefert nicht nur mit seinen süffisanten Dialogen einen wesentlichen Grund zum Einschalten. Dass Hauptdarstellerin Jordana Spiro (die mal eine klitzekleine Rolle in Buffys „Reptile Boy“ hatte) ein echtes Schätzchen ist, schadet natürlich auch nicht.

„My Boys“ ist keine anspruchsvolle Super-Duper-Comedy von Must-See-Format, aber eine überaus liebenswürdige und locker-leichte Show der Kategorie „klein, aber fein“ — genau richtig für gemütliche, laue Sommerabende.

Die 22 Episoden umfassende „Season 1“ (die eigentlich aus zwei Staffeln mit je 11 Episoden bestand) ist in den USA auf DVD erhältlich.

Das verschwundene Zimmer / The Lost Room

Freitag, 4. April, 2008

„The Lost Room“ ist eine der Produktionen des SciFi-Channels, von denen ich gerne eine ganze Serie gesehen hätte. Der Weihnachtsmehrteiler von 2006 war nicht nur exzellent besetzt (Peter Krause, Julianna Margulies, Elle Fanning, Kevin Pollak, u.a.), sondern präsentierte auch eine spannende Mystery-/Science-Fiction-Story.

Die sechsstündige Miniserie (die es auch schon auf DVD gibt (oder als UK-Import)) hatte mich voll in ihren Bann gezogen, weil sie basierend auf einer eigentlich recht simplen, aber faszinierenden Idee ständig neue Überraschungen feilbot. Alleine die Prämisse um den Schlüssel, der alle Türen der Welt zu einem mysteriösen Motel-Zimmer öffnen kann, ist schon viel versprechend. Aber der eigentliche Reiz kommt aus der „Schnitzeljagd“ um all die Gegenstände, die sich ebenfalls mal in diesem Motelzimmer befanden und wie ein großes Fantasy-Puzzle allmählich ein größeres Gesamtbild andeuten. So richtig klar wird aber nie, was damals wohl in diesem Motelzimmer geschah und all diese Dinge in Bewegung setzte. Das wirft natürlich die Frage auf, ob diese Miniserie nicht mal ursprünglich als Testballon für eine Serie geplant war. Gerade das potentiell unendliche Reservoir an Gegenständen mit beliebig bizarren „Kräften“ hätte doch eigentlich perfekten Stoff für eine wöchentliche Produktion geliefert.

Es gab nach der Premiere 2006 auf SciFi auch einige Gerüchte, wonach der Sender durchaus mit dem Gedanken zu einer Serien-Bestellung gespielt hatte — aber leider kam da gar nix mehr hinterher. Vielleicht war es ja auch eine Kostenfrage, stattdessen produzierte man dann lieber eine absurd spott-billiges Remake von „Flash Gordon“.

Dabei ließ die Miniserie „The Lost Room“ noch einige interessante (und quälende) Fragen offen — wenn es sich auch nicht um einen richtig „fetten“ Cliffhanger handelt. Das „Lost Room“-Universum hätte sicherlich noch genügend Platz für weitere Gegenstände geboten, die dem SciFi-Channel vielleicht ein eigenes Franchise im „Heroes“-Format beschert hätte. Aber aus irgendeinem Grund wollte oder konnte man nicht und so bleibt immerhin ein exzellenter TV-Mehrteiler, der viel Raum für eigene Spekulationen lässt. Aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass man da mehr draus hätte machen können.

Zudem gefielen mir Peter Krause und Julianna Margulies gemeinsam in dieser Produktion besser als nun getrennt in ihren neuen Shows „Dirty Sexy Money“ und „Canterbury’s Law“ (wobei besonders Julianna Margulies den kürzeren gezogen hat, „Canterbury’s Law“ ist eine fürchterliche 08/15-Serie).

RTL2 hatte sich mit einer Ausstrahlung reichlich Zeit gelassen, in Frankreich lief die Produktion bereits im Herbst letzten Jahres. Wer übrigens heute (Freitag) den ersten Teil verpasst hat, kann ihn morgen (Samstag) gegen 13 Uhr noch mal sehen, bevor der zweite (letzte) Teil dann wieder um 20:15 ausgestrahlt wird.

Jumper

Sonntag, 30. März, 2008

Auf dem Papier klingt der gerade in den deutschen Kinos angelaufene US-SciFi-Streifen „Jumper“ eigentlich recht viel versprechend: Ein Teenager entdeckt, dass er teleportieren und somit jeden beliebigen Ort auf dieser Welt in Sekundenbruchteilen aufsuchen kann. Aber solch eine Gabe kommt natürlich nie ohne Konsequenzen und so sieht er sich eines Tages mit düsteren Verfolgern konfrontiert.

Auch die Cast-Liste ist mit Hayden Christensen, Rachel Bilson und Allzweckwaffe Samuel L. Jackson zumindest so besetzt, dass man nicht gleich das Schlimmste erwarten dürfte. Und zumindest dieser „Mittelmäßigkeit-Erwartungshaltung“ wird „Jumper“ auch durchaus gerecht. Lockeres Popcorn-Kino mit routinierten, aber wenig überzeugenden Schauspielerleistungen, einer Story mit (Logik-)Löchern mit den Ausmaßen eines Mondkraters, aber immer mal wieder „ganz nette Unterhaltung“ und ebenso „netten“ Special-Effects sowie zumindest zu Beginn durchaus glaubhaften Charakterentwicklungen. Aber es bleibt auch das Gefühl, dass man aus der Grundstory viel mehr hätte herausholen können. (Bei SPON vergaloppiert man sich sogar in eine philosophische Meta-Diskussion um „Jumper“ als Sinnbild unserer modernen Web-Gesellschaft, die ständig rastlos „auf dem Sprung ist“). Eine der amüsantesten Szenen in „Jumper“ dürfte übrigens ausgerechnet Bibliothekaren gefallen („Escape to your local library“).

Aber die eigentliche Enttäuschung ist das Ende: Das ist nämlich eigentlich gar keines. Da will man einen ganzen Film sehen und bekommt nur eine halbe Story samt Cliffhanger. Erst daheim erfährt man dann in der IMDb, dass „Jumper“ recht grob auf einer Literaturvorlage basiert und die hat nun mal zwei Teile — „Jumper 2“ wird wohl irgendwann 2011 in die Kinos kommen. Bis dahin hängen nun so ziemlich alle aufgespannten Storylines (samt einem Cliffhanger-Kurzauftritt von Kristen Stewart („Speak„)) orientierungslos in der Luft. Ob man sich dann wohl den Preis der Kinokarte von „Jumper 1“ anrechnen lassen kann?

Juno

Donnerstag, 27. März, 2008

Es gibt sicherlich zur Zeit einen gewissen „Juno“-Hype (nicht nur) im Web, der vielleicht auf so manchen Kinogänger schon fast wieder abschreckend wirken kann. Überall stürzt man sich auf dieses kleine Indie-Märchen, das sich auch noch so herrlich für all die Hochglanz-Entertainment-Magazine vermarkten lässt: Eine ehemalige Stripperin gewinnt den Oscar für das beste Drehbuch — solche Aufsteiger-Stories liebt Hollywood. Und Autorin Diablo Cody kostet das zur Zeit sicherlich auch genüsslich aus — es sei ihr gegönnt, sie hat es wirklich verdient.

Denn „Juno“ wird dem ganzen Hype gerecht. Ein traumhaftes Drehbuch, ein wunderbarer Film, ein abstrus-bizarrer aber perfekter Indie-Soundtrack (Ich habe anschließend tatsächlich wieder alte „The Kinks“-Platten ausgekramt) und eine sensationelle Hauptdarstellerin — soviele Superlativen verteile auch ich selten. Dabei schrillen beim ersten Überfliegen der Story gleich reihenweise die Klischee-Alarmglocken: „Eine Teenagerin wird schwanger und entscheidet sich, das Kind auszutragen“. Ziehen alleine bei diesem Satz bei durchtrainierten Film- und TV-Junkies nicht automatisch schon gleich ein gutes Dutzend typischer Hollywood-Storylines vor dem geistigen Auge vorbei? Man glaubt sich schon im Vorfeld all die Ansprachen und Reaktionen von Eltern, Freunden und sonstigen Ratgebern im Film vorstellen zu können und hat sicherlich auch schon die diversen Möglichkeiten für „Happy Ends“ im Kopf. Aber „Juno“ wäre kein „richtiger“ Indie-Film wenn er all diese „Teenage-Angst“-Erwartungshaltungen beim Zuschauer nicht überrumpeln würde.

„Juno“ ist zwar kein ein „once-in-a-generation“-Film wie es vielleicht (hoffentlich?) „Garden State“ mal sein wird, aber sicherlich einer der besten und sympathischsten Produktionen des Jahres und alle Oscar-Auszeichnungen für diesen Film sind voll berechtigt.

Dass ausgerechnet Hauptdarstellerin Ellen Page keine dieser goldenen Statuetten für „Juno“ überreicht bekam, mag man vielleicht als ungerechten Lapsus empfinden, aber wenn man sich um die zukünftige Karriere einer der an „Juno“ beteiligten Personen keine Sorgen machen muss, dann ist es die Karriere von Ellen Page. Sofern sie ihrem Stil und ihrer Rollenwahl treu bleibt, wird sie noch einige Auszeichnungen einsammeln und sicherlich in den nächsten Jahren bei Film-Produzenten und -Zuschauern gefragt sein.

Ob Diablo Cody diesen Erfolg wiederholen kann, wird sich zeigen müssen — momentan dreht sie erst mal einen Horror-Film und plant eine Pilot-Episode für die Showtime-Serie „The United States of Tara“. Vielleicht war „Juno“ ihr persönliches One-Hit-Wonder, dieses erste, unkonventionelle Werk, das auf eigenen Erlebnissen in der High-School basiert und man eventuell oftmals nur dann schreiben kann, wenn man frisch und unverbraucht in Hollywood beginnt. Aber vielleicht war das auch nicht ihr letzter Oscar.

Anders gesagt: Das hier soll eigentlich gar keine Review sein (dazu fehlt mir leider wie üblich die Zeit), sondern nur eine (zu lange) Aufforderung, diesen Film unbedingt anzuschauen. Ignoriert den Hype, macht euch selbst ein Bild!

 

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